2. Antipsychotika

Einteilung der Antipsychotika

Der wichtigste Baustein in der Therapie von Schizophrenie ist die medikamentöse Behandlung mit Antipsychotika (auch Neuroleptika genannt).

Was sind Antipsychotika und wann werden sie eingesetzt?

Antipsychotika sind (wie der Name schon verrät) Medikamente, die gegen eine Psychose wirken sollen.

Antipsychotika werden eingesetzt:

  • Bei der Behandlung von Psychosen
  • Beim Ordnen der Gedanken für ein klareres Bewusstsein
  • Gegen Halluzinationen und Wahnsymptome.

Neuroleptika – Antipsychotika

Neuroleptika ist ein anderes Wort für Antipsychotika, sie sind also gleich. Früher wurde der Begriff Neuroleptika häufiger verwendet, mittlerweile aber werden die Medikamente bei Schizophrenie eigentlich nur noch Antipsychotika genannt.

Welche Antipsychotika werden heute verwendet?

Während der 1950er Jahre wurden die Antipsychotika durch einen Zufallsfund entdeckt und entwickelt. In der ersten Generation traten starke Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen auf. Die zweite Generation der Antipsychotika weist einige positive Aspekte auf:

  • Bessere Verträglichkeit
  • Starke Wirkung auf Begleitsymptome (Depression, soziale Phobien etc.).
  • Antipsychotika machen nicht abhängig: Eine häufige Angst ist, dass Antipsychotika abhängig machen können. Diese Angst ist aber unbegründet: Antipsychotika haben kein Abhängigkeitspotential.
  • Rückfälle vermeiden: Zahlreiche Studien bestätigen, dass bei regelmäßiger und andauernder Einnahme von Antipsychotika das Risiko für einen Rückfall stark reduziert ist.

Wann werden Antipsychotika der ersten Generation verschrieben?

Aufgrund der stärkeren Nebenwirkungen und des engeren Wirkungsprofils (weniger Symptome können behandelt werden) werden Antipsychotika der ersten Generation eingesetzt:

  • Bei PatientInnen mit schweren psychiatrischen Symptomen und/oder
  • bei PatientInnen, die nicht zufriedenstellend auf eine Therapie mit Antipsychotika der zweiten Generation reagieren.

Absetzerscheinungen

Beim Absetzten von Antipsychotika können Absetzerscheinungen auftreten, z.B. Schwindel, Übelkeit oder Schlaflosigkeit. Diese werden oft als Entzugssymptome interpretiert, weshalb fälschlicherweise angenommen wird, dass Antipsychotika abhängig machen.

Einsatz von Antipsychotika bei Schizophrenie

Antipsychotika können in unterschiedlicher Form und Dosierung gegeben werden.

Wie erfolgt die Behandlung mit Antipsychotika?

Antipsychotika können in:

  • Tablettenform („oral“) oder als
  • Depotspritzen

verabreicht werden.

Der Inhalt der Depotspritzen wird in einem regelmäßigen Abstand (meist monatlich oder dreimonatlich) gespritzt.

Wann werden Depotspritzen bevorzugt eingesetzt?

Manchen Schizophrenie-Erkrankten ist vor allem zu Beginn die Schwere ihrer Krankheit nicht bewusst. Sie sind nicht bereit regelmäßig ein Medikament einzunehmen. In diesen Fällen können Depotspritzen helfen.

Vorteile von Depotspritzen:

  • Keine tägliche Einnahme wie bei Tabletten erforderlich
  • Kontinuierlicher Medikamentenspiegel im Blut (andauernde Wirkung)
  • Weniger Rückfälle

Welche Nachteile haben Depotspritzen?

  • Verträglichkeit testen: Da mit einer Spritze die Dosis eines längeren Zeitraums (meist ein Monat) verabreicht wird, muss bereits zu Beginn der Therapie klar sein, ob das Medikament von der Patientin/vom Patienten gut vertragen wird.
  • Dosisanpassungen erschwert möglich.

Wie läuft der Beginn mit Depotspritzen ab?

Zu Beginn wird das Antipsychotikum in Tablettenform eingenommen, um die Verträglichkeit und Dosis zu testen. Danach wird auf Depotspritzen umgestellt. Die Dosis der Tabletten wird schrittweise reduziert. Natürlich lässt sich auch von Depotspritzen auf Tabletten wechseln.

Kann ich die Medikamente absetzen, wenn ich mich besser fühle?

Verständlicherweise möchten PatientInnen die Medikamente auch wieder absetzen, vor allem wenn sie sich besser fühlen. Allerdings besteht dann ein deutlich höheres Rückfallrisiko. Generell wird empfohlen mindestens ein halbes Jahr nach Einsetzen von Besserung das Medikament weiterzunehmen. Danach kann in enger Absprache mit der Psychiaterin/dem Psychiater ein langsames Absetzen des Medikaments angedacht werden.

Was ist aus wissenschaftlicher Sicht die beste Therapie bei Schizophrenie?

Generell gilt: Antipsychotika sind in der Behandlung einer Schizophrenie unumgänglich. In zahlreichen Studien werden unterschiedliche Antipsychotika und deren Wirkungen verglichen. Am Ende ist es von der Patientin/vom Patienten abhängig, welches Medikament am besten wirkt. Psychotherapie, Soziotherapie, Psychoedukation etc. dienen als begleitende Therapien.

Nebenwirkungen bei Antipsychotika

Wie jedes Medikament haben auch Antipsychotika Nebenwirkungen. Diese werden mit Ihnen genau abgesprochen.

Welche unterschiedlichen Nebenwirkungen können Antipsychotika haben?

Nebenwirkungen unterscheiden sich stark vom jeweiligen Medikament.

Mögliche Nebenwirkungen von Antipsychotika sind:

  • Gewichtszunahme
  • Bewegungsstörungen (vor allem bei der ersten Generation)
  • Sexuelle Funktionsstörungen
  • Zyklusveränderungen etc.

Außerdem können Nebenwirkungen je nach PatientIn in unterschiedlicher Stärke auftreten. Sprechen Sie also offen mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt über mögliche Beschwerden. Gegebenenfalls ist ein Medikamentenwechsel oder eine Dosisanpassung notwendig.

Bei welchen Beschwerden sollte ich mich an meine Ärztin/meinen Arzt wenden?

Treten Nebenwirkungen relativ plötzlich auf, ist es wichtig diese mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt zu besprechen. Achten Sie auch besonders auf plötzliche Symptome, wenn Sie neben Ihrer Antipsychotika-Therapie andere Medikamente anfangen einzunehmen.

Was kann ich selbst bei Nebenwirkungen tun?

Der Gewichtszunahme als bekannter Nebenwirkung ist beispielsweise nur begrenzt entgegenzuwirken. Regelmäßige Bewegung und der Blick auf Kalorien und gesunde Ernährung sind sicherlich Möglichkeiten. Leiden Sie verstärkt unter dem jeweiligen Symptom, sollte ein Medikamentenwechsel angedacht werden. Dies erfolgt in Absprache mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.

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Geprüft Dr. Jens Mersch: Stand 25.01.2022 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.