6. Schub bei Multipler Sklerose

Für bestimmte Verlaufsformen der MS sind Schübe charakteristisch. Ein Schub ist per Definition die Verschlechterung von Symptomen über mindestens 24 Stunden. Wir erklären Ihnen, was Sie tun können, wenn sich Ihre Symptome verschlechtern. Weitere Informationen hierzu finden Sie auch in  “Symptome bei Multipler Sklerose”.

Wie sieht der Krankheitsverlauf von MS aus?

Die MS verläuft zu Beginn meist schubförmig. Die Schübe halten mehr als 24 Stunden an und bilden sich danach teilweise oder vollständig zurück. So bilden sich die Schübe bei der schubförmig remittierende MS (englische Abkürzung RRMS) vollständig zurück, zwischen den Schüben kommt es zu keiner weiteren Verschlechterung der Symptome.

Davon lässt sich die schubförmig progrediente MS abgrenzen, bei der die langsam fortschreitende Symptomverschlechterung im Vordergrund steht, zusammen mit zwischenzeitlich auftretenden Schüben, die sich vollständig zurückbilden. Nach einigen Jahren kann der schubförmige in einen sekundär progredienten Verlauf (englische Abkürzung SPMS) übergehen. Dann verschlechtern sich die Symptome auch ohne das Auftreten von Schüben.

Seltener ist der primär progrediente Verlauf (englische Abkürzung PPMS). Diese Verlaufsform zeigt sich eher im höheren Alter und nur bei 10-15% der MS-Betroffenen. Der primär progrediente Verlauf zeichnet sich durch ein langsames Fortschreiten und das Auftreten von Symptomen wie Seh- und Gleichgewichtsstörungen aus.

Was versteht man unter einem Schub und wie macht er sich bemerkbar?

Ein Schub ist per Definition die Verschlechterung von Symptomen über mindestens 24 Stunden mit einem Abstand von 30 Tagen zum vorangegangenen Schub ohne Zusammenhang mit einer Infektion.

Es gibt Situationen, in denen Ihnen Ihre Symptome wie ein Schub vorkommen. Daher ist es wichtig den Unterschied zwischen Schub und Pseudoschub zu kennen, um sie voneinander abgrenzen zu können.

Schub:

  • Neue MS-Symptome, ohne Auftreten in den letzten vier Wochen
  • Dauer: mindestens 24 Stunden
  • Kein vorangegangener Infekt
  • Kein Fieber

Pseudoschub:

  • Durch Infekte bedingte Verschlechterungen von MS-Symptomen
  • Bei Behandlung des Infekts kommt es zur Rückbildung der MS-Symptome
Unterscheidung von Schub und Pseudoschub bei MS

Was kann einen Schub bei Multipler Sklerose auslösen?

Häufig lassen sich die Auslöser eines Schubes nicht mehr nachvollziehen. Wenn Sie häufig familiären oder beruflichen Belastungen ausgesetzt sind, kann das zur Entstehung eines erneuten Schubes beitragen. Neben Stress können auch Rauchen, eine unausgewogene Ernährung oder zu wenig Bewegung Schübe begünstigen.

Was soll ich tun, wenn sich meine Symptome plötzlich verschlimmern?

Wenn Sie neue oder bislang untypische Symptome beobachten, die längere Zeit anhalten, sollten Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt aufsuchen, um diese abklären zu lassen. Typisch für die MS wäre eine eher langsame Entwicklung von Symptomen über einen Zeitraum von Stunden und Tagen.

Wie lange kann ein Schub bei MS dauern?

Ein Schub dauert per Definition mindestens 24 Stunden und kann Tage bis Wochen andauern. Unterschieden werden unter anderem leichte von schweren Schüben:

  • Der leichte Schub führt zu mäßigen oder keinen Beeinträchtigungen im Alltag.
    • Er zeigt sich zum Beispiel durch Gefühlsstörungen in Armen und Beinen. Eine Behandlung mit Kortison ist nicht nötig.
  • Der schwere Schub hingegen führt zu starken Beeinträchtigungen im Alltag.
    • In seiner Ausprägung kommt es beispielsweise zu Sehstörungen, Kraftmangel oder Gleichgewichtsstörungen. Der schwere Schub kann mit Kortison behandelt werden.
Eine junge Frau mit Locken

Ich gönne mir während einer Schub-Phase sehr viel Ruhe und konzentriere mich auf Dinge, die mir guttun und die Symptome und Nebenwirkungen des Kortisons lindern. Was das genau ist, kann sehr individuell sein. Auch hier ist es wichtig, Verschiedenes auszuprobieren, um das Richtige für einen zu finden. Während Schüben bin ich kaum bis gar nicht belastbar und verbringe so die meiste Zeit auf der Couch. Brennnesseltee hilft mir gegen Wassereinlagerungen. Melatoninspray und „Baldriparan“ helfen mir bei Schlafstörungen. Am wohlsten fühle ich mich in abgedunkelten, eher kühlen Räumen mit weiter, bequemer Kleidung.

Nora H.
Betroffene

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Geprüft OÄ.in Ao. Univ.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Barbara Kornek: Juli 2022 | Quellen und Bildnachweis
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