Weitere medikamentöse Therapien bei Schizophrenie
Bei der Schizophrenie kommen neben den klassischen Antipsychotika noch andere Medikamente zum Einsatz.
Welche anderen Medikamente können noch notwendig sein und warum?
Folgende Medikamente sind als begleitende Therapie möglich:
- Benzodiazepine sind Beruhigungsmittel, die besonders in der Akutphase während einer Psychose kurzfristig gegeben werden.
- Antidepressiva werden bei begleitenden depressiven Zuständen verschrieben.
Benzodiazepine und Abhängigkeit
Im Gegensatz zu den Antipsychotika ist bei den sogenannten Benzodiazepinen ein Abhängigkeitspotential bekannt. Das bedeutet: Bei längerer Einnahme (meist über Wochen) steigt das Risiko einer Abhängigkeit stark an. Deshalb sollte die Einnahme nur in Absprache mit einer Ärztin/einem Arzt erfolgen.
Was sollte ich bei der Einnahme der Medikamente beachten?
Folgende Punkte sollten Sie bei der Medikamenteneinnahme im Kopf behalten:
- Regelmäßige Einnahme, um Rückfälle zu vermeiden.
Sie können sich als Hilfestellung kleine Rituale setzen. Beispielsweise hilft es die Medikamente immer zum Frühstück einzunehmen. Außerdem gibt es mittlerweile Apps, die an die Pilleneinnahme erinnern. - Andere Medikamente wie Antibiotika, Anti-Baby-Pille etc. mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt absprechen, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.
- Absetzen nur in Absprache mit der Ärztin/dem Arzt.
Tipp: So gelingt die regelmäßige Einnahme
Sie können sich als Hilfestellung kleine Rituale setzen. Beispielsweise hilft es die Medikamente immer zum Frühstück einzunehmen. Außerdem gibt es mittlerweile Apps, die an die Pilleneinnahme erinnern.
Wie könnte kontrolliertes Absetzen aussehen?
Einige PatientInnen erleiden in ihrem Leben nur einen einzigen psychotischen Schub. Es gibt aber keine Hinweise, bei welcher Patientin/welchem Patienten dies zutrifft. Deshalb kann versucht werden (und dies nur in enger Absprache mit der Psychiaterin/dem Psychiater!) nach einer gewissen Einnahmezeit das Antipsychotikum langsam zu reduzieren.
Wichtig ist während des schrittweisen Absetzens auf mögliche Frühwarnzeichen zu achten:
- Unsicherheit, Ängste (z.B. plötzliche Angst in die U-Bahn zu steigen etc.)
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
Psychotherapie bei Schizophrenie
Neben der medikamentösen Therapie können weitere Behandlungsschritte wie eine begleitende Psychotherapie den Heilungsprozess positiv beeinflussen.
Wann ist eine Psychotherapie bei Schizophrenie sinnvoll?
Eine Psychotherapie kann dabei helfen die Schizophrenie zu akzeptieren und mit der Krankheit im Alltag besser umgehen zu können. Auch die sogenannte Psychoedukation und Soziotherapie sind mögliche Hilfsquellen.
Psychotherapie
- kann im Umgang mit der Schizophrenie helfen.
- fördert Denken und Wahrnehmung.
- hilft bei der Integration im Alltag.
Es hat viele Jahre gedauert, bis ich mich für eine Psychotherapie entschieden habe. Eine meiner Krisenerfahrungen, bei der ich tagelang psychotisch durch Italien geirrt bin, war dann dermaßen einschneidend, dass ich etwas ändern musste.
Cordt Winkler
Betroffener, Angehöriger und Autor
Kann eine Psychotherapie die Medikamente ersetzen?
Eine Psychotherapie ist als ergänzende Behandlungsform sinnvoll und kann manche Symptome positiv beeinflussen. Die Schizophrenie muss aber immer medikamentös behandelt werden.
Ablauf der Psychotherapie
Psychotherapie ist der Überbegriff für zahlreiche unterschiedliche psychotherapeutische Behandlungsverfahren.
Wie läuft eine Psychotherapie in der Regel ab?
Eine Psychotherapie kann auf verschiedene Methoden zurückgreifen (Gesprächstherapie, Entspannungstechniken, Psychoedukation etc.) und deshalb auch auf unterschiedliche Art und Weise der Patientin/dem Patienten helfen.
Die klassische Gesprächstherapie kann in folgenden Formaten stattfinden:
- Gruppenform: Sitzung findet im Kreis mehrerer PatientInnen statt.
- Einzelgespräch: PatientIn und TherapeutIn sprechen zu zweit.
- Helferkonferenz, beispielsweise als Familiengespräch.
Wie lange ist eine Psychotherapie notwendig?
Wie lange eine Psychotherapie andauern sollte, lässt sich nicht pauschal sagen.
Die Therapielänge ist unter anderem von folgenden Faktoren abhängig:
- Schweregrad der Erkrankung
- Form der Erkrankung (Mehr dazu erfahren Sie in unserer Schulung Schizophrenie verstehen)
- Aktive Bereitschaft der Patientin/des Patienten mitzuarbeiten
- Ziel der Psychotherapie (kurzfristige Hilfestellung, langjährige Begleitung etc.).
Wann werden Angehörige miteinbezogen?
Das Hinzuholen von Angehörigen und/oder nahestehenden Personen ist bereits zu Beginn der Therapie sehr wichtig. So gibt es in der Psychotherapie Behandlungsansätze, die das soziale Umfeld der/des Erkrankten aktiv miteinbeziehen. Beispielsweise gibt es Familientherapien oder Paartherapien, welche dabei helfen können mit den Herausforderungen der Erkrankung besser umzugehen.
Sprechen Sie Ihre Psychiaterin/Ihren Psychiater darauf an, sie/er kann Sie dazu beraten und an eine geeignete Adresse weiterleiten.
Geprüft Dr. Jens Mersch: Stand 25.01.2022 | Quellen und Bildnachweis