1. Vorhofflimmern einfach erklärt

Das Herz

Beim Vorhofflimmern schlägt das Herz unregelmäßig. Um die Erkrankung verstehen zu können, betrachten wir zunächst ein gesundes Herz, dessen Aufbau, Funktion und Rhythmus.

Der Aufbau des Herzens

Das menschliche Herz besteht aus vier Kammern und vier Herzklappen, die dafür sorgen, dass das Blut in die richtige Richtung transportiert wird. Zwei dieser Kammern werden als Vorhöfe bezeichnet, zwei als (Haupt-)Kammern/Ventrikel. Das Herz funktioniert wie eine Pumpe, die den gesamten Körper und alle Organe mit sauerstoffreichem Blut versorgt.

Herzrhythmus

Ein normaler, gesunder Herzrhythmus wird als Sinusrhythmus bezeichnet. Namensgebend ist dabei der sogenannte Sinusknoten, dieser ist der Taktgeber des Herzens. Der Sinusknoten, eine bestimmte Gewebestruktur im Vorhof, sendet ein Signal, welches erst zum Zusammenziehen der Vorhöfe und danach zum Zusammenziehen der Hauptkammern des Herzens führt. So wird das Blut zunächst von den Vorhöfen in die Hauptkammern weiterbefördert und gelangt anschließend weiter in den großen Blutkreislauf zu allen Organen.

Herzfrequenz

Die Herzfrequenz beschreibt, wie oft das Herz in einer Minute schlägt. Sie richtet sich nach dem Bedarf des Körpers: Bei Anstrengung und Sport steigt die Herzfrequenz, sodass mehr Blut zu den Muskeln, zum Gehirn und anderen Organen gelangen kann. Außerdem ist sie abhängig vom Alter. So haben Kinder einen schnelleren Herzschlag als Erwachsene.

In Ruhe beträgt die Herzfrequenz beim herzgesunden Erwachsenen circa 50 bis 100 Schläge pro Minute, bei starker Belastung kann sie bis auf 190 Schläge pro Minute steigen.

Wie oft schlägt das Herz?

Wenn das menschliche Herz 70-mal pro Minute schlägt, sind das über 100.000 Schläge am Tag.

Vorhofflimmern

Während ein gesundes Herz dem Taktgeber folgt und so eine effiziente Pumpleistung erreicht, kommt es beim Vorhofflimmern zu chaotischen, unregelmäßigen Abfolgen im Herzen.

Das Herz schlägt außer Takt

Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung des Herzens. Spezielle Zellen im Herz erzeugen elektrische Impulse. Durch die Weiterleitung des elektrischen Signals an die Herzmuskelzellen kommt es zum Herzschlag. Beim Vorhofflimmern bringen Extraschläge den natürlichen Rhythmus des Herzens durcheinander. Der Takt wird hier nicht mehr – wie beim gesunden Herzrhythmus – vom Sinusknoten vorgegeben, sondern durch Extraschläge aus der Umgebung gestört. Daraus resultiert eine unrhythmische, also chaotische Kontraktion des Herzmuskels.

Das Herz schlägt weniger effizient

Das Chaos im Herzrhythmus führt dazu, dass die sonst so fein getaktete Abfolge im Herzen durcheinandergerät. Das Herz schlägt sehr schnell. Die Kammern haben nicht mehr genug Zeit gefüllt zu werden und das Blut vollständig in die nächste Kammer zu befördern. Die Pumpleistung des Herzens erfolgt weniger effizient und wird mangelhaft. PatientInnen können dies durch Symptome bemerken. Die Symptome werden in Lektion 3 Symptome und Früherkennung von Vorhofflimmern näher besprochen.

Verlauf und mögliche Folgen von Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist in der Regel gut behandelbar, besonders wenn es früh erkannt wird. Durch die Behandlung können gefährliche Folgen, wie beispielsweise ein Schlaganfall, verhindert werden.

Gut behandelbar, wenn früh erkannt

Vorhofflimmern ist eine häufige Erkrankung, die durch verschiedene therapeutische Verfahren gut behandelt werden kann. Eine frühe Erkennung erhöht die Chance des Behandlungserfolgs und kann dadurch das Risiko eines Schlaganfalls verringern.

Verlauf von Vorhofflimmern

  • Paroxysmales Vorhofflimmern: Vorhofflimmern kann zu Beginn spontan und vereinzelt auftreten. Das Vorhofflimmern hält dann nur maximal wenige Tage an und hört von selbst wieder auf.
  • Persistierendes Vorhofflimmern: Die Episoden, in denen das Vorhofflimmern auftritt, können im Krankheitsverlauf länger und häufiger werden und enden möglicherweise nicht mehr von selbst. Hier kann der normale Herzrhythmus nur durch eine Behandlung wieder hergestellt werden.
  • Permanentes Vorhofflimmern: Das Vorhofflimmern besteht länger und dauerhaft. Es ist als Rhythmus „akzeptiert“.

Risiko eines Schlaganfalls bei Vorhofflimmern

Eine mögliche Folge von Vorhofflimmern ist der Schlaganfall. Durch die unregelmäßige Herzaktivität können sich kleine Blutklumpen im Herzen bilden. Wenn diese in den Blutstrom geraten, können sie in verschiedenen Organen kleine Blutgefäße verstopfen und dadurch großen Schaden verursachen. So können solche sogenannten „Thromben“ auch ins Gehirn gelangen und dort einen Schlaganfall auslösen, der im schlimmsten Fall tödlich enden kann.

Herzschwäche und Vorhofflimmern

PatientInnen mit einer Herzschwäche, einer sogenannten Herzinsuffizienz, können häufiger ein Vorhofflimmern entwickeln. Die beiden Erkrankungen begünstigen sich gegenseitig. Grund dafür ist, dass ein schwaches Herz geweitet, also gedehnt sein kann oder Veränderungen im Herzmuskel aufweist, die zu einer gestörten Erregung führen können.

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Geprüft Mag. Dr. Lukas Fiedler: Stand Juli 2022 | PP-ELI-AUT-0819/07.2022 | CV-AT-2200002, 06/2022 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.