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Kurs Durchfall bei der Brustkrebstherapie: Lektion 3 von 6

Verstopfung bei Brustkrebs

Im Rahmen einer Brustkrebs-Erkrankung kommt es nicht selten zu Verstopfung (Obstipation). Sie kann für die Lebensqualität unter Umständen sehr beeinträchtigend sein. Sie lässt sich meist gut behandeln. Länger anhaltende oder starke Verstopfung sollten Sie von Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt abklären lassen.

Video Transkript

Wann spricht man von Verstopfung?

Verstopfung liegt dann vor, wenn eine verminderte Frequenz von Stuhlgang da ist. Das heißt: Wenn Sie jeden Tag Stuhl haben und Sie haben dann plötzlich nur mehr alle zwei, drei Tage Stuhl, dann würde man von Verstopfung sprechen. Es ist ein erschwerter Stuhlgang und eingedickte Stuhlkonsistenz.

Wodurch kann eine Verstopfung auftreten?

  • Verstopfung kann beim onkologischen Patienten auftreten durch Befall des Bauchfells, Befall des Darms, dass also die Darmmotilität nicht so gut vorangeht, die Darmperistaltik.
  • Dann kann es sein, dass Verstopfung bedingt ist durch tumorösen Leberbefall, wenn man also hier Tochtergeschwülste in der Leber hat.
  • Es kann weiter sein, dass Schmerzmedikamente als Nebenwirkung Verstopfung haben.
  • Und es gibt natürlich auch Medikamente, die per se wirken und wo wir automatisch wissen: Es wird zur Verstopfung kommen. Darauf wird aber typischerweise eingegangen beim Aufklärungsgespräch über eine bestimmte Therapie.

Soll und kann ich selber etwas gegen Verstopfung unternehmen, bevor ich zur Ärztin/zum Arzt gehe?

Da können Sie sehr viel unternehmen.

  • Das erste sicherlich Bewegung, möglichst viel Bewegung machen. Das ist natürlich auch nicht in jedem Fall möglich, aber es sollte angestrebt werden.
  • Reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen
  • und milde Abführmittel. Es sollte also nichts Agressives sein.
  • Man könnte auch denken, wenn es eine Stuhlentleerung im Enddarmbereich ist, dass man hier ein Glyzerinzäpfchen anwendet, um hier diese Verstopfung zu beheben.

Sollte ich bei einer Verstopfung Abführmittel nehmen?

Bei Verstopfung selbstständig Abführmittel zu nehmen, ist sicherlich in Ordnung. Aber hier geht es um milde Abführmittel Es sollte nicht so sein, dass man hier besonders aggressive Mittel anwendet, sodass so etwas nur sehr gezielt zum Einsatz kommen sollte nach ärztlicher Beratung.

Warum kann Verstopfung gefährlich sein?

Verstopfung kann im Extremfall zu einem Darmverschluss führen, sodass das dann schon ein sehr wesentliches Krankheitsbild ist. Und das sollte nicht übersehen werden. Das heißt: Wenn die Verstopfung sehr ausgeprägt ist, bitte unbedingt den Arzt, die Ärztin informieren.

Ist bei Metastasen im Bauchraum etwas besonderes zu beachten?

Bei Verstopfung ist sicherlich ganz besonders darauf zu achten: Gibt es bei Ihnen einen Bauchfellbefall, der also den Darm von sich aus schon irritiert, sodass praktisch der Darm durch Tumor-Absiedlungen in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist. Da muss man sicher ganz besonders aufpassen, dass es hier nicht zu Beschwerden in Richtung Darmverschluss oder drohendem Darmverschluss geht.

Was kann ich tun, wenn Verstopfung als Folge der Durchfallbehandlung auftritt?

Wenn Verstopfung als Folge der Durchfallsbehandlung auftritt, ist es so, dass man hier besonders vorsichtig wieder den Stuhlgang forciert. Hier würde ich möglichst konservativ vorgehen, das heißt möglichst viel Bewegung, möglichst viel Flüssigkeit und wenn, nur Anwendung von sehr leichten Mitteln, die den Stuhlgang fördern.

Wie kann ich Verstopfung behandeln, ohne Durchfall als Folge zu riskieren?

Wie gesagt: Ich würde empfehlen, mich hier sehr langsam heranzutasten. Gerade wenn die Verstopfung als Folge der Durchfallsbehandlung aufgetreten ist. Das heißt: wirklich viel Flüssigkeit, Bewegung. Und wie gesagt milde Abführmittel. Auf keinen Fall zu aggressives Vorgehen.

Bedeutet Verstopfung, dass ich die Medikamente nicht vertrage oder sie falsch dosiert sind?

Im Einzelfall wird es sicher auch möglich sein. Normalerweise nicht. Es kann sein, dass das auch an den Begleitmedikamenten liegt. Begleitmedikamente gegen Übelkeit, gegen Erbrechen können eine Verstopfung auslösen. Schmerzmedikamente, sogenannte Opioide, diese Präparate können auch mit Verstopfung einhergehen, sodass wir selten direkt von dem Medikament gegen Krebs ausgehen können, dass das die Hauptursache ist für die Verstopfung. Es ist nicht selten die Begleitmedikation, die das auslöst.

Was bedeutet Verstopfung für meine weitere Therapie?

Für die weitere Therapie bedeutet das, dass man sich diesem Thema sehr genau widmen muss, dass man gezielt mehr Flüssigkeit zu sich nimmt, dass man versucht, mehr Bewegung zu machen, dass man vielleicht ein Schmerzmedikament gegen das andere austauscht. Man weiß zum Beispiel, dass das Pflaster zur Schmerztherapie weniger Verstopfung macht als Tabletten oder Kapseln, die man zum Schlucken nimmt, sodass man hier variieren kann, dass das ärztliche Team variieren kann und sich da einstellen kann.

 

Claudia Petru, MPH

Welche Lebensmittel können bei Verstopfung helfen?

Bei der Verstopfung jetzt so akut kann helfen — das sind bitte ganz simple alte Hausmittel –

  • ein lauwarmes Glas Wasser auf nüchternen Magen,
  • oder auch der klassische Kaffee mit seinen Röstprodukten und mit seinem Koffein, auch auf nüchternen Magen,
  • dann bestimmte Früchte hilfreich sein, die Ananas zum Beispiel kann bei Verstopfung sinnvoll sein,
  • und natürlich die ganze große Gruppe der Vollkornprodukte.

Was kann sonst noch bei Verstopfung helfen?

Wir sollten uns Zeit lassen beim Stuhlgang, beim Toilettengang. Und wir sollten eines nicht vergessen: Wir sollten uns auch bewegen. Ganz viel beeinflussen können wir über die Bewegung in Bezug auf die Verstopfung. Und natürlich, was wir Frauen vor allem viel zu wenig tun: Wir trinken meist zu wenig – im täglichen Alltag vergessen wir auf das Trinken.

Welche Lebensmittel sollte ich bei Verstopfung meiden?

  • Hier befinden wir uns in einer Situation, dass wir mal das, was uns eigentlich so als Seelentröster dient, nämlich die Schokolade, bitte dringend meiden, wenn Sie an Verstopfung leiden.
  • Größere Menge an Bananen sollten Sie nicht zuführen, wenn Sie an Verstopfung leiden.
  • Wichtig ist es auch, dass Sie Ihre ganzen Semmeln, Toatbrot, Weißbrot, Kipferln austauschen gegen ein ballaststoffreiche Gebäck oder Vollkornbrot.
  • Und auch die Beilagen, wie Nudeln oder auch Reis in Vollkornprodukte umwandeln.
  • Und natürlich den Obst-/Gemüsekonsum ganz konsequent erhöhen. Klassischerweise sagt man: Drei bis vier Handvoll Gemüse oder Salat pro Tag und eine Portion Obst.

 

Auf den Punkt gebracht

Verstopfung bei Brustkrebs

  • Bei Verstopfung können Bewegung und verstärkte Flüssigkeitsaufnahme helfen, aber auch milde Abführmittel oder Glyzerinzäpfchen.
  • Da eine Verstopfung zu einem Darmverschluss führen kann, sollte Sie bei ausgeprägter Verstopfung Ihre Ärztin/Ihren Arzt informieren.
  • Bei Metastasen im Bauchraum ist besondere Vorsicht geboten.

Wann spricht man von Verstopfung?

  • Von Verstopfung spricht man, wenn sich die Stuhlhäufigkeit im Vergleich zur Normalfrequenz deutlich verringert. Bei Stuhlgang von weniger als dreimal pro Woche liegt jedenfalls eine Verstopfung vor.
  • Der Stuhl zeigt meist harte Konsistenz, es bestehen Völlegefühl, Bauchschmerzen oder das Gefühl unvollständiger Darmentleerung.

Verstopfung im Rahmen der Brustkrebs-Therapie

Etwa ein Drittel der Patientinnen mit fortgeschrittener Krebserkrankung leidet zwischenzeitlich an Verstopfung. Bei Behandlung mit opioid-haltigen Schmerzmitteln sind weit mehr Patientinnen betroffen.

Wodurch kann es vorübergehend zu einer Verstopfung kommen?

Häufig tritt Verstopfung nach Operationen oder während einer Chemotherapie auf.

  • Die Ursachen sind verabreichte Narkose- oder Schmerzmittel, der Bewegungsmangel sowie eine veränderte Nahrungsaufnahme. Nach einem operativen Eingriff ist der Darm durch die Narkosemittel vorübergehend „gelähmt“ und braucht eine Weile, bis er wieder normal funktioniert.
  • Eine Ursache für Verstopfung kann Flüssigkeitsmangel sein, zum Beispiel durch Flüssigkeitsverlust bei Fieber, Hitzewallungen oder Erbrechen oder durch eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr.
  • Auch ein veränderter Tagesablauf oder Bewegungsmangel im Alltag können die Verstopfungsneigung erhöhen.
  • Eine Verstopfung kann auch in Folge einer Durchfall-Behandlung auftreten.
  • Auch psychische Ursachen spielen eine Rolle, etwa die Hemmung, im Krankenhaus eine Bettpfanne zu benutzen, oder die Abneigung gegenüber fremden Toiletten.

Warum kann es zu einer länger andauernden Verstopfung kommen?

Bei Patientinnen mit Brustkrebs gibt es zusätzliche, mit der Erkrankung oder der Therapie in Zusammenhang stehende Faktoren.

Medikamente, die Verstopfung verursachen können:

  • Opioid-haltige Schmerzmittel (Opiate, Morphine) hemmen die Darmmuskulatur. Sie zählen im Rahmen einer Krebserkrankung zu den häufigsten Ursachen für Verstopfung.
  • Bestimmte Chemotherapeutika (z. B. Vinca-Alkaloide)
  • Medikamente gegen Übelkeit, Erbrechen oder Medikamente zur Besserung des Gemüts

 Nervenschäden im Bauchbereich:

  • Manche Chemotherapeutika haben eine schädigende Wirkung auf vegetative Nerven, welche die Verdauung regeln.

Behinderung der Darmpassage:

Verengungen oder Vernarbungen im Bauchraum können die Darmpassage des Speisebreis behindern und zu Verstopfung führen, z. B. aufgrund von

  • Operationen,
  • intensiver Bestrahlung des Darms,
  • metastatischem Tumorbefall des Bauchfells bzw. der Darms.

Was Sie bei Verstopfung selbst tun können

Flüssigkeit

  • Trinken Sie reichlich, portionsweise, mindestens zwei bis drei Liter pro Tag.
  • Trinken Sie morgens auf nüchternen Magen ein Glas lauwarmes Wasser.

Ballaststoffreiche Ernährung

Essen Sie ballaststoffreich. Ballaststoffe haben eine stuhlregulierende Wirkung und fördern den Weitertransport des Darminhaltes.

  • Nach Darmoperationen ist von schwer verdaulichen Ballaststoffen dringend abzuraten.
  • Bei Neigung zu Blähungen eigen sich am besten leicht verdauliche Ballaststoffe.
  • Um die Ballaststoffzufuhr zu erhöhen, können u.a. auch lösliche Ballaststoffe aus der Apotheke oder Reformhaus angewendet werden
  • Viele Ballaststoffe sind in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Rohkost und frischem Obst und Gemüse enthalten.

Ernährungstipp: Leicht verdauliche Ballaststoffe bevorzugen

Beachten Sie aber unbedingt auch Ihre eigene Erfahrung dazu, wie Sie verschiedene Ballaststoffe vertragen.

Leicht verdauliche Ballaststoffe
Schwerer verdauliche Ballaststoffe
  • fein vermahlenes Vollkorn- oder Mischgebäck (z. B. Grahamweckerl, Mehrkorntoastbrot)
  • Haferflocken
  • Mandeln
  • grobkörniges Vollkornbrot
  • Leinsamen
  • Chiasamen
  • Flohsamen
  • Kompotte
  • gedünstetes Obst
  • rohes Obst
  • Trockenobst
  • Gedünstetes, gekochtes oder gebratenes, leicht verträgliches Gemüse wie z. B. Wurzelgemüse, Kürbis, Zucchini, Karotten
  • Rohes und schwerer verdauliches Gemüse (z. B. Zwiebel, Paprika, Kohlgemüse)
  • Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen, Mais)

Ernährungstipp: Eingeweichte Dörrzwetschken oder Marillen

Auch Trockenobst wie Feigen, Datteln, Rosinen können hilfreich sein. So sind z.B. eingeweichte Dörrzwetschken oder Marillen eine gute Maßnahme. Weichen Sie dazu 3 bis 4 Dörrzwetschken in einer Tasse Wasser über Nacht ein und essen Sie diese am Morgen. Sie können das Obst auch mit dem Einweichwasser pürieren

selpers Fallbeispiel Weitere mögliche Ernährungshilfen

  • Nehmen Sie milchsäurehaltige Nahrungsmittel wie Buttermilch, Joghurt, Sauermilch, Kefir oder milchsäurevergorenen Karotten- oder Roten Rübensaft zu sich.
  • Trinken Sie ein Glas Orangen-, naturtrüber Apfel-, Trauben-, Ananas-, Karotten- oder Roten Rübensaft oder auch Kaffee morgens auf nüchternen Magen.
  • DiätologInnen können Sie gezielt bei Ihrer individuellen Ernährungsanpassung unterstützen.
  • Verzichten Sie auf stopfende Lebensmittel wie Kakao, Bitterschokolade, Bananen, Heidelbeeren, geschabter Apfel oder langgezogener Schwarztee, ebenso auf zu große Mengen Zucker und Süßigkeiten, Weißmehlprodukte wie Semmel, Reis, und Rotwein.

Tipps zur Ernährungsumstellung bei Verstopfung:

  • Damit sich Ihr Darm an die ballaststoffreiche Kost gewöhnen kann und Blähungen und Bauchschmerzen zu verhindern, sollte eine Ernährungsumstellung langsam erfolgen.
  • Regelmäßigkeit und Konsequenz ist wichtig für die gewünschte Wirkung auf die Verdauung.
  • Vergessen Sie nicht, ausreichend zu trinken!

Bewegung bringt den Darm in Schwung

Körperliche Aktivität wie flotte Spaziergänge, Nordic Walking, Wandern oder auch Laufen regen die Verdauung an. Je regelmäßiger Sie sich bewegen desto besser fühlen Sie sich.

Abführmittel

Auch rezeptfreie Medikamente oder diverse Mittel gegen Verstopfung sind auf Dauer nicht empfehlenswert. Besprechen Sie die Einnahme von Abführmitteln mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.

Andere Hilfsmittel

  • Wärmeflaschen oder Bauchmassagen können wohltuend sein.
  • Nehmen Sie sich für den Gang zur Toilette genug Zeit.

Hinweis: Dauert die Verstopfung länger an oder ist sehr ausgeprägt, suchen Sie auf jeden Fall Ihre Ärztin/Ihren Arzt auf, um die Ursache der Beschwerden abzuklären.

Was ÄrztInnen bei Verstopfung tun können

Gegen Verstopfung steht eine Reihe von Abführmitteln zur Verfügung, auch Laxantien oder Laxativa genannt.

  • Osmotisch wirksame Abführmittel sorgen dafür, dass Wasser im Darm zurückgehalten wird. Beispiele sind Macrogol oder Zuckeralkohole wie Sorbit oder Laktulose und natürliche Quellmittel wie Flohsamen oder Leinsamen.
  • Hydragoge und antiresorptive Abführmittel bewirken, dass mehr Wasser in den Darm abgegeben oder dem Darminhalt weniger Wasser entzogen wird. Zu dieser Medikamentengruppe gehören auch pflanzliche Mittel wie Rizinusöl.
  • Motilitätsfördernde Abführmittel regen die Darmbewegung an.
  • Gleitmittel wie zum Beispiel Paraffinöl begünstigen den Weitertransport der Nahrung.
  • Bei schmerzmittelbedingter Verstopfung kommen Medikamente in Frage, welche die darmlähmende Wirkung der Schmerzmittel aufheben. Die schmerzlindernde Wirkung wird dadurch nicht beeinträchtigt.
  • Medikamente gegen extreme Verstopfung werden nur unter stationärer Kontrolle als Infusion verabreicht.

Mögliche Nebenwirkungen von Abführmitteln sind dünnflüssiger Stuhl, Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen.

Geprüft Claudia Petru, MPH und Univ.-Prof. Dr. Edgar Petru: Stand September 2019

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit metastasiertem Brustkrebs“

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Bildnachweise: cosmaa, Matsabe | Bigstock