4. Partnerschaft und Beziehung mit Schizophrenie

Wann und wie soll ich meine neue Partnerin/meinen neuen Partner über die Erkrankung informieren?

Über (psychische) Erkrankungen offen zu sprechen, ist in vielen Fällen nicht einfach. Es gibt auch nicht DAS Erfolgsrezept, wie und wann Sie Ihre Partnerin/Ihren Partner am besten miteinbeziehen. Am Ende kommt es auf Ihre persönliche Situation und Beziehung an, wie sehr Sie sich öffnen möchten.

Generell aber gilt: Offen über Ihre Erkrankung zu sprechen, kann Ihnen und Ihrem Umfeld viel Leid und Unverständnis ersparen.

Wie können wir dafür sorgen, dass unser Alltag nicht nur von der Erkrankung beherrscht wird?

Die Schizophrenie ist eine sehr fordernde Erkrankung. Man kann sie auch nicht so einfach „wegdenken“. Versuchen Sie Ihre Aufmerksamkeit immer wieder bewusst auf schöne Dinge zu lenken: Was macht mich glücklich? Wann fühle ich mich wohl?

Das kann beispielsweise sein:

  • Sportliche Aktivitäten
  • Musik, Theater, Kunst, Kino
  • Kreative Tätigkeiten (z.B. Malen, Nähen, Singen etc.)
  • Soziale Kontakte
  • Beschäftigung in/mit der Natur
Routine angewöhnen

Wie wäre es mit Mittwochabend = Kinoabend? Oder Sie machen beispielsweise immer dienstags und donnerstags einen langen Spaziergang im Park.

Informieren Sie sich über Gruppenaktivitäten, die regelmäßig angeboten werden. Gemeinsame Unternehmungen können den Alltag stabilisieren.

Wie kann ich meiner Partnerin/meinem Partner vermitteln, dass mir Nähe schwerfällt?

Meist merkt die Partnerin/der Partner von selbst, wenn sich die andere Person zurückzieht und Distanz sucht. Versuchen Sie mit Ihrer Partnerin/Ihrem Partner über Ihre Bedürfnisse zu sprechen. So lassen sich oft Missverständnisse und Enttäuschungen vermeiden.

Was kann ich tun, wenn ich mich von meiner Partnerin/meinem Partner bevormundet fühle?

Hier sind mitunter drei Aspekte wichtig:

  1. Die eigenen Grenzen kennen und ansprechen
  2. Situation reflektieren: Wieso reagiert meine Partnerin/mein Partner in der jeweiligen Situation so? Wieso ist mir ihre/seine Nähe in dem Moment zu viel?
  3. Beziehung reflektieren: In den meisten Fällen macht sich Ihr Umfeld Gedanken und Sorgen um Sie. Es kann für Sie und Ihre Partnerin/Ihren Partner knifflig sein eine gute Balance zu finden. Manchmal können PartnerInnen aber auch dominant und grenzüberschreitend sein. In solchen Fällen kann ein direktes Gespräch helfen.

Wie gehe ich damit um, wenn ich mich für mein Verhalten während einer akuten Psychose gegenüber meiner Partnerin/meinem Partner schäme?

Schamgefühle während oder nach einer akuten Krankheitsepisode sind nicht ungewöhnlich. Auch hier hilft oft ein offener Umgang. Hören Sie in sich hinein: Würde es Ihnen helfen die Dinge anzusprechen? Wenn ja, dann nur Mut!

Wie schaffe ich es, ein schwieriges Thema anzusprechen, das mich beschäftigt?

Folgende Schritte können Sie beachten:

  • Mut fassen
  • Zeit nehmen
  • Alltagssituation verlassen (beispielsweise nicht während des Mittagessens, besser Zeit nachher einplanen)
  • Reaktionen der Partnerin/des Partners beobachten
  • Kommunikationsregeln beachten

Wie gehe ich am besten mit Ablehnung und Trennung um?

Eine Trennung ist in den meisten Fällen mit Gefühlen wie Schmerz, Trauer und Wut verbunden.
Hier kann es helfen die Beziehung nochmal zu reflektieren:

  • Wie war die Beziehung?
  • Welche guten und schlechten Momente fallen mir ein
  • Wieso kam es zur Trennung?
  • Welche Rolle spiele ich selbst in der Trennung? / Was habe ich zur Trennung beigetragen?
  • Welche Verhaltensmuster haben die Trennung provoziert?

Ganz wichtig ist hier auch Selbstfürsorge: Suchen Sie sich eine Vertrauensperson, mit der Sie über Ihren Kummer reden können. Das kann eine Freundin/ein Freund oder professionelle Hilfe wie die Psychotherapeutin/der Psychotherapeut sein.

Wie kann uns eine Paartherapie im Umgang mit der Schizophrenie unterstützen?

Zu Beginn einer Paartherapie ist es wichtig herauszufinden, wo die Probleme in der Beziehung liegen. Die Therapie greift dann oft mehrere Ebenen auf:

  • Kommunikation: Kommunikationsregeln üben
  • Zweisamkeit: Gemeinsame Aktivitäten unterstützen
  • Sexualität: Verhaltensweisen im Sexualleben hinterfragen, Körperpraktiken üben

Downloads

  • Kommunikationsregeln Mit diesen Regeln erleichtern Sie Gespräche, vermeiden Konflikte und beugen Missverständnisse vor.

Geprüft Prof. Dr. Tillmann Krüger: Stand Juli 2022

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.