Grundlagen Insektengiftallergie
Insektenstiche sind häufig und auch ohne Allergie oft unangenehm. Aber was ist überhaupt eine Insektengiftallergie, woran erkennt man sie und wie entsteht sie?
Definitionen
- Allergie: Zu starke Reaktion des Immunsystems auf einen körperfremden Stoff.
- Allergen: Der Stoff, gegen den sich der Körper bei der Allergie verteidigt.
- Insektengift: Flüssigkeit, mit der sich einige Insekten gegen Angreifer verteidigen, meist über einen Stachel. Insektengift enthält Giftstoffe (Toxine), die eine lokale Reaktion (Rötung, Juckreiz…) auslösen.
- Insektengiftallergie: Zu starke Reaktion des Immunsystems auf Bestandteile von Insektengift.
- Anaphylaxie: Akute, allergische Reaktion des Immunsystems, die den ganzen Körper umfasst.
Insektenallergie, Insektenstichallergie oder doch Insektengiftallergie?
Die Allergie besteht nur gegen Bestandteile des Insektengifts, nicht gegen das Insekt selbst. Daher spricht man nicht von einer „Insektenallergie“, sondern von einer „Insektengiftallergie“.
Entstehung der Insektengiftallergie
Bevor eine Allergie entsteht, muss es mindestens einmal zum Kontakt mit dem Allergen gekommen sein, eine Insektengiftallergie kann sich daher frühestens nach dem zweiten Stich entwickeln. Dabei kann es zu einer sogenannten Sensibilisierung kommen. Das heißt, dass ein bestimmter Teil des Immunsystems sich das Aussehen ein oder mehrerer Bestandteile des Insektengiftes (Allergene) merkt und so abspeichert, dass es zu einer Allergie kommen kann.
Bei einem neuen Kontakt wird das Gift dann als Allergen erkannt und kann eine allergische Reaktion auslösen.
An der Entstehung der Allergie sind verschiedene Teile des Immunsystems beteiligt. Unter anderem werden sogenannte „IgE-Antikörper“ gegen Bestandteile des Insektengiftes gebildet. Auch der Botenstoff Histamin spielt eine wichtige Rolle.
Schweregrade der Insektengiftallergie
Bei einer Insektengiftallergie treten kurz nach dem Stich Symptome auf, die sehr unterschiedlich sein können. Diese können von einem Nesselausschlag bis zum lebensbedrohlichen Schock reichen.
Einteilung
Systemische Reaktion – 4 Schweregrade
1. Schweregrad
- Juckreiz
- Quaddel
- Rotes Gesicht
2. Schweregrad
- Atemnot
- Übelkeit
- Blutdruckabfall
3. Schweregrad
- Übelkeit/Erbrechen
- Schwere Atemnot
- Schock
4. Schweregrad
- Atemstillstand
- Kreislaufversagen
- Bewusstlosigkeit
Anaphylaxie
Bei der Anaphylaxie kommt es zu weiteren allergischen Symptomen. Weil nicht nur eine Stelle betroffen ist, sondern das ganze „System“ Körper, spricht man hier im Gegensatz zu den Lokalreaktionen auch von „systemischer“ Reaktion oder Allgemeinreaktion.
Verlauf und Einflussfaktoren
Insektenstiche können sehr schwer verlaufen, man kann jedoch für den einzelnen Stich nicht vorhersagen, wie schwer. Je ausgeprägter die Symptome sind ist und je schneller sie beginnen, desto eher kann es aber zu einem schweren Verlauf kommen. Dieser kann sogar lebensbedrohlich werden. Daher ist es auch bei einer leichten allergischen Reaktion immens wichtig, ärztlichen Rat einzuholen bzw. die allergische Reaktion mithilfe von Medikamenten zu stoppen.
Risikofaktoren für einen schweren Verlauf erfahren Sie unter „Risikofaktoren“.
Risikofaktoren für die Entwicklung einer Insektengiftallergie
Ob wir auf einen Insektenstich eine allergische Reaktion zeigen und wie schwer diese sein kann, ist ganz unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. Welches sind die wichtigsten Risikofaktoren?
In welchem Alter entwickeln sich Allergien?
Sowohl Sensibilisierungen als auch daraus folgende Allergien sind bei Erwachsenen mittleren Alters häufiger als bei Kindern. Im höheren Lebensalter steigt das Risiko für eine schwere allergische Reaktion an.
Tryptase als Risikomarker
Unser Immunsystem besteht aus vielen Bestandteilen, die bei jedem Menschen individuell ausbalanciert sind. Bestimmte Teile unseres Immunsystems (Mastzellen, IgE-Antikörper…) verstärken allergische Reaktionen. Ihre Erhöhung lässt sich in einer Blutprobe nachweisen.
Insbesondere bei einer Erhöhung des Enzyms Tryptase ist eine schwere Anaphylaxie häufiger.
Assoziierte Erkrankungen und andere Allergien
Eine Neigung zu Allergien erhöht das Risiko für die Entwicklung weiterer Allergien. Ebenso sind bestimmte Erkrankungen bei AllergikerInnen häufiger, z.B. Asthma bronchiale oder Neurodermitis. Die damit verbundene erhöhte Allergiebereitschaft wird auch Atopie genannt. Eine Atopie erhöht vor allem das Risiko einer Sensibilisierung auf Insektengift.
Einige Erkrankungen erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf einer Anaphylaxie. Hier sind vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu nennen. Auch bei der seltenen Mastozytose (Anhäufung von Mastzellen in der Haut) sind schwere Reaktionen häufiger.
Ist eine Insektengiftallergie vererbbar?
In gewissem Maße wird die Neigung zu Allergien vererbt. Es gibt aber kein bestimmtes „Allergie-Gen“, sondern es spielen viele Faktoren zusammen. Auch das häufige Auftreten von oben genannten Erkrankungen in der Familie erhöht das eigene Allergie-Risiko.
Geprüft OÄ.in Dr.in Christine Bangert und Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Hemmer: Stand April 2022 | Quellen und Bildnachweis