Rheumatoide Arthritis verstehen
Rheumatoide Arthritis betrifft vor allem die Gelenke. Oft sind die Hände morgens steif oder schmerzen. Aber auch andere Körperteile, zum Beispiel die Lunge, können betroffen sein. Ursache dafür sind Entzündungen im Körper.
Welche Veränderungen finden bei rheumatoider Arthritis im Körper statt?
Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass unsere körpereigene Abwehr andere Zellen des Körpers angreift. Gelenke, Sehnenscheiden und Knochen entzünden sich, schmerzen und sind weniger beweglich. Es können bei rheumatoider Arthritis auch innere Organe wie die Lunge betroffen sein, insbesondere das Rippenfell, Gefäße in der Lunge und das Lungengewebe und die Lungenbläschen selbst. Letzteres nennt sich ILD oder interstitielle Lungenerkrankung.
Genauere Informationen zur rheumatoiden Arthritis erhalten Sie in der Schulung „Rheumatoide Arthritis verstehen“.
Mögliche Begleiterkrankungen von rheumatoider Arthritis
Oft treten andere Erkrankungen zusammen mit rheumatoider Arthritis auf. PatientInnen mit rheumatoider Arthritis sind insbesondere betroffen von:
- Herzkreislauferkrankungen, zum Beispiel: Herzschwäche und koronare Herzkrankheit (verengte Blutgefäße im Herzen)
- Organerkrankungen, zum Beispiel: Lungenfibrose
- Fettstoffwechselstörung, zum Beispiel: Erhöhte Blutfette
- Psychische Erkrankungen, zum Beispiel: Angst oder Depressionen
Behandlung von rheumatoider Arthritis
Es stehen heute viele wirksame Medikamente zur Verfügung, um rheumatoide Arthritis zu behandeln. Dabei wird mit einer milderen Behandlung begonnen. Bleiben noch Beschwerden bestehen, wird mit Medikamenten der nächsten Stufe behandelt:
- Oft werden zunächst nicht steroidale Antirheumatika eingesetzt.
- Als nächstes kann Kortison verwendet werden.
- Nicht steroidale Antirheumatika können auch mit zusätzlichen antirheumatischen Basistherapeutika kombiniert werden.
- Wenn die anderen Therapien nicht erfolgreich sind, kommen Biologika zum Einsatz.
Mehr zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis erfahren Sie in der Schulung „Behandlung der Rheumatoiden Arthritis“.
Bei rheumatoider Arthritis kommt es durch ein überaktives Immunsystem zu Entzündungen im Körper. Biologika sind Eiweiße, die entzündungsfördernde Botenstoffe wie Antikörper oder Immunzellen hemmen. Sie wirken damit besonders spezifisch bei rheumatoider Arthritis und anderen Autoimmunerkrankungen. Bei vielen Biologika endet der Wirkstoffname auf „-ab“. Diese Endung steht für engl. antibody (deutsch: Antikörper) und zeigt an, dass sie an Antikörpern ansetzen.
Lungenfibrose bei rheumatoider Arthritis
PatientInnen mit rheumatoider Arthritis haben ein erhöhtes Risiko für Lungenfibrose. Das liegt daran, dass beide Erkrankungen durch vermehrte Entzündungen ausgelöst werden.
Was ist Lungenfibrose?
Verschiedene Erkrankungen werden als Lungenfibrose bezeichnet. Dabei unterscheidet man, ob die Lungenfibrose durch eine andere Erkrankung ausgelöst wird, oder nicht:
- Primär/Idiopathisch: Das bedeutet, dass der Lungenfibrose keine andere Krankheit zugrunde liegt.
- Sekundär: Die Lungenfibrose wird durch andere Erkrankungen ausgelöst, insbesondere durch Immunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom, Myositis oder rheumatoide Arthritis.
Alle haben gemeinsam, dass das Bindegewebe (also das Grundgewebe) der Lunge sich vermehrt. Dies kann rasch fortschreitend passieren, oder die Veränderungen können stabil bleiben.
Wie entsteht Lungenfibrose bei rheumatoider Arthritis?
Die Lungenfibrose steht am Ende eines langfristigen Prozesses im Körper:
- Entzündung: Bei rheumatoider Arthritis kommt es zu Entzündungen. Diese finden sich auch in der Lunge.
- Lungengewebe wird umgebaut (= Fibrosierung): Die Entzündungen führen dazu, dass mehr Bindegewebe in der Lunge gebildet wird.
- Verringerung des Sauerstoffaustauschs und der Atemfähigkeit: Das Bindegewebe ist kein funktionierendes Lungengewebe, denn es lässt weniger Sauerstoff durch. Dadurch fällt das Atmen schwerer.
Ist das Risiko für weitere Erkrankungen höher, wenn ich bereits eine Lungenfibrose und rheumatoide Arthritis habe?
PatientInnen mit beiden Erkrankungen können ein höheres Risiko für andere Erkrankungen haben. Dazu können Schlafapnoe (Atemaussetzer im Schlaf), Nebenwirkungen durch Kortison (z.B. Gewichtszunahme oder Bluthochdruck) oder bösartige Lungenerkrankungen gehören. Ihre BehandlerInnen werden bei der Vorsorge auch auf diese Erkrankungen achten, um Sie frühzeitig zu erkennen. Falls Sie bei sich Symptome wahrnehmen, die nicht zu den typischen Rheumasymptomen gehören, sollten Sie diese dennoch beim nächsten Besuch beim nächsten Arztgespräch ansprechen.
Bedeutung für den Krankheitsverlauf
Lungenfibrose führt dazu, dass weniger Sauerstoff von der Lunge ins Blut übertreten kann und das Atmen schwerfällt. Dadurch hat sie einen großen Einfluss auf den Krankheitsverlauf.
Welchen Einfluss hat die Lungenfibrose auf den Krankheitsverlauf bei rheumatoider Arthritis?
Bei Lungenfibrose kommt es häufiger zu Atemnot bei körperlicher Anstrengung. Wenn die Gelenke aufgrund der rheumatoiden Arthritis zusätzlich steif oder schmerzhaft sind, fällt Bewegung oft schwerer. Wenn PatientInnen sich weniger bewegen, erhöht sich das sogenannte kardiovaskuläre Risiko. Das bedeutet, dass es häufiger zu Erkrankungen der Blutgefäße und des Herzens kommen kann.
Der Verlauf der Lungenfibrose ist auch von Veränderungen abhängig, die in Röntgen- und HRCT-Bildern der Lunge zu sehen sind. Dabei gibt es zwei typische Muster:
- NSIP-Muster: Hier überwiegt die Entzündung. Die Prognose ist oft besser.
- UIP-Muster: Dabei kommt es zu einem raschen Umbau des funktionierenden Lungengewebes in Bindegewebe. Die Prognose ist oft schlechter.
Wie kann sich ein Schub der rheumatoiden Arthritis auf die Lungenfibrose auswirken?
Ein Schub der rheumatoiden Arthritis kann zu mehr Entzündungen und mehr Bindegewebe in der Lunge (= Fibrosierung) führen. Er kann sich dadurch nachteilig auf die Lungenfibrose auswirken. Deshalb ist es entscheidend, die rheumatoide Arthritis wirksam zu behandeln und mit Ihrer Rheumatologin/Ihrem Rheumatologen zu sprechen, falls Sie Probleme mit der Therapie haben.
Bedeuten starke Beschwerden durch die rheumatoide Arthritis, dass meine Lunge auch stark betroffen ist?
Es wurde bislang kein direkter Zusammenhang zwischen der Stärke der Beschwerden durch die rheumatoide Arthritis und einer Lungenbeteiligung gefunden. Deshalb sollte die rheumatoide Arthritis auch bei leichten Beschwerden immer ausreichend behandelt werden. Umgekehrt bedeuten starke rheumatische Beschwerden nicht, dass Sie sicher eine Lungenfibrose entwickeln werden.
Geprüft Prim.a Dr.in Judith Sautner: Stand März 2023 | Quellen und Bildnachweis