Mit der Diagnose Krebs stürzt für betroffene Menschen ihre bisherige Welt ein. Sie werden dabei von einem Moment auf den anderen, vom Reich der Gesunden, in das Reich der Kranken katapultiert. Einer Welt, in der Betroffenen alles fremd und beängstigend erscheint. Die Diagnose Krebs stellt sie vor gewaltige Herausforderungen, die all ihren Mut und Konzentration erfordert und in der innerhalb kurzer Zeit überlebenswichtige Entscheidungen getroffen werden müssen. Dabei kommt die Seele mit dem Erlebten oft kaum nach. Neben der Begleitung von vertrauten Menschen, ÄrztInnen und PsychoonkologInnen, kann ein Tagebuch dabei helfen, belastende Situationen besser zu verstehen und zu verarbeiten und ein wichtiger Baustein für unsere mentale Gesundheit sein.
Der an Krebs erkrankte Guido Westerwelle beschrieb in einer Talkshow, dass er mit dem Tagebuch schreiben gegen seine inneren Dämonen kämpfen wolle.
Mein Tagebuch war bis zu meiner Krebserkrankung ein wichtiger Lebensbegleiter meines Alltags und der Ort, an dem ich meine Gedanken und Gefühle als Teenager, junge Mutter und Frau zum Ausdruck bringen konnte. Mit meiner Erkrankung entwickelte sich mein Lebensbegleiter des Alltags jedoch weit darüber hinaus – zu einem therapeutischen Seelenreiniger.
Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen
Das Niederschreiben meiner Gedanken und Gefühle während meiner Krebserkrankung half mir dabei, das Erleben mental besser zu verarbeiten und meinen Ängsten in einer Art und Weise Ausdruck zu verleihen, die ich in meinem Umfeld nicht immer offen benennen konnte oder – durfte!
Denn nicht jeder aus dem Umfeld eines an Krebs erkrankten Menschen hält deren Sorgen aus und fühlt sich unter Umständen schnell überfordert. Manche unserer Empfindungen und Erlebnisse möchten wir zudem lieber mit uns selbst ausmachen, weil wir unsere Herzmenschen vielleicht nicht zusätzlich belasten möchten. Mein Tagebuch hingegen konnte ich zur Hand nehmen, wann immer mir danach war. In ihm konnte ich all meine Gedanken und Gefühle reflektieren und dadurch so manchen Erlebnissen ihren Schrecken nehmen. Mein Tagebuch begleitete mich zu jedem Klinikaufenthalt und schenkte mir Trost und Geborgenheit in fremder Umgebung.
Von der Entscheidungshilfe zur Sammlung wichtiger Momente
Das Beschreiben von komplexen Situationen in einem Tagebuch kann dabei helfen, wichtige Entscheidungen leichter treffen zu können. In ihm dürfen aber auch Wünsche und geheime Sehnsüchte beschrieben werden. Ein Tagebuch ist aber auch der Ort, an dem bereichernde Glücksmomente und schöne Erlebnisse festgehalten werden können, die man nicht aus seiner Erinnerung verlieren möchte. Ein Tagebuch ist ein Ort, an dem gleichzeitig gelacht und geweint werden darf und in dem nachdenkliche und skurrile Begebenheiten ihren Platz finden.
“…und an Krebs erkrankte Menschen, können von unzähligen skurrilen Momenten erzählen!”
Eine kunterbunte Sammlung an Erinnerungen
In meinem Tagebuch fanden Zeichnungen zur Visualisierung von Lebenszielen und Fotografien ihren Platz, aber auch Konzertkarten und Mut schenkende Notizen von Freunden und Familie. Wenn ich rückblickend in meinem damaligen Krebs-Tagebuch blättere, findet sich ein buntes Sammelsurium eines vielschichtigen Menschen in ihm, der eine bewegte Geschichte zu erzählen weiß und an seinen Erfahrungen gewachsen ist.
Fazit
- Tagebuch schreiben fördert die Selbsterkenntnis
- Tagebuch schreiben verankert Erinnerungen
- Tagebuch schreiben fördert die Gesundheit
- Tagebuch schreiben hilft langfristig belastende Lebenssituationen besser zu verarbeiten
- Tagebuch schreiben hilft Lebensziele zu erreichen
Ich freue mich, wenn du in die folgenden Lektionen hineinschnupperst und für dich die Inspiration findest, es mit dem Tagebuch schreiben zu versuchen, um seine reinigende und bereichernde Kraft in dir zu fühlen.
Geprüft Nicole Kultau: aktualisiert März 2022