7. Rückenmarkstimulation (SCS) bei chronischem Schmerz

Was versteht man unter Neuromodulation als Überbegriff für Verfahren, wie beispielsweise die Rückenmarksstimulation?

Neuromodulation beschreibt ein Verfahren, bei dem über eine elektrische Stimulation schmerzhemmende Nerven aktiviert werden und die Weiterleitung von Schmerzsignalen gehemmt wird. Hierfür werden Elektroden in einen bestimmten Bereich in der Nähe des Rückenmark implantiert und mit einem Aggregat unter der Haut verbunden. Durch die Impulse der Elektroden wird die Weiterleitung von Schmerzen über die Nerven gehemmt und die Schmerzen reduziert.

Die aufladbaren Modulatoren halten mindestens 12 und maximal 25 Jahre. Die nicht-aufladbaren Modulatoren müssen nach ca. 5 Jahren ausgetauscht werden.

Bei welchen Formen von chronischen Schmerzen kann die Rückenmarkstimulation eingesetzt werden und wann ist sie besonders geeignet?

Bei einer Rückenmarksstimulation, auch SCS genannt, wird eine Elektrode in den Epiduralraum eingebracht. Diese soll dort durch Stimulation chronische Rückenschmerzen lindern. Wann diese Methode eingesetzt wird, ist jedoch sehr unterschiedlich. Dies wird Ihr:e Ärzt:in mit Ihnen besprechen. Krankheitsbilder, bei denen diese Methode häufig zum Einsatz kommt, sind:

  • Chronische Rückenschmerzen nach einer Rückenoperation
  • Chronische Rückenschmerzen durch Gefäßverschlüsse

Was ist der Epiduralraum?

Zwischen der Haut und dem Spinalkanal, in dem das Rückenmark läuft, gibt es verschiedene Spalträume. Einer davon ist der Epiduralraum. In diesem befinden sich hauptsächlich Fettgewebe und Blutgefäße. Er schützt und stützt das sensible Rückenmark des Menschen vor äußeren Einflüssen.

Wie läuft der Eingriff für die Rückenmarkstimulation ab?

Für die Rückenmarksstimulation ist es notwendig, dass Elektroden unter der Haut eingesetzt werden. Hierfür müssen Sie stationär ins Krankenhaus aufgenommen werden.

Vor der Aufnahme im Krankenhaus erfolgen Untersuchungen, wie eine Blutuntersuchung, psychologische Tests und die Untersuchung der Beweglichkeit. Dies ist wichtig, damit Ihr:e Ärzt:in einschätzen kann, ob Sie für diese Operation geeignet sind. Am Tag der Operation müssen Sie nüchtern erscheinen. Die bedeutet, dass Sie Ihre letzte Mahlzeit am Abend vor der Operation einnehmen und am Tag der Operation nicht mehr essen, trinken oder rauchen dürfen.

Die Operation findet in den meisten Fällen unter lokaler Betäubung statt. Der Bereich, in dem operiert wird, wird somit weitläufig betäubt, sodass Sie während des Eingriffs keine Schmerzen verspüren. Unter Röntgenkontrolle werden die Elektrode am Rückenmark platziert. Schon während der Operation wird getestet, ob Sie bei der Stimulation einen schmerzlindernden Effekt verspüren. Vorerst wird außerhalb des Körpers ein Teststimulator angeschlossen, mit dem Sie die Wirksamkeit im Alltag für etwa 2 Wochen testen können. Während dieser Zeit ist eine gute Wundpflege sehr wichtig. Falls Sie hierunter eine Schmerzlinderung verspüren, wird der Neurostimulator in einer weiteren kleinen Operation fest installiert. Nach der Operation werden in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen durchgeführt, bei denen die Wirksamkeit der Rückenmarksstimulation überprüft wird. Damit bei Ihnen der bestmögliche Erfolg erzielt werden kann, ist es sehr wichtig, dass Sie die Kontrolluntersuchungen regelmäßig wahrnehmen.

Wie kann ich die Stimulation selbst steuern?

Nach der Implantation werden Ihr:e Ärzt:innen Ihnen die Funktionsweise der Rückenmarkstimulation ausführlich erklären. Die modernen Stimulationsgeräte sind bereits voreingestellt, dass diese Ihre Körperposition und ihre Tätigkeit erfassen. Anhand dieser wird die Stärke der Stimulation automatisch angepasst. Darüber hinaus können Sie bei starken Schmerzen über eine Fernbedienung die Stimulation erhöhen, sodass auch sehr starke Schmerzen schnell gelindert werden können.

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Geprüft: Ao. Univ. Prof.in Dr.in Sabine Sator: Stand März 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
(Zirkardianer Rhythmus )
Biologisches Phänomen, das in einem Rhythmus von ungefähr 24-Stunden bestimmte körperliche Funktionen beeinflusst.  Ein Beispiel ist der Schlaf-Wach-Zyklus durch die Freisetzung des Schlafhormons.
Aggregat
Das Aggregat ist das Kernstück der Rückenmarkstimulation. Von diesem werden die Elektroden im Epiduralraum gesteuert.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Eiweiße
Eiweiße, auch bekannt als Proteine, sind Makromoleküle, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Aufbau und der Funktion von Zellen und Geweben im Körper.
Elektroden
Eine Elektrode ist ein elektrisch leitendes Objekt. Diese kann sowohl außerhalb des Körpers angebracht werden, wie beim EKG, oder im Körper.
Epiduralraum
Der Epiduralraum liegt zwischen der Knochenhaut des knöchernen Wirbelkanals der Wirbelsäule und der dicken Bindegewebshaut, welche das Rückenmark umfasst. Im Epiduralraum befindet sich hauptsächlich Fettgewebe und Blutgefäße, die das Rückenmark schützen und versorgen.
stationär
Vor oder nach der Behandlung befindet sich die Patientin/der Patient mindestens eine Nacht im Krankenhaus.