5. Prognose bei MDS

Prognosegruppen bei MDS

Die Prognosegruppe wird bei einem Myelodysplastischen Syndrom (MDS) anhand von individuellen Risikofaktoren bestimmt. Die Prognosegruppe ist wichtig, um geeignete Behandlungsmethoden zu wählen.

Was bedeuten die Untergruppen des MDS für meine Prognose?

Selbst innerhalb einer Untergruppe des MDS können sich Einzelprognosen stark voneinander unterscheiden. Das internationale prognostische Scoring System (IPSSR) berechnet für einzelne MDS-PatientInnen eine Prognose. Es werden 5 Prognose-/Risikogruppen unterschieden (sehr hoch/ hoch/ mittel/ gering/ sehr gering). Mehr Informationen zu den Untergruppen des MDS erhalten Sie in Lektion 2 „Ursachen und Klassifikation von MDS“, „Klassifikation von MDS“.

Für praktische Therapieentscheidungen werden PatientInnen vereinfacht in Hochrisiko-MDS und Niedrigrisiko-MDS eingeteilt.

Wie unterscheidet sich die Prognose bei Hochrisiko- und Niedrigrisiko-MDS?

Die Lebenserwartung ohne Behandlung variiert zwischen Monaten und Jahren – abhängig von der Risikogruppe. Bei Hochrisiko ist oft ein rascher Therapiebeginn notwendig, bei Niedrigrisiko kann zugewartet werden und der Verlauf beobachtet werden. Neben der Einschätzung zum Diagnosezeitpunkt gibt die Verlaufsbeobachtung Hinweise auf die weitere Zukunft.

Je nach aktueller Untergruppe und Prognosegruppe sollten Betroffene angepasst behandelt werden. Bei Therapieansprechen bessert sich die Prognose. Wird eine Behandlung rasch aufgenommen, kommt es manchmal zum Wechsel in eine günstigere Risikogruppe.

Wie kann sich mein Gesundheitszustand im Verlauf verändern?

Niedrigrisiko-PatientInnen erleben oft schwankende Krankheitsphasen. Hochrisiko-PatientInnen erleben häufiger rasche Verschlechterungen und Übergänge in eine akute myeloische Leukämie (AML, mehr dazu bei den möglichen Langzeitfolgen der MDS). Mögliche Verläufe sind:

  • PatientInnen beginnen und bleiben bei einer Niedrigrisiko-MDS.
  • PatientInnen beginnen und bleiben bei einer Hochrisiko-MDS.
  • PatientInnen mit Niedrigrisiko-MDS erleben einen Übergang zu Hochrisiko-MDS.

Langzeitfolgen von MDS

Die akute myeloische Leukämie (abgekürzt AML) ist eine häufige Folge von Hochrisiko-MDS. Organschäden und Infektionen können ebenfalls Folgen der MDS sein.

Das Risiko eine akute myeloische Leukämie (AML) zu entwickeln

Die akute myeloische Leukämie ist eine Fortsetzung und Verschlechterung des Hochrisiko-MDS. Das Risiko lässt sich mit Hilfe des internationalen prognostischen Scoring Systems (IPSSR) berechnen. Studien haben gezeigt, dass Niedrigrisiko-PatientInnen sehr selten und Hochrisiko-PatientInnen häufiger eine akute myeloische Leukämie entwickeln.

Ab wann spricht man von Leukämie?

Von einer Leukämie spricht man, wenn mindestens 20 % der Knochenmarkzellen in ihrer Entwicklung gestört und daher nicht voll funktionstüchtig sind. Bei MDS liegt dieser Prozentanteil fallweise nur wenig niedriger.

Der Übergang ist schleichend. Auffällig werden zunächst sinkende Blutplättchen- und Blutkörperchenzahlen im Blut. Diese führen z.B. zu Müdigkeit, Leistungsabfall, vermehrten Blutungen und Wundheilungsstörungen. Die Beschwerden verstärken sich nach und nach. Erst eine Knochenmarkpunktion kann die Diagnose sichern.

Andere mögliche Langzeitfolgen der MDS

MDS betrifft über die Veränderungen der Blutzellen den gesamten Körper. Beeinträchtigungen können durch Blutarmut, Blutgerinnungsstörungen und Infekte auftreten. Mögliche Folgen der Infektanfälligkeit können u. a. sein:

  • Lungenentzündungen
  • Pilzinfektionen
  • Pilz-Lungenentzündungen

Eisenüberladung durch die Therapie der MDS

Auch die Behandlung der Krankheit kann Folgen haben. Bluttransfusionen werden verabreicht, um die Blutarmut bei MDS zu behandeln. Ist dies sehr häufig erforderlich, kann es zu Eisenüberladung des Körpers und zu Störungen von Organen kommen. Dies kann medikamentös behandelt werden (sogenannte Eisenchelat-Therapie).

Prognose bei Behandlung

Krankheitsverlauf und Therapiebedarf sind bei MDS sehr unterschiedlich. Oft ist mit individuell angepasster Therapie gute Lebensqualität über lange Zeit möglich.

Warum ist eine frühe Erkennung einer MDS wichtig?

Niedrigrisiko-MDS erfordert oft kein dringendes Handeln. Hochrisiko-MDS kann jedoch zu lebensbedrohlichen Anämien, Infektionen, Blutungen und Leukämie führen. Eine Früherkennung erlaubt eine rasche und daher oft wirksamere Behandlung. Wenn die Behandlung früh beginnt, kann ein Übergang in eine Leukämie besser verhindert werden.

Ist MDS heilbar?

Die einzige Heilungsmöglichkeit des MDS besteht aktuell in der Knochenmarktransplantation. Diese kann Nebenwirkungen haben und belastend sein. MDS betrifft meist PatientInnen im fortgeschrittenen Alter, für die diese Therapie nicht geeignet ist. Bei jungen PatientInnen ist eine Transplantation vorgesehen, wenn sie zur Hochrisiko-Gruppe zählen. Dennoch ist die MDS gut behandelbar. Eine hohe Lebensqualität lässt sich oft über Jahre aufrechterhalten.

Regelmäßige medizinische Kontrollen bei MDS

MDS fasst eine Gruppe sehr unterschiedlicher Erkrankungen zusammen. Lassen Sie sich daher von Ihren behandelnden ÄrztInnen über die für Sie geeignete Kontrollhäufigkeit beraten. Bei Hochrisiko-MDS können durchaus mehrere Termine pro Woche, bei Niedrigrisiko-MDS einige Termine im Jahr sinnvoll sein.

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Geprüft Univ.-Prof. Dr. Michael Pfeilstöcker: Stand Juli 2021 | Quellen und Bildnachweis

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