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Schwangerschaft bei Krebs

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Treffen Schwangerschaft und Krebs aufeinander, beginnt für die betroffenen Frauen eine emotionale Achterbahnfahrt. Nur selten liegen Freud und Leid so eng zusammen wie in dieser Situation.

Um das Leben ihrer Patientinnen zu schützen, rieten viele MedizinerInnen noch vor wenigen Jahren grundsätzlich zu einem Abbruch. Inzwischen hat sich das Bild jedoch gewandelt. Nicht zuletzt durch den Mut einiger werdender Mütter, die sich ihren Traum von einer glücklichen Familie durch die Erkrankung nicht nehmen lassen wollten. Mittlerweile zeugen sogar Studien davon, dass sich eine Schwangerschaft nicht negativ auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Ebenso wurde der Mythos entkräftet, dass die Krebsbehandlung automatisch ein Risiko für das ungeborene Kind darstellt.

Schwangerschaftsabbruch meist nicht nötig

Um schwangere Krebspatientinnen optimal behandeln zu können und zugleich das ungeborene Leben zu schützen, wird die Krebstherapie bestmöglich auf die Erkrankung und das jeweilige Schwangerschaftsstadium abgestimmt. Operationen sind mittlerweile ohne Beeinträchtigung des Kindes zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft durchführbar. Ein chirurgischer Eingriff an der Gebärmutter ist allerdings erst nach der Geburt möglich.

Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel kann eine Chemotherapie durchgeführt werden. Das ist möglich, weil die Organe des Kindes dann voll ausgebildet sind und die fruchtschädigende Wirkung minimal ist. Zwar gibt es einige Substanzen, die sich erwiesenermaßen negativ auf die Entwicklung des Fötus auswirken. Allerdings kommen diese bei der Behandlung Schwangerer nicht zur Anwendung. Gleiches gilt für Wirkstoffe, deren Einfluss auf das ungeborene Leben noch nicht gesichert ist.

Die Strahlentherapie wird bei schwangeren Patientinnen nur verwendet, wenn es keine risikoärmere, ebenso effiziente Behandlungsmöglichkeit gibt. In diesem Fall kommt jedoch nur eine geringe Strahlendosis von weniger als 0,1 Gy zum Einsatz.

Verzichtet wird während der Schwangerschaft auf Hormontherapien.

Entwicklungsschäden nach Krebstherapie nicht erkennbar

Schadstoffe können das ungeborene Leben schädigen und zu einer verzögerten Entwicklung oder zu Missbildungen führen. Um dem Kind in ihrem Bauch ein gesundes Heranreifen zu ermöglichen, müssen schwangere Frauen deshalb viele Regeln beachten. Sie sollten sich ausgewogen ernähren, keinesfalls rauchen oder Alkohol konsumieren und keine Medikamente einnehmen. Eine werdende Mutter mit zellschädigenden Krebsmedikamenten zu behandeln, galt daher als höchst gefährlich.

Wie eine im Jahr in der Fachzeitschrift „The England Journal oft Medicine“ veröffentlichte Studie ergab, zeigten jedoch die meisten Kinder krebskranker Mütter in den ersten drei Lebensjahren eine völlig normale Entwicklung. Untersucht wurden 129 Kinder im Alter von 12 bis 42 Monaten, von denen drei Viertel einer Chemotherapie, zehn Prozent einer Operation, acht Prozent einer Strahlentherapie und knapp zwei Prozent anderen Therapien ausgesetzt waren. 11 Prozent der Mütter hatten während der Schwangerschaft auf eine Krebstherapie verzichtet. Als Vergleichsgruppe wurden Kinder untersucht, deren Mütter im Verlauf der Schwangerschaft nicht an Krebs erkrankt waren und somit auch nicht dem damit verbundenen Stress unterlagen.

Zwischen beiden Studiengruppen gab es keinen Unterschied bezüglich der geistigen Entwicklung, der generellen Entwicklung während der ersten drei Lebensjahre und der Häufigkeit und Ausprägung von Herzerkrankungen. Zwar führte eine Krebstherapie vermehrt zur Frühgeburt, allerdings entwickelten sich die Frühchen nicht anders als Frühgeborene gesunder Mütter.

Kinderwunsch nach Krebs – Familienplanung trotz Krebsdiagnose?

Ist bei einer Krebserkrankung eine schnelle Behandlung erforderlich, bleibt den Patienten und Patientinnen meist kaum Zeit, sich Gedanken über einen späteren Kinderwunsch zu machen. Sofern das Risiko besteht, durch die Therapie unfruchtbar zu werden, sollten Sie sich über eine etwaige Vorbeugung und Möglichkeiten beraten lassen. Welche Chancen Sie auf eine normal verlaufende Schwangerschaft und die Geburt eines gesunden Kindes haben, hängt stark von Ihrer Erkrankung und der erforderlichen Behandlung ab. Sprechen Sie Ihre/n behandelnde/n Ärztin/Arzt darauf an und lassen Sie sich beraten, wie sich Ihr Wunsch erfüllen lässt.

Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

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