3. Systemische Therapien bei CTCL

Was versteht man unter einer systemischen Therapie?

Eine systemische Therapie bei kutanen T-Zell-Lymphomen (CTCL) umfasst Medikamente, die im gesamten Körper wirken. Diese Therapien werden über das Blut verteilt und erreichen so alle betroffenen Bereiche. Sie können in Form von Tabletten, Injektionen unter die Haut (subkutan ) oder Infusionen verabreicht werden.

Wann kommt eine systemische Therapie bei CTCL zum Einsatz?

Die systemische Therapie wird in folgenden Situationen genutzt:

  • Unzureichende Wirkung lokaler Hauttherapien: Wenn lokale Therapien nicht ausreichen, um die Symptome zu kontrollieren.
  • Fortgeschrittenes Krankheitsstadium: Bei fortgeschrittenen Stadien von CTCL, wenn die Erkrankung bereits über große Bereiche der Haut verbreitet ist oder Blutbeteiligung aufweist.

Welche verschiedenen systemischen Therapiemöglichkeiten gibt es?

Es gibt eine Vielzahl von systemischen Therapien für CTCL, die in verschiedene Kategorien unterteilt werden können:

Immunsystem-modulierende Medikamente

Immunsystem-modulierend oder immunmodulatorisch bedeutet, dass das Immunsystem gestärkt wird, um die Tumorzellen besser zu erkennen und zu bekämpfen.

  • Interferon Alpha und Interferon Gamma: Diese Medikamente werden unter die Haut (subkutan) gespritzt und helfen dabei, das Immunsystem zu aktivieren, damit es die Tumorzellen besser erkennen und abtöten kann.

Retinoide

Retinoide sind Vitamin-A-Derivate, die das Zellwachstum regulieren und bei der Behandlung von CTCL eingesetzt werden.

  • Bexaroten: Ein Retinoid, das in Form von Tabletten oder Kapseln eingenommen wird. Es wirkt auf die Tumorzellen, indem es das Zellwachstum hemmt und zum Absterben der Zellen führt.

Chemotherapeutika

Chemotherapien zielen darauf ab, das Tumorwachstum zu kontrollieren und die Ausbreitung der Erkrankung zu verlangsamen. Diese Medikamente werden meist als Infusion verabreicht und wirken, indem sie die Tumorzellen direkt abtöten. Antimetabolite sind eine spezielle Untergruppe der Chemotherapeutika, die den Zellstoffwechsel stören, indem sie in die DNA- und RNA-Synthese eingreifen.
  • Methotrexat: Dieses Medikament kann sowohl als Tablette eingenommen als auch unter die Haut (subkutan) gespritzt werden. Es hemmt die Vermehrung der Tumorzellen, wodurch insgesamt weniger Tumorzellen entstehen.
  • Gemcitabin: Wird als Infusion verabreicht und wirkt, indem es in die DNA der Krebszellen eingebaut wird. Dies stört das Wachstum und die Vermehrung der Zellen.
  • CHOP-Schema: Ein Kombinationsschema von Chemotherapeutika, die als Infusion verabreicht werden und darauf abzielen, das Tumorwachstum zu kontrollieren und die Ausbreitung der Erkrankung zu verlangsamen.

Immuntherapie mit Antikörpern

Diese neueren Medikamente ähneln Substanzen, die das Immunsystem des Körpers produziert, um Tumorzellen gezielt anzugreifen und abzutöten. Unterschiedliche Antikörper unterstützen das Immunsystem auf verschiedene Weise.

Manche Antikörper binden direkt an die Oberfläche von Zellen, die CTCL auslösen, wodurch diese für das Immunsystem leichter erkennbar werden. Andere Antikörper dringen in Tumorzellen ein und zerstören diese von innen.

  • Mogamulizumab: Dieser Antikörper aktiviert das Immunsystem, um Krebszellen zu zerstören. Er wird als Infusion verabreicht.
  • Brentuximab-Vedotin: Dieser Antikörper gelangt ins Innere von Krebszellen und zerstört Sie von dort. Brentuximab-Vedotin wird ebenfalls als Infusion verabreicht.

Weitere Informationen zur Immuntherapie bei CTCL finden Sie in Kapitel 4Immuntherapie mit Antikörpern bei CTCL.

Wie lange muss eine systemische Therapie durchgeführt werden?

Die Dauer einer systemischen Therapie ist individuell und hängt vom Stadium der Erkrankung und der Art der Therapie ab:

  • Langfristige Therapie: Einige systemische Therapien, wie immunsystem-regulierende Medikamente, können über viele Jahre gegeben werden, solange sie gut vertragen werden und die Erkrankung kontrollieren.
  • Zeitlich begrenzte Therapie: Chemotherapien sind sehr effektiv bei der Bekämpfung der Erkrankung, werden aber oft nicht so gut vertragen, da sie Nebenwirkungen auslösen können. Um dem Körper die Möglichkeit zu geben, sich von Nebenwirkungen zu erholen, werden Chemotherapien häufig in festen Zyklen verabreicht, zum Beispiel sechs Zyklen über sechs Monate. Ein Zyklus umfasst einen Tag oder einen kurzen Zeitraum, an dem die Chemotherapie verabreicht wird. Danach folgt meist eine längere Pause, bevor der nächste Zyklus beginnt.
  • Erhaltungstherapie: Auch nach einer erfolgreichen Behandlung können schwächere systemische Therapien langfristig gegeben werden, um zu verhindern, dass die Erkrankung wieder ausbricht. Das Wiederauftreten der Erkrankung wird als Rezidiv bezeichnet.

Welche unterstützenden Therapieansätze stehen zur Verfügung und welche Ziele verfolgen sie?

Unterstützende Therapieansätze dienen dazu, die Lebensqualität zu verbessern und Symptome zu lindern, die durch die Erkrankung oder deren Behandlung entstehen. Hier sind einige Beispiele:

  • Juckreiz: Kann durch systemische Antihistaminika (Medikamente, die auch bei Allergien verwendet werden) oder durch Medikamente, die auf das Nervensystem wirken, gelindert werden.
  • Schlafstörungen: Können mit speziellen Schlafmedikamenten behandelt werden. Ein guter Schlaf ist wichtig, da Schlafmangel die Wahrnehmung von Symptomen wie Juckreiz verstärken kann und das Immunsystem schwächt.
  • Schmerzen: Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente können helfen, Schmerzen zu lindern.
  • Übelkeit: Antiemetische Medikamente können bei Übelkeit helfen, die oft als Nebenwirkung der Therapien auftritt.
  • Psychische Belastungen: Angst, Depression und andere psychische Belastungen sind häufig bei Menschen mit CTCL. Psychotherapie, Beratungsgespräche und die Anbindung an Selbsthilfegruppen können hierbei unterstützend wirken. Weitere Informationen zum Zusammenhang zwischen CTCL und Psyche erhalten Sie in der Schulung „Kutane T-Zell-Lymphome und Psyche

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Geprüft Prof. Dr. Chalid Assaf: Stand November 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Antihistaminika
Medikamente, die die Wirkung von Histamin blockieren und häufig bei allergischen Reaktionen eingesetzt werden.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Immuntherapie
Therapie, die das Immunsystem beeinflusst und bei verschiedenen Erkrankungen, wie z.B. Krebs, eingesetzt wird. Je nach Krankheitsursache kann das Immunsystem gehemmt, stimuliert oder durch die Gabe von Antikörpern verändert werden.
Infusion
Verabreichung einer Flüssigkeit (mit oder ohne darin gelösten Medikamente) über einen Zugang in ein Blutgefäß.
Rezidiv
(Rückfall)
Wiederauftreten einer Krankheit nach zunächst erfolgreicher Behandlung mit Heilung oder Verbesserung.
subkutan
Verabreichung von einer Injektion unter die Haut, also ins Unterhautfettgewebe.
Systemische Therapie
Therapie, die sich im gesamten Körper verteilt und nicht nur an einer Stelle wirkt. Eine systemische Therapie wird beispielsweise als Tablette, Kapsel, Infusion oder Spritze verabreicht.