3. Immunchemotherapie bei einem DLBCL

Was versteht man unter einer Immunchemotherapie?

Die Immunchemotherapie ist die Erstlinientherapie bei diffus großzelligen B-Zell-Lymphomen (DLBCL). Sie wird meist in Kombination mit einer herkömmlichen Chemotherapie verabreicht.

Die Immunchemotherapie besteht aus zielgerichteten Antikörpern, die spezielle Strukturen auf den Krebszellen angreifen. Damit ist sie sehr wirksam und greift andere Zellen des Körpers nicht an.

Wie wirkt die Immunchemotherapie bei einem DLBCL?

Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Chemotherapie, die alle Zellen angreift, ist die Immuntherapie zielgerichtet. Die verabreichten Antikörper erkennen spezielle Strukturen auf den B-Zellen und markieren diese. Diese markierten Zellen können dann vom Immunsystem erkannt und angegriffen werden.

Antikörper können auch mit herkömmlicher Chemotherapie verkettet werden. Dadurch werden die Medikamente gezielt an den Ort gebracht, wo sie wirken sollen. Das schont ebenfalls gesunde Körperzellen. Polatuzumab Vedotin ist ein Beispiel für einen solchen Antikörper, der mit einem Chemotherapeutikum verkettet wurde.

Eine neueste Entwicklung ist die CAR-T-Zell-Therapie. Alles dazu finden Sie in der Lektion „CAR-T-Zell-Therapie bei DLBCL“.

Wie läuft die Immunchemotherapie ab?

Die Immunchemotherapie beim DLBCL erfolgt in Zyklen. Insgesamt werden 6 Zyklen der Chemotherapie und 8 Zyklen der Antikörpertherapie verabreicht. Ein Zyklus dauert etwa 3 Wochen. Die Infusion wird einmal verabreicht, danach folgt eine Pause von 3 Wochen bis zum nächsten Zyklus.

Die Immunchemotherapie wird meist mit normaler Chemotherapie und Cortison kombiniert.

Die Immunchemotherapie erfolgt grundsätzlich ambulant . Sie erhalten die Therapie in einer Tagesklinik und können abends wieder in Ihr gewohntes Umfeld nach Hause gehen.

Es gibt bestimmte Kombinationen von Medikamenten, die sich bei der Behandlung bewährt haben. Solch eine Kombination, die auch Schema genannt wird, ist zum Beispiel R-CHOP. Dabei stehen die einzelnen Buchstaben für die verwendeten Medikamente:

  • R: Rituximab (Antikörpertherapie)
  • C: Cyclophosphamid (Chemotherapie)
  • H: Doxorubicin (Chemotherapie)
  • O: Vincristin (Chemotherapie)
  • P: Predisolon (Cortison)

Bei Krankheitssymptomen während der Therapie an Behandlungsteam wenden

Im ersten Zyklus wird besonders auf mögliche Nebenwirkungen geachtet. Insbesondere 1 – 2 Wochen nach der ersten Therapie können Infektionen auftreten. Sollten Sie Krankheitssymptome während der Therapie haben, melden Sie sich daher unbedingt bei Ihrem Behandlungsteam!

Welche Nebenwirkungen können unter der Immunchemotherapie auftreten?

Die möglichen Nebenwirkungen hängen jeweils vom spezifischen Therapieschema ab.

Generell sind schwere Nebenwirkungen selten und können in den meisten Fällen gut behandelt werden. Es kann zum Beispiel ein anderes Medikament verwendet werden oder die Dosis eventuell angepasst werden.

Nebenwirkungen der Chemotherapie

Vor allem die Chemotherapie hat mitunter größere Nebenwirkungen. Sie betrifft vor allem sich teilende Zellen. Deshalb werden Zellen, die sich sehr schnell teilen, besonders getroffen. Dazu gehören Krebszellen, aber auch gesunde Körperzellen wie Haar- oder Schleimhautzellen im Mund und Magen-Darm-Trakt. Das kann sich äußern durch

Auch die Zellen des Immunsystems teilen sich häufig, wodurch Infektionen leichter auftreten können.

Einige Medikamente haben spezifische Nebenwirkungen auf Herz, Lunge oder Niere. Diese hängen auch von Ihren Vorerkrankungen und den Medikamenten ab, die Sie bereits einnehmen. Ob diese bei Ihnen angewendet werden und was Sie tun können, besprechen Sie am besten mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.

Auch die Nervenleitgeschwindigkeit kann betroffen sein. Das kann zu Gefühlsstörungen führen. Mehr über die sogenannte Polyneuropathie erfahren Sie in der Schulung „Polyneuropathie früh erkennen„.

Nebenwirkungen der Immunchemotherapie

Die Immunchemotherapie hat durch ihre spezifische Wirkweise meist weniger Nebenwirkungen als die herkömmliche Chemotherapie. Da sie aus Eiweißen bestehen, ist es vor allem am Anfang besonders wichtig, auf allergische Reaktionen zu achten. Diese können sich in Schüttelfrost oder Fieber zeigen. Sollten diese Symptome auftreten, muss die Therapie eventuell gewechselt werden.

Durch die Zerstörung der Krebszellen durch die Immunchemotherapie gelangen Bruchstücke der Zellen zur Niere. Diese können die Niere überlasten, was Funktionsstörungen verursachen kann. Dieser Effekt wird Tumorlysesyndrom genannt. Daher muss darauf geachtet werden, dass besonders zu Beginn nicht zu viele Krebszellen auf einmal abgetötet werden und die Therapie langsam gesteigert und die Nierenfunktion gut überwacht wird.

Langzeitnebenwirkungen kommen überwiegend von der Chemotherapie. Hier wird insbesondere die Herzfunktion von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt überwacht, um Veränderungen möglichst schnell zu erkennen. Auch Veränderungen im Blutbild können auftreten.

Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Sie können dabei helfen, indem Sie jede auftretende Nebenwirkung melden. Meldung von Nebenwirkungen an: Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, Traisengasse 5, 1200 Wien, Fax: + 43 (0) 50 555 36207, Website: http://www.basg.gv.at/ und an Roche Austria GmbH, austria.drug_safety@roche.com.

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M-AT-00003598 | Geprüft Univ.-Prof. Dr. Ulrich Jäger Stand: Juli 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
ambulant
Die Behandlung erfolgt ohne einen nächtlichen Aufenthalt im Krankenhaus.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Antikörpertherapie
Therapie mit Eiweißmolekülen, die bestimmte Merkmale von schädlichen Zellen oder Eiweiße erkennen. Dadurch können schädliche Zellen beispielsweise im Wachstum gebremst oder gezielt zerstört werden.
B-Zellen
Zellen, die zum Immunsystem gehören. Wenn B-Zellen mit zum Beispiel Krankheitserregern in Kontakt kommen, bilden sie sich in Zellen um, die Antikörper gegen die Erreger bilden.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Erstlinientherapie
Als Erstlinientherapie bezeichnet man die Therapieform, die bei einer bestimmten Erkrankung als Erstes angewendet werden sollte. Die Erstlinientherapie hat sich in wissenschaftlichen Studien als die am besten geeignete Therapie einer Erkrankung erwiesen. Dabei kann die Erstlinientherapie aus mehreren Therapien oder Medikamenten bestehen. In einigen Fällen kann diese Therapie allerdings nicht angewendet werden. In jedem Fall entscheidet Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mit Ihnen gemeinsam, welches die für sie persönlich beste Therapie darstellt.
Gefühlsstörungen
Veränderungen des normalen Empfindens, wie Kribbeln, Taubheit oder Brennen.
Immuntherapie
Therapie, die das Immunsystem beeinflusst und bei verschiedenen Erkrankungen, wie z.B. Krebs, eingesetzt wird. Je nach Krankheitsursache kann das Immunsystem gehemmt, stimuliert oder durch die Gabe von Antikörpern verändert werden.
Infusion
Verabreichung einer Flüssigkeit (mit oder ohne darin gelösten Medikamente) über einen Zugang in ein Blutgefäß.
Polyneuropathie
Bei einer Polyneuropathie kommt es zu einer Schädigung der Nerven. Dabei ist die Reizweiterleitung durch diese Nerven gestört. Oftmals können vor allem sensible Reize wie Berührungen nicht mehr richtig wahrgenommen werden. So kann es auch dazu kommen, dass die Betroffenen unter Gleichgewichtsstörungen leiden.
Tumorlysesyndrom
Ein Tumorlysesyndrom kann entstehen, wenn in kurzer Zeit sehr viele Krebszellen durch die Therapie zerstört werden. Dabei gelangen Inhalte der Zelle über das Blut in großen Mengen zur Niere. Die Niere schafft es aber nicht, alle diese Stoffe auszuscheiden. Dieses „Überfluten“ kann zu Einschränkungen der Nierenfunktion oder einem Funktionsverlust der Niere führen.