3. Veränderter Appetit bei Depression

Appetitlosigkeit bei Depression

Die Depression kann Appetit und Hungergefühl beeinflussen. Appetitlosigkeit ist ein häufiges Nebensymptom der Depression und kann gemeinsam mit den Hauptsymptomen Freudlosigkeit, Antriebsminderung und gedrückter Stimmung auftreten.

Körperliche Stressreaktion bei Depression

Die depressive Erkrankung bedeutet Stress für den Körper, das sympathische Nervensystem ist überaktiviert. Das sympathische Nervensystem ist dafür verantwortlich, den Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft zu versetzen und Energiereserven zu mobilisieren. Körper und Geist stehen sozusagen „unter Strom“. Dadurch werden weniger Signale gesendet, die das Hungergefühl aktivieren.

Appetitverlust und Energieverlust

Auf längere Sicht kann die Appetitlosigkeit die Depression verstärken. Über eine geringere Nahrungszufuhr verliert der Körper an Gewicht und Energie, was den Antriebsmangel (ein Hauptsymptom der Depression) verstärkt. Außerdem fehlen Körper und Gehirn wichtige Nährstoffe, die wir nur über unsere Nahrung aufnehmen und nicht selbst herstellen können. Diese Nährstoffe dienen als wichtige Bausteine für die Neurotransmitter, den Botenstoffen im Gehirn, und haben somit einen großen Einfluss auf die Psyche.

Was kann ich gegen den Appetitverlust tun?

Um den Appetit anzuregen und damit den Teufelskreis zu durchbrechen, können diese Ideen unterstützen:

  • Verwenden Sie Kräuter und Gewürze beim Kochen, um die Geschmacksvielfalt zu steigern.
  • Richten Sie das Essen schön an, denn das Auge isst mit.
  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Mahlzeiten.
  • Essen Sie, wenn möglich, in guter Gesellschaft, beispielsweise mit Familie oder Freunden.

Übermäßiger Hunger bei Depression

Die Depression kann Appetit und Hungergefühl verändern. Bei der Atypischen Depression kommt es nicht zu einem Appetitverlust, sondern zu gesteigertem Appetit und dadurch zu einer Gewichtszunahme.

Atypische Depression

Circa 40% der an einer Depression Erkrankten leiden an einer sogenannten atypischen Depression. Diese zeichnet sich durch einen gesteigerten Appetit, eine erhöhte Reizbarkeit und ein hohes Schlafbedürfnis aus.

Chronischer Stress

Chronischer, also langanhaltender Stress, führt dazu, dass vermehrt das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet wird. Dies führt zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutzuckerspiegels und damit zu Heißhunger und in weiterer Folge zu einer möglichen Gewichtszunahme.

Wie gehe ich mit meinem Heißhunger um?

Während einer Depression und einem relativen Mangel an Serotonin im Gehirn, kann es zu Heißhunger, besonders auf Zuckerhaltiges und Fast Food kommen.

Folgende Tipps können dabei helfen, den Heißhunger besser regulieren zu können und einen Überblick über die Mengen zu behalten, die man verzehrt:

  • Stellen Sie einen Tagesplan auf. So können Sie einteilen, welche Mahlzeiten wann eingenommen werden.
  • Essen Sie regelmäßig.
  • Essen Sie kleinere Portionen.
  • Reduzieren Sie Zucker.
  • Verwenden Sie komplexe Kohlenhydrate in Ihren Mahlzeiten. Hierzu gehören: Kartoffeln, Getreideprodukte (wie Vollkornbrot, Vollkornnudeln), Nüsse und Hülsenfrüchte.

Ich sehe Essen leider als Belohnung und Trostpflaster … eine doofe Kombi, denn Essen geht immer. Je schlechter es mir ging, desto mehr tröstete ich mich und desto mehr brachte ich auf die Waage.

Jenny B.
Betroffene

Balance in der Ernährung finden

Eine balancierte, also ausgewogene Ernährung berücksichtigt und beinhaltet alle wichtigen Nährstoffe. Sie bildet die Grundlage für eine ausgewogene Psyche.

Vielfältigkeit in der Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung beinhaltet viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und komplexe Kohlenhydrate wie zum Beispiel in Kartoffeln oder Vollkornbrot. Es sollten möglichst viele verschiedene Nährstoffe in den Mahlzeiten enthalten sein. Dies bietet dem Körper eine gute Ausgangslage, um Energie zu generieren und Neurotransmitter zu bilden. Vielfältigkeit in der Ernährung sichert außerdem die Vielfältigkeit der Darmflora.

Balance trotz Stress

Gerade im Stress, also auch während depressiver Episoden kann es besonders schwierig sein, sich ausgewogen zu ernähren. Hier können Ihnen folgende Tipps helfen:

  • Planen Sie voraus, indem Sie auch „gesündere“ Snacks wie Nüsse, Obst oder Gemüsesticks (Rohkost) mit Hummus zuhause haben. Vermeiden Sie Snacks, wie Chips oder Gummibärchen.
  • Versuchen Sie sich selbst bewusst zu machen, dass es sich um Stress-Essen handelt.
  • Vergessen Sie nicht, ausreichend zu trinken. Dies kann auch das Hungergefühl etwas eindämmen.
  • Verwenden Sie frische und bunte Zutaten beim Kochen, sodass Sie ausreichend Energie haben, um dem Stress gewachsen zu sein.

Bewusst essen

Häufig führt die Depression dazu, dass man die eigenen Bedürfnisse verändert wahrnimmt. Zudem kann Ablenkung beim Essen dazu beitragen, dass man den Punkt des Satt-Seins überschreitet. Diese Tipps helfen dabei, Balance in der Ernährung zu finden und können zum „Intuitiven Essen“ beitragen:

  • Versuchen Sie, Ihre Bedürfnisse bewusst und achtsam wahrzunehmen.
  • Erteilen Sie sich keine Verbote und haben Sie keine Schuldgefühle beim Essen.
  • Essen Sie langsam und legen Sie Pausen während des Essens ein, um das eintretende Sättigungsgefühl wahrnehmen zu können.
  • Genießen Sie das Essen!

Gut für sich selbst zu sorgen, zum Beispiel mit der Ernährung, und auf die eigenen Bedürfnisse einzugehen, das hilft dabei, den eigenen Selbstwert zu steigern.

Clara L.
Betroffene

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Geprüft Priv.-Doz.in DDr.in Sabrina Mörkl: Stand November 2021 | Quellen und Bildnachweis

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