3. Entstehung der Depression

Ursachen von Depression

Die Ursachen der Depression sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt. Biologische, psychologische und soziale Faktoren spielen eine Rolle bei der Krankheitsentstehung.

Wie entsteht eine Depression?

Bei der Depression handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung. Das bedeutet, dass viele Komponenten an der Entstehung der Krankheit beteiligt sind und zusammenspielen.

Das biopsychosoziale Modell

Nach dem biopsychosozialen Modell tragen biologische und psychosozialen Faktoren zur Entstehung einer Depression bei. Die einzelnen Faktoren werden in den nächsten Kapiteln genauer besprochen.

Psychosoziale Faktoren sind:

  • Persönlichkeitseigenschaften
  • kritische Lebensereignisse
  • soziale Kontakte

Biologischen Faktoren sind:

  • familiäre Veranlagung
  • veränderte Stoffwechselprozesse im Gehirn
  • körperliche Erkrankungen als Auslöser

Vulnerabilitäts-Stress-Modell

Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell besagt, dass Menschen unterschiedlich verletzlich und empfindsam (also unterschiedlich vulnerabel) gegenüber Stress sind. Je vulnerabler ein Mensch gegenüber Stress ist, umso geringer ist der Stresslevel, der bei diesem Menschen bereits eine Depression auslösen kann.

Risiko- und Schutzfaktoren bei Depression

Resilienz

Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandkraft eines Menschen und ist ein wichtiger Schutzfaktor. Je resilienter ein Mensch ist, desto besser erholt er/sie sich von hohen Belastungen und einschneidenden Lebensereignissen.

Weitere Schutzfaktoren bei Depression sind:

  • ein gutes Selbstwertgefühl
  • ein guter Umgang mit Stress
  • ein stabiles soziales Netzwerk
  • die Fähigkeit, über Gefühle sprechen zu können

Risikofaktoren, die eine Depression wahrscheinlicher machen können, sind:

  • ein geringes Selbstwertgefühl und starke Unsicherheit
  • negative Vorerfahrungen, insbesondere Traumata
  • fehlende soziale Unterstützung

Anfangs habe ich das gar nicht wahrgenommen. Ich arbeitete immer mehr und mehr, am Ende täglich rund 15 Stunden und mehr und verzichtete auf Urlaub und freie Tage. Ich merkte lediglich, dass ich zuhause nicht mehr runter kam. Ich war total müde, konnte nichts machen – weder waschen noch kochen oder sonst irgendwas, aber ich konnte auch nicht schlafen. Ich saß mit Herzrasen da und starrte die Wände an. Irgendwann wechselte ich den Job, aber geändert hat das nichts.

Jenny B.
Betroffene

Psychosoziale und organische Hintergründe

Persönlichkeitseigenschaften und das soziale Umfeld können sowohl das Risiko, an einer Depression zu erkranken, als auch den Verlauf einer depressiven Erkrankung beeinflussen.

Die Bedeutung von Krisen

Krisen sind Ereignisse, die einen kurzzeitigen Verlust des seelischen Gleichgewichts verursachen. Sie markieren einen Wendepunkt. Krisen treten häufig mit Beginn einer neuen und unbekannten Lebensphase auf und können bedeutsam für die Persönlichkeitsentwicklung sein. In der Regel können Krisen nach einer Phase der Gewöhnung überwunden werden. Es besteht jedoch auch das Risiko, dass eine Krise nicht bewältigt wird und zu einer psychischen Erkrankung führt.

Die Rolle des sozialen Umfelds

Das soziale Umfeld spielt bei der depressiven Erkrankung eine sehr wichtige Rolle. Es kann Betroffene im besten Fall unterstützen und beruhigend auf sie einwirken.
Umgekehrt kann es den Krankheitsverlauf aber auch negativ beeinflussen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Betroffene gar keine Vertrauensperson haben, mit der sie über ihre Anliegen sprechen können. Ein Problem kann auch sein, dass Angehörige die Erkrankung nicht anerkennen und unsensibel reagieren.

Wie kann man einem depressiven Menschen am besten helfen?

Empfehlungen:

  • Fragen Sie den/die Betroffene/n, wobei er/ sie Ihre Hilfe brauchen kann.
  • Helfen Sie, den Alltag der Betroffenen zu organisieren, indem Sie beispielsweise kleine Aufgaben wie das Einkaufen übernehmen.
  • Melden Sie sich regelmäßig, sodass der/die Betroffene/r nicht aus eigenen Kräften auf Sie zugehen muss.
  • Bieten Sie sich als Gesprächspartner an, ohne sich aufzudrängen.
  • Helfen Sie dabei, professionelle Hilfe zu organisieren.

Zu unterlassen:

  • Ungefragt Ratschläge erteilen.
  • Beispiele aus dem eigenen Leben erzählen. Dies kann zusätzlich belastend sein, insbesondere wenn sich die Folgen der Situationen unterscheiden.
  • Auffordern, positiv zu denken. Dies ist so leider nicht einfach umsetzbar.
  • Überfordern.

Die Bedeutung körperlicher Erkrankungen für die Entstehung einer Depression

Die Depression tritt häufig mit körperlichen Erkrankungen gemeinsam auf. Hierunter zählen Erkrankungen wie Diabetes, aber auch Krebserkrankungen und chronische Schmerzerkrankungen.
Nicht immer kann klar getrennt werden, ob die Erkrankungen unabhängig voneinander aufgetreten sind oder ob die Depression durch das körperliche Leiden ausgelöst oder mitverursacht wurde.
Wichtig ist, eine mögliche depressiven Erkrankung zu erwägen und nicht alle Symptome als natürlichen Begleiter der körperlichen Erkrankung hinzunehmen. Eine Therapie der Depression kann Erleichterung verschaffen und die körperliche Erkrankung erträglicher gestalten.

Nora Fieling Depression selpers

Liebe Angehörige & Außenstehende, nehmt Abstand davon, frische Luft, Sport & Menschen treffen als das eine ultimative Allheilmittel in psychischen Krisen anzupreisen.
Es kann Betroffenen helfen – ja. Es kann erkrankte Menschen aber auch total unter Druck setzen und verstärkt stressen.

Nora F.
Betroffene

Biologische Erklärung für Depression

Die Depression ist abhängig von der Funktion verschiedener Botenstoffe im Gehirn. Auch der Darm und Entzündungsprozesse im Körper können einen Einfluss auf die Erkrankung haben.

Botenstoffe im Gehirn - Neurotransmittersysteme bei Depression

Bei der Depression handelt es sich um eine Stoffwechselstörung im Gehirn, bei der bestimmte Signalübertragungen gestört sind. Die Botenstoffe zur Signalübertragung im Gehirn heißen Neurotransmitter. Es gibt verschiedene Gruppen von Neurotransmittern, wobei für die Depression drei Klassen besonders wichtig sind:

  • Serotonin wird auch als „Glückshormon“ bezeichnet und ist wichtig für das Wohlsein und innere Gelassenheit.
  • Noradrenalin hat einen starken Einfluss auf das vegetative Nervensystem und ist mit Energie und innerem Antrieb assoziiert.
  • Dopamin kann das Belohnungszentrum im Gehirn aktivieren und spielt bei positiven Gefühlen wie Freude eine Rolle.

Das vegetative Nervensystem

Das vegetative Nervensystem kann den menschlichen Körper ohne bewusste Steuerung verschiedenen Bedürfnissen und Situationen anpassen. So ist es für Stressreaktionen wie Schwitzen und gesteigerte Herzfrequenz, aber auch für Entspannung und Verdauung verantwortlich. Durch eine Depression kann das vegetative Nervensystem gestört werden.

Entzündungsprozesse

Das Immunsystem und das Gehirn interagieren miteinander. Entzündungen können im Gehirn eine Veränderung der Nervenfunktion herbeiführen und damit auch Verhalten beeinflussen. So wirken sie auf die Psyche und spielen auch bei der Entstehung der Depression eine Rolle.

Das Mikrobiom des Darms

Das Mikrobiom des Darms bezeichnet die Gesamtheit der Bakterienpopulationen, die im Darm siedeln. Ein Ungleichgewicht dieser Darmbakterien kann eine Depression begünstigen. Im Kurs „Depression und gesunde Ernährung“ erfahren Sie mehr dazu.

Depressionen haben viele Auslöser, häufig liegen psycho-soziale Gründe in der Biografie vor. Zudem ist mittlerweile anhand von Forschungen erwiesen, dass bei Depressiven eine Stoffwechselstörung im Gehirn besteht. Wir haben u. a. einen Mangel an Serotonin und Noradrenalin, welche einen Informationsaustausch zwischen den Gehirnzellen ermöglichen. Aufgrund dessen Defizit, haben wir mit unseren depressiven Symptomen wie z. B. Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen und Hoffnungslosigkeit zu kämpfen – all das hat nichts mit Charakterschwäche zu tun sondern mit einer komplexen medizinischen Störung.

Nora F.
Betroffene

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Geprüft Prim.a Dr.in Christa Radoš: Stand 09.02.2022 / TR_8867_17112021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.