Vorhofflimmern früh erkennen
Je früher Vorhofflimmern erkannt wird, desto eher können gefährliche Folgen, wie ein Schlaganfall, erfolgreich verhindert werden. Doch wie erkennt man Vorhofflimmern frühzeitig?
Erste Anzeichen von Vorhofflimmern erkennen
Die Symptome von Vorhofflimmern können zunächst sehr unauffällig sein und vereinzelt auftreten. Oft beginnt das Vorhofflimmern nachts oder in Ruhe, beispielsweise wenn Sie abends entspannt auf der Couch sitzen.
Vorhofflimmern kann sich aber auch indirekt bemerkbar machen. Wenn Sie untertags müde sind oder einen Leistungsknick bemerken, unter Atemnot leiden oder auch ohne jegliche körperliche Anstrengung einen schnellen Herzschlag spüren, können dies erste Anzeichen von Vorhofflimmern sein.
Die Anzeichen von Vorhofflimmern beobachten
Das deutlichste und gut überwachbare Anzeichen ist der schnelle unrhythmische Herzschlag. Sie können Ihren Puls selbst messen. Darüber hinaus gibt es technische Geräte wie spezielle Blutdruckmessgeräte oder Smart Watches, die das Vorhofflimmern anzeigen können.
Richtig Puls messen
Sie können Ihren Puls messen, indem Sie mit Zeigefinger und Mittelfinger der einen Hand an die Innenseite des anderen Handgelenks tasten. Der Puls ist in der Nähe des Daumenballens besonders gut spürbar. Wenn Sie unregelmäßige Schläge spüren, kann dies ein gut erkennbares Zeichen für Vorhofflimmern sein.
ÄrztInnen aufsuchen
Da Vorhofflimmern ein erhöhtes Schlaganfallrisiko bedeutet, ist es wichtig, die Anzeichen früh ärztlich abklären zu lassen. Wenn Sie einen unregelmäßigen und schnellen Puls oder oben beschriebene Beschwerden bei sich bemerkt haben, sprechen Sie bitte rasch mit einer Ärztin/einem Arzt. Ihre Hausarzt/Ihre Hausärztin oder eine/n InternistIn helfen Ihnen bei der weiteren Diagnostik.
Mir wurde schwindelig, Herzrasen, unregelmäßiger und chaotischer Puls und Schwächegefühl. Ich hatte auch Schmerzen in der Brust, die aber anders waren irgendwie. Meine Pulsuhr hat dann auch Vorhofflimmern angezeigt. Meinem Mann ist auch aufgefallen, dass es mir nicht gut ging… Das Gefühl ist unangenehm. Innerlich total unruhig und richtig schwach. Das Herz schlägt spürbar und das ist anfangs beängstigend. Vor allem der sehr schnelle Puls und dann plötzlich wieder sehr niedrig.
Tanja
Betroffene
Symptome von Vorhofflimmern
Die Symptome von Vorhofflimmern sind vielfältig und können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Nicht alle PatientInnen verspüren jedes der hier beschriebenen Symptome. Doch auch einzelne Symptome können ein Hinweis auf Vorhofflimmern sein und sollten daher ärztlich abgeklärt werden.
Anzeichen von Vorhofflimmern erkennen
Vorhofflimmern kann anfangs zunächst unbemerkt auftreten oder nur schwache Symptome hervorrufen. Häufiger jedoch macht sich die Rhythmusstörung des Herzens durch spürbare Symptome bemerkbar.
- Schneller, unrhythmischer Puls: Durch die unkoordinierte Herzaktivität kommt es zu unregelmäßigen und mitunter besonders schnellen Herzschlägen. Wie bereits unter „Vorhofflimmern früh erkennen“ beschrieben, kann man diesen schnellen unrhythmischen Puls selbst tasten oder mit medizinischen Geräten aufzeichnen.
- Atemnot und Leistungsknick: Durch die unregelmäßigen Schläge wird der Auswurf aus dem Herzen, also das Blut, welches in den Körperkreislauf gelangt, weniger effizient. Dem Herzen fehlt die Zeit, das Blut vollständig von einer Kammer in die nächste zu transportieren. Da das Blut den Sauerstoff in unserem Körper transportiert, dieser Transport durch das Vorhofflimmern aber eingeschränkt ist, kommt es zu Symptomen wie Atemnot. PatientInnen sind auch ohne körperliche Anstrengung schneller aus der Puste und bemerken einen Leistungsknick.
- Schwindel, Übelkeit und Schweißausbrüche: Mit jedem Herzschlag gelangt auch Blut in unser Gehirn. Wenn die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff unzureichend ist, kann Schwindel auftreten. Der Schwindel kann von Übelkeit und Schweißausbrüchen begleitet sein. Im schlimmsten Fall kann es zu Ohnmachtsanfällen (Bewusstseinsverlust/Synkopen) kommen.
- Herzstolpern: PatientInnen beschreiben oft, dass sie ihr Herz stolpern fühlen. Diese sogenannten „Palpitationen“ können ein Hinweis für unrhythmische Herzschläge sein.
Dauer der Symptome
Die Dauer des Vorhofflimmers kann unterschiedlich sein, zwischen wenigen Stunden und mehreren Tagen bis hin zu Monaten und Jahren.
- Paroxysmales Vorhofflimmern:Das sogenannte paroxysmale Vorhofflimmern hält maximal wenige Tage an und hört von allein wieder auf.
- Persistierendes Vorhofflimmern: Beim persistierenden Vorhofflimmern springt das Herz nicht von selbst in den gesunden Sinusrhythmus zurück. Hier braucht es ärztliches Zutun, wie eine Behandlung mit Medikamenten oder eine Kardioversion.
- Permanentes Vorhofflimmern: Hier besteht Vorhofflimmern dauerhaft. Ein Sinusrhythmus kann nicht mehr hergestellt werden und das Vorhofflimmern ist als Rhythmus „akzeptiert“.
Die Behandlungsoptionen des Vorhofflimmerns werden in dem Kurs „Behandlung von Vorhofflimmern“ ausführlich besprochen.
Ich merke immer kurz vorher schon, dass „es“ anfängt. Fühlt sich an, wie wenn der Herzschlag „sich aushängt“. Manchmal wenn ich schnell genug aufspringe oder ganz schnell aufstehe, „springt“ der Herzschlag gleich wieder rein. Wenn nicht, dann kann es schon mal 24 Stunden dauern, bis ich wieder im Takt laufe. Es fühlt sich an wie ein Zappeln im Herz. Und das dauerhaft. Außerdem habe ich dann immer einen extremen Harndrang und scheide extrem viel Wasser aus.
Clarissa
Betroffene
Umgang mit Symptomen bei Vorhofflimmern
Der Umgang mit Symptomen unterscheidet sich danach, wie stark diese ausgeprägt sind. Einen milden Verlauf können Sie selbst unter Kontrolle bringen und „aussitzen“. Bei schwerer Symptomatik sollten Sie jedoch unbedingt ärztliche Hilfe holen.
Erste Maßnahmen
Für den Fall, dass Sie akut Vorhofflimmern verspüren, und dieses von Schwindel oder Atemnot begleitet ist, sollten Sie sich Hinsetzen oder wenn möglich Hinlegen. Denn durch den Schwindel steigt das Sturzrisiko. Indem Sie schnell reagieren, können Sie das Verletzungsrisiko minimieren und im Ruhezustand die Besserung der Symptome abwarten, die Episode des Vorhofflimmerns also „aussitzen“. Zusätzlich können Sie versuchen, das Vorhofflimmern durch folgende Manöver zu beenden:
- Halten Sie die Luft an (Mund und Nase geschlossen) und versuchen Sie währenddessen auszuatmen. Durch den erhöhten Druck wird der Vagusnerv stimuliert und die Leitung elektrischer Signale im Herzen verlangsamt.
- Trinken Sie ein Glas Wasser zügig und in großen Schlucken aus. Besonders gut funktioniert kohlensäurereiches kaltes Wasser.
- Legen Sie sich hin und fühlen Sie mit zwei Fingern den Puls an Ihrer Halsschlagader. Massieren Sie diesen Bereich leicht mit zwei Fingern, immer nur auf einer Seite des Halses. Die „Karotissinusmassage“ kann den Herzschlag verlangsamen.
Was sollte ich im Notfall tun?
Falls die Symptome stark sind und anhalten oder Sie sich nachhaltig unwohl und wackelig fühlen, sollten Sie unbedingt Hilfe holen. Da es bei Vorhofflimmern auch zum Kollaps und zur Bewusstlosigkeit kommen kann, brauchen Sie unbedingt eine Begleitung in ein nahegelegenes Krankenhaus. Dazu können Sie Angehörige bitten oder den Rettungsdienst verständigen. Bei schwerer Symptomatik sollten Sie keinesfalls allein unterwegs sein.
Wichtig ist: Wenn ihr unsicher seid, geht zum Arzt oder ruft an. Ihr könnt auch 112 wählen oder in die Notaufnahme, um abzuklären, ob alles in Ordnung ist.
Tanja
Betroffene
Medikamentöse Einstellung der Symptome
Eine Kontrolle der Symptome ist auch durch Medikamente erzielbar.
Herzfrequenz:Sie können Medikamente einnehmen, die Ihre Herzfrequenz senken, beispielsweise sogenannte Betablocker. Durch die Verlangsamung des Herzschlags werden Symptome wie das Herzstolpern und der Schwindel häufig besser. Der Rhythmus des Herzens, das Vorhofflimmern selbst, wird dadurch jedoch nicht verändert.
Herzrhythmus: Einige Medikamente, beispielsweise Amiodaron, können dem Herzen helfen, den Sinusrhythmus wiederherzustellen. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt auch die Möglichkeit einer Bedarfsmedikation, einer sogenannten „pill in the pocket“, welche Sie im Falle eines akuten Vorhofflimmers gegebenenfalls einnehmen können. Hier hilft die Tablette dem Herzen, in den normalen Sinusrhythmus „zurückzuspringen“.
Die Medikamente werden im Kurs „Behandlung von Vorhofflimmern“ genauer besprochen.
Das Herz beruhigen
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass klassische Musik das Herz beruhigen kann. Bereits nach 10 Sekunden Hören von klassischer Musik sinken Herzfrequenz und Blutdruck.
Während des Vorhofflimmerns bin ich nicht in der Lage, normal am Alltag teilzunehmen. Ich kann dann weder arbeiten noch andere Dinge tun. In den Phasen des Vorhofflimmerns bin ich „außer Gefecht“ gesetzt. … Meist lege ich mich hin und ruhe mich aus. Allerdings kann ich dabei auch nicht schlafen. Körperliche Aktivität verschlimmert bei mir die Lage, sodass mir meist nichts anderes übrigbleibt, als abzuwarten bis es vorbei ist. Zwischendurch stehe ich immer mal wieder auf und teste, ob der Rhythmus wieder „reinspringt“. Auch das merke ich sofort, wenn es passiert.
Clarissa
Betroffene
Geprüft Mag. Dr. Lukas Fiedler: Stand Juli 2022 | PP-ELI-AUT-0819/07.2022 | CV-AT-2200002, 06/2022 | Quellen und Bildnachweis