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Musiktherapie – Melodien, Klänge und Rhythmus als Schmerzmittel

Musiktherapie - Musik als Schmerzmittel

Die wohltuende Wirkung von Musik auf Körper und Geist ist seit langem bekannt. Sie kann beruhigen, entspannen, anregen und sogar Schmerzen lindern. Deshalb wird Musiktherapie immer häufiger bei der Behandlung verschiedenster Erkrankungen eingesetzt, beispielsweise bei Krebs und anderen chronischen Krankheiten, Depression, Demenz oder in der Frühgeborenentherapie.

 

Was ist unter Musiktherapie zu verstehen?

Bei Musiktherapie handelt es sich um ein eigenständiges Heilkonzept. Dabei werden Melodien, Töne, Klänge und Rhythmus gezielt zur Wiederherstellung, zum Erhalt und zur Förderung der Gesundheit eingesetzt. Es basiert auf Wissenschaft und Forschung und folgt psychotherapeutischen Ansätzen. Angeboten wird diese Behandlungsform von ausgebildeten Musiktherapeuten und -therapeutinnen.

Wie wird Musik bei chronischen Krankheiten eingesetzt?

Chronische Krankheiten wie Krebs wirken sich nicht nur körperlich aus, sie beeinflussen auch das seelische Gleichgewicht. Zu Krankheitssymptomen wie Schmerzen gesellen sich belastende Gefühle wie Angst, Ärger und Trauer. Viele Patienten und Patientinnen leiden unter emotionalen Schwankungen bis hin zu Depressionen. Wie eine Auswertung aus 52 Studien mit insgesamt 3.731 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus dem Jahr 2016 ergab, können sowohl musiktherapeutische Maßnahmen als auch das passive Musikhören die mit einer Krebserkrankung verbundenen körperlichen und emotionalen Belastungen lindern. Besonders starke Effekte waren bezüglich Schmerzen zu verzeichnen, moderate bis starke Effekte bezüglich Angst, moderate Effekte bezüglich Depression und schwache bis moderate Effekte bezüglich krebsbedingter Erschöpfung.

Darüber hinaus kann Musik Hoffnung und Trost spenden und das Vertrauen in die eigenen Selbstheilungskräfte erhöhen

Wie funktioniert Musiktherapie?

Musiktherapeuten und -therapeutinnen behandeln ihre Patienten und Patientinnen entweder einzeln oder in Gruppen. Je nach Erkrankung stehen das Hören, das Spielen oder das Spüren im Vordergrund. Zu den wichtigsten musiktherapeutischen Praktiken gehören

  • Entspannungsverfahren,
  • freie und geleitete Improvisation,
  • heilsames Singen,
  • Klang- und Musikreisen,
  • Klangmassagen,
  • Klangmeditation,
  • Klangtrance sowie der Einsatz von
  • Klangwogen, Klangschalen oder Naturschall-Musikanlagen.

 

In der Krebstherapie finden zwei musiktherapeutische Verfahren Anwendung: die aktive und die rezeptive Musiktherapie.

Beim aktiven Musizieren stehen das Experimentieren und das Improvisieren mit leicht spielbaren Instrumenten aus unterschiedlichen Kulturkreisen im Vordergrund. Diese können durch ihren Klang, ihre Form und das verwendete Material Assoziationen zur eigenen Lebensgeschichte und zum persönlichen Befinden wecken. Sie können außerdem schöpferische Fähigkeiten aufdecken und entfalten helfen, emotionale Lebendigkeit verleihen, körperliche und seelische Erstarrungszustände lösen und das Selbstbewusstsein stärken. Musikalische Vorkenntnisse sind hierfür nicht erforderlich.

Die rezeptive Therapie, das aktive Hören von Musik, geht mit frei improvisierter oder komponierter Musik auf die besondere Situation der Patienten und Patientinnen ein. Zu den Vorgehensweisen zählt außerdem das Hören von komponierten Werken oder Liedern von Tonträgern. Diese Methode dient der Aktivierung von Gefühlen und Erinnerungen und/oder der Entspannung und Schmerzlinderung. Mehr über die Wirkung von Musik im Alltag erfahren Sie hier.

„Do it Yourself“ – Was kann ich selber tun?

Viele Elemente aus dem musiktherapeutischen Spektrum können Sie auch selbst zuhause anwenden. Dazu gehören beispielsweise musikunterstützte Entspannungsübungen, die Sie innerhalb der Therapiestunden lernen. Die im Trend liegenden „Do-it-yourself“-Angebote auf dem CD- und DVD-Markt sind hingegen mit Vorsicht zu genießen, da unterschiedliche Musik bei unterschiedlichen Individuen sehr unterschiedlich wirken kann. Hier können Sie nur ausprobieren, was Ihnen guttut und was eher das Gegenteil bewirkt.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass Musik kein Allheilmittel ist, das andere Therapien ersetzen kann. Entsprechende Methoden werden daher ergänzend zu herkömmlichen Behandlungsstrategien eingesetzt und nicht als eigenständige und ausschließliche Therapieform.

Möchten Sie mehr zu musiktherapeutischen Behandlungsmaßnahmen wissen, ist z.B die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft ein hilfreicher Ansprechpartner. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine ambulante Musiktherapie in der Regel nicht. Nachfragen lohnt sich aber in jedem Fall.

Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

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