2. Auswahl von Reiseziel und Buchung

Welche Faktoren spielen bei der Wahl des Reiseziels bei HAE eine Rolle?

Wenn Sie an einem hereditären Angioödem (HAE) erkrankt sind, ist es wichtig, bei der Wahl Ihres Reiseziels einige Dinge zu beachten. Vermeiden Sie beispielsweise besonders anstrengende Reisen. Denn lange Anreisen, starke Zeitverschiebungen oder viele Umstiege können den Körper zusätzlich belasten.

Achten Sie auf körperliche Schonung und Pausen: Ziele mit sehr anspruchsvollen Aktivitäten (z. B. Bergsteigen oder stundenlange Wanderungen) können zu viel sein. Planen Sie genug Ruhezeiten ein und vermeiden Sie, über Ihr gewohntes Aktivitätsniveau hinaus zu gehen. Wählen Sie daher ein Reiseziel und eine Reiseart, die Ihnen erlauben, sich zwischendurch auszuruhen. Das hilft, Stress zu vermeiden und den Körper nicht zu überfordern.

Vorsicht gilt auch bei Hitze. Starke Hitze kann den Kreislauf belasten und ist für manche HAE-Betroffene ein Auslöser für Schübe. Reisen in sehr heiße Länder sollten gut überlegt sein – alternativ meiden Sie die heißen Monate.

Informieren Sie sich vorab über die medizinische Versorgung vor Ort. Überprüfen Sie, ob es am Urlaubsort medizinische Hilfe gibt und wie die Versorgung mit HAE-Medikamenten ist. In manchen Ländern ist es schwierig, diese zu bekommen.

Tipp: Erfahrungen anderer nutzen

Sprechen Sie mit anderen Betroffenen oder einer HAE-Patientenorganisation. Oft haben diese weitere hilfreiche Hinweise zu Ländern, Kliniken oder Apotheken, die Erfahrung mit HAE haben. Ein Austausch mit anderen hilft, Unsicherheiten zu reduzieren und gut vorbereitet zu sein.

Welche Arten zu reisen sind bei HAE besonders zu empfehlen, welche eher weniger?

Grundsätzlich gilt: Mit HAE ist jede Reise möglich, wenn sie gut vorbereitet ist. Dennoch gibt es Reisearten und -ziele, die für Sie mit HAE einfacher oder schwieriger sein können.

Besonders empfehlenswert

  • Entspannende Reisen: Urlaube mit viel Ruhe und wenig körperlicher Anstrengung – z. B. Hotelurlaub, Erholungsreisen oder Städtereisen mit Pausen – sind oft ideal.
  • Reisen in Länder mit guter medizinischer Versorgung: Zum Beispiel Europa/Nordamerika, wo es Ärzt:innen gibt, die HAE kennen. In Großstädten ist die Versorgung meist besser.
  • Kürzere Reisen mit festen Standorten: Ein fester Aufenthaltsort ist oft besser als häufiges Weiterreisen, weil man sich besser vorbereiten und organisieren kann.

Besonders sorgfältig zu planen oder eher zu vermeiden

  • Rundreisen oder lange Auslandsaufenthalte: Sie erfordern mehr Organisation – zum Beispiel für Medikamente, medizinische Versorgung oder Notfallpläne.
  • Zelturlaub oder abgelegene Regionen (z. B. Campingplatz): Dort ist im Notfall oft keine schnelle medizinische Hilfe erreichbar. Wenn Sie sich für solche Reisen entscheiden, brauchen Sie eine besonders gute Vorbereitung.
  • Reisen in Länder mit schlechter HAE-Versorgung: In manchen Ländern (z. B. im östlichen Europa oder Schwellen- und Entwicklungsländern) ist es schwieriger, Medikamente oder geschultes Personal zu finden.
  • Abenteuerreisen oder Expeditionen: Diese Reisen bergen zusätzliche Risiken, da sie oft in abgelegene Gebiete führen, in denen medizinische Hilfe schwer erreichbar ist.
  • Rucksackreisen mit häufigem Ortswechsel und schwerem Gepäck: Diese Art des Reisens kann belastend für den Körper sein und sollte sorgfältig vorbereitet werden.
  • Extreme Klimazonen: Reisen in sehr heiße oder kalte Gebiete erfordern besondere Aufmerksamkeit, da extreme Temperaturen die Gesundheit zusätzlich belasten können.
  • Körperlich anspruchsvolle Reisen (z. B. Wanderurlaube): Solche Reisen erhöhen das Risiko für HAE-Attacken und sollten gut geplant werden.

Was sollte ich bei der Wahl der Transportmittel bedenken?

Wenn Sie HAE haben, wählen Sie möglichst bequeme und stressarme Transportmittel. Wichtig ist, Druck auf einzelne Körperstellen zu vermeiden, da das Schwellungen auslösen kann.

  • Gut geeignet:
    • Bahnreisen oder Flüge mit mehr Beinfreiheit
    • Sitzplätze mit Polsterung oder mit einem eigenen Kissen
    • Möglichkeiten zum Aufstehen und Bewegen
    • Kurze Reisen mit möglichst wenigen Zwischenstopps, um den Stress und die Belastung zu minimieren
  • Weniger geeignet:
    • Enge, harte Sitze ohne Bewegungsmöglichkeit
    • Lange Fahrten ohne Pausen
    • Überfüllte Züge ohne geeignete Sitzmöglichkeit

Unabhängig davon, für welches Transportmittel Sie sich entscheiden: Machen Sie regelmäßig Bewegungspausen, und informieren Sie Mitreisende oder Personal bei Bedarf. So reisen Sie entspannter – und mit weniger Risiko für einen Anfall.

Welche Dinge für den Transport Ihrer Medikamente zu bedenken sind, erfahren Sie in der Lektion „Transport und Lagerung der HAE-Medikamente auf Reisen“.

Muss ich die Zeitverschiebung bei der Reiseplanung und der Medikamenteneinnahme berücksichtigen?

Es kann hilfreich sein, bei der Planung Ihrer Reise die Zeitverschiebung im Blick zu behalten, besonders wenn Sie eine regelmäßige Prophylaxe-Therapie durchführen. In den meisten Fällen sind kleine Verschiebungen bei der Einnahme kein Problem. Bei Reisen in andere Zeitzonen kann es sinnvoll sein, mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu besprechen, inwiefern Sie bei der Verabreichung Ihrer Prophylaxe-Therapie etwas beachten sollten.

Planung und Erinnerungen

Denken Sie Ihre Einnahmezeiten unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung vor der Reise durch und stellen Sie sich Erinnerungen – beispielsweise mit dem Handywecker. Berücksichtigen Sie auch, wie sich die Umstellung Ihrer Uhr auf die Ortszeit auswirken wird, sobald Sie ankommen.

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CH.HAE.00077, Stand 06/2025 | Geprüft OÄ Priv.-Doz.in DDr.in Sabine Altrichter: Stand Juni 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.