5. Emotionale Achterbahn für PartnerInnen

Was kann ich tun, wenn meine Partnerin/mein Partner mit Schizophrenie Stimmungsschwankungen hat?

Für die Partnerin/den Partner ist der Umgang mit Stimmungsschwankungen oft nicht einfach. Folgendes kann helfen:

  • Im Gespräch bleiben
  • Bedeutung der Stimmung zu verstehen versuchen
  • Grenzen setzen
  • Selbstfürsorge üben
Hinweise auf eine Psychose erkennen

Manchmal können Stimmungsschwankungen einen weiteren Schub vorankündigen. Oft wirken dann die Erkrankten besonders angespannt und sind schneller gereizt. Stimmungsschwankungen und/oder depressive Verstimmungen sind auch nicht untypisch.

Was kann ich tun, wenn ich Angst vor Aggressionen meiner Partnerin/meines Partners habe?

Aggressives Verhalten kann Hinweis auf eine Verschlechterung der Schizophrenie sein. Deshalb sollte bei längerer Dauer der Aggressionen die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt informiert werden. Suchen Sie sich Hilfe und zögern Sie nicht im Notfall weitere Schritte einzuleiten (Wohnung verlassen, Auszug, zwischenzeitlicher Kontaktabbruch etc.).

Wie gehe ich damit um, wenn meine Partnerin/mein Partner sagt, dass sie/er sich emotional leer fühlt?

Depressionen sind bei der Schizophrenie keine Seltenheit. Die/der Erkrankte und das Umfeld leiden natürlich unter diesem Gefühlszustand.
Hier ist wichtig zu fragen:

  • Seit wann besteht die depressive Phase?
  • Kommt das Gefühl der Leere regelmäßig im Alltag auf? Oder gibt es Auslöser?
  • Wurden die Medikamente verändert oder nicht mehr eingenommen?

Ein geregelter Alltag mit schönen Routinen kann der/dem Erkrankten in der Bewältigung der Depression helfen.

Worauf sollte ich achten, wenn ich mit meiner Partnerin/meinem Partner mit Schizophrenie zusammenziehe?

Gewisse Vorkehrungen können generell das Zusammenziehen erleichtern:

  • Raumgestaltung: auf Rückzugsmöglichkeiten achten
  • Umgebung: Welche Ausweichmöglichkeiten gibt es (Parks, Wald, etc.)
  • Hilfsangebote im Umkreis kennen
  • Nähe zu BehandlerInnen in die Planung miteinbeziehen

Wie kann ich mit meiner Partnerin/meinem Partner mit Schizophrenie gemeinsame Strategien für Krisen vereinbaren?

Eine ernsthafte Beziehung funktioniert ja bekanntlich nicht von alleine. Auch bei gesunden Paaren müssen Probleme gelöst und Themen behandelt werden. Insofern zählt auch hier wieder:

  • Offener Umgang mit den Gefühlen und Bedürfnissen
  • Kommunikationsregeln beachten
  • Bei längeren Krisen: Hilfe von außen einholen, wie beispielsweise Paartherapie

Kann ich etwas zur Stabilisierung des psychischen Zustandes meiner Partnerin/meines Partners beitragen?

Eine Beziehung kann ein wichtiger Schutzfaktor sein. Sie gibt Halt, Sicherheit und Vertrauen – das sind alles Faktoren, die für erkrankte Menschen eine besonders wichtige Rolle spielen.
Bei chronischen Erkrankungen gilt:

  • Geduld haben
  • Verständnis aufbringen
  • Flexibel bei Planänderungen sein
  • Im Alltag unterstützen
  • Realistische Erwartungen an die Partnerin/den Partner stellen

Wie kann ich damit umgehen, wenn meine Partnerin/mein Partner mit Schizophrenie eifersüchtig ist und mir nicht vertraut?

Eifersucht ist ein unangenehmes und quälendes Gefühl, das die meisten Menschen kennen.
Es gibt aber unterschiedliche Ausprägungen von Eifersucht.
Wenn Ihre Partnerin/Ihr Partner eifersüchtig ist, dann können Sie sich fragen:

  • Ist sie/er immer schon eifersüchtig? Ist ihr/sein Verhalten situationsabhängig?
  • Habe ich ihr/ihm einen Grund für die Eifersucht gegeben?
  • Gab es Situationen in der Vergangenheit, die das fehlende Vertrauen erklären?
  • Welche Ausmaße nimmt die Eifersucht der Partnerin/des Partners an?

Was kann ich tun, wenn ich wütend auf meine Partnerin/meinen Partner bin?

Es lohnt sich die eigenen Gefühle zuzulassen und zu reflektieren: Was fühle ich? Wieso habe ich gerade dieses Gefühl? Wie sehr beeinträchtigt mich dieses Gefühl? Steckt möglicherweise hinter dieser Empfindung ein anderes Gefühl?

Die Ursache des Gefühlsausbruchs erkennen

Sie können sich einen Eisberg aus Gefühlen vorstellen. Der Eisberg besteht aus primären und sekundären Emotionen. Primäre Emotionen sind die ursächlichen Gefühle, sie liegen oft tief (unterhalb des Wassers) verborgen. Primäre Emotionen können wiederum sekundäre Emotionen auslösen/triggern. Die sekundären Emotionen sind jene Gefühle, die sichtbar sind und „an der Oberfläche schwimmen“.

Ein Beispiel: Sie sind wütend auf Ihre Partnerin/Ihren Partner, weil sie/er nicht gut auf sich achtgibt. Sie haben ihr/ihm schon so oft ans Herz gelegt den Alkohol wegzulassen. Aber sie/er will einfach nicht auf Sie hören. Hinter Ihrer Wut steckt aber möglicherweise ein anderes Gefühl: Sie haben beispielsweise Angst, dass der Alkohol einen weiteren Schub auslösen kann.

Wie kann ich mit der Angst vor einem erneuten psychotischen Schub meiner Partnerin/meines Partners umgehen?

Die Angst vor einem weiteren Schub kennen viele Erkrankte. Auch Sie als PartnerIn oder Angehörige/r leiden automatisch mit.
Wird die Sorge zu groß, können folgende Tipps helfen:

  • Selbsthilfegruppen für Angehörige
  • Unterstützung durch Familienmitglieder, FreundInnen
  • Psychotherapeutische Unterstützung für Sie als PartnerIn/Angehörige/n

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  • Kommunikationsregeln Mit diesen Regeln erleichtern Sie Gespräche, vermeiden Konflikte und beugen Missverständnisse vor.

Geprüft Prof. Dr. Tillmann Krüger: Stand Juli 2022

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.