1. Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs

Bedeutung der Brustkrebs-Arten

Wenn die Diagnose Brustkrebs gestellt wird, wird nicht einfach nur von Brustkrebs gesprochen, sondern er wird gleich genauer beschrieben. Brustkrebs ist nämlich nicht gleich Brustkrebs. Informationen zur Früherkennung von Brustkrebs finden Sie in unserer Schulung “Krebsfrüherkennung“.

Einteilung von Brustkrebs

Brustkrebs wird anhand verschiedener Merkmale eingeteilt:

  • Von welchem Teil der Brust der Krebs ursprünglich ausgeht (Drüsen, Milchgänge)
  • Wie ausgedehnt der Krebs ist (oberflächlich, ins Gewebe eindringend, …)
  • Welche besonderen Merkmale die Zellen an ihrer Oberfläche aufweisen (z.B. Andockstellen für Hormone, HER2)
  • Wie der Tumor wächst und weitere Eigenschaften (Genveränderungen, spezielle Marker, …)

Die Einteilung und damit die Benennung des Tumors erfolgt anhand der Ergebnisse verschiedener Untersuchungen. Dies wird im Befund angegeben.

Angaben im Befund

Verschiedene Untersuchungen führen zu unterschiedlichen Erkenntnissen über den Tumor, die alle wichtig sind. Für die Einordnung des Krebs sind insbesondere radiologische und pathologische Untersuchungen wichtig.

Radiologischer Befund

Radiologische Untersuchungen sind bildgebende Untersuchungen wie Ultraschall, Röntgen, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT).

Der radiologische Befund enthält Angaben über

  • Tumorgröße
  • Vermutetes Wachstum in andere Strukturen hinein
  • Vermuteten Lymphknotenbefall

Pathologischer Befund

Die pathologische Untersuchung ist die Untersuchung von Proben aus beispielsweise der Brust oder den Lymphknoten im Labor.

Auf diese Angaben im pathologischen Befund gehen wir in den folgenden Lektionen detailliert ein:

  • Invasiv oder in situ
  • Duktal, lobulär …
  • Hormonrezeptorstatus
  • Grading G1 bis G3
  • Ki-67-Status
  • HER2-Status

Bedeutung für mich

Die genaue Einordnung Ihres Brustkrebses ist wichtig für Sie: Sie erfahren mehr über die Eigenschaften Ihres individuellen Brustkrebses, über Ihre Prognose und die Besonderheiten Ihres Tumors.

Davon hängt ab, welche Therapie Ihnen empfohlen wird.

Brustkrebs-Art bestimmen

Wenn bei Ihnen der Verdacht auf Brustkrebs besteht, wird das verdächtige Gewebe untersucht. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wird auch gleich die Brustkrebs-Art bestimmt.

Probenentnahme

Bei Verdacht auf Brustkrebs stellen Sie sich in einem Brustzentrum vor. Bitte bringen Sie zu dem Termin alle Vorbefunde mit. Die SpezialistInnen dort untersuchen und beraten Sie und werden üblicherweise zu einer Probeentnahme raten. Manchmal sind zunächst auch weitere Voruntersuchungen wie ein MRT sinnvoll.

Wo? Die Probeentnahme erfolgt direkt im Brustzentrum, meist in Form einer Feinnadel- oder Stanzbiopsie.

Wie? Das heißt, dass durch die Haut mit einer Nadel mehrere Proben aus dem Brustgewebe genommen werden. Das geht schnell und eine Narkose ist hierfür nicht nötig, nur eine Lokalanästhesie, also eine örtliche Betäubung. Während der Probeentnahme wird das auffällige Gewebe zum Beispiel mittels Ultraschall dargestellt. So können Ihre ÄrztInnen sicher sein, dass die untersuchten Zellen auch aus dem verdächtigen Brustbereich stammen.

Danach? Für die Therapie ist auch die Information wichtig, ob in den Lymphknoten Tumorgewebe vorhanden ist. Daher werden häufig in einem zweiten Schritt nach der Brustbiopsie noch Lymphknoten entnommen. Da die Lymphe aus der Brust überwiegend in die Achsellymphknoten fließt, werden diese untersucht. Zur Probeentnahme kommt auch hier zum Beispiel die Feinnadelbiopsie zum Einsatz.

Keine Angst vor der Brustbiopsie

Die Brustbiopsie geht schnell, hat kaum Nebenwirkungen und bringt wichtige Informationen. Vor der Probeentnahme wird die Stelle mit einer kleinen Spritze (kleiner als oft bei der Blutentnahme) betäubt. Sie merken während der Untersuchung aber noch den Druck. Danach ist die Brust etwas druckempfindlich und es kann zu einem Bluterguss kommen. Andere Nebenwirkungen gibt es so gut wie nie. Dafür bringt die Probe wichtige Informationen über Ihren Krebs.

Untersuchung der Probe

Anschließend wird die Probe in einem spezialisierten Labor von PathologInnen untersucht. Dabei wird festgestellt, ob die Probe Krebszellen enthält und diese Zellen dann genauer untersucht (sogenannter “pathologischer Befund”).

Die Untersuchungen sind wichtig, um die optimale Therapie für Ihren Tumor auswählen zu können.

Der pathologische Tumornachweis ist beweisend

In bildgebenden Untersuchungen wird nur der Verdacht auf zum Beispiel Lymphknotenbefall geäußert. Das heißt, dass die Lymphknoten so aussehen wie sie bei Befall typischerweise aussehen. Aber dass sie wirklich befallen sind, weiß man erst, wenn in der pathologischen Untersuchung Tumorgewebe gefunden wird.

Prognose der Brustkrebs-Arten

Sie haben erfahren, wie die genaue Bezeichnung Ihres individuellen Brustkrebses ist. Jetzt fragen Sie sich, was das für Sie und Ihre Prognose bedeutet.

Einfluss der Tumorart

Hormonabhängige Tumore (Östrogen, Progesteron) haben zumeist eine sehr gute Prognose. Dies liegt unter anderem daran, dass bei Ihnen die Hormontherapie sehr gut wirkt. Diese Therapie wird unter „Therapie bei hormonabhängigem Brustkrebs“ genauer erklärt.

Bei hormonunabhängigen Tumoren hängt die Prognose von anderen Tumoreigenschaften ab. Hier sind vor allem die Ausprägung bestimmter Wachstumsfaktoren wie HER2 zu nennen. Mehr zu HER2 und zum Wachstumsmarker Ki-67 erfahren Sie im Verlauf der Schulung und unter “HER2-positiver Brustkrebs“.

Triple negative Tumore sind hormonunabhängige Tumoren, die kaum HER2 an der Zelloberfläche zeigen. Ihre Therapie ist schwieriger, aber auch für diese Tumoren gibt es Behandlungsmöglichkeiten. Mehr dazu erfahren Sie unter „Triple negativer Brustkrebs“.

Prognosetests

Prognosetests sind keine Standardtests, die bei jedem Brustkrebs gemacht werden. In speziellen Fragestellungen können Sie aber hilfreich sein. Prognosetests dienen in diesen Fällen nicht nur zum Abschätzen Ihrer Prognose, sondern helfen vor allem, wenn die Entscheidung zwischen zwei Therapiealternativen schwierig ist.

Bei den Prognosetests werden zusätzlich zu den gängigen Untersuchungen andere Faktoren untersucht, meist bestimmte Gene. Wenn die Prognosetests für die Therapieentscheidung sinnvoll sind, werden die Kosten dafür auch meist von der Krankenkasse übernommen.

Andere Faktoren mit Auswirkungen auf die Prognose

Neben der Tumorart (und eventuell dem Prognosetest) gibt es einige andere Faktoren, die entscheidend Ihre Prognose beeinflussen. Hier sind einige wichtige Faktoren beispielhaft aufgelistet:

  • Tumorausdehnung
  • Lymphknotenbefall und Metastasen
  • Bisherige Therapie
  • Ihr Alter
  • Ihre weiteren Erkrankungen

Das macht deutlich, dass Ihre Prognose nie von einem einzelnen Testergebnis alleine abhängt, sondern Sie immer als Gesamtmensch betrachtet werden müssen. In einem ärztlichen Gespräch werden die verschiedenen Faktoren berücksichtigt und Sie individuell beraten.

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Geprüft OÄin Dr.in Ursula Denison: 11.02.2022 | Quellen und Bildnachweis

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