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Krebs und Mangelernährung

Krebserkrankungen und ihre Behandlungen verursachen viele Nebenwirkungen. Appetitlosigkeit, Übelkeit und Geschmacksverlust können zu einer Mangelernährung führen und die betroffenen Patienten zusätzlich schwächen. Durch eine abwechslungsreiche Essensroutine und gezielte Alltagsstruktur kann dem Mangel entgegengewirkt werden.

Krebs kann Mangelernährung verursachen

Mangelernährung bei Krebs betrifft laut verschiedenen aktuellen Untersuchungen, darunter Studien der University of Tokyo und der University of Rio de Janeiro, zwischen 50-80% der Erkrankten. Zu den vielfältigen Gründen gehören unter anderem Appetitlosigkeit und Geschmacksveränderungen. Je früher Sie eine mögliche Unterernährung erkennen, desto besser ist es. Durch rechtzeitige Maßnahmen steigt Ihre Lebensqualität und Sie helfen Ihrem Körper mit der Krankheit besser umzugehen.

Warum kommt es zu einer Mangelernährung bei Krebs?

Unabhängig von der Art des Tumors kommt es in Ihrem Körper zu einer Veränderung. Der Tumor beeinflusst Ihren Stoffwechsel und drängt Ihren Körper in höherem Maße Energie zu verbrauchen. Dadurch benötigen Sie mehr Kalorien als zuvor. Genauso können Durchfall und Erbrechen zu einer mangelhaften Versorgung mit Nährstoffen beitragen, denn sie werden auf diese Weise vermehrt ausgeschieden. Sowohl Durchfall als auch Erbrechen sind typische Nebenwirkungen der Krebstherapie, können aber auch unabhängig davon auftreten.  Auf die Dauer führen alle genannten Prozesse zu einem Energiedefizit. Nehmen Sie dann nicht genug Nahrung zu sich, muss der Körper auf seine Reserven zurückgreifen – Sie verlieren Gewicht, Muskelmasse und fühlen sich schlapp.

Was sind die Ursachen für eine Mangelernährung bei Krebs?

Studien zeigen, dass vor allem das Alter einen großen Einfluss auf eine unzureichende Ernährung hat. Insbesondere Menschen über 65 Jahren haben ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung während einer Krebserkrankung. Doch auch wenn Sie jünger sind können Sie zu wenig Körpergewicht haben. Die häufigsten Ursachen dafür sind kein Appetit, ein trockener Mund und Probleme beim Schlucken. Die bereits genannten Studien haben auch gezeigt, dass Frauen wesentlich öfter unter einem trockenen Mund leiden als Männer. Die Art des Tumors und seine Position im Körper haben zusätzlichen  Einfluss auf die genannten Symptome.  So kommt es beim Lungenkrebs häufig zu Appetitlosigkeit, bei gynäkologischen Tumoren zu Übelkeit und bei Krebs des Verdauungstraktes zu Erbrechen.

Was könne Sie selbst bei Mangelernährung unternehmen?

Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Ihnen während der gesamten Therapie zur Seite stehen. Sie können die betroffene Person unterstützen, indem Sie regelmäßig Ihren Körper wiegen, erkennen welche Nahrungsmittel Sie besonders gerne essen, diese notieren und so gut es geht körperlich aktiv bleiben. Probieren Sie doch auch mal neue Gerichte aus, experimentieren Sie mit Gewürzen, verändern Sie die Konsistenz der Speisen oder variieren Sie deren Zusammensetzung, um wieder Freude am Essen zu haben. Bestimmte ätherische Öle rufen in uns angehnehme Erinnerungen hervor und können den Appetit durch verstärktes Einbinden des Geruchssinnes erhöhen. Bei trockenem Mund und Schluckproblemen haben sich Speichelersatzprodukte bewährt. Davon gibt es Sprays, Gele und Lutschtabletten. Des Weiteren gibt es Trinknahrung zu kaufen, welche optimal auf Ihren Bedarf abgestimmt ist. Einige Präparate enthalten besonders viel Eiweiß, andere viele Kalorien und wieder andere sind mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen angereichert. Solche Nahrungsergänzungen können sogar eine komplette Mahlzeit ersetzen und es gibt sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Können Sie jetzt einfach so Produkte kaufen und verwenden?

Es empfiehlt sich immer eine Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zu halten. Viele Nahrungsmittel könnten unter Umständen Einfluss auf die medikamentöse Behandlung  bei der Krebstherapie nehmen und unter Umständen deren Wirkung reduzieren.

Fazit: Es gibt unterschiedlichste Gründe für eine Mangelernährung bei Krebs. Wichtig ist, dass Sie diese frühzeitig erkennen und die Ursachen feststellen. Hier können Sie selbst aktiv werden und sich direkt in die Behandlung miteinbringen. Damit helfen Sie Ihrem Körper, steigern zusätzlich Ihr Wohlbefinden und verbessern Ihre Leistungsfähigkeit.

 

Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

Bildnachweis: Tatiana Shkabara