6. Atopische Dermatitis behandeln – alle Fragen

Atopische Dermatitis (auch Neurodermitis genannt) begleitet PatientInnen meist ein Leben lang. Das macht eine gute Behandlung, mit der Sie sich wohlfühlen, so wichtig. Mit regelmäßiger Hautpflege und Behandlung können Sie Juckreiz, Rötung oder Ekzeme verringern und vorbeugen. Die Expertin Dr.in Christine Bangert erklärt in einem Video-Interview die wichtigsten Fragen rund um die Behandlung von atopischer Dermatitis.

Grundlagen der Therapie bei atopischer Dermatitis

Wie kann atopische Dermatitis behandelt werden?

Die Behandlung der atopischen Dermatitis richtet sich nach ihrem Schweregrad. Bei der leichten Variante steht die Lokaltherapie im Vordergrund. Bei der mittelschweren Variante kommt oft noch die Bestrahlungstherapie mit UVB zum Einsatz. Bei den schweren und stark belastenden Formen der atopischen Dermatitis wird man sicherlich eine Systemtherapie dazu wählen müssen.

Generell steht im Zentrum der Behandlung der atopischen Dermatitis die Basispflege. Das bedeutet die Patienten sollten sich zweimal am Tag mit einer Feuchtigkeitscreme oder einer etwas fetteren Creme behandeln.

Wann soll die atopische Dermatitis behandelt werden?

Die atopische Dermatitis sollte generell immer behandelt werden. Die Minimalvariante einer atopischen Dermatitis ist eine trockene Haut. Versäumt man die Therapie dieser trockenen Haut mittels einer Pflegetherapie, können daraus auch Ekzemschübe resultieren, die schließlich in einer schwereren Variante der atopischen Dermatitis münden. Daher sollte eigentlich immer behandelt werden, auch wenn das Hautbild vorübergehend gut erscheint.

Wer sind meine AnsprechpartnerInnen und was sollte ich Ihnen unbedingt mitteilen?

Die ersten Ansprechpartner für die Behandlung einer atopischen Dermatitis sind die Hautärztinnen und Hautärzte. Es ist ganz wichtig diesen mitzuteilen, was die Therapieziele sind, wie es Ihnen mit Ihrer atopischen Dermatitis geht, wie stark Sie im Alltag oder Beruf belastet sind und wie stark der Juckreiz ist.

Was ist das Ziel der Behandlung bei atopischer Dermatitis?

Das Ziel der Behandlung einer atopischen Dermatitis ist meistens engmaschig mit dem Patienten abzustimmen. Das heißt, wenn Sie in bestimmten Bereichen Probleme haben, besprechen Sie das ruhig mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Prinzipiell ist es aber so, dass die Patienten mit atopischer Dermatitis unter einem sehr starken Juckreiz leiden und auch die Haut stark entzündet ist. Daher steht die Juckreiz-Stillung und auch die Bekämpfung der Entzündung meistens im Mittelpunkt der Therapie der atopischen Dermatitis.

Verbessert sich der Juckreiz und auch die Entzündung, dann kommt es automatisch zu einer Verbesserung der Konzentrationsleistung, zur Verbesserung des Schlafes und zu einer besseren Lebensqualität insgesamt.

Wie lange ist eine Therapie notwendig und ist eine Heilung möglich?

Eine Heilung der atopischen Dermatitis ist leider zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Es handelt sich um eine angeborene Erkrankung mit verschiedenen Störungen des Immunsystems, des genetischen Systems und letztlich auch der Barriere.

Es bleibt die Neigung ein ganzes Leben lang erhalten, sodass immer wieder, wenn Schübe oder auch starke Ekzeme auftreten, eine Behandlung aktiv durchgeführt werden muss. Meistens bleibt die Basispflege lebenslang bestehen.

Wie wird entschieden, welche Therapie für mich die Richtige ist?

Die individuelle Therapie wird engmaschig mit dem behandelnden Arzt abgesprochen. Die Therapie richtet sich generell nach dem Schweregrad der Erkrankung.

Wenn der Patient eine sehr starke atopische Dermatitis hat, ist es sicherlich richtig, eine Systemtherapie zu wählen. Bei einer mittelschweren atopischen Dermatitis gibt es andere Behandlungsmöglichkeiten. Hier kommt beispielsweise die Sonnenbestrahlungstherapie zum Einsatz, aber auch die spezielle Behandlung von allergischen Begleitsymptomen.

Bei einer milden Form wird sich Ihr Arzt meistens auf eine lokale Therapie mit topischen Glucocorticosteroiden, also Cortison, beschränken und zusätzlich noch eine begleitende Pflegetherapie wählen.

Was ist die stufenweise Behandlung bei atopischer Dermatitis?

Nach den europäischen Leitlinien zur Behandlung der atopischen Dermatitis gibt es einen Stufenplan zur Therapie. Dieser beinhaltet die verschiedenen Schweregerade.

Die Basistherapie ist die Pflegetherapie, welche regelmäßig durchgeführt werden sollte, um die Hauptbarriere zu stärken. Zur Basistherapie zählen aber beispielsweise auch die Vermeidung von Triggerfaktoren und psychische Beratungen, um möglichst den Stress zu reduzieren. Die Basistherapie sollte jeder Patient durchführen.

Bei einer milden Form kommen topische Varianten zum Einsatz, dazu zählen topische Cremetherapien mit Cortison oder Calcineurin-Inhibitoren. Wenn das nicht ausreicht und der Patient Schübe hat und unter einer mittelschweren atopischen Dermatitis leidet, kann die Therapiestufe verstärkt werden. Es kommt zusätzlich zur Bestrahlungstherapie beispielsweise mit künstlich induziertem Sonnenlicht in der Arztpraxis.

Falls dies auch nicht ausreicht und die Schübe zu nehmen, der Patient stark belastet ist, schlecht schlafen kann, starken Juckreiz und eine starke Entzündungsreaktion hat, kann es sein, dass Ihr Arzt zusammen mit Ihnen entscheidet, dass eine Systemtherapie am besten geeignet wäre. Dies ist die letzte Stufe der Stufentherapie.

Wie wird atopische Dermatitis an sensibleren Körperstellen behandelt?

Sensiblere Stellen, wie zum Beispiel Augenbereich, Lippen oder auch Intimbereich brauchen ein bisschen eine andere Pflege. Die Lippen brauchen ein eher fetthaltiges Pflegesystem, da hier wenig Talgdrüsen zur Verfügung stehen.

Um die Augen ist die Epidermis, also die Oberhaut, besonders dünn. Hier sollte man eher auf eine feuchtigkeitshaltende Pflege zurückgreifen, ebenso im Intimbereich. Dort ist häufig eine fetthaltige Pflege zu reichhaltig und unangenehm.

Prinzipiell gilt für die Behandlung von Ekzemen in diesen Bereichen, diese immer mit cortisonfreien Produkten durchzuführen. Und wenn man etwas Antientzündliches benötigt, kann man hier auf Calcineurin-Inhibitoren zurückgreifen, wie zum Beispiel Tacrolimus oder Pimecrolimus.

Inwieweit kann ich als PatientIn bei der Behandlung mitentscheiden?

Es ist ganz wichtig, dass Sie als PatientIn gegenüber Ihrem Arzt oder Ärztin Ihre Wünsche äußern und eine gemeinsame Therapiestrategie entwickeln. Sie sollten mit der Therapie einverstanden sein und Ihrem Arzt übermitteln, ob Sie diese auch regelmäßig durchführen können.

Dementsprechend ist es ganz wesentlich, dass Sie bei der Therapiefindung mitentscheiden. Natürlich ist es die Aufgabe Ihres Arztes oder Ärztin, Sie über die Möglichkeiten genau in Kenntnis zu setzen, Jedoch sollte die Therapieentscheidung letztendliche eindeutig gemeinsam getroffen werden.

Hier geht es zum Video-Interview: „Grundlagen der Therapie bei atopischer Dermatitis”

Basisbehandlung bei atopischer Dermatitis

Wie sollte die Basispflege meiner Haut aussehen?

Bei der atopischen Dermatitis fehlen der Haut Strukturproteine und Fettstoffe. Es fehlen im Konkreten freie Fettsäuren, Cholesterol und auch Ceramide. Daher sollten Sie bei der Auswahl der Pflegeprodukte darauf achten, dass in diesen die nötigen Fettstoffe, Proteine und Eiweißmoleküle enthalten sind. In den modernen Pflegeprodukten sind diese ausreichend eingearbeitet und geben der Haut Feuchtigkeit und Fett im physiologischen Verhältnis zurück.

Generell sollten Sie darauf achten, dass Ihre Pflegeprodukte keine Duftstoffe oder Konservierungsmittel enthalten, um eine Allergisierung, also ein allergisch werden auf diese Produkte, zu vermeiden.

Natürlich ist auch darauf zu achten, dass die Pflege an die Jahreszeiten angepasst wird. Das bedeutet im Sommer, wo wir doch eine höhere Luftfeuchtigkeit haben, können Sie ruhig etwas weniger fetthaltige Produkte verwenden. Dafür empfehle ich mehr feuchtigkeitshaltige Produkte, das heißt Cremes, die mehr Wasser enthalten. Im Winter hingegen, wo die Luftfeuchtigkeit sehr niedrig ist, ist es wichtig, dass Sie eher auf fetthaltige Substanzen zurückgreifen und die wasserhaltigen Produkte eher vermeiden.

Welche Creme hilft am besten gegen trockene Haut?

Wenn die Haut sehr trocken ist sollten Sie darauf achten, dass die Creme ein hohen Ölanteil hat und über ausreichend Fett verfügt, um die Haut sozusagen abzudichten und ihr die Pflege zurückzugeben.

Was sollte ich bei Kosmetikprodukten und Waschlotion beachten?

Bei Waschlotionen achten Sie darauf, dass es sich um Syndet handelt. Das bedeutet, dass es seifenfreie Pflegeprodukte mit einem pH-Wert sind, der der Haut angemessen ist. Sie sollten keine Duftstoffe oder Konservierungsmittel enthalten.

Vermeiden Sie auch pflanzliche Produkte, weil in diesen häufig viele allergisierende Substanzen zu finden sind, die dann eine Allergie auslösen können, wie zum Beispiel Ringelblume. Produkte mit Kamille sind beispielsweise besonders austrocknend, was teilweise gewünscht, im Fall einer Neurodermitis aber eher ungeeignet ist.

Was sind Triggerfaktoren von atopischer Dermatitis?

Die atopische Dermatitis lässt sich durch verschiedene Triggerfaktoren verstärken und auslösen. Das heißt, Sie müssen wissen, welche Triggerfaktoren dazu führen.

Der erste Faktor ist Schweiß, das wird jeder kennen, der Sport macht. Der Schweiß beinhaltet Histamine und Proteasen, welche durchaus zu einer Irritation der Haut führen können. Der zweite Faktor ist Stress, dazu zählt psychologischer Stress jeder Art. Es muss kein Distress sein, es kann auch Eustress sein, also positiver Stress. Dieser kann die atopische Dermatitis und den Juckreiz verstärken.

Darüber hinaus sind verschiedene Allergien Triggerfaktoren. Wenn man eine Allergie hat, beispielsweise gegen Hausstaubmilben oder Tierhaare, dann sollten diese Allergene dringend vermieden werden. Das bedeutet keine pelztragenden Haustiere im Haushalt, wenn man eine Katzen- oder Hunde-Haarallergie hat.

Des Weiteren können auch verschiedene Kleidungsstücke, die eine raue Oberfläche haben, wie beispielsweise Wolle oder Leinen zu verschiedenen Triggern führen und die Hautkrankheit verstärken. Außerdem können verschiedene irritative Stoffe in beispielsweise Weichspüler, Kosmetikprodukten und starkem Parfüm einen Schub auslösen.

Es gilt auch Tabakrauch als Triggerfaktor. Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass vor allem Kinder, die mit rauchenden Eltern aufwachsen, verstärkt Schüben der atopischen Dermatitis ausgesetzt sind. Für Erwachsene mit dieser Erkrankung gelten starke Luftverschmutzung und Arbeit im Straßenverkehr, wie Bauarbeiter oder LKW-Fahrer als Triggerfaktoren. Wichtig ist, dass jede/r PatientIn für sich die Triggerfaktoren erkennt und versucht diese zu eliminieren.

Wie erkenne ich meine Triggerfaktoren?

Die Triggerfaktoren, die zu einer Exazerbation der atopischen Dermatitis führen, erkennen Sie daran, dass Sie nach sechs bis zwölf Stunden nach Kontakt mit der bestimmten Substanz, spätestens nach 24 Stunden, einen Schub haben. Dieser äußert sich durch Rötung, Juckreiz und Entzündung der Haut.

Was kann ich in meinem Zuhause beachten, um Triggerfaktoren zu vermeiden?

Sie können auch zu Hause darauf achten, die Triggerfaktoren der atopischen Dermatitis zu vermeiden. Wenn Sie zum Beispiel eine Hausstaubmilbenallergie haben, sollten Sie Ihre Wohnungen möglichst hausstaubmilbenfrei gestalten. Das bedeutet keine Teppiche oder Vorhänge und lassen Sie, wenn es geht, jemanden anderen staubsaugen, damit Sie nicht in den frisch aufgewirbelten Staub hineingeraten.

Wenn Sie ein Haustier haben, gegen das Sie allergisch sind, wäre zu überlegen, ob Sie dieses nicht in ein anderes, gut betreutes Heim geben. Falls Sie unter einer Pollenallergie, gegen Gräser oder Birkenpollen leiden, dann können Sie zu entsprechenden Zeitpunkten lüften, an denen die Pollenkonzentration am niedrigsten ist. Ein guter Zeitpunkt ist in der Stadt morgens in der Früh und am Land am Abend.

Welche Kleidung eignet sich bei atopischer Dermatitis?

Wenn man eine atopische Dermatitis hat, dann ist die Wahl der Kleidung tatsächlich entscheidend. Es sollte darauf geachtet werden, dass es sich um Naturmaterialien handelt, die eine glatte Oberfläche haben und atmungsaktiv sind. Ideal wären hier Baumwolle oder Seide.

Ungünstig ist Wolle, einfach aufgrund der rauen Oberfläche oder auch Leinen. Denn durch den Kontakt mit diesen rauen Materialien kann es durchaus zu Schüben der atopischen Dermatitis kommen. Vermeiden sollten Sie auch unbedingt polyesterhaltige Kleidung, die nicht atmungsaktiv ist und so den Schweiß fördert.

Wie kann ich beim Sport vermeiden, dass meine Haut gereizt wird?

Sport kann die Haut tatsächlich reizen, denn, wenn man sich anstrengt, wird Schweiß produziert und dieser enthält Histamine, Prothesen und antimikrobielle Peptide, die die Haut vorübergehend reizen und irritieren können.

Es ist tatsächlich günstig, wenn Sie relativ rasch nach dem Sport duschen, einfach um den Schweiß möglichst schnell zu entfernen. Außerdem empfiehlt es sich wenige Minuten nach dem Duschen Ihre Basistherapie mit den Creme- und Pflegeprodukten zu verwenden, um der Haut die Feuchtigkeit zurückzugeben. Sie sollten auf keinen Fall vor dem Sport eine fetthaltige Creme auftragen, da dies einen okklusiven Effekt hat und die Schweißtreibung fördert.

Was sollte ich beachten, wenn ich in die Sonne gehe?

Patienten mit atopischer Dermatitis können durchaus in die Sonne gehen. Wir wissen, dass dies einen therapeutischen Nutzen hat. Selbstverständlich sollten Sie jedoch, wie jeder andere Mensch auch, auf einen ausreichenden Schutz achten, damit Sie keinen Sonnenbrand bekommen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Basisbehandlung bei atopischer Dermatitis”

Lokale Behandlung von atopischer Dermatitis

Was ist Cortison und wie wird es verabreicht?

Cortison ist ein körpereigenes Glucocorticoid-Hormon, das von uns in der Nebennierenrinde produziert und bei Stress ausgeschüttet wird. Cortison wird auch in der Dermatologie häufig genutzt, weil es eine antientzündliche Wirkung hat.

Dieses kann man natürlich auch bei der atopischen Dermatitis nutzen, und zwar in Form einer topischen Therapie, einer Lokaltherapie mit Cremen oder in Form einer systemischen Therapie mit Tabletten.

Welche Nebenwirkungen können bei der Behandlung mit Cortison auftreten?

Bei der Behandlung mit Cortison können verschiedene Nebenwirkungen auftreten, weswegen das Produkt häufig einen nicht so guten Ruf hat. Bei der topischen Therapie stehen vor allem Nebenwirkungen, wie eine ausgedünnte Haut, eine Atrophie der Haut und eine verstärkte Gefäßzeichnung im Vordergrund. Wenn man sehr viel Cortison verwendet, kann es, vor allem im Gesichtsbereich, zu einer Akne kommen. Topische Cortisontherapien haben manchmal auch eine allergisierende Wirkung.

Viel mehr Nebenwirkungen gibt es aber, wenn man eine systemische Cortisontherapie durchführt. Dies ist daher heutzutage bei der atopischen Dermatitis nur noch selten und kommt in Ausnahmefällen nur für einen kurzen Zeitraum in Frage. Eine Systemtherapie mit Cortison kann Nebenwirkungen nach sich ziehen, wie beispielsweise Diabetes, Osteoporose, Magengeschwür, Gewichtszunahme, Haarausfall und eine Unterdrückung der Nebennierenrinden-Achse.

Eine systemische Therapie mit einem Cortison sollte also nur in ausgewählten und seltenen Fällen durchgeführt werden Eine topische Therapie kann jedoch mit den heutigen Produkten, die einen geringen Nebenwirkungsgrad haben, problemlos durchgeführt werden und man muss sich nicht vor etwaigen Schäden fürchten.

Was sollte ich bei der regelmäßigen Anwendung von Cortison bei atopischer Dermatitis beachten?

Cortison sollte immer nur in Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin erfolgen. Wichtig ist, dass Sie bei einem Schub der atopischen Dermatitis, diese ausreichend lange und intensiv, bis die Hauterscheinungen abgeheilt ist, mit einem topischen Cortison behandeln. Falls Sie zu früh aufhören, kommt es sofort wieder zu einem Schub und Sie müssen die Therapie von vorne beginnen.

Daher empfiehlt es sich, einmal ausreichend zu therapieren und dann einfach auszuschleichen. Wählen Sie ein Schema, bei dem Sie zwei Mal pro Woche das Cortison noch für einige Wochen auftragen, einfach um ein sofortiges Wiederauftreten der Ekzeme zu vermeiden. Wichtig ist auch, dass Sie die Einzeltherapie mit einem topischen Glucocorticosteroid nicht zu lange durchführen, um eine Atrophie zu vermeiden. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Ihnen die maximale Dauer der Anwendung berichten.

Was sind Calcineurin-Inhibitoren und was ist der Unterschied zu Cortison?

Calcineurin-Inhibitoren sind ähnlich wie Cortison entzündungshemmend, sie haben einen positiven Effekt auf die Ekzeme. Es kommt nur in der Haut zu einer Unterdrückung des Immunsystems. Der Unterschied zum Cortison ist, dass es bei der Einnahme weder zu einer Atrophie der Haut kommt, also zu keiner Ausdünnung der Haut, noch zu einer verstärkten Gefäßzeichnung.

Welche Nebenwirkungen können bei Calcineurin-Inhibitoren auftreten?

Calcineurin-Inhibitoren haben im Unterschied zu den topischen Glucocorticosteroiden andere Nebenwirkungen. Die häufigste Nebenwirkung ist ein Brennen der Haut, ein unangenehmes Hitzegefühl, das nach dem Auftragen der Creme entstehen kann. Wenn man dieses Produkt jedoch fünf Tage lang täglich aufträgt, ist es häufig so, dass sich diese Sensation legt. Falls das bei Ihnen nach fünf bis sieben Tagen täglicher Anwendung jedoch nicht der Fall ist, dann kommt diese Therapie für Sie nicht in Frage.

Eine weitere Nebenwirkung der Calcineurin-Inhibitoren ist das Auftreten von Herpes simplex, von Fieberblasen. Wenn Patienten häufig unter diesen Fieberblasen leiden, dann kann es sein, dass mit den Calcineurin-Inhibitoren diese Herpes simplex Läsionen, diese Bläschen noch häufiger ausgelöst werden.

Was sollte ich bei der Anwendung von Calcineurin-Inhibitoren beachten?

Die Nebenwirkungen von Calcineurin-Inhibitoren, wie das Brennen, kann man leicht dadurch beeinflussen, dass man das Produkt beispielsweise im Kühlschrank aufbewahrt und kühl auf die Haut aufträgt. Das kann durchaus helfen, um diese Nebenwirkungen zu bekämpfen.

Weiterhin kann es auch gut sein vor der Therapie mit Calcineurin-Inhibitoren ein Pflegeprodukt auf die entzündete Haut aufzutragen. Dadurch wird das Brennen deutlich gemindert. Wichtig ist vielleicht auch noch zu wissen, dass Sie nicht direkt nach dem Auftragen von Calcineurin-Inhibitoren, wie zum Beispiel Tacrolimus oder Pimecrolimus in die Sonne gehen sollten. Am besten tragen Sie das Produkt am Vorabend, bevor Sie planen in die Sonne zu gehen auf. Sie können sich somit am nächsten Tag der Sonne ohne Probleme aussetzen.

Was sollte ich bei einem Schub tun?

Akute Schübe der atopischen Dermatitis kann man sehr gut mit topischen Therapien behandeln. Wichtig ist, dass Sie hier eine ausgewogene Cortisontherapie, mit einem ausreichend starken Produkt machen.

Sie können auch auf kleine Tricks zurückgreifen, wie beispielsweise fettfeuchte Umschläge. Dafür cremen Sie das Areal, das entzündet ist, ausreichend mit Cortisonprodukten ein, geben danach einen feuchten Umschlag darauf und verbinden das Ganze trocken. Dieser Umschlag verbleibt dann für zwei bis vier Stunden auf der Haut und die Entzündung wird sehr schön aus dieser hinausgezogen. Zusätzlich könnten Sie, um den Juckreiz zu stillen, eine zusätzliche Therapie mit einem Antihistamin anwenden.

Was kann ich tun, um den Juckreiz zu bekämpfen?

In einem akuten Schub ist der Juckreiz häufig sehr stark ausgeprägt. Wichtig ist, dass Sie versuchen, den Juckreiz zu bekämpfen, indem Sie beispielsweise Entspannungstechniken versuchen. Es gibt dafür die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, bei der man sich gedanklich vom Juckreiz entfernt.

Andererseits kann man auch eine Therapie mit Antihistaminen dazu wählen. Vor allem Antihistamine der alten Generation, die müde machen, helfen gegen den Juckreiz. Im Vordergrund stehen hier natürlich auch die antientzündliche Therapie, da der Juckreiz durch die Entzündung ausgelöst wird. Sie können also versuchen die betroffenen Hautstellen nach dem Baden gut mit topischen Glucocorticosteroiden einzucremen oder fettfeuchte Umschläge direkt auf der Haut durchzuführen.

Im Augenbereich kann es helfen Teebeutel mit Schwarztee aufzulegen, wenn es zu starkem Juckreiz oder zu Schwellungen kommt. Lassen Sie diese vorher im Kühlschrank abkühlen. Sie enthalten adstringierende Elemente, welche sowohl den Juckreiz als auch die Schwellung gut bekämpfen können.

Hier geht es zum Video-Interview: „Lokale Behandlung von atopischer Dermatitis”

Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei atopischer Dermatitis

Was ist systemische Immuntherapie bei atopischer Dermatitis?

Bei einer ausgeprägten und starken atopischen Dermatitis kann es notwendig sein, dass Sie eine systemische Immuntherapie verschrieben bekommen. Eine systemische Immuntherapie bedeutet, dass wir das Immunsystem beeinflussen.

Es gibt alte, sogenannte immunsuppressive Medikamente, die auch in der Transplantationsmedizin eingesetzt werden, wie beispielsweise Zykluspurin oder Methotrexat. Diese haben wir bis vor drei Jahren regelmäßig bei einer starken atopischen Dermatitis verwendet. Die alten immunsuppressiven Medikamente haben jedoch den Nachteil, dass sie nicht sehr gezielt auf die Schlüsselbotenstoffe, die bei der atopischen Dermatitis sozusagen vermehrt sind, abzielen, denn sie unterdrücken das Immunsystem generell.

Bei einer systemischen Immuntherapie, wie wir sie heute zur Verfügung haben, können wir ganz gezielt bestimmte Botenstoffe ausschalten, die für die Entstehung der atopischen Dermatitis relevant sind und dadurch auch die Nebenwirkungen minimieren.

Welche verschiedenen Formen der Immuntherapie gibt es und wie werden sie verabreicht?

Wir haben mittlerweile viele verschiedene Medikamente zur Verfügung, die eine systemische Immuntherapie darstellen. Es gibt zwei Medikamente, die ganz gezielt Botenstoffe ausschalten. Zum einen den Interleukin-4-Rezeptor, das Dupilumab und das Interleukin-13, das Tralokinumab. Dies sind beides Antikörpertherapien, die in Spritzenform verabreicht werden.

Des Weiteren haben wir noch drei verschiedene Januskinase-Inhibitoren. Januskinasen sind ganz zentral in die Signalgebung zwischen Innen und Außen im Körper, in der Zelle involviert. Wenn man diese Januskinasen blockiert, kommt es gezielt bei der atopischen Dermatitis zur Reduktion der allergischen Entzündungsreaktionen.

Die Januskinase-Inhibitoren gehören zu den Small Molecules, sie werden einmal am Tag als Tabletten eingenommen und können gut dazu beitragen, dass der starke Juckreiz, der bei der atopischen Dermatitis typisch ist, nach unten reguliert wird.

Was sollte ich bei der Anwendung von systemischer Immuntherapie beachten?

Wenn eine systemische Immuntherapie angewendet wird, dann gibt es natürlich auch Nebenwirkungen. Eine wesentliche Nebenwirkung, egal bei welcher systemischen Immuntherapie kann eine leichte Infektanfälligkeit sein. Jedoch hat jedes Produkt verschiedene Nebenwirkungen, die speziell mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprochen werden müssen, da Sie ganz genau wissen müssen, was auf Sie zukommt.

Was ist die Lichttherapie bei atopischer Dermatitis?

Wenn Sie eine atopische Dermatitis haben, die Sie sehr beeinträchtigt, aber noch nicht so stark ausgeprägt ist, dass Sie gar nicht mehr schlafen können, die Haut sehr entzündet ist und Sie von einem Schub in den nächsten kommen, dann kann es sein, dass die Lichttherapie für Sie die richtige Therapiewahl ist.

Eine Lichttherapie bedeutet, dass Sie bei Ihrem behandelnden Arzt oder Ärztin in ein UVB Gerät gesteckt werden. Dieses ist so ähnlich wie ein Solarium, aber es wird eine ganz bestimmte Wellenlänge von UVB verwendet, sogenannte Narrowband UVB, mit 311 bis 313 Nanometer. Durch diese gezielte Anwendung der UVB-Strahlung kann es zur Reduktion der Entzündung in der Haut kommen, da die Immunzellen, die für diese Entzündungen verantwortlich sind, durch das Sonnenlicht aus der Haut vertrieben werden.

Den positiven Effekt kennen Sie vielleicht, wenn Sie in den Sommerferien sind. Oft kommt es auch dann schon zur Besserung Ihrer atopischen Dermatitis. Genau diesen Effekt macht man sich mit der Lichttherapie zu Nutze.

Für welche PatientInnen ist Lichttherapie besonders geeignet?

Patientinnen und Patienten, die noch keine sehr starke atopische Dermatitis haben, bei denen der Verlauf eher mittelschwer ist, aber trotzdem teilweise, vor allem im Winter vielleicht beeinträchtigend ist, dann kam zur Unterstützung eine UVB-Therapie, also eine Lichttherapie gewählt werden.

Wichtig ist zu wissen, dass diese UVB-Therapie immer nur phasenweise gemacht wird. Denn es kommt zu einer vermehrten Bestrahlung, einer vermehrten Sonneneinstrahlung, welche die Haut auf lange Frist durchaus auch schädigen kann.

Welche Nebenwirkungen können bei Lichttherapie auftreten?

Die Nebenwirkungen, welche bei einer Lichttherapie auftreten können, sind die gleichen Nebenwirkungen, die Sie kennen, wenn Sie in die Sonne gehen. Es kann zu einem Sonnenbrand kommen, jedoch werden Ihre erfahrenen Ärzte die Bestrahlungszeit mit der UVB-Therapie sehr gut auf Ihren Hauttyp abstimmen. Das heißt, es kommt im Normalfall nicht zu einem Sonnenbrand.

Vorsichtig sein sollten Menschen, die sehr hellhäutig, rothaarig, sommersprossig oder hellblond, da es bei diesen viel schneller zu einem Sonnenbrand kommen kann als bei Menschen, die dunkelhaarig sind oder eher robuste Reaktionen auf die Sonne zeigen.

Letztlich ist bei einer intensiven und lang andauernden Lichttherapie über Jahre nicht ausgeschlossen, dass es später zu Sonnenschäden der Haut kommen kann. Dazu zählen beispielsweise heller, weißer oder schwarzer Hautkrebs. Meistens kommt das aber nicht vor, da Ihr behandelnder Arzt oder Ärztin die Zeit, in der Sie bestrahlt werden, limitieren wird, sodass diese Nebenwirkungen heutzutage im Wesentlichen ausgeschlossen.

Was bedeutet Therapietreue bei atopischer Dermatitis?

Der Behandlungserfolg bei der atopischen Dermatitis hängt natürlich auch maßgeblich von Ihrer Mitarbeit ab. Das heißt, es wäre hervorragend, wenn Sie sich möglichst an den Therapieplan halten, den Sie zusammen mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin erarbeitet haben.

Was kann ich bei Nebenwirkungen tun?

Wenn Sie Nebenwirkungen von der Therapie haben, die Ihnen Ihr Arzt oder Ärztin aufgeschrieben hat, sei es aufgrund der Lokaltherapie oder der systemischen Therapie, dann ist es wirklich sehr wichtig, dass Sie Ihrem Arzt oder Ärztin diese rasch mitteilen. So kann das Medikament entsprechend reduziert, vielleicht sogar absetzt oder pausiert werden.

Hier geht es zum Video-Interview: „Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei atopischer Dermatitis”

Geprüft OÄ Dr.in Christine Bangert: Stand Mai 2022 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.