Nichts ist so wichtig wie eine gute Nachsorge nach einer Krebserkrankung. Dass diese je nach Krebsart unterschiedlich ausfällt wird wahrscheinlich keine Überraschung sein. Doch auch bei Leukämie gibt es nochmal Unterschiede. Im Gastbeitrag für selpers erzählt die Bloggerin Hannah Frensch von ihren persönlichen Erfahrungen und klärt über die Nachsorge bei Leukämie auf.
Bei mir wurde im Dezember 2013 akute lymphatische Leukämie (ALL) diagnostiziert. Zu diesem Zeitpunkt war ich frische 14 Jahre alt. An die intensive Chemotherapie schließt sich die Erhaltungstherapie an, welche ausschließlich in Tablettenform stattfindet. Mit dem Schlucken der letzten Tablette fängt dann auch schon die eigentliche Nachsorge an. Um wieder ins Leben zu kommen kann ich eine Reha jedem nur wärmstens ans Herz legen. Ich habe meine Reha bereits im Anschluss an die intensive Chemotherapie gemacht, da die Erhaltungstherapie alleine schon über ein Jahr dauert.
Doch weshalb ist eine Nachsorge jetzt eigentlich so wichtig ?
Aufgrund der intensiven Behandlung können bei Patientinnen und Patienten noch Jahre nach der Behandlung sogenannte Spätfolgen auftreten. Diese sind nicht nur physischer sondern auch psychischer Natur. Eine solche Erkrankung erlebt zu haben hinterlässt neben körperlichen Narben auch seelische und das erlebte muss aufgearbeitet werden. Auch dies ist ein großer Bestandteil der Nachsorge. Daher ist eine regelmäßige Vorstellung bei dem behandelnden Arzt notwendig, um Spätfolgen vorzubeugen und diese rechtzeitig erkennen und behandeln zu können. Der Arzt, welcher die Nachsorge übernimmt muss jedoch nicht auch gleich derjenige sein, welcher die Therapie geleitet hat. Das wichtigste ist eine gute Vertrauensbasis. Ich selbst habe meinen Onkologen gewechselt. Nicht aus Kompetenzgründen oder ähnlichem. Zum Wechsel kam es lediglich, da ich damals in einer Kinderklinik in Behandlung war und jetzt schlichtweg zu alt geworden bin. Bei der Nachsorge dreht sich natürlich auch immer alles um die Krebsfrüherkennung. Dies ist besonders wichtig, da leider das Risiko eines Rückfalls nach wie vor besteht. Diesen rechtzeitig zu erkennen und somit erfolgreich behandeln zu können hat Priorität. Die Höhe des Risikos hängt natürlich auch wieder von dem bisherigen Verlauf der Erkrankung und Therapie ab.
Und wie läuft die Nachsorge jetzt konkret ab?
Auch hier wird diese wieder individuell von den Ärzten beschlossen. Anfangs war bei mir diese sehr engmaschig, einmal monatlich. Hier stand vor allem das Blutbild im Vordergrund und es wurde jedesmal ausführlich gefragt, ob es seit dem letzten Termin irgendwelche Auffälligkeiten oder Beschwerden gegeben hat. Diese engmaschigen Untersuchungen waren bei mir durchaus von Vorteil, da sich schnell einige unerwünschten Nebenwirkungen bei mir abzeichneten, welche im Auge behalten werden mussten. Angefangen mit starken Schmerzen im Hüftbereich wurde dann klar, dass ich Osteonekrosen in einigen Gelenken als Therapiefolge entwickelt habe. In diesem Fall brachte die Nachsorge natürlich auch einen weiteren Vorteil mit sich, da ich direkt an die richtigen Ärzte bzw. Abteilungen im Haus weitergeleitet werden konnte und nicht ewig auf einen Termin warten musste.
Im zweiten Jahr war ich dann alle drei Monate und im dritten nur noch zweimal im ganzen Jahr zur Kontrolluntersuchung in der Klinik. Danach einmal jährlich. Von den berühmten fünf Jahren nach Abschluss der Therapie hat bestimmt jeder schon gehört. In diesem Zeitraum ist ein Rückfall am wahrscheinlichsten, weshalb die gute medizinische Nachsorge auch so wichtig ist. Doch auch danach ist die Nachsorge nach wie vor erforderlich.
Inzwischen, gute sieben Jahre nach Therapieende gehe ich immer noch regelmäßig einmal im Jahr, so wie vom Arzt empfohlen, zur Nachsorgeuntersuchung. Dort wird dann immer ein großes Blutbild gemacht, kardiologische Untersuchungen und ein Ultraschall von allen Bauchorganen mit Augenmerk auf Leber und Bauchspeicheldrüse. Es gibt auch immer ein Gespräch über meine momentane Lebenssituation, um herauszufinden wie stark ich psychisch belastet bin und auch in wie weit ich die Krankheit verarbeitet habe. Auch nach meinen Angst- und Panikattacken wird immer gefragt. Bei der Nachsorge stehe ich als Patientin im Ganzen im Vordergrund. Ganz persönlich gesprochen gibt mir diese außerdem auch ein Gefühl von Sicherheit, da die Angst vor einem Rückfall nach wie vor besteht. Es ist aber nicht gesagt, dass man nicht auch öfters zur Nachsorge gehen kann. Wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt ist man dort immer willkommen und die Besorgnis wird nicht als hypochondrisches Verhalten abgestempelt. Es ist ein sicherer Ort an welchem dir und mir immer mit Verständnis begegnet wird.
Vergesse also nicht deinen Kontrolltermin wahrzunehmen und falls du noch keinen hast für dieses Jahr ist dies deine Erinnerung einen auszumachen!