1. Multiple Sklerose einfach erklärt

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche nicht-ansteckende Erkrankung von Gehirn und Rückenmark mit unterschiedlichen Verlaufsformen. Die Symptome können dabei sehr unterschiedlich sein. Daher spricht man bei der MS auch von der Erkrankung mit den 1.000 Gesichtern.

Autoimmunerkrankung MS

Bei der Multiplen Sklerose kommt es zu überschießenden Reaktionen des Immunsystems. Unser Immunsystem schützt uns, kann aber bei Fehlfunktionen Entzündungen an verschiedenen Stellen im Körper auslösen. Das wird dann eine autoimmune Reaktion genannt. Die vom Immunsystem verursachten Entzündungsherde treten bei MS vor allem in Gehirn und Rückenmark auf, also im zentralen Nervensystem (ZNS).

Schädigung der Nerven bei MS

Die Entzündungen entwickeln sich langsam und sind langanhaltend. Ganz entscheidend ist, dass bei MS die Nerven und besonders ihre Ummantelung geschädigt werden. Der Mantel der Nerven sorgt für eine schnelle Weiterleitung der Informationen. Die Schädigung der Nerven in Gehirn und Rückenmark durch autoimmune Reaktionen führt zu den für Multiple Sklerose typischen Symptomen.

Ist Multiple Sklerose heilbar?

Heutzutage ist die Multiple Sklerose sehr gut zu behandeln. Die Anzahl, Schwere und Folgen von Schüben lassen sich durch die Therapie deutlich reduzieren. Dadurch ist die Lebensqualität mit MS oft sehr gut. Auch ist es möglich, dass es zu keinen bleibenden Symptomen kommt. Von einer Heilung spricht man bei MS aber nicht. Es ist keine Erkrankung wie ein bakterieller Infekt, der geheilt ist, wenn alle Bakterien den Körper verlassen haben. MS hingegen ist eine chronische Erkrankung des Immunsystems, die sich zwar nicht wie ein Infekt heilen lässt, aber meist gut kontrollieren.

Erhalt einer guten Lebensqualität bei MS

Wichtig für den Erhalt einer guten Lebensqualität sind eine frühzeitige Diagnose und eine abgestimmte medikamentöse Therapie. Das gilt auch für PatientInnen, die an einer schwereren Verlaufsform der Multiplen Sklerose erkrankt sind. Mehr Informationen darüber, was Sie selbst zu einer guten Lebensqualität mit Multipler Sklerose beitragen können, finden Sie in “Was Sie tun können”.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei der Behandlung von der Multiplen Sklerose gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Die Therapie basiert auf zwei Säulen, die beide wichtig sind, an unterschiedlichen Stellen ansetzen und daher meist kombiniert werden:

  • Krankheitsmodifizierende Therapie: Das Ziel dieser Therapie ist, das Immunsystem so zu beeinflussen, dass es zu weniger MS-typischen Entzündungen kommt. Auf diese Weise wird das Fortschreiten der Multiplen Sklerose verlangsamt und die Häufigkeit der Schübe reduziert. Die krankheitsmodifizierende Therapie ist vor allem für den langfristigen Verlauf wichtig.
  • Symptomatische Therapie: Hier steht die Linderung von Symptomen im Zentrum der Behandlung. Zu den Symptomen gehören unter anderem:
    • Spastik (erhöhte Muskelspannung)
    • Blasenstörungen
    • Schmerzen
    • Müdigkeit

Die symptomatische Therapie ist vor allem für kurzfristige Beschwerden wichtig.

Was passiert bei Multipler Sklerose in Gehirn und Rückenmark?

Die bei der Multiplen Sklerose auftretenden Entzündungsherde, auch Plaques genannt, werden von Entzündungszellen verursacht, die sich fälschlicherweise gegen den eigenen Körper richten und damit als „autoaggressiv“ bezeichnet werden. Diese Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen und haben die Fähigkeit die Blut-Hirn-Schranke zu passieren. Auf diesem Weg gelangen sie ins Gehirn. Dort richten die Entzündungszellen Schäden an, die von ÄrztInnen in bildgebenden Verfahren wie der Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) sichtbar gemacht werden können.

Typische Orte, an denen sich Plaques bilden:

  • Sehnerv
  • Hirnstamm
  • Im Gehirn in der Umgebung der Liquorräume (Ort, an dem die Hirnflüssigkeit gesammelt wird)
  • Rückenmark

Welche Ursachen gibt es für die Multiple Sklerose?

Die Multiple Sklerose kann nicht auf eine bestimmte Ursache zurückgeführt werden. Vielmehr ist eine ganze Reihe von Faktoren an der Entstehung beteiligt. So vermutet man, dass nicht nur genetische Faktoren an der Entstehung von MS beteiligt sind, sondern vielmehr die Umwelt eine entscheidende Rolle spielt. In Zahlen heißt das: etwa ein Viertel der Ursachen werden auf Genetik und Dreiviertel auf die Umwelt zurückgeführt. Mit Umwelt ist gemeint wie und wo ein Mensch lebt, also z.B. Ernährung, Wohnort, Familienstand, Sport,…

Risikofaktoren für Multiple Sklerose (MS)

Risiko für Multiple Sklerose senken

Einigen Faktoren, die eine Entstehung von Multipler Sklerose begünstigen, kann effektiv entgegengewirkt werden. Ausreichend Bewegung an der frischen Luft ist wichtig und trägt zu einem gesunden Vitamin-D-Spiegel im Blut bei. Auch rauchen kann das Risiko für Multiple Sklerose erhöhen. Wenn Sie nicht rauchen unterstützen Sie nicht nur Ihre eigene Gesundheit, sondern insbesondere auch die von Kindern und anderen Menschen in Ihrer Umgebung.

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Geprüft OÄ.in Ao. Univ.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Barbara Kornek: Juli 2022 | Quellen und Bildnachweis
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