6. Den Urlaub mit HAE genießen

Gibt es typische Aktivitäten, bei denen ich als HAE-Patient:in etwas berücksichtigen sollte?

Im Urlaub darf es ruhig entspannt zugehen – gerade für Sie mit HAE. Denn starke körperliche Anstrengung, große Hitze oder Stress können das Risiko für eine Attacke erhöhen. Auch große Menschenmassen können Stress auslösen. Aktivitäten wie anstrengende Wanderungen, Extremsport oder Ausflüge bei starker Sonne sollten Sie deshalb möglichst vermeiden.

Wie viel Belastung für Sie individuell verträglich ist, hängt auch davon ab, wie aktiv Sie im Alltag sind. Wenn Sie zu Hause kaum sportlich aktiv sind, sollten Sie im Urlaub nicht direkt mit einer mehrstündigen Wanderung auf einen Vulkan starten.

Gut geeignet sind ruhige und erholsame Unternehmungen – zum Beispiel Spaziergänge, Schwimmen, im Schatten liegen oder einfach entspannen mit einem Buch. Auch einfache Freizeitaktivitäten wie ein Besuch im Zoo, im Museum oder im Park können wohltuend sein.

Wenn Sie gut medikamentös eingestellt sind, ist vieles möglich – trotzdem sollten Sie auf eine mögliche Attacke vorbereitet sein. Wie Sie trotz HAE sicher und aktiv bleiben und die Freude an der Bewegung genießen, ohne unnötige Risiken einzugehen, erfahren Sie in der Schulung „Sport bei hereditärem Angioödem“.

Tipps für den Urlaub mit HAE

Wählen Sie entspannte Aktivitäten, meiden Sie körperliche Belastung bei Hitze und führen Sie Ihre Notfallmedikation immer mit.

Muss ich bei der Ernährung im Urlaub vorsichtig sein?

Für Menschen mit hereditärem Angioödem gibt es keine spezielle Diät. Sie dürfen grundsätzlich alles essen. Im Urlaub sollten Sie dennoch etwas vorsichtiger sein. Exotische oder ungewohnte Speisen, weniger hygienische Lebensmittel oder ungekochtes Essen können zu Magen-Darm-Infekten führen. Und solche Infekte können wiederum eine HAE-Attacke im Bauch auslösen. Achten Sie im Urlaub auf sauberes, gut durchgekochtes Essen – besonders bei Buffets oder Straßenständen. Hierbei gilt: Lieber einmal mehr auf Nummer sicher gehen.

Besser geeignete (meist unbedenkliche) Speisen

  • Frisch gekochte oder gebratene Speisen (z. B. gekochter Reis, Pasta, Suppen, Fleisch & Fisch aus der Pfanne oder vom Grill)
  • Obst mit Schale (z. B. Bananen, Orangen – vorher selbst schälen)
  • Versiegelte, industriell abgefüllte Getränke (Wasser, Säfte, Softdrinks)
  • Joghurt, Käse, Milchprodukte aus dem Supermarkt (gekühlt & originalverpackt)
  • Frisches Brot und abgepackte Backwaren
  • Gekochte Eier

Sehr vorsichtig sein oder besser vermeiden

  • Rohe oder halbgegarte Speisen (z. B. Sushi, rohe Eier, Tartar, Carpaccio)
  • Salate oder rohes Gemüse, das nicht selbst gewaschen wurde
  • Eiswürfel in Getränken (oft aus Leitungswasser)
  • Offenes Speiseeis von der Straße oder aus nicht gekühlten Vitrinen
  • Unverpackte Milchprodukte auf Märkten
  • Essen von Straßenständen mit fragwürdiger Hygiene
  • Wasser aus dem Hahn – auch zum Zähneputzen besser Wasser aus der Flasche verwenden
Tipps für mehr Sicherheit bei der Ernährung

Generell können Sie sich bei Entscheidungen rund um Speisen am Leitsatz „Cook it, boil it, peel it or forget it“ (koch es, brat‘ es, schäl‘ es oder vergiss es) orientieren. Halten Sie bei Auslandsreisen nach ärztlicher Rücksprache aber eine individuell abgestimmte Reiseapotheke bereit, die auch Mittel gegen Durchfall oder Magenprobleme umfasst.

Was kann helfen, wenn ich mich auf meiner Reise überanstrengt habe?

  • Vorbeugung: Planen Sie Ihre Reise so, dass sie in etwa dem entspricht, was Sie auch im Alltag gut bewältigen können. Vermeiden Sie lange, anstrengende Tage mit vielen Programmpunkten hintereinander. Bauen Sie gezielt Erholungspausen ein – am besten täglich. Achten Sie besonders in heißen Regionen oder bei ungewohnter körperlicher Aktivität (z. B. Koffer schleppen, Treppen steigen) auf Ihre Grenzen und scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten. Vermeiden Sie individuell bekannte Auslöser wie übermäßige körperliche Anstrengung, mechanischen Druck (z. B. durch schwere Rucksäcke) oder starke emotionale Belastung.
  • Falls es doch zu einer Überanstrengung kommt: Hören Sie auf die Warnzeichen Ihres Körpers. Wenn Sie merken, dass Sie müde, überfordert oder angespannt sind, gönnen Sie sich bewusst Ruhe – auch wenn andere weitermachen wollen. Planen Sie in den nächsten Tagen weniger ein, vermeiden Sie zusätzliche Belastungen und sorgen Sie für ausreichend Schlaf. Eine kleine Pause zur richtigen Zeit kann helfen, eine Attacke zu vermeiden.

In der Schulung „HAE verstehen“ erfahren Sie mehr über die Anzeichen und Symptome bei einer bevorstehenden Attacke.

Wie kann ich vermeiden, dass ich selbst überhitze und damit eventuell eine Attacke triggere?

Besonders bei Reisen in warme Länder ist Vorsicht geboten. Starke Hitze und direkte Sonneneinstrahlung können den Körper überfordern und so das Risiko für eine HAE-Attacke erhöhen. Überhitzung zu vermeiden ist daher ein wichtiger Teil der Reisevorbereitung.

Einfache und wirksame Maßnahmen zur Vorbeugung:

  • Tragen Sie einen Hut oder eine Kappe, um Ihren Kopf vor direkter Sonne zu schützen.
  • Verwenden Sie regelmäßig Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor.
  • Meiden Sie körperliche Aktivität in den heißen Mittagsstunden – halten Sie sich lieber im Schatten oder in klimatisierten Räumen auf.
  • Trinken Sie ausreichend Wasser – auch wenn Sie keinen Durst haben.
  • Achten Sie auf leichte, helle Kleidung aus atmungsaktivem Material.
  • Duschen Sie bei Hitze regelmäßig lauwarm, um den Kreislauf zu entlasten.
  • Planen Sie ruhige Aktivitäten ein, besonders nach längeren Aufenthalten in der Sonne.
  • Nehmen Sie bei längeren Ausflügen immer Wasser und einen Fächer oder ein Kühlhandtuch mit.
  • Vermeiden Sie volle, heiße Verkehrsmittel – lieber früher losgehen oder eine ruhigere Tageszeit wählen.
  • Informieren Sie Mitreisende darüber, dass Sie auf Hitze empfindlich reagieren – so kann man besser aufeinander achten.

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CH.HAE.00077, Stand 06/2025 | Geprüft OÄ Priv.-Doz.in DDr.in Sabine Altrichter: Stand Juni 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.