5. Bispezifische Antikörper bei einem DLBCL

Was sind bispezifische Antikörper?

Bispezifische Antikörper sind eine wirksame Weiterentwicklung von den bereits bestehenden Antikörpertherapien bei diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL).

Dabei wird ein Antikörper, der den Tumor erkennt, erweitert, sodass er auf der Rückseite eine weitere Bindungsstelle hat. An dieser zweiten Stelle können Immunzellen (vor allem T-Zellen ) andocken. Damit werden die Krebszellen von den bispezifischen Antikörpern markiert. Die Immunzellen können diese dann zielgerichtet angreifen.

Krebszellen mutieren immer wieder und ändern ihre Oberfläche. Mit den bispezifischen Antikörpern kann so dem Immunsystem geholfen werden, den Krebs zu erkennen und zu bekämpfen.

Wann wird bei einem DLBCL ein bispezifischer Antikörper eingesetzt?

Die bispezifischen Antikörper werden, ähnlich wie die CAR-T-Zell-Therapie, derzeit als Drittlinien-Therapie eingesetzt. Sie werden verwendet, wenn die ersten zwei Therapieversuche nicht erfolgreich waren. Vor allem bei Rezidiven können bispezifische Antikörper eingesetzt werden, zum Beispiel nach dem eine CAR-T-Zell-Therapie nicht wirksam war.

In der Erprobung sind aktuell auch bispezifische Antikörper ohne vorherige Chemotherapie . Das könnte vor allem für ältere Patient:innen oder Patient:innen mit Vorerkrankungen eine schonendere, aber trotzdem effektive Therapie darstellen.

Wie läuft die Therapie mit bispezifischen Antikörpern ab?

Da die bispezifischen Antikörper hochaktiv sind, muss bei der Therapie auf einige Dinge geachtet werden:

  • Vor der Therapie mit bispezifischen Antikörpern kann ein anderer Antikörper (Obinutuzumab) gegeben werden. Durch ihn können die Nebenwirkungen der bispezifischen reduziert und die Wirkung verbessert werden.
  • Die bispezifischen Antikörper können intravenös oder subkutan verabreicht werden.
  • Zu Beginn der Zyklen wird nicht mit der vollen Dosis gestartet, sondern sie wird langsam erhöht.
  • Bei der ersten Gabe bispezifischer Antikörper können allergische Reaktionen oder grippeähnliche Symptome auftreten. Da vor allem zu Beginn der Therapie Nebenwirkungen auftreten, wird die erste Dosis oft stationär im Krankenhaus mit einer Übernachtung durchgeführt.
  • Die restlichen Dosen können dann wie die Chemotherapie ambulant in einer Tagesklinik erfolgen. Die Antikörper werden dann alle 2-3 Wochen verabreicht.

Je nach Situationen kann die Therapie für ein Jahr oder auch deutlich länger erfolgen, bis zum Beispiel der Krebs so weit zurückgegangen ist, dass mit keinem Rezidiv Rückfall mehr gerechnet wird.

Mögliche Nebenwirkungen bispezifischer Antikörper

Zu Beginn können Nebenwirkungen ähnlich wie bei der CAR-T-Zell-Therapie auftreten. Dabei kommt es zu einer Überaktivierung des Immunsystems und der Ausschüttung von Botenstoffen. Das kann zu grippeähnlichen Symptomen führen. Diese Nebenwirkung wird auch „cytokine release syndrome“ genannt. Seltener kann es auch zu Nebenwirkungen im Nervensystem wie Kribbeln oder Taubheit kommen.

Bei einer zu raschen Zerstörung der Tumorzellen kann es zu einem so genannten Tumorlysesyndrom kommen. Dabei gelangen Bruchstücke des Tumors in die Niere und überlasten diese. Das kann zu Einschränkungen in der Nierenfunktion führen. Daher muss darauf geachtet werden, dass besonders zu Beginn nicht zu viele Krebszellen auf einmal abgetötet werden und die Therapie langsam gesteigert wird.

Wie bei anderen Therapien des DLBCL ist das Immunsystem betroffen. Daher kann es auch hier zu einer erhöhten Infektanfälligkeit kommen.

Generell sind Nebenwirkungen zu Beginn der Therapie häufiger. Ab dem 3. Zyklus sind Nebenwirkungen nur noch sehr selten.

Diesen Kurs bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.
4.9/5 - (21)
M-AT-00003598 | Geprüft Univ.-Prof. Dr. Ulrich Jäger Stand: Juli 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
ambulant
Die Behandlung erfolgt ohne einen nächtlichen Aufenthalt im Krankenhaus.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
intravenös
(Abkürzung: IV)
Flüssigkeiten, Medikamente oder Nährstoffe werden direkt in die Vene durch eine Nadel oder einen Katheter gegeben.
Rezidiv
(Rückfall)
Wiederauftreten einer Krankheit nach zunächst erfolgreicher Behandlung mit Heilung oder Verbesserung.
stationär
Vor oder nach der Behandlung befindet sich die Patientin/der Patient mindestens eine Nacht im Krankenhaus.
subkutan
Verabreichung von einer Injektion unter die Haut, also ins Unterhautfettgewebe.
T-Zellen
Untergruppe der weißen Blutkörperchen und ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.
Tumorlysesyndrom
Ein Tumorlysesyndrom kann entstehen, wenn in kurzer Zeit sehr viele Krebszellen durch die Therapie zerstört werden. Dabei gelangen Inhalte der Zelle über das Blut in großen Mengen zur Niere. Die Niere schafft es aber nicht, alle diese Stoffe auszuscheiden. Dieses „Überfluten“ kann zu Einschränkungen der Nierenfunktion oder einem Funktionsverlust der Niere führen.