9. Altersbedingte Makuladegeneration verstehen – alle Fragen

In dieser Schulung lernen Sie, wie die altersbedingte Makuladegeneration entsteht und welche Formen es gibt. Sie erfahren, wie sich die fortgeschrittene altersbedingte Makuladegeneration auf das Sehen auswirkt. Außerdem lernen Sie, welche diagnostischen Untersuchungen notwendig sind und wie diese ablaufen.

Was ist eine altersbedingte Makuladegeneration?

Was ist eine altersbedingte Makuladegeneration und in welchem Alter tritt sie auf?

Die altersbedingte Makuladegeneration ist eine Erkrankung, die nach der Definition erst im späten Lebensalter auftritt. Dies fängt mit dem fünfundvierzigsten bis fünfzigsten Lebensjahr an. Die Krankheit ist zunächst durch die Bildung von Ablagerungen gekennzeichnet.

Das Sehen ist ein Stoffwechselvorgang und bei jedem Stoffwechselvorgang entstehen Abfallprodukte. Diese Abfallprodukte werden normalerweise von der Netzhaut-Unterlage, beziehungsweise vom Immunsystem abtransportiert. Je älter wir werden und mit entsprechender genetischer Vorbelastung, hört dieses System auf, optimal zu arbeiten und die Ablagerungen bleiben liegen. Das ist die erste Phase der Erkrankung.

Aus diesen Ablagerungen können zwei Verlaufsformen der Krankheit entstehen. Zum einen gibt es die sogenannte trockene Makuladegeneration. Was passiert hier? Die Ablagerungen verschwinden im Laufe der Zeit, das heißt, dass der Körper auf diesen Prozess mit einer niederschwelligen Entzündung reagiert. Das Problem ist jedoch, dass wenn die Ablagerungen verschwinden, dann verschwinden auch die darüber liegenden Netzhautschichten. Es entstehen ausgestanzte Narbenareale, eine sogenannte geographische Atrophie. Das ist mit ungefähr achtzig Prozent die häufigste Form.

Die zweite Form, welche viel seltener ist, ist die feuchte Form der Makuladegeneration. Dabei lösen die Ablagerungen eine andere Art der Entzündung aus und das Auge versucht diese mit der Bildung von Gefäßen zu bekämpfen. Diese Gefäße unterwandern die Netzhaut und führen zu Blutungen und einer Schwellung der Netzhaut. Es kommt zu einem rapiden Abfall der Sehleistung.

Je älter man wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit an der altersbedingten Makuladegeneration zu erkranken. Zwischen dem fünfundvierzigsten und fünfundfünfzigsten Lebensjahr sind nach den aktuellen Daten, drei bis fünf Prozent der Menschen betroffen. Diese Kurve steigt exponentiell an und endet ab dem neunzigsten Lebensjahr bei fünfunddreißig Prozent. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass jeder daran erkranken muss.

Generell sind Frauen etwas häufiger betroffen als Männer. Laut aktuellen Statistiken sind im Jahr zweitausendzwanzig, hundertsechsundneunzig Millionen Menschen auf der Welt an altersbedingter Makuladegeneration erkrankt. Für das Jahr zweitausendvierzig wird prognostiziert, dass zweihundertachtundachtzig Millionen Menschen an der Krankheit erkranken werden. Das bedeutet, dass es für die Volksgesundheit ein sehr relevantes Thema ist.

Wie verändern sich das Auge und die Sehkraft bei einer altersbedingten Makuladegeneration?

Am Anfang der Makuladegeneration, wenn diese Ablagerungen entstehen, merken die Patienten wenig. Es entstehen maximal leichte Schwierigkeiten beim Lesen oder ein leicht verschwommenes Sehen. Wenn die Krankheit weiter fortschreitet, entstehen bei der trockenen Makuladegeneration schwarze oder graue Flecken.

Dort fehlen die Sinneszellen und die Patient:innen können in diesem Bereich dementsprechend nicht sehen. Die Patient:innen beschreiben, dass es Areale gibt, um die sie herumschauen müssen, bei denen sie fokussieren oder fixieren müssen, und dass sie an einem Fleck vorbeischauen müssen. Hier ist vor allem Ihre Leseleistung herausgefordert, Sie merken Probleme vor allem in der Nähe, sprich beim Lesen oder bei der Handarbeit.

Bei der feuchten Degeneration ist es nicht unähnlich, hier beginnt die Veränderung meistens rasch. Es entsteht ein grauer Fleck oder auch Verzerrungen. Wenn Sie zum Beispiel auf einen Kirchturm schauen, hat dieser plötzlich einen Knick oder wenn Sie zum Beispiel einen Text anschauen, sind die Buchstaben plötzlich verzerrt und man kann sie nicht mehr genau fixieren.

Für die feuchte Form der altersbedingten Makuladegeneration sind wir in der Lage, eine Therapie anzubieten. Für die trockene Form gibt es eine neuartige Behandlung, die das Fortschreiten der Krankheit verhindern kann. Allerdings können wir die Krankheit leider nicht kausal, also vom Ursprung her behandeln. Wir können aber vor allem bei der feuchten Degeneration mittlerweile sehr effiziente Therapien anbieten. Bei der trockenen Degeneration besteht die berechtigte Hoffnung, das Fortschreiten der Krankheit effektiv bremsen zu können.

Wie unterscheiden sich die feuchte und trockene Form?

Die trockene, altersbedingte Makuladegeneration ist eine Form der Erkrankung, die sich meistens langsam verändert. Die Ablagerungen, die zunächst bei der Makuladegeneration entstehen, auch Drusen genannt, lösen sich mit der Zeit auf.

Mit dem Auflösen dieser Ablagerungen, lösen sich auch die darüberliegenden Netzhautschichten und vor allem die Schichten der Sinneszellen auf. Es entstehen so ausgestanzte Narben-Areale, wo keine Sinneszellen mehr zu finden sind. Wo keine Sinneszellen sind, können Sie entsprechend nicht sehen.

Dann entstehen die Ausfälle und Flecken, wodurch man das Gefühl hat, etwas nicht erkennen zu können. Manche beschreiben das als einen kompletten Ausfall, andere eher als ein verschwommenes Sehen in einem Areal. Das ist aber etwas, das sich normalerweise nur langsam verändert.

Bei der feuchten Degeneration verändert sich das Sehen meistens rasch. Die Patient:innen bemerken dann, dass die Sehleistung plötzlich deutlich schlechter wird, ein gräulicher Fleck entsteht oder eine starke Verzerrung auftritt. Das kann durchaus von einem Tag auf den nächsten geschehen.

Die geographische Atrophie ist der Endzustand der trockenen, altersbedingten Makuladegeneration. Es ist aber nicht das einzige Merkmal der Erkrankung. Es gibt die Ablagerungen, die am Anfang entstehen, das ist die erste Phase der altersbedingten Makuladegeneration. Es gibt auch die feuchte Form der altersbedingten Makuladegeneration, bei der Gefäßwucherungen, sogenannte choroidale Neovaskularisationen, entstehen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Was ist eine altersbedingte Makuladegeneration?”

Entstehung und Risikofaktoren

Welche Faktoren tragen zur Entstehung einer altersbedingten Makuladegeneration bei?

Die wichtigsten Risikofaktoren sind jene, die Sie nicht beeinflussen können. Es ist einerseits Ihr Alter und andererseits Ihre Gene. Von den Umweltfaktoren, die relevant sind, ist vor allem das Rauchen ein Risikofaktor. Das Rauchen kann das Fortschreiten der Krankheit beschleunigen und häufiger zu den feuchten Formen der Degeneration führen. Das Rauchen ist ein Umweltfaktor, den Sie beeinflussen können.

Es gibt viele Hinweise, aber keine klaren Beweise, dass eine einseitige und unausgewogene Ernährung, zum Beispiel eine sehr fettige oder cholesterinreiche Ernährung, das Auftreten und Fortschreiten der Krankheit begünstigen kann. Ebenso kann ein höherer Blutdruck einen negativen Effekt haben, aber hier sind die Hinweise nicht eindeutig.

Ist die altersbedingte Makuladegeneration vererbbar?

Die altersbedingte Makuladegeneration ist grundsätzlich vererbbar. Die Schwierigkeit ist jedoch, dass hier mehrere Gene eine Rolle spielen. Wir sind leider nicht in der Lage, mit Sicherheit zu sagen, ob eine bestimmte Person aufgrund der familiären Belastung die Krankheit bekommen wird und vor allem in welcher Ausprägung er oder sie die Erkrankung haben wird.

Welche Risikofaktoren kann ich selbst beeinflussen?

Verschiedene Studien bestätigen, dass eine eine ausgewogene Ernährung durchaus eine Rolle spielt. Die mediterrane Diät kann vor allem den Verlauf der Erkrankung deutlich positiv beeinflussen. Dazu zählen viel grünes Blattgemüse, Kürbis, Paprika, Zitrusfrüchte und Fisch. Diese Nahrungsmittel stärken das Sehzentrum der Netzhaut und machen es resistenter gegenüber Entzündungsreaktionen. Insofern ist eine ausgewogene Ernährung sehr sinnvoll.

Wenn Sie Raucher:in sind, wird empfohlen, mit dem Rauchen aufzuhören, denn das hilft, das Fortschreiten und Auftreten der Krankheit zu verhindern. Ansonsten gibt es keine klaren Richtlinien. Man spricht zwar immer davon, dass ein sportlicher und aktiver Lebensstil einen Benefit haben kann, es gibt aber keine klaren Beweise, sondern nur Hinweise.

Wenn Sie Angehörige in Ihrer Familie haben, die an einer altersbedingten Makuladegeneration erkrankt sind, sollten Sie sich regelmäßig bei Ihrer niedergelassenen Fachärztin oder Ihrem Facharzt untersuchen lassen. Zusätzlich können Sie mit der ausgewogenen, mediterranen Ernährung einiges bewirken, weil Sie so Ihr Sehzentrum stärken können.

Das bedeutet nicht, dass Sie die Erkrankung gar nicht bekommen können, aber Sie können schon einmal aktiv eine Vorbeugung vornehmen. Aufgrund dessen, dass die mediterrane Ernährung durch die Bioverfügbarkeit über den Darm die Netzhaut gut schützt, haben Sie eine Risikovermeidung betrieben.

Eine wichtige Maßnahme, wenn die Ablagerungen, also die erste Phase der altersbedingten Makuladegeneration, eine gewisse Größe oder Dichte erreichen, ist die sogenannte Vitamin-Prophylaxe. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt können Ihnen eine Vitaminzusammensetzung aufschreiben, üblicherweise mit Vitamin C, E, Zink und einer Substanz namens Lutein.

Diese dient dazu, das Fortschreiten der altersbedingten Makuladegeneration zu bremsen. In erster Linie wird vor allem das Risiko für das Auftreten einer feuchten Makuladegeneration reduziert, nämlich um vierzig Prozent. Das ist ein bisschen vergleichbar, wie wenn Sie das Risiko zwischen Rauchen und einem Herzinfarkt vergleichen. Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören, sinkt auch Ihr Risiko für einen Herzinfarkt um vierzig Prozent.

Hier geht es zum Video-Interview: „Entstehung und Risikofaktoren”

Symptome der altersbedingten Makuladegeneration

Was sind typische Frühwarnzeichen und Symptome der altersbedingten Makuladegeneration?

Die klassischen Symptome einer altersbedingten Makuladegeneration sind zum einen ein verschwommenes Sehen, normalerweise in der Nähe. Üblicherweise beschreiben die Patient:innen, dass sie plötzlich schlechter Lesen können und das Gefühl haben, dass einige Buchstaben oder Wörter ausfallen.

Wenn die Krankheit fortgeschrittener ist, können zum anderen Verzerrungen auftreten. Das bedeutet, dass Linien verbogen ausschauen, beispielsweise der Kirchturm oder das Fensterkreuz haben plötzlich einen Knick. Manchmal beschreiben Patient:innen, dass die Verzerrungen auch beim Lesen auftreten.

Es ist allerdings so, dass viele Patient:innen nicht in der Lage sind, ihre Beschwerden genau zu definieren. Manche Patient:innen kommen auch in meine Praxis und sagen, dass sie ein wenig verschwommen sehen, doch dann wird klar, dass dies aufgrund einer Makuladegeneration auftritt.

Deswegen, auch wenn Beschwerden des Sehens in der Nähe in der Regel mit einer Makuladegeneration zusammenhängen, ist das nicht immer der Fall. Grundsätzlich sind die Symptome sowohl bei der trockenen als auch bei der feuchten Form ähnlich.

Warum ist das so? Weil hier in erster Linie die Funktion der Sinneszellen gestört wird. Diese fallen teilweise aus, je nach Verlaufsform können die Sinneszellen auch eine verminderte Funktion haben oder aufgrund von einer Verdickung oder Verdünnung der Netzhaut nicht in einer Lage liegen. Deswegen entstehen beispielsweise diese Verzerrungen, das ist durchaus bei beiden Formen der Makuladegeneration gleich.

Wenn Sinneszellen ausfallen, ist die Funktion gestört. So entstehen diese Areale, die geographische Atrophie. Auch bei der feuchten Degeneration, wenn die Sinneszellen stark in ihrer Funktion gestört werden, entstehen die gräulich-schwarzen Flecken, durch die die Patient:innen nicht hindurchschauen können.

Wie verändern sich die Symptome im fortgeschrittenen Stadium?

Als Symptome treten zuerst leichte Verzerrungen auf, es können auch Schwierigkeiten beim Lesen sein. Je mehr Sinneszellen ausfallen, umso mehr entstehen die gräulich-schwarzen Flecken. Das sind Areale, durch die die Patient:innen nicht hindurchschauen können.

Die Patient:innen mit einer trockenen Degeneration beschreiben vor allem bei der fortgeschrittenen Form, der geographischen Atrophie, dass sie immer das Gefühl haben, dass sie an etwas vorbeischauen müssen, um etwas sehen zu können.

Warum ist das so? Weil die Sinneszellen in ihrem unmittelbaren Sehzentrum nicht funktionieren, und sie verzweifelt nach einer Stelle suchen, wo die Sinneszellen verhältnismäßig gut funktionieren, damit sie etwas erfassen können. Das ist meistens leicht abseits des Zentrums.

Bei welchen Symptomen sollte ich zur Ärztin/zum Arzt gehen?

Grundsätzlich empfehle ich bei der altersbedingten Makuladegeneration, wenn in der Familie eine solche Erkrankung bekannt ist, dass Sie ab dem vierzigsten oder fünfundvierzigsten Lebensjahr jährlich zu Ihrer Fachärztin oder Ihrem Facharzt für Augenheilkunde gehen.

Grundsätzlich haben wir die Möglichkeit, mit einer guten und ausgefeilten Diagnostik, viele Veränderungen früh zu erkennen. Deswegen ist es wichtig, auch wenn Sie keine Vorbelastung in der Familie haben, sich ab dem vierzigsten Lebensjahr jährlich bei Ihrem Augenarzt/Ihrer Augenärztin untersuchen zu lassen. Das umfasst eine ausführliche Untersuchung der Sehleistung Ihrer Augen. Es gibt mittlerweile viele Tests, die sowohl die Netzhaut als auch andere Strukturen ganz genau untersuchen und kleinste Details im Mikrometerbereich erkennen können.

Wenn Sie das Gefühl haben, einfach schlechter zu sehen, klassischerweise mit Verzerrungen oder Fleckenbildungen, dann sollten Sie auf alle Fälle verhältnismäßig zügig eine Fachärztin oder einen Facharzt für Augenheilkunde aufsuchen.

Wenn stärkere Verzerrungen oder Fleckbildungen vorhanden sind, dann sollten Sie sofort einen Netzhautspezialisten oder Netzhautspezialistin aufsuchen, beziehungsweise die entsprechende Fachabteilung in einem Krankenhaus.

Gibt es Erkrankungen, die aufgrund ähnlicher Symptome mit einer AMD verwechselt werden können?

Die altersbedingte Makuladegeneration ist die häufigste Erkrankung im Alter. Allerdings gibt es etliche Erkrankungen, die einer altersbedingten Makuladegeneration ähneln können.

Warum ist das so? Weil das Auge nur begrenzte Möglichkeiten hat, gewisse Veränderungen und pathologische Formen zu entwickeln. Das bedeutet, dass zum Beispiel Ablagerungen entstehen können, die nicht aufgrund einer altersbedingten Makuladegeneration, sondern aufgrund einer klar genetisch zuordenbaren Erkrankung, der sogenannten Makuladystrophie, entstanden sind.

Es ist die Aufgabe des Netzhautspezialisten oder der Netzhautspezialistin dies zu untersuchen und zu schauen, ob Sie an einer altersbedingten Makuladegeneration leiden oder ob die sogenannte Makuladystrophie für Ihre Beschwerden verantwortlich ist.

Hier geht es zum Video-Interview: „Symptome der altersbedingten Makuladegeneration”

Arztgespräch bei altersbedingter Makuladegeneration

An welche Ärztin oder welchen Arzt sollte ich mich bei Verdacht auf eine AMD wenden?

Bei Verdacht auf eine altersbedingte Makuladegeneration sollte Ihr erster Besuch bei Ihrem niedergelassenen Facharzt oder Fachärztin für Augenheilkunde stattfinden. Sie oder er sind in der Lage, Sie umfassend zu untersuchen und entsprechend zu beraten.

Falls schwerere Formen der Erkrankung festgestellt werden, werden Sie üblicherweise zu sogenannten Netzhautspezialist:innen überwiesen, sei es in einer Fachpraxis oder in einer entsprechenden Augenambulanz, mit Netzhautambulanz.

Wie kann ich mich auf den ersten Arztbesuch vorbereiten?

Wenn Sie eine Ärztin oder einen Arzt wegen einer altersbedingten Makuladegeneration aufsuchen, ist zunächst einmal wichtig, dass Sie dem Kollegen oder der Kollegin erklären, welche Beschwerden Sie haben, seit wann Sie diese haben, ob es eine familiäre Belastung gibt, ob andere Erkrankungen bekannt sind, auch internistischer Natur.

Zusätzlich empfehle ich, dass Sie sich Ihre Fragen aufschreiben, damit Sie immer vorbereitet sind. In der Hektik oder im Stress der Ordinationssituation kommt es häufig dazu, dass man seine Fragen, die man gerne stellen möchte, einfach vergisst. Mit Ihren Notizen können Sie hier besser beraten werden.

Manche Patient:innen bekommen ein Amsler-Gitter mit, welches im neunzehnten Jahrhundert von Herrn Amsler entwickelt wurde. Es ist nichts anderes als ein sogenanntes Raster, wo man prüfen kann ob die einzelnen Linien verzerrt wahrgenommen werden oder ob Flecken entstanden sind. Es ist eine gute Sache, es handelt sich jedoch um eine sehr grobe Maßnahme.

Ich empfehle meinen Patient:innen immer, zum Beispiel zum Kirchturm im Dorf zu schauen oder auf das Fensterkreuz. Das sind Objekte, die man gut kennt und bei denen man jede Veränderung sofort merkt. Beim Amsler-Gitter muss man davon ausgehen, dass sogenannte falsch-positive Ergebnisse auftreten. Das heißt, dass Patient:innen Veränderungen bemerken, die aber eigentlich keinen pathologischen Hintergrund haben. Deswegen ist es gut, wenn Sie das Amsler-Gitter wieder mitbringen, aber ich würde nicht zu viel hineininterpretieren wollen.

Welche Fragen sollte ich der Ärztin/dem Arzt stellen?

Fragen, die Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin stellen können und sollten, lauten: Leide ich überhaupt an einer altersbedingten Makuladegeneration? Welche Form habe ich? Welche Ausprägung habe ich? Wie schaut meine Sehleistung aus? Was kann ich jetzt tun, um das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen? Habe ich eine Form der Erkrankung, die behandlungsbedürftig ist? Wenn ja, wie sollte die Behandlung aussehen, beziehungsweise was ist das weitere Vorgehen?

Welche Fragen kann mir meine Ärztin/mein Arzt stellen?

Wir als Ärzte möchten immer von Ihnen wissen, seit wann Sie schlechter sehen und wie Sie schlechter sehen. Das heißt, ob Sie verschwommen oder verzerrt sehen, ob Flecken auftreten und ob Sie merken, dass das Lesen oder Fernsehen schlechter wird.

Wir fragen Sie auch nach Ihrem familiären Hintergrund, sprich, ob Augenerkrankungen in der Familie bekannt sind. Wir erfragen auch andere internistische Erkrankungen, die für das Auge relevant sein können, wie beispielsweise Diabetes oder Bluthochdruck.

Das sind alles Fragen, die die Kolleg:innen Ihnen stellen werden und bei denen wir froh sind, wenn Sie entsprechend vorbereitet sind und uns präzise Antworten geben können.

Hier geht es zum Video-Interview: „Arztgespräch bei AMD”

Diagnose bei altersbedingter Makuladegeneration

Welche Untersuchungen werden zur Diagnose einer AMD durchgeführt und wie laufen diese ab?

Wenn Sie einen Arzt oder eine Ärztin besuchen, wird als erstes Ihre Sehleistung untersucht und gemessen. Wir untersuchen zum einen Ihre Sehleistung in der Ferne, dafür schauen Sie normalerweise auf eine Tafel oder einen Bildschirm. Zum anderen untersuchen wir Ihre Sehleistung in der Nähe, beim Lesen. Das ist bei der altersbedingten Makuladegeneration besonders relevant, weil dadurch, dass die zentralen Sinneszellen von der Krankheit betroffen sind, die Leseleistung normalerweise als Erstes sinken kann.

Im Anschluss werden Ihre Augen untersucht, insbesondere wird die Netzhaut angeschaut. Hierfür wird die Pupille eingetropft, sie werden so weit gestellt. Das machen wir, weil die Pupille wie eine Blende funktioniert. Wenn wir mit einem Licht hineinleuchten, geht sie zu und wir als Ärzt:innen können die Netzhaut dann nur schlecht sehen. Deswegen bekommen Sie Tropfen, damit die Pupille weit gestellt wird. So können wir die Netzhaut und vor allem das Netzhautzentrum, die sogenannte Makula, den gelben Fleck, genau untersuchen.

Zusätzlich wird oft eine optische Kohärenztomographie gemacht. Dabei wird die Netzhaut mit einer Schichtuntersuchung untersucht. Die Netzhaut wird mit einem Lichtstrahl abgetastet und ein Querschnittsbild der Netzhautmitte dargestellt. Ich vergleiche das immer mit einem Ultraschall, jedoch werden bei einem Ultraschall Ultraschallwellen verwendet, um einen Querschnitt darzustellen. Wir verwenden Lichtwellen, um das herbeizuführen.

Man kann bei der Untersuchung des Augenhintergrunds, der sogenannten Funduskopie, klinisch bereits viele Veränderungen erkennen. Allerdings ist die optische Kohärenztomographie sehr nützlich, um hier noch genauere Untersuchungen machen zu können.

Insbesondere über den Zustand der Netzhautmitte, wenn zum Beispiel der Beginn einer geographischen Atrophie zu erkennen ist oder bei der feuchten Makuladegeneration, wenn eine Schwellung oder Verdickung der Netzhaut entsteht. In diesen Fällen kann die optische Kohärenztomographie wichtige Informationen liefern. Danach werden Sie entsprechend zu einer Fachabteilung oder Fachpraxis überwiesen.

Welche Untersuchungen können bei fortschreitendem Erkrankungsverlauf notwendig sein und wie laufen diese ab?

Wenn Sie in eine Fachabteilung geschickt werden, wird dort die optische Kohärenztomographie meist noch einmal etwas genauer wiederholt. Zusätzlich wird eine optische Kohärenztomographie-Angiographie durchgeführt.

Das ist eine Darstellung der Durchblutung, speziell der Aderhaut. So können wir Gefäßneubildungen, wie zum Beispiel bei einer feuchten Makuladegeneration erkennen. Die Untersuchung ermöglicht uns auch, Areale zu definieren, wo die Sinneszellen fehlen, wie bei einer geographischen Atrophie.

Zusätzlich werden oft eine sogenannte Fluoreszenz und Indocyaningrün-Angiographie durchgeführt. Das sind zwei Untersuchungen, bei denen Sie zwei verschiedene Farbstoffe in die Vene bekommen. Nach wenigen Sekunden verteilen sich diese im gesamten Körper und wir können mit einer speziellen Kamera Fotos Ihres Augenhintergrundes machen.

Durch das Färbeverhalten der Netzhaut und Aderhaut können wir wichtige Erkenntnisse bekommen, beispielsweise, ob es sich um eine trockene oder feuchte Makuladegeneration handelt. Bei einer feuchten Makuladegeneration können wir erkennen, welche Form der feuchten Makuladegeneration es ist. Außerdem können wir sehen, ob es sich eventuell auch um eine andere Erkrankung, wie zum Beispiel eine Makuladystrophie, handelt.

Wenn bei Ihnen bereits eine altersbedingte Makuladegeneration bekannt ist, ist die Empfehlung generell, dass Sie Ihre Augen ungefähr alle vier bis sechs Monate untersuchen lassen. Wenn Sie eine feuchte Form entwickeln, wird nahezu immer eine Therapie notwendig. In diesem Fall wird Ihnen die Fachpraxis oder Fachabteilung mitteilen, in welchen Intervallen Sie untersucht werden müssen. Üblicherweise müssen Sie am Anfang jeden Monat kommen, anschließend werden die Abstände immer größer.

Hier geht es zum Video-Interview: „Diagnose bei altersbedingter Makuladegeneration”

Verlauf und Prognose der altersbedingten Makuladegeneration

Wie sieht der typische Krankheitsverlauf einer altersbedingten Makuladegeneration aus?

Am Anfang der altersbedingten Makuladegeneration, wenn die Ablagerungen zunächst entstehen, ist die Behinderung des Sehens verhältnismäßig gering. Das kann lange, über Monate bis teilweise Jahre, so bleiben. Je nach genetischer Vorbelastung kann sich zum Beispiel die trockene Degeneration langsamer oder etwas schneller entwickeln. Wir sprechen bei „schneller“ aber üblicherweise von Jahren und nicht von Wochen oder Tagen.

Bei der feuchten Makuladegeneration verändert sich die Krankheit schneller. Hier haben wir aber die Möglichkeit, auch therapeutisch schnell einzugreifen, um das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen. Bei der trockenen Form ist der Verlauf üblicherweise eher langsam und dauert Jahre. Es gibt auch Sonderformen, wo es schneller vonstattengeht, diese sind aber eher selten.

Bei der trockenen Form der altersbedingten Makuladegeneration entsteht die geographische Atrophie, wenn sich die Sinneszellen auflösen. Es entstehen Areale, wo diese nicht mehr funktionieren, beziehungsweise zugrunde gehen. Üblicherweise sind diese Areale zunächst außerhalb des Zentrums, das bedeutet, dass die Patient:innen im unmittelbaren Zentrum noch gut sehen können. Wenn Patient:innen aber versuchen, beispielsweise längere Wörter oder größere Bilder anzusehen, dann bemerken sie Areale, wo es grau oder schwarz aussieht. Sie haben dann das Gefühl, den Kopf drehen zu müssen, um alles erfassen zu können.

Mit der Zeit werden die Areale der geographischen Atrophie größer und schreiten in das Zentrum fort, denn die Flecken werden immer größer. Damit sinkt auch die Sehleistung rapide ab und die Patient:innen tun sich schwer, etwas zu fixieren. Sie müssen den Blick dann daran vorbei schweifen lassen, um zu versuchen, einen Blick auf das erhaschen zu können, was sie fixieren wollen.

Die altersbedingte Makuladegeneration ist eine Erkrankung, die üblicherweise beidseitig, also auf beiden Augen auftritt. Allerdings gibt es große Unterschiede in der Belastung der einzelnen Augen. Es kann beispielsweise sein, dass ein Auge eine schwere, feuchte Form der Degeneration entwickelt, während das zweite Auge lediglich ein paar kleine Ablagerungen und somit kaum eine Seheinschränkung hat.

Der Verlauf der Krankheit ist sehr verschieden, deshalb ist es wichtig, dass Sie als Patient:in Ihre Augen regelmäßig kontrollieren lassen. Es gibt leider betrübliche Verläufe, bei denen man für das eine Auge therapeutisch nichts mehr tun kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass man die Flinte ins Korn werfen muss. Man sollte das andere Auge regelmäßig weiter kontrollieren lassen. Wenn dort Veränderungen auftreten, kann man rechtzeitig und schnell eingreifen und einen größeren Sehverlust verhindern.

Ist die altersbedingte Makuladegeneration heilbar?

Die altersbedingte Makuladegeneration ist als Erkrankung nicht heilbar, weil wir nicht in der Lage sind, die Ablagerungen, die sich bilden und die erste Phase der Erkrankung darstellt, zu verhindern. Wir können jedoch die Folgeerscheinungen der Erkrankung therapeutisch bremsen und teilweise auch verhindern.

Bei der feuchten Degeneration können wir die Gefäßwucherung, die dieser Form zugrunde liegt, durch Injektionen in das Auge zum Vernarben bringen. Wir können die Gefäßwände der Gefäßwucherungen abdichten, um die Flüssigkeitsansammlungen und Blutungen, die entstehen, abzutransportieren und abklingen zu lassen. Dadurch kann es teilweise zu fantastischen Verbesserungen der Sehleistung kommen.

Wie kann das Fortschreiten der AMD überwacht werden und wie oft sollten Kontrollen stattfinden?

Bei der altersbedingten Makuladegeneration, wenn nur Ablagerungen vorhanden sind, reicht es, wenn Sie das Fortschreiten der Krankheit alle vier bis sechs Monate bei Ihrem niedergelassenen Facharzt oder Ihrer Fachärztin untersuchen lassen.

Bei schwereren Formen der trockenen Degeneration, aber auch der feuchten Degeneration, werden die Intervalle üblicherweise von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, normalerweise von der Fachpraxis oder der Fachabteilung entsprechend vorgegeben.

Bei der trockenen Degeneration finden die Kontrollen, je nach Verlauf, alle drei bis vier Monate statt. Bei der feuchten Degeneration kann es am Anfang sehr intensiv sein, mit Intervallen von vier Wochen. Im Verlauf der Jahre, weil die Therapie durchaus langandauernd ist, werden die Abstände der Kontrollen immer länger, alle zwei bis drei Monate sind durchaus realistisch.

Bei der geographischen Atrophie erfolgt die Kontrolle in drei bis vier Monatsschritten. Das hängt aber auch davon ab, mit welcher Geschwindigkeit die Erkrankung fortschreitet. Normalerweise verändert sie sich nur langsam, jedoch gibt es seltene Verlaufsformen, bei denen es schneller geht und man die Kontrollen häufiger durchführen sollte. Darüber wird Sie aber Ihre Ärztin oder Ihr Arzt entsprechend aufklären.

Wenn Sie an einer altersbedingten Makuladegeneration erkrankt sind, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass Sie Ihre jüngeren Familienmitglieder, sprich unter vierzig Jahren, sofort zum Augenarzt oder zur Augenärztin schicken müssen. Wenn diese jedoch älter sind, empfiehlt es sich, Familienmitglieder ab dem vierzigsten oder fünfundvierzigsten Lebensjahr zu einer Vorsorgeuntersuchung zu schicken, damit sie eine Bestandsaufnahme haben.

Zum Glück liegt die Häufigkeit ab dem fünfundvierzigsten oder fünfzigsten Lebensjahr nur bei ungefähr drei Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diese Krankheit schon haben, ist also sehr gering. Wenn jedoch erste Anzeichen auftreten sollten, kann man zum Beispiel bereits über eine diabetische Beratung nachdenken und entsprechend die Augen- und Sichtkontrolle als fixen Bestandteil des Jahresrhythmus einbauen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Verlauf und Prognose der AMD”

Leben mit altersbedingter Makuladegeneration

Wie kann ich den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen?

Wenn Sie an einer altersbedingten Makuladegeneration leiden, heißt das noch lange nicht, dass Sie verzweifelt oder deprimiert sein müssen. Es ist vor allem wichtig zu wissen, dass Sie durchaus auch selbst einiges beitragen können. Sie können zum Beispiel eine ausgewogene Ernährung vornehmen. Empfohlen ist viel grünes Blattgemüse, Zitrusfrüchte und Fisch, all das stärkt das Zentrum und hat einen positiven Einfluss auf Ihre Erkrankung.

Bei fortgeschritteneren Formen von Ablagerungen, beziehungsweise bei fortgeschrittenen Formen der Makuladegeneration überhaupt, können Vitamine ein Thema sein. Darüber wird Sie Ihre Augenärztin oder Ihr Augenarzt aufklären. Die Vitaminprophylaxe ist eine Kombination aus Vitamin C, E, Zink und einer Substanz namens Lutein. Dieser Vitamincocktail ist in der Lage, das Risiko einer fortgeschrittenen Makuladegeneration, insbesondere einer feuchten Makuladegeneration, um vierzig Prozent zu reduzieren.

Zusätzlich spricht man davon, dass der blaue Anteil des sichtbaren Lichts beim Verlauf der Krankheit eine Rolle spielen kann. Es ist daher wichtig, dass Sie eine Sonnenbrille tragen, wenn Sie draußen sind und die Sonne scheint. Das kann einen positiven Effekt auf die Erkrankung haben.

Wenn Sie Raucher:in sind, sollte der erste Schritt sein, die Zigaretten wegzuschmeißen. Mir ist klar, dass das leichter gesagt als getan ist. Es gibt auch einige Programme, mit denen man vom Rauchen wegkommt. Das Rauchen ist jedoch ein gesicherter Risikofaktor für die altersbedingte Makuladegeneration. Das heißt, weg mit der Kippe und etwas für die Gesundheit tun.

Was ich Ihnen auf alle Fälle mitgeben möchte, ist, dass Sie trotz der Diagnose nicht verzweifelt sein sollen. Sie können einiges selbst beitragen und wir haben immer mehr Möglichkeiten, um Ihnen zu helfen.

In welchen Situationen im Alltag sollte ich bei einer AMD aufpassen?

Wenn Sie an einer altersbedingten Makuladegeneration erkrankt sind, merken Sie gerade am Anfang, bei der Erstdiagnose, relativ wenig. Bei fortgeschrittenen Formen der Erkrankung ist es so, dass Ihr Sehzentrum leider stark von der Krankheit herausgefordert ist.

Sie sind dann nicht mehr in der Lage, gewisse Dinge gut zu fixieren. Die Patient:innen beschreiben oft, dass sie bei fortgeschrittenen Erkrankungen Schwierigkeiten haben, wie beispielsweise beim Kaffee einschenken, dass sie daneben schütten oder, dass sie Schwierigkeiten beim Lesen haben. Es liegen pathologische Veränderungen vor, wodurch Sie nicht mehr genau im Zentrum, dort wo die höchste Dichte der Sinneszellen ist, fixieren können, weil diese Sinneszellen nicht mehr richtig funktionieren.

Es gibt mittlerweile tolle Möglichkeiten, der sogenannten visuellen Rehabilitation. Es gibt Lupensysteme, Lupenbrillen und elektronische Hilfsmittel. Da sollten Sie sich auf alle Fälle von Ihrer Fachärztin oder Ihrem Facharzt beraten und an eine entsprechende Stelle überweisen lassen. Es gibt gute Hilfsmittel, mit denen man den Alltag wesentlich erleichtern kann.

Bei fortgeschrittenen Formen der Degeneration sollte man im Alltag vorsichtiger sein, beispielsweise, wo Sie hintreten. Es hilft auch, wenn Sie an neuen Orte jemanden dabeihaben, der Ihnen zur Hilfe steht. Das ist jedoch nur bei fortgeschrittenen Formen der Fall.

Da die Erkrankung bei den meisten üblicherweise ab dem Pensionsalter auftritt, muss man beruflich in diesem Sinne nicht wirklich vorbeugen. Bei früh auftretenden Formen der Erkrankung, muss man sich je nach Berufsstand beraten lassen, ob ein Berufswechsel relevant ist. Praktisch gesehen ist das aber kein Thema.

Was Hobbys betrifft, sage ich meinen Patient:innen immer, dass sie versuchen sollten, so weit wie möglich die Hobbys fortzusetzen, die sie machen möchten. Von Hobbys mit einer gefährlichen Komponente, wie, zum Beispiel Bungee-Jumping, würde ich abraten. Auch bei Hobbys, wo eine Gefahr in Verzug entstehen kann, wäre ich etwas vorsichtig. Üblicherweise ist das Ziel all unserer Bestrebungen für Sie als Patient:in, dass Sie möglichst lange in Ihrer gewohnten Umgebung, mit Ihren gewohnten Tätigkeiten und Hobbys gut leben können.

Welche Veränderungen sollte ich in meinem Alltag mit AMD vornehmen?

Bei der altersbedingten Makuladegeneration muss man zunächst eigentlich keine Veränderungen im Haushalt vornehmen. Wenn Sie jedoch an einer schweren Form der Erkrankung leiden, sprich eine ausgeprägte trockene Form mit geographischer Atrophie haben, wo das Sehzentrum betroffen ist oder eine ausgeprägte feuchte Degeneration, werden Sie sich immer schwerer tun, Sachen zu fixieren.

Das bedeutet, dass Sie gewisse Hindernisse schlechter erkennen können. Es kann durchaus sein, dass Sie, je nachdem, wie Ihre Wohnsituation ist, vielleicht an gewissen Stellen Schutzmaßnahmen ergreifen müssen. Das hilft, damit Sie sich weniger leicht anschlagen und wenn gewisse Bereiche in der Küche entsprechend markiert sind, können Sie diese leichter finden. Das betrifft allerdings erst schwerere Formen der Erkrankung.

Ich möchte betonen, dass die Einschränkungen zu Beginn der altersbedingten Makuladegeneration relativ gering sind. Sie müssen Ihr Leben daher nicht komplett umstellen. Bei schweren Formen empfiehlt es sich aber, in Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, entsprechende Vorkehrungen zu Hause zu treffen.

Welche Hilfsmittel können mich im Alltag mit altersbedingter Makuladegeneration unterstützen?

Es gibt etliche Hilfsmittel, die bei der altersbedingten Makuladegeneration von Relevanz sind. Zunächst einmal, am Anfang der Erkrankung, hilft eine Sonnenbrille, wenn Sie draußen sind und die Sonne stark scheint. Das ist eine sehr effektive Maßnahme, die Sie zu Ihrem Schutz treffen können.

Bei fortgeschrittenen Formen der altersbedingten Makuladegeneration, wenn Ihre Sehleistung eine stärkere Einschränkung hat, muss man zunächst schauen, ob man zum Beispiel mit einer verstärkten Lesebrille, sprich mit einer stärkeren Vergrößerung, unterstützen kann. Zusätzlich gibt es sogenannte Lupenbrillen, wo man mit einer starken Vergrößerung arbeitet, üblicherweise an einem Auge, manchmal auch an beiden.

Bei noch stärkeren Einschränkungen gibt es elektronische Hilfsmittel, von einem Taschenformat bis zu einem Handy. Mit diesem Gerät können Sie zum Beispiel zu einer Straßenbahnhaltestelle gehen und es hinhalten, um die Haltestellen besser wahrnehmen zu können. Es gibt auch größere Geräte, unter die Sie zum Beispiel einen Text legen können, um diesen zu vergrößern, damit Sie ihn lesen können. Das sind sogenannte vergrößernde Sehhilfen oder elektronische Sehhilfen.

Hierfür gibt es spezielle Stellen, die in der visuellen Rehabilitation arbeiten. Es ist mir ein großes Anliegen, dass Patient:innen, die an einer fortgeschrittenen Form der Degeneration erkrankt sind, diese Stellen auch kennenlernen, denn man kann hier einiges machen. Früher war es so, dass das teilweise noch in den Fachabteilungen angepasst worden ist, das gibt es aber leider nicht mehr. Es gibt aber etliche Stellen mit engagierten Kolleg:innen, die hier eine gute, visuelle Rehabilitation betreiben.

Hier geht es zum Video-Interview: „Leben mit altersbedingter Makuladegeneration”

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AT-GAAT-2400010 | Geprüft Priv.-Doz. Dr. Erdem Ergun: Stand Mai 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
(Zirkardianer Rhythmus )
Biologisches Phänomen, das in einem Rhythmus von ungefähr 24-Stunden bestimmte körperliche Funktionen beeinflusst.  Ein Beispiel ist der Schlaf-Wach-Zyklus durch die Freisetzung des Schlafhormons.