3. Risikofaktoren und Verlauf einer Spastik

Welche Faktoren erhöhen das Risiko für die Entstehung einer Spastik?

Der wichtigste Faktor ist der Grad der Schädigung im zentralen Nervensystem. Nicht nur die Ausdehnung im Gehirn, sondern auch der betroffene Bereich spielen hierbei eine Rolle. Sind Bereiche des Gehirns betroffen, die für bewusste Bewegung zuständig sind, ist das Risiko einer Spastik höher. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Allgemeiner Gesundheitszustand der Betroffenen: beeinflusst das Ausmaß der Einschränkung bei der Alltagsbewältigung
  • Sensibilitätsstörungen: fehlendes Berührungsempfinden in betroffenen Körperteilen

Was kann ich tun, um das Risiko für eine Spastik nach Schlaganfall gering zu halten?

Um zu vermeiden, dass sich Ihr Gesundheitszustand nach einem Schlaganfall verschlechtert, können Sie selbst unter ärztlicher/physiotherapeutischer Betreuung verschiedene Maßnahmen ergreifen. Diese verbessern Ihre Lebensqualität und verhindern Folgeschäden.

  • Viel Bewegung: gesunde und natürliche Bewegungsabläufe verhindern das Entstehen von Muskelversteifungen
  • Richtige Lagerung des von Spastik betroffenen Körperteils
  • Physikalische Maßnahmen (zum Beispiel Kälte-/Wärmeanwendung, Massagen)
  • Vorbeugende Medikamente

Wie ist der Verlauf der Spastik nach einem Schlaganfall?

  1. Typischerweise nehmen Betroffene anfangs nur eine leichte Erhöhung der Muskelanspannung wahr.
  2. Im weiteren Verlauf nimmt diese Anspannung zu.
  3. Dies schreitet so lange fort, bis irgendwann Bewegungen nur eingeschränkt möglich sind. Es kommt zu einem Verharren der Arme und Beine in einer bestimmten Stellung. Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit kann eine Verminderung der Lebensqualität bedeuten.
  4. Ohne eine unterstützende Therapie kann es im weiteren Verlauf zu Verwachsungen, Hautschäden und Schmerzen kommen. Betroffene können pflegebedürftig werden und ihre Selbstständigkeit verlieren. Die fehlende Bewegung führt zu noch mehr Spastizität und Kontrakturen.

Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie eine beginnende Spastizität von Anfang an ärztlich begleiten und behandeln lassen. Auf diese Weise schöpfen Sie das Maximum an Bewegungsfreiheit und Lebensqualität mit Ihrer Erkrankung aus. Sie verhindern die Entstehung von Folgeschäden und erhalten Ihre Selbstständigkeit in der Alltagsbewältigung.

Was kann ich tun, um meine betroffenen Muskeln besser bewegen zu können?

Sie können überall Ihre Beweglichkeit verbessern oder versuchen akute Spastiken zu lösen. Dazu gibt es verschiedene Übungen, die auch zu Hause durchgeführt werden können. Regelmäßiges Training lindert die Beschwerden und stärkt die eigene Körperwahrnehmung. Achten Sie trotz allem immer auf ausreichende Ruhepausen für den Körper!

Übungsbeispiele

  • Schulter- und Armmuskulatur: Setzen Sie sich auf einen Stuhl oder stellen Sie sich mit den Füßen schulterbreit auseinander hin. Legen Sie Ihre Arme seitlich an den Körper. Nun heben Sie die Arme seitlich bis auf Schulterhöhe und senken Sie langsam wieder ab.
  • Spastik in der Hand lösen: Massieren Sie mit der gesunden Hand die verkrampfte Hand. Versuchen Sie durch Massieren der Handinnenfläche der betroffenen Hand die Verspannung zu lösen. Nun können Sie versuchen die Finger der betroffenen Hand langsam zu spreizen.
  • Rücken und Beine: Legen Sie sich auf den Rücken und winkeln Sie Ihre Beine an. Die Arme können Sie entweder seitlich neben den Körper legen oder auf Schulterhöhe ausstrecken. Nun lassen Sie langsam Ihre Beine abwechselnd nach links und rechts fallen. So dehnen Sie Ihre untere Rumpfmuskulatur.

Kann sich die Spastik nach einem Schlaganfall von selbst wieder zurückbilden?

Eine Spastizität muss behandelt werden. Sie kann sich eventuell leicht zurückbilden, sobald sich die bewusst gesteuerte Muskulatur erholt. Schwere Lähmungen bilden sich in der Regel nicht mehr zurück. Hier gibt es operative Verfahren, um beispielsweise den Nerv vom Muskel zu trennen, um die Spastik zu lösen.

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Geprüft Prof. PD Dr. Gottfried Kranz: Stand Okt 2022 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.