1. Liquid Biopsy einfach erklärt

Was ist eine Liquid Biopsy?

Biopsien verstehen

Um eine Krebserkrankung zu diagnostizieren oder auszuschließen, wird normalerweise eine Gewebeprobe (Biopsie ) entnommen. Auch bei einem bereits festgestellten Tumor wird Gewebe durch eine Biopsie zur genaueren Analyse entnommen. Danach wird die Tumorzell-DNA (das Erbgut des Tumors) molekularpathologisch untersucht. Diese Verfahren helfen, die Erkrankung zu diagnostizieren und die richtige Therapie auszuwählen.

Die herkömmliche Gewebebiopsie

Bei einer herkömmlichen Biopsie wird eine kleine Gewebeprobe aus dem Körper entnommen, um sie zu untersuchen. Dazu ist ein Eingriff notwendig, bei dem mit einer speziellen Nadel oder durch einen kleinen Schnitt eine Probe entnommen wird. Die Biopsie kann zum Beispiel aus der Haut oder anderen Organen entnommen werden. Das entnommene Gewebe wird anschließend an ein Labor geschickt, wo es unter dem Mikroskop auf Auffälligkeiten untersucht wird.

Die Liquid Biopsy

Obwohl der Begriff „Liquid Biopsy“ auf Deutsch „Flüssigbiopsie“ heißt, handelt es sich nicht um eine Biopsie im klassischen Sinn. Bei der Liquid Biopsy werden statt einer Gewebeprobe Blut oder andere Flüssigkeiten untersucht, um Tumorzellen oder Tumor-DNA nachzuweisen. Tumorzellen geben Erbinformationen ins Blut ab, die auf Genveränderungen untersucht werden. Diese DNA-Mengen sind sehr klein, weshalb ihr Nachweis erst durch moderne Techniken wie die Liquid Biopsy möglich geworden ist.

Was ist Molekularpathologie?

Molekularpathologie ist ein Bereich der Medizin, der sich mit der Untersuchung von Erkrankungen auf molekularer Ebene beschäftigt. Das bedeutet, dass Forschende und Ärzt:innen die kleinsten Veränderungen in Zellen und Geweben untersuchen, die Erkrankungen wie Krebs verursachen.

Dafür analysieren sie das Erbgut in den Zellen (DNA und RNA), um Veränderungen (Mutationen) zu finden, die zu Erkrankungen führen können. Durch spezielle Tests können bestimmte Gene untersucht werden, die häufig mit bestimmten Erkrankungen in Verbindung stehen.

Molekularpathologie hilft, die Ursachen von Erkrankungen auf der Ebene der Gene und Moleküle zu verstehen und ermöglicht eine genauere Diagnose und gezieltere Behandlungen.

Welche Vorteile bietet die Liquid Biopsy im Vergleich zur herkömmlichen Biopsie?

Die Liquid Biopsy bietet einige Vorteile gegenüber der herkömmlichen Gewebeentnahme:

  • Schnellere Ergebnisse: Durch die einfache Blutabnahme kommt man deutlich schneller zu Ergebnissen. Dies ermöglicht eine raschere Diagnose und eine frühzeitige Anpassung der Behandlung.
  • Weniger Aufwand: Im Gegensatz zur normalen Biopsie, die oft mit viel Aufwand verbunden ist und Schmerzen verursachen kann, ist die Liquid Biopsy viel angenehmer für die Patient:innen. Sie benötigt keine Narkose und reduziert somit Stress und Belastung.
  • Erfassung von Veränderungen im Laufe der Zeit (zeitliche Heterogenität): Eine Liquid Biopsy ist relativ einfach durchzuführen, daher kann sie häufiger eingesetzt werden als übliche Gewebebiopsien. Man sieht Veränderungen, die sich im Verlauf der Erkrankung ergeben, besser. Als Beispiel: Wenn man jeden Tag die Temperatur misst, kann man Veränderungen auch besser feststellen, als wenn man sie nur einmal im Monat misst. Das beschreibt der Begriff der zeitlichen Heterogenität, die durch die Liquid Biopsy besser dargestellt wird. Diese Überwachung ist wichtig, um die Therapie dementsprechend anzupassen.
  • Erfassung von Metastasen (örtliche Heterogenität): Bei der üblichen Gewebsbiopsie kann nur eine bestimmte Stelle untersucht werden. Es wird nur an einem Ort mit der Nadel eine Probe entnommen – man kann nicht von allen Organen eine Gewebeprobe entnehmen. Im Gegensatz dazu erfasst die Liquid Biopsy die Gesamtheit der Tumorbelastung im Körper. Das liegt daran, dass das bei der Liquid Biopsy untersuchte Blut durch alle Organe strömt und daher auch „Information“ über alle Organe beinhaltet. Dies bietet ein vollständigeres Bild der Erkrankung und wird mit dem Begriff der örtlichen Heterogenität beschrieben.

Die Liquid Biopsy kann auch angewendet werden, um die Wirksamkeit von Therapien zu überprüfen oder das Wiederauftreten von Krebs zu erkennen. Dabei ist sie sogar besser als bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel die Computertomographie. Dies macht sie zu einem wertvollen Werkzeug in der Medizin, insbesondere bei der Behandlung von Brustkrebs.

Die Liquid Biopsy ersetzt eine herkömmliche Gewebebiopsie jedoch nicht; sie sollte vielmehr als ein ergänzendes Verfahren betrachtet werden. Weitere Informationen dazu finden Sie in Lektion 2 “Liquid Biopsy bei Brustkrebs“.

Bei welchen Krebsarten wird die Liquid Biopsy angewendet?

Die Liquid Biopsy kann für viele verschiedene Krebsarten angewendet werden. Hier eine kurze Auflistung:

Weitere Informationen zu den verschiedenen Krebsformen erhalten Sie in den spezifischen Schulungen.

Diesen Kurs bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.
4.6/5 - (8)
Geprüft Dr.in Christine Deutschmann: Stand Oktober 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Bildgebende Verfahren
Sind medizinische Techniken, mit denen Ärzte Bilder vom Inneren des Körpers erstellen können. Beispiele sind Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). Diese Methoden helfen dabei, Krankheiten zu erkennen und zu überwachen, ohne dass eine Operation nötig ist.
Biopsie
Entnahme von verdächtigen Gewebeproben, um eine Krebserkrankung oder entartete Zellen zu diagnostizieren. Gewebeproben werden je nach Organ mit verschiedenen Techniken entnommen und unter dem Mikroskop beurteilt.
Karzinom
Bösartiger Tumor.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.