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Kurs Medikamentöse Schmerztherapie bei Krebs: Lektion 5 von 7

Nebenwirkungen von Schmerzmitteln

Wie viele andere Medikamente können auch Schmerzmittel unerwünschte Wirkungen entfalten. Gerade bei längerer Einnahme sollten Sie deshalb einige Aspekte bzw. Nebenwirkungen von Schmerzmitteln beachten. Durch die richtige Medikamentenauswahl und Dosisanpassung lässt sich mit etwas Geduld jedoch die passende Schmerztherapie mit möglichst wenigen Nebenwirkungen finden.

Video Transkript

Haben alle Schmerzmittel Nebenwirkungen?

Viele meiner Patienten haben Angst, dass die von mir verordneten Schmerzmedikamente Nebenwirkungen bringen. Das kann sein, muss aber nicht sein. Ich behandele wahrscheinliche Nebenwirkungen bereits prophylaktisch mit. So können wir Übelkeit, Verstopfung bereits vor Auftreten der Symptome behandeln.

Kommt es vor, dass man Schmerzmittel überhaupt nicht verträgt?

Wie erwähnt, gibt es unterschiedliche Medikamentengruppen. Unterschiedliche Medikamentengruppen werden auch unterschiedlich vertragen. Es gibt tatsächlich einige Medikamentengruppen, die nur schlecht oder von wenigen Patienten vertragen werden, aber im Erfolgsfall die Schmerzen gut lindern können. Einen Versuch ist es allemal wert. Welche Nebenwirkungen bei Ihnen auftreten, können wir erst während der Behandlung sehen und dann darauf reagieren.

Bei welchen Nebenwirkungen muss ich ein Schmerzmittel absetzen?

Medikamente in Eigenregie abzusetzen, sei es auch wegen entstandenen Nebenwirkungen, ist nicht ratsam. Bitte halten Sie engen Kontakt zu Ihrem Schmerztherapeuten. Er hat Verständnis für Nebenwirkungen und wird Ihnen helfen, mit einem anderen Medikament weiterzumachen.

Was sind sogenannte „Magenschutz“-Präparate und wann brauche ich sie?

Vor allem die erwähnte Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika führt immer wieder zur Belastung der Magenschleimhaut. Hier empfiehlt es sich, Magenschoner regelmäßig bereits prophylaktisch vorweg mit einzunehmen.

Schädigen Schmerzmittel bei langfristiger Einnahme den Körper?

Immer wieder höre ich von meinen Patienten die Sorge, dass die langjährige Einnahme von Schmerzmedikamenten zu schweren Organschädigungen führen können. Dem können wir getrost widersprechen. Natürlich sind es durchaus auch starke und potente Medikamente, die vom Körper abgebaut und ausgeschieden werden müssen. Dies geschieht in der Regel entweder über Leber oder über Nieren. Eine regelmäßige Kontrolle dieser Parameter im Blut erscheint daher dringend notwendig.

Welche Schmerzmittel sind bei länger dauernder Einnahme am verträglichsten?

Welches Medikament für den einzelnen Betroffenen am Verträglichsten ist, kann man nicht generell sagen. Wir wissen von einigen Medikamenten, dass sie Nebenwirkungen wie zum Beispiel die Verletzung der Magenschleimhaut durch nicht-steroidale Antirheumatika haben. Andere Medikamentengruppen haben andere Nebenwirkungen. Welche das für Sie geeignete Medikamente oder Medikamenten-Cocktail ist, werden wir herausfinden.

Kann man Nebenwirkungen von Schmerzmitteln vermeiden oder etwas gegen sie tun?

Jedes Medikament, jede Medikamentengruppe hat eine für sie typische Nebenwirkungspalette. Ihr erfahrener Schmerztherapeut wird daher schon prophylaktisch mit der Therapie von sehr wahrscheinlichen Nebenwirkungen beginnen.

In der Regel sind es zum Beispiel Übelkeit oder Verstopfung. Hier bekommen Sie zusätzlich zu Ihren Medikamenten, den Schmerzmedikamenten, schon andere Medikamente dazu, um diese Nebenwirkungen gar nicht erst auftreten zu lassen.

Was ist beim Absetzen eines Schmerzmittels zu beachten?

Die Steigerung, aber auch die Reduktion von Schmerzmedikamenten in Eigenregie ist nicht schlau. Ihr behandelnder Schmerztherapeut wird Sie dabei unterstützen, die für Sie richtige Dosis und Kombination von Schmerzmedikamenten zu finden. Suchen Sie dringend das Gespräch mit Ihrem Therapeuten, wenn Sie den Eindruck haben, Sie haben entweder zu viel oder zu wenig. Gemeinsam wird es dann auch gelingen, die Schmerzmedikamente so weit zu reduzieren, dass Sie ausreichend Schmerztherapie haben ohne zu viele Nebenwirkungen.

 

Auf den Punkt gebracht

Nebenwirkungen von Schmerzmitteln

  • Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Verstopfung sind möglich, können aber in der Regel gut behandelt werden.
  • Auch bei Nebenwirkungen sollten Sie die Medikamente nicht ohne Absprache mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt absetzen.
  • Kommunizieren Sie Ihre Nebenwirkungen offen, damit Ihre Ärztin/Ihr Arzt die für Sie geeignetste Therapie auswählen kann.

Mögliche Nebenwirkungen von Schmerzmitteln

Nebenwirkungen treten nicht immer und nicht bei jedem Menschen auf gleiche Art in Erscheinung. Häufig muss man deshalb abwarten, ob überhaupt Nebenwirkungen auftreten.

Nicht-opioide Schmerzmittel

  • Schmerzmittel auf Basis der Acetylsalizylsäure („Aspirin“) haben Auswirkung auf die Blutgerinnung und können eine erhöhte Blutungsneigung bewirken.
  • Nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen und Diclofenac können bei zu hoher Dosierung oder langfristiger Einnahme zu Entzündungen, Geschwürbildung oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt führen. Symptome sind Sodbrennen, Bauchschmerzen und Blähungen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall.
  • Paracetamol kann zu einer Erhöhung der Leberwerte und zu Blutbildveränderungen führen. Bei Überdosierung können auch Leberschäden die Folge sein.
  • Metamizol kann in seltenen Fällen zu Blutdruckabfall, allergischen Reaktionen oder zu einem Rückgang der weißen Blutkörperchen führen. Informieren Sie bitte Ihren Arzt/Ihre Ärztin, wenn während der Therapie mit Metamizol Fieber und Anzeichen für eine Infektion auftreten.

Opioide

  • Eine typische und häufig auftretende Nebenwirkung der Opioide ist Verstopfung. Grund dafür ist ihre entspannende Wirkung auf die Darmmuskulatur.
  • In der Einstellungsphase (erste 4 Wochen) kommt es möglicherweise zu Übelkeit oder Erbrechen, Schwitzen oder Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen. Diese Beschwerden lassen meist nach einer gewissen Zeit von selber nach oder verschwinden ganz.
  • Opioide haben eine Pupillen verengende Wirkung. Diese sogenannte Miosis stellt jedoch keine Beeinträchtigung dar und ist nicht behandlungsbedürftig.
  • Manche Opioide rufen Mundtrockenheit, verringertes sexuelles Lustempfinden und Juckreiz hervor.

Gegenmaßnahmen zur Linderung von Nebenwirkungen

In den meisten Fällen werden Gegenmaßnahmen erst bei Auftreten von Nebenwirkungen gesetzt. Manche Nebenwirkungen sind allerdings so häufig und zu erwarten, dass man bereits vorbeugend gegensteuert.

Magenschutz

Um den schädigenden Einfluss nicht-steroidaler Antirheumatika auf die Magen-Darm-Schleimhaut zu verhindern, wird häufig schon vorbeugend ein sogenannter „Magenschutz“ verabreicht. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe zur Reduzierung der Magensäure.

  • Die Einnahme sollte jeweils 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit erfolgen.
  • Da die Medikamente selber Nebenwirkungen zeigen können (wie z. B. Verdauungsbeschwerden, verminderte Aufnahme von Vitamin B12, Eisen und Magnesium), sollten sie zeitlich befristet eingenommen werden.
  • Der Magenschutz sollte nach erfolgter Schmerztherapie langsam abgesetzt werden.

Gegen Verstopfung

Verstopfung ist eine sehr häufige Nebenwirkung von Opioiden.

  • Maßnahmen wie ausreichend Flüssigkeit, ballaststoffreiche Ernährung und körperliche Bewegung helfen bei Verstopfung. (Wissenswertes zur Verstopfung finden Sie hier )
  • In vielen Fällen ist eine Ernährungsumstellung bei opioid-verursachter Verstopfung jedoch nicht ausreichend. Für diesen Fall kann Ihnen Ihr Arzt/Ihre Ärztin eine Reihe verschiedener Abführmittel verschreiben.
  • Scheuen Sie sich nicht, Ihre Ärztin/Ihren Arzt auf diese sehr verbreiteten Beschwerden anzusprechen.

Übelkeit und Erbrechen

Bei Behandlungsbeginn mit Opioiden können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Wirksame Begleitmedikamente dagegen sind meist nur kurzfristig (über einige Tage) vonnöten.

selpers Fallbeispiel Wichtige Empfehlungen für die Einnahme von Schmerzmitteln

  1. Ändern Sie auf keinen Fall die Art oder die Dosis eines Medikaments ohne Absprache mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.
  2. Besprechen Sie Nebenwirkungen oder eine mangelnde Wirkung Ihrer Schmerzmittel offen mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.
  3. Sollten Sie mehrere Medikamente parallel einnehmen, kann das Führen einer Medikamentenliste hilfreich sein.

Geprüft Priv.-Doz. Dr. Christopher Gonano: Stand November 2019

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