4. Transport und Lagerung der HAE-Medikamente auf Reisen

Was sollte ich beim Transport meiner HAE-Medikamente bedenken?

Beim Reisen – besonders bei Flugreisen – ist der richtige Transport Ihrer HAE-Medikamente entscheidend.

  • Einige Medikamente (z. B. orale Therapien wie Tabletten oder Kapseln oder bestimmte Spritzentherapien) können bei Raumtemperatur gelagert werden – sie sind in der Handhabung unterwegs meist unkompliziert.
  • Andere, wie C1-Esterase-Inhibitoren oder weitere Spritzentherapien, müssen dauerhaft gekühlt werden.

Achten Sie je nach Medikament auf geeignete Kühlmöglichkeiten für den Transport und sorgen Sie auch am Urlaubsort für eine zuverlässige Kühlung. Nähere Informationen zu den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten finden Sie in unserer Schulung „Hereditäres Angioödem behandeln“.

Führen Sie Ihre Medikamente immer im Handgepäck mit sich

Ihre HAE-Medikamente sollten Sie niemals ins Aufgabegepäck geben. Im Frachtraum kann es zu starken Temperaturunterschieden kommen, die den Medikamenten schaden könnten. Das Gepäck mit den Medikamenten könnte zudem verloren gehen und zu einer Versorgungsproblematik im Urlaub oder während der Reise führen. Indem Sie Ihre HAE-Medikamente im Handgepäck mit sich transportieren, haben Sie sie immer griffbereit.

Wie kann ich eine Kühlung meiner HAE-Medikamente sicherstellen?

Einige Medikamente können bei Raumtemperatur, aber nicht über 25° C gelagert oder eingefroren werden. Andere HAE-Medikamente müssen dauerhaft gekühlt werden, damit sie wirksam bleiben – das gilt auch während der Reise.  Die genauen Vorgaben zur Lagerung Ihrer Medikamente können Sie der Packungsbeilage entnehmen.

Vor der Reise: Kühle Lagerung am Urlaubsort sicherstellen

Falls Ihre Medikamente gekühlt werden müssen, sollten Sie schon vor der Abreise klären, wie die Kühlung am Zielort gewährleistet werden kann. Erkundigen Sie sich beim Hotel, ob das Zimmer über eine Minibar oder eine andere Möglichkeit zur Kühlung verfügt. Geben Sie am besten direkt bei der Buchung an, dass Sie auf eine Kühlmöglichkeit angewiesen sind.

Transport unterwegs: Autofahrt, Zug oder Flugzeug

  • Im Auto lassen sich Medikamente gut in einer Kühltasche mit Kühlakkus transportieren. Eine noch stabilere Lösung bieten elektrische Kühlboxen, die über den Zigarettenanzünder betrieben werden können.
  • Bei Zugreisen, insbesondere längeren Fahrten, sollten Sie beachten, dass herkömmliche Kühlakkus ihre Wirkung mit der Zeit verlieren. Hier gibt es in Apotheken spezielle Kühlakkus, die durch Druck aktiviert werden können, sodass auch später noch für gleichbleibende Kälte gesorgt ist.
  • Bei Flugreisen ist eine besonders sorgfältige Planung notwendig:
    • Flüssige Kühlakkus sind im Handgepäck nicht immer erlaubt – klären Sie das vorab mit Ihrer Airline.
    • Eine Alternative ist Kühl-Trockengranulat, das keine Flüssigkeit enthält und oft problemlos mitgeführt werden darf.
    • Eine weitere Möglichkeit bieten spezielle Kühltaschen mit Verdunstungskühlung, die mit Wasser aktiviert werden und ganz ohne Strom oder Kühlakkus auskommen.
    • Auch USB-betriebene Kühlgeräte oder Powerbanks können bei längeren Reisen hilfreich sein. Allerdings sollten Sie vorab klären, ob diese im Flugzeug erlaubt sind und problemlos durch die Sicherheitskontrolle kommen.
    • Bei medizinischer Notwendigkeit ist es bei vielen Airlines möglich, Medikamente im Bordkühlschrank kühl lagern zu lassen. Informieren Sie sich dazu rechtzeitig vor dem Flug direkt bei der Airline.

Wenn eine Kühlung nicht sichergestellt werden kann

Sollte es kurzfristig nicht möglich sein, Ihre Medikamente zu kühlen, können viele Präparate auch für einige Stunden bei Raumtemperatur gelagert werden. Klären Sie vorab mit Ihrer Apotheke oder Ihrer behandelnden Ärztin bzw. Ihrem behandelnden Arzt, ob dies für Ihr Medikament zutrifft. Wichtig: Medikamente, die normalerweise gekühlt werden müssen, dürfen nach einer vorübergehenden Lagerung bei Raumtemperatur in der Regel nicht wieder in den Kühlschrank zurückgelegt werden. Sie sollten dann möglichst bald verbraucht werden.

Wie komme ich mit meinen HAE-Medikamenten durch den Zoll?

Damit es bei der Einreise ins Ausland keine Probleme gibt, sollten Sie Ihre HAE-Medikamente immer mit einer ärztlichen Bescheinigung mitführen. Diese sollte bestätigen, dass Sie am hereditärem Angioödem erkrankt sind und welche Medikamente Sie benötigen – am besten auf Englisch oder in der Landessprache Ihres Reiseziels. Falls Grenzbeamte, Zollbeamte oder die Sicherheitskontrolle am Flughafen dennoch Fragen z.B. zu Ihren Spritzen haben, erklären Sie Ihnen, dass Sie diese Medikamente aus medizinischen Gründen stets mit sich führen müssen.

In der Regel benötigen Sie keine spezielle Zollbescheinigung, wenn Sie nur Medikamente für den Eigenbedarf mitnehmen. Wenn Sie jedoch größere Mengen an Medikamenten mitführen (z. B. für eine längere Reise), ist es sinnvoll, sich im Vorfeld über die Zollbestimmungen des Ziellandes zu informieren – zum Beispiel über die Botschaft oder das Auswärtige Amt. Hier kann es sinnvoll sein, ein von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ausgefülltes Formular mit der Menge der benötigten Medikamente mit sich zu führen. Solche Formulare gibt es als Vordruck beispielsweise beim ADAC oder ÖAMTC.

Welche Bescheinigungen und Dokumente noch wichtig sein können bei Reisen mit HAE erfahren Sie in der Lektion „Den Koffer packen mit HAE“.

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CH.HAE.00077, Stand 06/2025 | Geprüft OÄ Priv.-Doz.in DDr.in Sabine Altrichter: Stand Juni 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.