2. Onkologische Behandlung von jungen Krebspatient:innen

Krebs im Alter zwischen 19 und 39

Wie haben Sie eigentlich erfahren, dass Sie an Krebs erkrankt sind?

Im Gegensatz zu älteren Patient:innen, die in eine Reihe von Screening-Programmen (Massen-Vorsorgeuntersuchungen) eingebunden sind, sind Sie in einem Alter, in dem das noch nicht der Fall ist, da Krebs bei jungen Frauen und Männern vergleichsweise seltener auftritt.

Gibt es in Ihrer Familie ein gehäuftes Auftreten von Krebserkrankungen und Sie sind genetisch getestet worden? Haben Sie Ihre Erkrankung vielleicht selbst entdeckt – zum Beispiel ein Muttermal, das komisch ausgesehen hat oder haben Sie einen Knoten in Ihrer Brust ertastet?

Bei jungen Erwachsenen wie Ihnen kommt es oft zu Verzögerungen zwischen dem Auftreten von Symptomen und der Diagnosestellung. Das kann damit zu tun haben, dass Sie vielleicht Scheu hatten, Symptome gegenüber Ärzt:innen zu thematisieren. Vielleicht wurden Ihre Symptome aber auch nicht gleich erkannt, da es noch relativ wenig studienbasierte Erfahrung mit Krebserkrankungen in Ihrer Altersgruppe gibt.

Betreuung von Krebs betroffener Jugendlicher und junger Erwachsener

Während in manchen Ländern die Disziplin „AYA Oncology“ (AYA = adolescents and young adults) schon gut etabliert ist, wird in Österreich derzeit noch eine Trennung zwischen der sogenannten pädiatrischen Onkologie (bis zum 18. Lebensjahr) und der Onkologie „für Erwachsene“ vorgenommen. Diese Grenze ist allerdings willkürlich gesetzt, denn keine Erkrankung beginnt oder endet mit punktgenau 18 Jahren. Besonders der Übergang chronisch kranker Kinder bzw. Jugendlicher von der Kinderheilkunde in die Erwachsenenmedizin (auch bezeichnet als Transition) ist dabei eine besonders herausfordernde Phase. Daher haben wir uns in einem virtuellen Patiententag speziell dem Thema Transitionsmedizin gewidmet. Im Rahmen dessen gab es beispielsweise einen Vortrag zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL).

Broschüre "Jung und Krebs"
In der dieser Broschüre der Österreichischen Krebshilfe können Sie alle angesprochenen Themen genauer nachlesen. Download

Die häufigsten Krebserkrankungen junger Patient:innen

Krebserkrankungen junger Patient:innen kommen vier Mal so häufig vor wie in der Altersgruppe der Kinder – jedes Jahr erkranken in Europa rund 66.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 39 Jahren an Krebs.

Eine Aufstellung der „Statistik Austria“ bezüglich Krebsinzidenz, Überleben und Mortalität bei Kindern beschreibt „dass in Österreich, abgeleitet aus den Zahlen zwischen 2009 und 2011, etwa 120 Jugendliche (15-19 Jahre) jährlich mit einer Krebsdiagnose konfrontiert sind“. Für junge Erwachsene ab dem 20. Lebensjahr gibt es keine gesonderte Auswertung der „Statistik Austria“.

Zu den häufigsten Malignomen (Krebsarten) bei AYA zählen

  • Brustkrebs
  • Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome
  • maligne Melanome (Hautkrebs)
  • Karzinome des weiblichen Genitaltrakts
  • Schilddrüsenkarzinome
  • Weichteilsarkome
  • Keimzelltumoren (v.a. Hodenkrebs)
  • Kaposi-Sarkome
  • Kolonkarzinome (Darmkrebs)
  • Leukämien
  • ZNS-Tumoren (Tumoren des Zentralnervensystems mit Ursprung im Gehirn oder Rückenmark)
  • Knochensarkome

Wobei die Häufung der jeweiligen Tumorart je nach Alter unterschiedlich ist.

Nachsorge = Vorsorge

Besonders schwer haben junge Krebspatient:innen mit den Spätfolgen ihrer Erkrankung zu kämpfen. Unter Spätfolgen versteht man gesundheitliche Folgeerscheinungen auf körperlicher, psychischer und psychosozialer Ebene.

Mit welchen Spätfolgen Sie ganz persönlich konfrontiert sind, ist abhängig von der Art Ihrer Krebserkrankung, ihrem Krankheitsstadium und Ihrer Krebstherapie. Betreffen können Sie Ihren Hormonhaushalt, Ihre Fruchtbarkeit, innere Organe wie Herz, Niere, Lunge, Darm oder Leber, Ihre Knochen, Zahnfleisch und Zähne, Ihre Hör- und Sehkraft, Ihre kognitiven Fähigkeiten, Ihre psychische Gesundheit sowie das Auftreten von Zweittumoren. Studien belegen, dass zwei Drittel aller jungen Krebspatient:innen in unterschiedlichem Ausmaß unter körperlichen und psychosozialen Spätfolgen leiden.

Um neu auftretende Spätfolgen so schnell wie möglich zu erkennen und zu behandeln bzw. um bereits vorhandene Spätfolgen im Auge zu behalten, ist es für Sie entscheidend, die empfohlenen Nachsorge-Untersuchungen regelmäßig wahrzunehmen!

Onkologische Rehabilitiation

Auch eine stationäre oder ambulante onkologische Rehabiliation kann Sie dabei unterstützen, Ihre Gesundheit, Aktivität und Leistungsfähigkeit im Anschluss an die Therapie wiederherzustellen. Auf der Homepage der Österreichischen Krebshilfe finden Sie eine Liste aller auf Krebspatient:innen spezialisierten Rehazentren in Österreich.

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Geprüft Assoc.Prof. Priv. Doz. Dr. Wolfgang Lamm: Stand Februar 2023 | Quellen und Bildnachweis
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