Formen von Brustkrebs
Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs. Er wird unter anderem unterteilt nach seinem ursprünglichem Gewebe und nach seiner Ausbreitung.
Invasiver und nicht-invasiver Brustkrebs
Je nach Ausbreitung des Tumors wird invasiver und nicht-invasiver Brustkrebs unterschieden.
- Der invasive Brustkrebs durchbricht eine Schranke, die normalerweise zwischen Milchgang und umgebendem Gewebe ist. Er wächst somit in die umgebenden Strukturen hinein. Invasiver Brustkrebs kann streuen, das heißt, dass sich ein Teil des Tumors lösen und in andere Körperregionen wandern kann (Metastasen). Er entsteht aus nicht-invasivem Brustkrebs.
- Der nicht-invasive Brustkrebs bleibt in der Struktur, in der er entstanden ist. Er kann sich dort auch etwas ausbreiten, wächst aber nicht in umgebende Strukturen ein. Nicht-invasiver Brustkrebs streut nicht, das heißt er bildet keine Metastasen und befällt keine Lymphknoten. Er wird auch als In-situ-Karzinom bezeichnet.
Duktaler und lobulärer Brustkrebs
Jeder Brustkrebs hat, wie der Name schon sagt, seinen Ursprung im Gewebe der Brust. Die gesunde Brust besteht aus verschiedenen spezialisierten Geweben. Die beiden wichtigsten sind:
- Drüsen: Die Milchdrüsen sind in Lappen angeordnet. (Lappen lateinisch: Lobus)
- Milchgänge: Verschieden große Gänge dienen dem Transport der Milch. (Gang lateinisch: Ductus)
Aus jedem Gewebe können sich Krebszellen entwickelt. Die Zellen behalten zunächst aber einige Gewebe-spezifische Eigenschaften. Daher können PathologInnen die Krebszellen einem Ursprungsgewebe zuordnen. Die Untersuchung von Gewebe im Labor heißt Histologie. Daher spricht man auch von histologischer Klassifikation.
Folgende Brustkrebsarten werden unterschieden:
- Duktaler Brustkrebs: aus Milchgängen. Der häufigste Brustkrebs. In der neuen WHO-Klassifikation wird statt „duktal“ die Bezeichnung „kein spezieller Typ“ verwendet.
- Lobulärer Brustkrebs: aus den Läppchen mit den Milchdrüsen.
- Andere, seltene Brustkrebsformen z.B. Neuroendokriner Brustkrebs aus hormonbildenden Zellen
- Gemischte Typen
Unterteilung von nicht-invasivem Brustkrebs
Nicht-invasiver Brustkrebs, also das Carcinoma in situ, wird analog dazu unterteilt:
- Duktales Carcinoma in situ (DCIS) aus Milchgangzellen
- Lobuläres Carcinoma in situ (LCIS) aus Milchdrüsenzellen
TNM-Klassifikation
Die Ausbreitung eines Tumors wird mit der TNM-Klassifikation beschrieben. Auch für Brustkrebs gibt es eine eigene TNM-Klassifikation.
TNM – Tumorgröße, Lymphknotenbefall, Metastasen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie sich der Brustkrebs ausbreiten kann: Er kann am Ort der Entstehung größer werden, sich über die Lymphbahnen in Lymphknoten absiedeln oder über das Blut Absiedelungen in anderen Organen bilden. Alle diese Möglichkeiten der Ausbreitung verbergen sich hinter dem Kürzel „TNM“:
- T für Tumor: T beschreibt in erster Linie die Tumorgröße.
- Aber auch zum Beispiel wenn der Ursprungstumor direkt in die angrenzende Brustwand einwächst, wird T größer.
- „Tis“ steht für „Tumor in situ“, also ein Tumor, der (noch) nicht invasiv wächst. (siehe invasiver und nicht-invasiver Brustkrebs)
- N für Nodus: Nodus lymphoideus ist lateinisch für Lymphknoten.
- Über die Lymphbahnen der Brust können sich Tumorzellen in die Lymphknoten ausbreiten. Als erstes gelangen sie in die Achsel-Lymphknoten, auch axilläre Lymphknoten genannt. N wird größer, wenn mehr oder weiter entfernte Lymphknoten befallen sind. Man spricht auch von Lymphknotenmetastasen.
- Der Wächterlymphknoten oder Sentinel-Lymphknoten (SL): Der Wächterlymphknoten ist der im Lymphabfluss des Tumors nächstliegende Lymphknoten. Bei einer Operation wird zunächst dieser Lymphknoten entfernt. Nur wenn im SL Tumorzellen nachweisbar sind, werden auch die anderen Lymphknoten entfernt.
- M für Metastase: Metastasen sind Absiedelungen in anderen Organen, die keine direkte Verbindung zum Ursprungstumor haben.
- Sie werden auch Fernmetastasen genannt.
- Es wird nur unterschieden zwischen M0 (keine Fernmetastasen) und M1 (mindestens eine Fernmetastase).
Je größer die Zahl nach dem Buchstaben, desto größer ist der Tumor bzw. desto mehr Lymphknoten sind befallen. Wenn etwas nicht untersucht wurde, steht dort statt einer Zahl ein „x“.
Zusatzbezeichnungen vor TNM
Manchmal steht vor dem „TNM“ noch ein kleiner Buchstabe, der erklärt, mit welcher Methode die Klassifikation erhoben wurde. Zum Beispiel:
- pTNM: p für Pathologie: anhand von Gewebeproben durch PathologInnen bestimmt.
- Beispiel: pT1N0Mx heißt kleiner Tumor, kein Tumorgewebe im Lymphknoten nachweisbar, keine pathologische Untersuchung bezüglich Metastasen.
- rTNM: r für Radiologie: mittels bildgebender Verfahren wie Computertomographie durch RadiologInnen bestimmt.
Bedeutung der TNM-Klassifikation für mich
Aus der TNM-Klassifikation können Sie natürlich Rückschlüsse auf Tumorgröße, Lymphknotenbefall etcetera ziehen. Das können Sie aber auch alles direkt erfragen. Wozu gibt es dann die TNM-Klassifikation? Sie erleichtert die Einordnung und Vergleichbarkeit der vielen individuellen Brustkrebs-Erkrankungen.
- Dadurch kann die Prognose besser abgeschätzt werden. Vereinfacht kann man sagen: Je niedriger die Zahl nach dem Buchstaben, desto besser ist die Prognose.
- Die TNM-Klassifikation ist zur Therapieplanung wichtig. Manche Therapien sind besser, wenn bestimmte TNM-Kriterien erfüllt sind. Anderenfalls würde man eher zu anderen Therapien raten.
- Die TNM-Klassifikation kann auch bei der Verlaufsbeurteilung helfen, also wie sich die Brustkrebserkrankung bei Ihnen im Lauf der Zeit entwickelt.
Stadieneinteilung nach TNM bei Brustkrebs
Abhängig von der TNM-Klassifikation kann Brustkrebs auch in Stadien unterteilt werden. Sie reicht von Stadium 0 (nicht-invasiv) bis Stadium IV (mit Fernmetastasen, also M1). Die Stadien dazwischen werden von T und N bestimmt. Diese Stadieneinteilung ist manchmal etwas einfacher zu „lesen“, weil es nur eine Zahl gibt.
Stadieneinteilung
Der genaue Name und die TNM-Einteilung geben also nähere Informationen über den Tumor. Im pathologischen Befund werden aber noch weitere Eigenschaften beschrieben.
Grading: G1, G2, G3
Das Grading beschreibt, wie sehr die Zellen von einer normalen Zelle abweichen. Zum Beispiel wie sehr die Zellen eines invasiv-lobulären Karzinoms von Milchdrüsenzellen abweichen.
- G1: geringe Abweichung: Die Ähnlichkeit zu den Ursprungszellen ist noch groß. Die Prognose ist bei G1 am besten.
- G2: mittlere Abweichung
- G3: starke Abweichung, also wenig Ähnlichkeit mit den normalen Brustzellen
Ki-67 bei Brustkrebs
Der Ki-67-Status beschreibt, wie schnell der Tumor wächst.
- Ki-67 ist ein Eiweiß, das in Zellen zu finden ist, die sich gerade teilen.
- Mit jeder Zellteilung kommt eine neue Tumorzelle hinzu.
- Das heißt, wenn viel Ki-67 nachweisbar ist, wächst der Tumor schnell.
- Das ist aber nicht unbedingt nur schlecht, weil es auch Therapien gibt, die bei rasch wachsenden Tumoren besser wirken.
Hormonrezeptorstatus und HER2
Außerdem wird im pathologischen Befund der Hormonrezeptorstatus beschrieben.
- Rezeptoren sind Strukturen an der Zelloberfläche.
- An diese Strukturen können Hormone andocken.
- Dadurch können sie eine Wirkung in der Zelle auslösen.
Dabei geht es nur um bestimmte Hormone, die einen besonders großen Einfluss auf das Brustkrebswachstum haben können: Östrogen, Progesteron. Mehr dazu erfahren Sie unter „Hormonabhängiger Brustkrebs“.
HER2 ist ebenfalls ein Rezeptor, dessen Ausprägung die Therapie-Entscheidung beeinflusst. Dazu mehr unter „HER2-positiver Brustkrebs“.
Resektionsrand und weitere Angaben
Wenn der Tumor operativ entfernt wird, wird das gesamte entfernte Gewebe ins Labor geschickt und pathologisch untersucht. Neben den bereits aufgeführten Werten tauchen dann noch weitere Angaben im Befund auf.
Der Resektionsrand ist der äußerste Teil des entfernten Gewebes, also die Grenze zu dem Gewebe, das im Körper gelassen wurde.
- R0: Im Resektionsrand ist keine Tumorzelle nachweisbar. Das ist sehr gut. Es heißt, dass die OperateurInnen vermutlich alle Tumorzellen entfernt haben. Es wird meist auch der Abstand vom Rand bis zu den ersten nachgewiesenen Tumorzellen angegeben.
- R1: Mit dem Mikroskop lassen sich am Rand Tumorzellen nachweisen. Vermutlich sind ein paar Tumorzellen im Körper geblieben. Diese können aber oft zum Beispiel bei einer anschließenden Bestrahlung behandelt werden.
- R2: Ohne Mikroskop lässt sich erkennen, dass der Tumor nicht ganz entfernt wurde. Dies ist normalerweise eine bewusste Entscheidung der Chirurgin/des Chirurgen, weil eine komplette Entfernung mehr Schaden als Nutzen gebracht hätte. Auch diese verbliebenen Tumorzellen können mit einer anschließenden Therapie behandelt werden.
Wenn im entfernten Gewebe Blut- oder Lymphgefäße enthalten sind, wird beschrieben, ob der Tumor dort auch zu finden ist. Alle diese Angaben sind wichtig für die anschließende Wahl der Therapie.
Die PathologInnen beschreiben auch alles andere, was Ihnen vorliegt. Es kann zum Beispiel auch sein, dass Sie schreiben, wie stark die Gefäße verkalkt sind, was auch wichtig ist, aber gar nichts mit dem Tumor an sich zu tun hat.
Die wichtigsten Angaben im pathologischen Befund
- Histologischer Typ: Duktal, Lobulär…
- pTNM: Tumorgröße, Lymphknotenbefall, Fernmetastasen
- Grading: Abweichungsstärke von normaler Zelle
- Hormonrezeptor-, HER2- und Ki67-Status
- Bei Tumorentfernung (OP-Präparate) außerdem Angaben, ob am Schnittrand Tumorzellen sind, Tumor in Gefäßen nachweisbar ist.
Geprüft OÄin Dr.in Ursula Denison: 11.02.2022 | Quellen und Bildnachweis