7. Notfallmanagement während der Reise

Was kann ich tun, wenn ich während der Reise einen HAE-Anfall bekomme?

Wenn Sie im Urlaub eine HAE-Attacke spüren, sollten Sie genauso handeln wie zu Hause. Warten Sie nicht ab, ob es von allein besser wird und verzögern Sie die Behandlung nicht – denn je früher Sie Ihre Notfallmedikamente anwenden, desto besser wirken diese. Wird zu lange gewartet, kann die Attacke schwerer verlaufen und schwieriger zu kontrollieren sein. Auch im Urlaub gilt: Lieber frühzeitig behandeln als riskieren, dass sich die Situation verschlechtert.

Wichtig ist, dass Sie immer ausreichend Notfallmedikamente dabeihaben – und zwar im Handgepäck und jederzeit griffbereit.

Wo finde ich im Ausland medizinische Hilfe, speziell für HAE-Patient:innen?

Vor einer Reise sollten Sie sicherstellen, dass Sie im Falle einer HAE-Attacke vorbereitet sind und die Attacke selbst mit den entsprechenden Medikamenten behandeln können. Falls Sie merken, dass Sie eine HAE-Attacke im Ausland selbst nicht mehr ausreichend therapieren können, ist es wichtig, schnell ärztliche Hilfe zu bekommen. Erste Anlaufstellen sind das nächstgelegene Krankenhaus, eine Notfallambulanz oder der örtliche Rettungsdienst. Hier ist es auch wichtig, regionale Notfallnummern zu kennen.

Vorab informieren

Noch besser ist es, wenn Sie im Vorfeld schon wissen, wo spezialisierte Anlaufstellen für HAE in Ihrer Urlaubsregion sind. Es gibt internationale Netzwerke und Apps, die Ihnen dabei helfen:

  • haei.org: Auf dieser Website finden Sie eine Weltkarte mit HAE-Zentren, die auf die Erkrankung spezialisiert sind.
  • HAE Companion App: Diese App (für iOS und Android) zeigt Ihnen direkt auf dem Handy, wo Sie in Ihrer Nähe Hilfe finden – inklusive Notruf-Informationen, Sprachen und Kontaktadressen.

Tipp für die Reiseplanung: Notieren oder speichern Sie vor der Abreise die wichtigsten Notfalladressen am Urlaubsort – so verlieren Sie im Ernstfall keine Zeit.

Was mache ich, wenn ich im Urlaubsland bin und keine Medikamente mehr habe?

Wenn Sie im Ausland keine akuten Beschwerden haben, ist es oft am sichersten, möglichst bald die Rückreise anzutreten – vor allem, wenn Sie zuhause besser medizinisch versorgt sind. So vermeiden Sie Stress und Unsicherheiten im Urlaubsort. Wichtig ist: Bleiben Sie ruhig, und planen Sie die Heimreise in Ihrem Tempo – eine Notfallbehandlung ist nur dann nötig, wenn sich eine Attacke ankündigt oder bereits begonnen hat.

Wie Sie vorab sicherstellen können, dass Sie nichts Wichtiges vergessen, erfahren Sie in der Lektion „Gute Reiseplanung für HAE-Patient:innen“.

Sollte sich eine HAE-Attacke anbahnen

Wenn Sie nicht selbstständig nicht die passende Versorgung sicherstellen können, suchen Sie möglichst rasch ein größeres Krankenhaus auf und zeigen Sie dort Ihren HAE-Notfallausweis vor. Darin ist Ihre Diagnose und die empfohlene Therapie vermerkt. Die Ärzt:innen vor Ort können so leichter nachvollziehen, was Sie benötigen. 

  • Die Behandelnden müssen verstehen, dass es sich bei einem HAE-Anfall nicht um eine herkömmliche allergische Reaktion handelt. Daher helfen Standardbehandlungen wie Kortison, Antihistaminika oder Adrenalin nicht zuverlässig. Es ist entscheidend, dass die spezifisch für HAE empfohlene Therapie angewendet wird.
  • Fresh Frozen Plasma (frisches gefrorenes Plasma; bestimmte Blutbestandteile aus Spenderblut) kann in Ausnahmefällen als Notfalltherapie eingesetzt werden, wenn spezifische HAE-Medikamente nicht verfügbar sind – jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht aufgrund möglicher Risiken.
  • Lassen Sie sich notfalls von Ihrer behandelnden Ärztin/Ihrem behandelnden Arzt telefonisch unterstützen.

Tipps dazu, wie Sie bei einer HAE-Attacke grundsätzlich richtig reagieren, erhalten Sie in der Schulung „Hereditäres Angioödem behandeln“.

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CH.HAE.00077, Stand 06/2025 | Geprüft OÄ Priv.-Doz.in DDr.in Sabine Altrichter: Stand Juni 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.