1. Veränderung der Sexualität bei Schizophrenie

Wodurch kann es bei Schizophrenie zu Veränderungen im Sexualleben kommen?

Die Schizophrenie wirkt sich auf das gesamte Leben der Betroffenen und deren Umfeld aus. Auch Veränderungen im Sexualleben sind bei Schizophrenie keine Seltenheit. Folgende Auslöser spielen eine wesentliche Rolle:

  • Medikamente
  • Körperliche/seelische Veränderungen durch die Erkrankung selbst

Wichtig ist: Fallen Ihnen Veränderungen auf, dann trauen Sie sich und sprechen Ihre Ärztin/Ihren Arzt darauf an.

Was fällt alles unter Sexualleben/Sexualität?

Mit dem Begriff des Sexuallebens ist nicht nur der Geschlechtsverkehr mit einer anderen Person gemeint. Es geht um Ihre eigene Libido, also Ihr eigenes Lustempfinden. Darunter fallen auch Selbstbefriedigung, Ihre Körperwahrnehmung, Sexfantasien etc.

Wie kann ich herausfinden, was der Auslöser für die veränderte Sexualität ist?

Wenn sich das Sexualleben verändert, sollte nach einem zeitlichen Zusammenhang gesucht werden. Dies ist natürlich nicht immer möglich.

Beispiel: Sie bekommen ein neues Medikament. Etwas zeitversetzt (ein paar Tage bis Wochen später) bemerken Sie Veränderungen in Ihrem Sexualleben. Hier könnte es einen Zusammenhang geben, der mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt abgeklärt werden sollte.

Wie können die modernen Medikamente bei Schizophrenie mein Sexualleben beeinflussen?

Die modernen Medikamente haben den Vorteil geringere Nebenwirkungen als die älteren Wirkstoffe hervorzurufen.
Mögliche Nebenwirkungen können (trotzdem) sein:

  • Müdigkeit
  • Gewichtszunahme
  • Abnahme der sexuellen Lust
  • Veränderung der Erregungsfähigkeit

Wie können die Medikamente angepasst werden, wenn mein Sexualleben darunter leidet?

Es gibt gewisse Medikamente, die einen besonders starken Effekt auf die Sexualität haben. Sie blockieren nämlich das körpereigene Dopamin-System. Moderne Wirkstoffklassen wirken nicht so stark darauf ein und haben deshalb auch weniger Nebenwirkungen. Deshalb kann in gewissen Fällen eine Medikamentenumstellung hilfreich sein.

Was ist das Dopamin-System?

Das Dopamin-System ist unser Belohnungs- und Motivationssystem. Dopamin ist ein körpereigener Botenstoff, der unter anderem im Gehirn wichtige Funktionen erfüllt. Es wirkt erregend, steigert die Stimmung und wird auch als „Botenstoff des Glücks“ genannt. Wird Dopamin blockiert, hat dies Auswirkung auf unser Fühlen.

Welche Folgen hat das Absetzen der Medikamente?

Bei Schizophrenie müssen Sie als Erkrankte/r viel Geduld aufbringen. Die Erfahrung und Studien zeigen, dass eine längerfristige und regelmäßige Einnahme der Medikamente weitere Schübe verhindern kann. Werden die Medikamente vorzeitig abgesetzt, ist das Risiko für die Entwicklung einer Psychose um das Doppelte höher. Wollen Sie trotzdem das Medikament absetzen, dann sprechen Sie dies unbedingt mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt ab.

Welche sexuellen Veränderungen können durch die Erkrankung selbst auftreten?

Es gibt den sogenannten sexuellen Reaktionszyklus mit folgenden Phasen:

  • Erregbarkeit und Motivation für Sex
  • Erregungsphase
  • Plateauphase
  • Orgasmus
  • Rückbildungsphase

Jede dieser Phasen kann durch die Schizophrenie beeinflusst werden.

Kann Sex die Symptome der Schizophrenie beeinflussen?

Der Sexualakt an sich beeinträchtigt im Normalfall nicht oder kaum die Erkrankung. Was aber schon die Schizophrenie beeinflussen kann, sind Partnerschaften und das Sexleben in der Beziehung. Eine Beziehung kann im besten Fall Stabilität und Sicherheit geben und somit positiv auf die Erkrankung einwirken.

Ist Sex gesund?

Sex hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit: Es werden wichtige Botenstoffe wie Dopamin etc. freigesetzt, die die Stimmung heben und zufrieden machen. Außerdem werden das Immunsystem sowie Herz-Kreislauf-Funktionen gestärkt.

Grundvoraussetzung ist natürlich, dass der Sex:

  • Selbstbestimmt
  • Einvernehmlich
  • Respektvoll abläuft

Geprüft Prof. Dr. Tillmann Krüger: Stand Juli 2022

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.