Um bei Gallengangskrebs eine sichere Diagnose stellen zu können, sind unterschiedliche Untersuchungen notwendig. Moderne Techniken, wie die molekularbiologischen Untersuchungen, können kleinste genetischen Veränderungen in den Krebszellen entdecken. Das ist wichtig, um die Therapie gezielt auf Ihre Krebsart abstimmen zu können.
Inhaltsverzeichnis
Gallengangskrebs ist nicht gleich Gallengangskrebs
Welche Arten von Gallengangskrebs gibt es?
Wir unterscheiden drei Arten von Gallengangskrebs anhand der Lokalisation, also wo der Krebs liegt. Zum einen ist er in der Leber lokalisiert, zum anderen außerhalb der Leber oder in der Gallenblase. Diese Lokalisationen sind auch für die Therapieentscheidung wichtig.
Welche Untersuchungen werden bei Gallengangskrebs durchgeführt?
Die erste Untersuchung, die wir beim Gallengangskrebs durchführen, ist die Diagnostik, um zu sehen, wo der Tumor lokalisiert ist. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, vom Ultraschall über die Computertomographie bis hin zur Magnetresonanztomographie.
Wenn wir wissen, wo der Tumor lokalisiert ist, suchen wir eine günstige Stelle, um Gewebe zu gewinnen. Das Gewebe kann einerseits von innen, direkt aus dem Gallengang, bei einer Magenspiegelung mit Gewebegewinnung erfolgen. Andererseits kann die Gewebegewinnung mit einer Nadel von außen durch die Haut, in die Leber, erfolgen.
Was bedeutet mein Befund bei Gallengangskrebs?
Beim Befund des Gallengangskrebses verwenden wir immer eine gewisse Formel. Einerseits ist die Differenzierung für uns wichtig, also, ob es sich um ein Adenokarzinom handelt. Es ist wichtig zu unterscheiden, ob es sich um einen primären Leberkrebs, ein hepatozelluläres Karzinom oder ein Gallengangskarzinom handelt. Diese Erkrankungen ziehen nämlich unterschiedliche therapeutische Konsequenzen nach sich.
Wenn der Tumor operativ entfernt ist, verwenden wir eine Formel. Diese beinhaltet unterschiedliche Buchstaben. Das T-Stadium gibt zum Beispiel an, wie groß der Primärtumor ist. Das N-Stadium, abgeleitet aus dem Englischen von „Node“, gibt an, wie viele Lymphknoten entnommen wurden und wie viele davon mit der Krebserkrankung befallen sind. Das M-Stadium steht für Metastasen und gibt an, ob es irgendwo Ableger der Krebserkrankung gibt.
Das Ganze lässt sich noch weiterführen. Es gibt den Buchstaben „G“ für „Grading“. Es ist in drei Stufen geteilt und macht eine Aussage darüber, wie der Krebs differenziert ist. Er kann gut, mäßig oder schlecht differenziert sein. Das gibt uns Hinweise auf die Teilungsfähigkeit und das Verhalten der Krebszelle.
Warum ist die genaue Einteilung meines Gallengangskarzinom für mich als PatientIn wichtig?
Die genaue Einteilung des Gallengangskrebses besteht, wie bereits erläutert, daraus, ob er in der Leber, außerhalb der Leber oder in der Gallenblase lokalisiert ist und ob er metastasiert ist. Daraufhin folgt die wichtige Unterscheidung zwischen primärem Leberkrebs und einem Gallengangskarzinom.
Anschließend können weitere Untersuchungen gemacht werden. Beispielsweise ob es molekulare Veränderungen, also Veränderungen auf kleinster Ebene gibt. Diese können wir mittlerweile untersuchen und die Ergebnisse für eine zielgerichtete Behandlung heranziehen.
Diese Punkte sind für uns sehr wichtig, um die richtige Therapie für Sie auszuwählen.
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Tumormarker im Blut bei Gallengangskrebs
Was sind Tumormarker und warum werden Sie bestimmt?
Die Tumormarker werden bei fast jeder Kontrolle erwähnt. Es sind Proteine , die der Krebs in die Blutbahn abgibt. Wir können diese anhand einer einfachen Blutabnahme im Labor messen. Sie sind gelegentlich sehr spezifisch und können als Verlaufsparameter während der Therapie dienen.
Gelegentlich sind die Tumormarker auch unspezifisch, deshalb sollte man sich nicht rein durch sie verwirren lassen. Sollten sie nicht verlässlich sein, ist es wichtig, bei einem Anstieg eine Bildgebung folgen zu lassen.
Ein Anstieg der Tumormarker allein führt nie zu einer therapeutischen Konsequenz, denn wir wollen immer nur sehen, ob der Tumor wächst.
Wir werden Tumormarker bei Gallengangskrebs bestimmt?
Die Tumormarker, diese Proteine, werden durch eine einfache Blutabnahme bestimmt. Wir entnehmen Blut aus der Vene , schicken es an das Labor, wo sie dann bestimmt werden.
Was sagt der Tumormarker CA 19-9 beim Gallengangskarzinom aus und wann wird er kontrolliert?
Der Tumormarker CA 19-9 ist ein Marker, der gut mit der Tumorlast korreliert. Er ist während einer medikamentösen Therapie ausschlaggebend. Wenn er zum Zeitpunkt der Diagnose beispielsweise hoch ist und mit der Therapie abfällt, ist das ein Zeichen des Ansprechens.
Nehmen wir an, dass Sie sich in der Nachsorge befinden, nachdem der Krebs operativ entfernt wurde und tumorfrei sind. Wenn der Tumormarker dann langsam wieder ansteigt, ist es ein Zeichen dies kritisch zu beobachten und gegebenenfalls eine Schnittbildgebung, wie eine Computertomographie durchzuführen.
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Untersuchung der Tumorzellen bei Gallengangskrebs
Was ist eine zytologische Untersuchung und warum wird sie bei Gallengangskrebs durchgeführt?
Eine zytologische Untersuchung ist für uns ein wichtiges Instrument beim Gallengangskrebs. Wir gehen mit dem Gastroskop, einer Magenspiegelung, an den Gallengang heran. Oftmals kann man beim Gallengangskrebs nur Gewebe entnehmen, indem man mit einem dünnen Draht in diesen hineingeht. Dieser Draht hat vorne eine Bürste, um Einzelzellen zu gewinnen.
Diese Untersuchung von Einzelzellen nennt man dann eine zytologische Untersuchung. Sie wird an die Pathologie verschickt und auf einen Objektträger, eine kleine Glasscheibe gegeben. So kann man die einzelnen Zellen unter dem Mikroskop betrachten, beurteilen und schlussendlich die Diagnose stellen.
Wie läuft die zytologische Untersuchung beim Gallengangskarzinom ab?
Die zytologische Untersuchung läuft folgendermaßen ab: man gewinnt das Gewebe, die Einzelzellen, bei einer Zytologie anhand einer sogenannten ERCP , einer endoskopisch-retrograden Cholangiopankreatikographie. Das ist eine Untersuchung, ähnlich wie eine Magenspiegelung, jedoch ist vorne auf das Gastroskop ein Gerät aufgesetzt, mit dem man über einen Führungsdraht die Gallengänge untersuchen kann.
So werden die Einzelzellen gewonnen, die dann in eine Flüssigkeit gegeben und auf die Pathologie versendet werden. Dort wird ein Ausstrichpräparat auf einer Glasscheibe erstellt, das im Mikroskop betrachtet werden kann. Gegebenenfalls können die Zellen mit unterschiedlichen Oberflächenproteinen gefärbt werden, um eine klare Diagnose treffen zu können.
Welche Auswirkungen hat das Ergebnis auf die Behandlung und Prognose des Gallengangskarzinoms?
Die Auswirkung dieses Ergebnisses ist abhängig davon, ob es sich um eine bösartige Diagnose, einen Gallengangskrebs handelt, oder um eine gutartige Veränderung in den Gallengängen.
Das ist wichtig zu wissen, da die bösartige Diagnose eine entsprechende Therapie, eine Lokaltherapie mit Chirurgie oder eine medikamentöse Therapie nach sich zieht. Eine gutartige Diagnose zieht andere Therapieoptionen nach sich. Deshalb ist dies ein wesentlicher Baustein in der Abklärung und Untersuchung des Gallengangkrebses.
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Untersuchung des Tumorgewebes bei Gallengangskrebs
Was ist eine histologische Untersuchung und weshalb wird sie bei Gallengangskrebs durchgeführt?
Im Rahmen einer histologischen Untersuchung wird ein größeres Stück Gewebe gewonnen. Dabei handelt es sich um ein größeres Stückchen im Vergleich zur Einzelzellen-Zytologie, wie bereits erklärt. Hier wird meist von außen, ultraschallgezielt, mit einer Nadel in die Leber gestochen.
Die Nadel ist vorne hohl und ermöglicht so, einen Stanz-Zylinder zu gewinnen. Dieses Gewebsstück wird entnommen, auf die Pathologie versendet und dünn geschnitten. Es kommt auf einen Objektträger, um die exakte Diagnose der Erkrankung stellen zu können.
Wie läuft eine histologische Untersuchung beim Gallengangskarzinom ab?
Eine histologische Untersuchung läuft folgendermaßen ab: wenn in der Leber beispielsweise eine unklare Raumforderung vorliegt, macht man eine Ultraschalluntersuchung. Man möchte die unklare Raumforderung klären, indem eine gezielte Gewebeprobe davon aus der Leber entnommen wird.
Man kann ultraschallgezielt mit einer Nadel hineinstechen und einen Gewebezylinder entnehmen. Dieser wird auf der Pathologie genau untersucht und charakterisiert.
Welche Auswirkungen hat das Ergebnis auf meine Behandlung und Prognose des Gallengangskarzinoms?
Das Ergebnis Ihrer Untersuchungen, sei es die Zytologie oder Histologie , haben einen wesentlichen Einfluss auf Ihre Behandlung, weil es Aufschluss darüber gibt, ob es sich um eine gutartige oder bösartige Veränderung in der Leber handelt.
Anhand dessen werden zwei völlig unterschiedliche Behandlungsformen abgeleitet. Die gutartigen Veränderungen muss man in ihrem Verlauf beobachten und kontrollieren. Die bösartigen Veränderungen erfordern möglicherweise ein chirurgisch-operatives Vorgehen oder eine medikamentöse Therapie.
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Genetische Untersuchung bei Gallengangskrebs
Was ist eine molekularbiologische Untersuchung und wie wird sie bei Gallengangskrebs durchgeführt?
Molekularbiologische Untersuchungen klingen zuerst sehr komplex. Einfach erklärt sieht jeder Mensch unterschiedlich aus. Wir haben unterschiedliche Haarfarben, Augenfarben, wir unterscheiden uns in Größe und Gewicht. Dementsprechend ist Krebs auch nicht gleich Krebs.
Mittlerweile sind wir durch moderne Diagnosemöglichkeiten in der Lage, den Krebs auf kleinste Veränderungen zu untersuchen. Aus dem gewonnenen Gewebe können wir molekulare Untersuchungen, das bedeutet feine genetische Untersuchungen, ableiten. So können wir erkennen, welche Veränderungen dazu führen, dass der Krebs wächst.
Dies ist wichtig, weil wir davon Ihre Therapie ableiten. Die Veränderungen können Ihrem Tumor immer wieder das Signal geben zu wachsen und durch diesen Wachstumsstimulus nimmt die Tumorgröße zu. Wenn wir diesen Wachstumsstimulus finden, können wir ihn heutzutage mit zielgerichteten Behandlungsmöglichkeiten unterbrechen und das Tumorwachstum hemmen.
Wann werden molekularbiologische Untersuchungen beim Gallengangskrebs durchgeführt?
Molekularbiologische Untersuchungen sind ein wesentlicher Bestandteil beim Gallengangskrebs. Diese Untersuchungen sollten unbedingt in einem fortgeschrittenen Stadium routinemäßig veranlasst werden. Spätestens wenn die Krebserkrankung Ableger in andere Organe gesetzt hat und eine chirurgische Operation nicht zielführend erscheint.
Welche Bedeutung hat die molekularbiologische Untersuchung für meine Therapie bei Gallengangs Krebs?
Molekularbiologische Untersuchungen haben den klinischen Alltag der Onkologie revolutioniert und eine massive Bedeutung für die Therapieentscheidung.
Es ist sehr wichtig, dass diese Untersuchungen durchgeführt werden, auch wenn die Veränderungen sehr selten sind. Wir sprechen hier von 1% bis 20%, möglicherweise 30% der Patienten. Doch selbst wenn es nur 1% der Patienten sind, für genau diese ist es entscheidend diese gezielte Behandlung zu erhalten.
Beim Gallengangskarzinom konnten mehrere Genveränderungen erkannt werden. Diese haben beispielsweise Bezeichnungen wie IDH-1, IDH-2, HER2 und BRAF. Ein weiterer bekannter Gendefekt ist eine Verschmelzung, die sogenannte Fusion, von FGFR2 (Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor-2) mit anderen Genen. Durch die Fusion kommt es zur Aktivierung von Signalen, die das Tumorwachstum fördern.
Welche Rolle spielt die IDH -1 Mutation beim Gallengangskarzinom?
Die IDH-1 Mutation, eine Veränderung im IDH-1 Gen, ist eine solche molekulare Veränderung, die dem Krebs immer wieder einen Wachstumsstimulus gibt. Mittlerweile haben wir ein Medikament dagegen, welches den Wachstumsstimulus unterbricht.
Dies ermöglicht bei einigen Patienten eine längerfristige Kontrolle der Erkrankung. Insbesondere bei Patienten mit der IDH-1 Mutation, bei welchen das Medikament zugelassen ist.
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Weg zur genetischen Untersuchung bei Gallengangskrebs
Soll ich meine Ärztin/meinen Arzt um eine molekularbiologische Untersuchung bei Gallengangskrebs bitten?
Molekularbiologische Untersuchungen bei Krebserkrankungen, insbesondere beim Gallengangskrebs, sind mittlerweile Standard. Sie werden von den Onkologen veranlasst und von den Molekularpathologen durchgeführt.
Diese Untersuchungen sollten bei einer fortgeschrittenen Erkrankung, das heißt, wenn der Krebs Metastasen in anderen Organen gestreut hat, routinemäßig bei allen PatientInnen mit Gallengangskarzinom veranlasst werden. Genau zu diesem Zeitpunkt hat es auch einen Einfluss auf die medikamentöse Behandlung.
Wer führt molekularbiologische Untersuchungen bei Gallengangskrebs durch?
Der engste Kooperationspartner des medizinischen Onkologen ist der Molekularpathologe. Dieser liefert uns die Informationen darüber, ob Ihr Krebs speziell verändert ist und welche Mutationen er aufweist.
Dementsprechend werden diese Analysen durch den Pathologen und speziell durch den Multimolekularpathologen durchgeführt. Wir bekommen dann einen Bericht, anhand dessen wir die klinischen Konsequenzen, die Auswahl der Therapie, beschließen.
Kann ich auch im Verlauf meiner Gallengangskrebs-Erkrankung von einer molekularbiologischen Untersuchung profitieren?
Eine molekularbiologische Untersuchung wird während der Therapie ganz essenziell. Warum kann oder wird das in der Zukunft essentiell sein? Ich gebe Ihnen zur Erläuterung ein Beispiel aus der Antibiotika Therapie, wenn man einen Infekt hat.
Wenn man Antibiotika nimmt, sagt man immer, dass man die Schachtel aufbrauchen muss, weil die Keime sonst Resistenzen entwickeln und die Antibiotika irgendwann nicht mehr wirken. Bei der medikamentösen Tumor- oder Krebstherapie ist es ähnlich. Die Krebszelle kann sich nach einem gewissen Zeitraum an die medikamentöse Therapie gewöhnen.
Der Krebs kann Resistenzen entwickeln und diese können wiederum durch molekularbiologische Veränderungen, also Mutationen entstanden sein. Diese können wir jedoch erneut gezielt behandeln. Es ist derzeit noch nicht in der täglichen, klinischen Praxis etabliert. In klinischen Studien führen wir es aber bereits schon durch und ich hoffe, dass wir es bald auch im täglichen klinischen Alltag verwenden werden.
Hier geht es zum Video-Interview: „Weg zur genetischen Untersuchung bei Gallengangskrebs“