7. AML behandeln – alle Fragen

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine Krebserkrankung, bei der es zur krankhaften Vermehrung unreifer Vorstufen von Blutzellen kommt. Sie kommt zunehmend bei älteren Erwachsenen vor.

Therapieoptionen der AML

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei der AML?

Prinzipiell gibt es Behandlungsmöglichkeiten für fitte Patienten, aber auch für Patienten, die weniger fit sind. Wir behandeln Patienten mit Chemotherapien, mit sogenannten hypomethylierenden Therapien, den HMAs. Diese Abkürzung werde ich später verwenden. Darüber hinaus werden auch Antikörpertherapien, zielgerichtete Therapien und Transplantationen eingesetzt.

Wie unterschieden sich die jeweiligen Behandlungen voneinander?

Die Behandlungsmöglichkeiten unterscheiden sich je nach Art in der Intensität, der Dauer und der Schwächung des Immunsystems. Sie müssen für den Einzelfall, für Ihren Einzelfall, ausgewählt werden.

Was ist das Ziel der Behandlung bei AML?

Wenn bei Ihnen eine AML diagnostiziert wurde, ist das erste Ziel der Behandlung die Heilung der Erkrankung. Es wird nicht für alle Patienten möglich sein, aber viele Patienten können mit den uns heutzutage zur Verfügung stehenden Methoden einer Heilung zugeführt werden.

Wie wird entschieden, welche Therapie ich erhalte?

Die Entscheidung, welche Therapie Sie als Patient erhalten werden, wird vorgegeben durch Ihr Alter und Ihre Fitness, aber auch durch genetische Merkmale der akuten Leukämie, die uns den Patienten für gewisse Therapien geeignet erscheinen lassen oder eben nicht.

Welche Kriterien bestimmen, ob ich eine intensive Chemotherapie tolerieren würde?

Das Kriterium unfitter oder fitter Patient (Anm. Tolerierung einer intensiven Chemotherapie oder eher nicht) wird nicht durch das Alter allein bestimmt, sondern es gibt weitere Kriterien, die mit herangezogen werden. Einerseits ist das natürlich die körperliche Fitness, die mit verschiedenen Scores gemessen werden kann.

Andererseits die Anzahl an Begleiterkrankungen. Haben Sie beispielsweise eine arterielle Hypertonie oder einen Diabetes? Welche Medikamente nehmen Sie ein? Auch das wird zur Hilfe genommen, um Sie zu kategorisieren, ob Sie für eine intensive Therapie geeignet sind oder nicht.

Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen mir neben der intensiven Chemotherapie zur Verfügung?

Die Kategorie unfitter Patient ist ein grober Überbegriff und bezeichnet einerseits Patienten, die empfindlicher auf Therapien, Therapietoxizitäten und die Nebenwirkungen der Therapie reagieren. Andererseits aber auch Patienten, für die generell nur wenige Therapien geeignet sind.

Für Patienten, die eine gewisse Eignung haben, sich aber nicht für eine intensive Therapie qualifizieren würden, gibt es gute Therapien in Kombination mit hypomethylierenden Substanzen, den sogenannten HMAs, mit zielgerichteten Therapien. Jedoch sind auch hypomethylierende Therapien allein eine Option oder niedrig dosiertes ARA-C in Kombination mit anderen Medikamenten.

Das bedeutet, dass selbst wenn Sie ein unfitter Patient sind, stehen Ihnen viele Heilungsmöglichkeiten oder viele Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Was muss ich vor Behandlungsbeginn mit meiner Ärztin/meinem Arzt abklären?

Wenn Sie das Erstgespräch mit dem Arzt führen und eine akute myeloische Leukämie diagnostiziert ist, dann werden Sie Ihm über Ihre Vorerkrankungen berichten, über Medikamente und über Ihre Familiensituation. All das ist wichtig, um Ihre Behandlung in die richtige Bahn zu lenken.

Wie kann ich als PatientIn am besten mitentscheiden?

Wichtig für die Entscheidung, welche Therapie für Sie die Richtige ist, ist natürlich ein ausführliches Aufklärungsgespräch. Das heißt, der Arzt oder die Ärztin muss Ihnen Ihre Behandlungsmöglichkeiten offen darlegen. Sie werden eine Empfehlung abgeben, da sie natürlich die Experten sind, aber letztlich entscheidet der Patient mit, welche Behandlungsmöglichkeit er schlussendlich wählt.

Viele Patienten entscheiden sich beispielsweise gegen eine intensive Therapie, weil sie es eben so wollen oder sie entscheiden sich für oder gegen eine Transplantation, weil sie mitbestimmen können. Sie müssen jedoch vom Arzt vorher dementsprechend gut aufgeklärt werden.

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Chemotherapie bei AML

Was versteht man unter einer Chemotherapie?

Eine Chemotherapie ist meistens eine intravenöse Therapie mit einem Zytostatikum. Ein Zytostatikum ist ein Medikament, das Zellen unkritisch zerstört. Das heißt, es werden nicht nur die Leukämiezellen angegriffen, sondern auch gesunde, vitale und schnell teilende Zellen.

Wann wird die Chemotherapie eingesetzt?

Eine Chemotherapie bei AML ist immer noch der „Backbone“ vieler Behandlungen, besonders für Patienten, die fit genug für eine intensive Therapie sind. Häufig wird allerdings diese Chemotherapie mit anderen Substanzen ergänzt, zum Beispiel mit einer zielgerichteten Therapie oder einer Antikörpertherapie.

Was ist das Ziel der Chemotherapie?

Das erste Ziel der Chemotherapie ist das Erreichen einer kompletten Remission. Darunter versteht man das Verschwinden der Leukämiezellen, der Blasten im Knochenmark unter 5 Prozent und eine Wiederherstellung des normalen Blutbildes.

Nach Erreichen der kompletten Remission wird die Chemotherapie dazu verwendet, diese Remission zu erhalten. Das bedeutet es müssen Sicherungstherapien, sogenannte Konsolidierungstherapien gegeben werden und im Fall des Falles eine Erhaltungstherapie oder alternativ eine allogene Transplantation.

Wie läuft eine Chemotherapie bei AML ab und wo findet sie statt?

Eine Chemotherapie bei der AML wird immer einen stationären Aufenthalt brauchen. Patienten kommen auf die Stationen und werden über die Chemotherapie aufgeklärt. Es wird meistens ein zentraler Zugang gesetzt, damit die Therapie gut appliziert werden kann.

Die Chemotherapie wird in sogenannten Blöcken verabreicht. Die Dauer beträgt meistens etwa sieben Tage, es gibt auch Chemotherapien, die etwas kürzer veranschlagt sind. Danach bleibt der Patient weiterhin stationär, weil unter der Chemotherapie Folgewirkungen auftreten. Diese machen beispielsweise die Beobachtung des Blutbildes notwendig oder die Gabe von Antibiotika oder anderen Medikamenten erforderlich.

Wie lange dauert die Behandlung mit einer Chemotherapie?

Die klassische Chemotherapie mit dem 3-plus-7-Schema, dieses wird auch an unserem Haus verwendet und dauert insgesamt sieben Tage. Das heißt der Patient bekommt sieben Tage lang eine Dauerinfusion über eine Infusionspumpe. Zusätzlich wird an drei Tagen eine Chemotherapie als Kurzinfusion verabreicht. Es gibt auch andere Therapiemöglichkeiten, welche die Applikationsdauer und Art verändern.

Was passiert nach der Chemotherapie?

Nach der Chemotherapie bleibt der Patient im Krankenhaus stationär aufgenommen. Er bekommt Medikamente zur Prophylaxe von Nebenwirkungen wie Übelkeit. Darüber hinaus erhält er auch Medikamente zur Prophylaxe von Nebenwirkungen, wie Infektionen durch Viren oder Bakterien. Patienten benötigen häufig auch Antibiotika oder Blutprodukte.

Welche Nebenwirkungen sind unter der Chemotherapie häufig?

Häufige Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind Übelkeit, ein flaues Gefühl im Magen und Erbrechen. Diese können wir durch Antiemetika jedoch relativ gut beherrschen. Weitere häufig auftretende Nebenwirkungen sind eine Veränderung des Blutbilds.

Die Blutzellen sind schnell teilende Zellen und auch die normale Blutbildung verändert sich. Es kommt zum Auftreten von Anämie und von Leukopenie. Das bedeutet sowohl eine Verminderung der weißen als auch der roten Blutkörperchen. Es kommt auch zur Verminderung der Blutplättchen, die für die Blutgerinnung verantwortlich sind. Zusätzlich können Nebenwirkungen wie Fieber oder Infektionen auftreten.

Bei welchen Nebenwirkungen sollte ich unbedingt meine Ärztin/meinen Arzt aufsuchen?

Da Sie zur Erstbehandlung einer akuten myeloischen Leukämie zumeist stationär aufgenommen sind, müssen Sie Ihren Arzt nur zum Bett rufen und Ihm mitteilen, wenn Sie Schüttelfrost, ein Kältegefühl, Übelkeit oder steigendes Fieber verspüren. Wenn Sie Ihrem Arzt diese Nebenwirkungen mitteilen, wird er Ihnen entsprechende Medikamente geben, damit es Ihnen rasch besser geht.

Sollten Sie nicht mehr im Krankenhaus sein, müssen Sie bei Nebenwirkungen wie Fieber oder dem Auftreten von Blutungszeichen sofort Ihren Arzt informieren und das Krankenhaus aufsuchen.

Was kann ich bei Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit tun?

Sie als Patient können natürlich auch dazu beitragen, dass die Behandlung Ihrer akuten myeloischen Leukämie gut gelingt. Sie sollten während der chemotherapeutischen Behandlung und danach ausreichend essen und trinken, was meistens die Übelkeit verbessert. Auch auf genügend Schlaf ist zu achten.

Hier geht es zum Video-Interview: Chemotherapie bei AML

Stammzelltransplantation bei AML

Welche Arten der Stammzelltransplantation gibt es?

Zur Stammzelltransplantation ist folgendes zu sagen, wir unterscheiden prinzipiell zwei grobe Unterteilungen, die autologe Transplantation und die allogene Transplantation. Bei der autologen Transplantation werden eigene Blutstammzellen oder Knochenmarkszellen übertragen. Bei der allogenen Transplantation bekommen Sie fremdes Knochenmark.

Dieses fremde Knochenmark kann entweder von einem Geschwisterteil stammen oder wenn es sich um eine haploidentische Transplantation handelt, von einem Elternteil oder einem Ihrer Kinder. Es kann auch ein komplett unverwandter Spender in einer Datenbank für Sie Knochenmark spenden.

Was passiert bei einer Stammzelltransplantation?

Bei einer Stammzelltransplantation werden Blutstammzellen, entweder Ihre eigenen oder von einem Spender, übertragen. Diese Übertragung findet über eine Transfusion statt. Davor bekommen Sie eine Behandlung mit einer Chemotherapie, manchmal auch mit einer Strahlentherapie.

Welche Therapien sind vor der Stammzelltransplantation notwendig und warum?

Vor einer Stammzelltransplantation müssen Ihre eigenen Blutzellen vollkommen ausgeschaltet werden. Wir verabreichen vor einer Stammzelltransplantation eine sogenannte Konditionierungstherapie. Diese kann aus einer Chemotherapie aber auch aus einer Kombination mit einer Strahlentherapie bestehen. Diese Chemotherapie kann sehr intensiv sein, dann nennt man sie myeloablativ, sie kann aber auch weniger intensiv sein, dann nennt man sie dosisreduzierte Transplantation. Diese Art der Transplantation ist auch für ältere Patienten geeignet.

Wann kann eine Stammzelltransplantation nicht durchgeführt werden?

Die Grundvoraussetzung für die Durchführung einer allogenen Transplantation ist das Erreichen einer Remission. Je tiefer die Remission, desto besser für Sie. Jedoch gibt es auch andere Gründe, die dazu führen können, dass eine Transplantation bei Ihnen nicht durchgeführt werden kann. Einerseits natürlich das Alter, andererseits zum Beispiel das Fehlen eines Spenders, aber auch ein Organschaden, der unter der Therapie erlitten wurde. Folglich ist die Durchführung einer Transplantation nicht möglich.

Wie läuft eine Stammzelltransplantation ab?

Eine Stammzelltransplantation läuft auch in einem Krankenhaus, auf einer Station, die für Transplantation spezialisiert ist, ab. Sie bekommen davor eine Konditionierungstherapie, eine Chemotherapie plus minus einer Strahlentherapie. Danach bleiben Sie, ähnlich wie bei einer Induktionstherapie, bei der Ersttherapie der akuten myeloischen Leukämie, stationär aufgenommen und werden beobachtet. Zusätzlich erhalten Sie bei einer Stammzelltransplantation auch eine immunsuppressive Therapie, um die Abstoßreaktion eines fremden Knochenmarks zu verhindern.

Was ist zu beachten bei der Stammzelltransplantation?

Im Gegensatz zur Therapie mit einer Chemotherapie, in der Ersttherapie der akuten myeloischen Leukämie, ist bei der Stammzelltransplantation zusätzlich noch zu beachten, dass es zu einer Abstoßungsreaktion kommen kann. Zur Verhinderung dieser bekommen Sie immunsuppressive Medikamente, die im Verlauf Ihrer Behandlung langsam ausgeschlichen werden.

Wie lange dauert in der Regel die Stammzelltransplantation?

Die Aufenthaltsdauer nach einer Stammzelltransplantation richtet sich natürlich nach dem Verlauf der Erkrankung und dem Verlauf der Therapie. Durchschnittlich kann man mit einer Aufenthaltsdauer ähnlich, wie bei der Chemotherapie, mit ungefähr vier Wochen rechnen. Allerdings können Situationen auftreten, welche die Aufenthaltsdauer wesentlich komplizieren und verlängern.

Welche Nebenwirkungen sind während und nach einer Stammzelltransplantation häufig?

Die Nebenwirkungen, die nach einer Stammzelltransplantation auftreten, sind im Prinzip ähnlich, wie nach einer Chemotherapie. Zusätzlich zu diesen Nebenwirkungen treten aber noch die sogenannten Abstoßungsreaktionen auf. Diese kann man prinzipiell in akute und chronische Abstoßungsreaktionen einteilen.

Es kann daher sein, dass Sie an sich selbst eine Veränderung Ihrer Haut bemerken oder, dass Ihren Arzt eine Veränderung an Ihrer Lunge bemerkt. Jedoch können auch andere Organe betroffen sein, wie zum Beispiel die Leber oder Niere. Deshalb sind Sie auch nach der Transplantation in ständiger Beobachtung und werden zu Kontrollen in Ihr Transplantationszentrum bestellt.

Welche Medikamente muss ich zusätzlich einnehmen und welche Nebenwirkungen können diese bewirken?

Bei einer Stammzelltransplantation werden neben der Chemo- und Strahlentherapie als Induktionstherapie auch andere Medikamente verwendet. Das heißt, Sie müssen eine Anzahl an Immunsuppressiva einnehmen. Dazu gehört Ciclosporin, aber auch andere Medikamente, wie zum Beispiel eine Art Chemotherapie, die Sie auch nach der Stammzellreinfusion, nach der Rückgabe der Stammzellen bekommen. Andererseits werden auch prophylaktische Medikamente gegeben, die verhindern sollen, dass Sie Virusinfekt oder bakterielle Infekte bekommen.

Wie lange dauert die Genesung nach der Stammzelltransplantation?

Die Genesung einer Stammzelltransplantation ist unterschiedlich lang. Wenn für Sie alles glatt läuft, dann werden Sie nach vier Wochen entlassen und fühlen sich ab diesem Zeitpunkt von Tag zu Tag wohler und ab Tag 100 sind Sie oft frei von der Behandlungen mit weiteren Medikamenten. Aber es können natürlich auch komplizierte Verläufe auftreten, die eine längere oder weitere Behandlung nach Stammzelltransplantation notwendig machen.

Hier geht es zum Video-Interview: Stammzelltransplantation bei AML

Zielgerichtete Therapie bei AML

Was bedeutet „zielgerichtete Therapie“ und wann wird diese eingesetzt?

Eine zielgerichtete Therapie braucht natürlich ein Ziel. Dieses Ziel kann entweder ein genetischer Marker oder ein Gen sein, aber auch ein Oberflächenantigen auf einer Leukämiezelle. Diese Therapien werden manchmal isoliert, aber häufig in Kombination mit Chemotherapien oder hypomethylierenden Therapien, sogenannten HMAs, eingesetzt.

Wie unterscheidet sich die zielgerichtete Therapie von der Chemotherapie?

Bei einer Chemotherapie werden Zellen durch das Chemotherapeutikum zerstört. Es richtet sich prinzipiell auch gegen alle anderen schnell teilenden Zellen und damit haben wir verstärkte Nebenwirkungen. Im Idealfall werden bei der zielgerichteten Therapie nur die Zellen, die dieses Merkmal tragen zerstört und die Nebenwirkungen bei anderen Körperzellen sind wesentlich geringer.

Was sind die Vorteile bei einer Behandlung mit zielgerichteten Medikamenten?

Die Vorteile nochmal zusammengefasst wären eine gute Wirkung bei geringerer Toxizität.

Was sind HMA-Therapien?

HMAs sind sogenannte hypomethylierende Therapien. Die HMAs sind ein häufiger Kombinationspartner mit zielgerichteten Therapien. In Kombination dieser beiden Therapien kann ein besseres Therapieansprechen und Langzeitergebnis für Sie erreicht werden.

Wie läuft die Behandlung mit zielgerichteten Medikamenten in der Regel ab?

Wenn Ihr Arzt für Sie eine zielgerichtete Therapie ausgewählt hat, wird diese häufig in Kombination mit anderen Medikamenten verabreicht werden. Beispielsweise in Kombination mit einer Chemotherapie oder in Kombination mit der hypomethylierenden Therapie, einer sogenannten HMA Therapie. Es sind jedoch auch Einzeltherapien, isolierte Therapien und zielgerichtete Therapien möglich.

Wie lange dauert die Behandlung mit zielgerichteten Medikamenten?

Die Behandlungsdauer einer zielgerichteten Therapie wird häufig so festgesetzt, dass dieses Medikament für eine bestimmte Zeit, im Rahmen der Induktion, der Konsolidierungstherapie, aber auch als Erhaltungstherapie gegeben wird.

Häufig wird eine zielgerichtete Therapie auch als isolierte Substanz, nach einer allogenen Transplantation verabreicht. Wenn wir eine zielgerichtete Therapie, wie im Fall von Venetoclax, mit einer hypomethylierenden Therapie kombinieren, dann wird diese Therapie eine Dauertherapie für Sie darstellen.

Wieso können Dosisanpassungen notwendig sein?

Manchmal sind Dosisanpassungen von zielgerichteten Therapien notwendig, besonders dann, wenn Sie gleichzeitig andere Medikamente einnehmen, die den Medikamentenspiegel dieser zielgerichteten Therapie verändern. Häufig auftretende Nebenwirkungen können jedoch auch bewirken, dass die Dosierung dieses Medikaments herabgesetzt werden muss.

Welche Nebenwirkungen sind unter zielgerichteten Medikamenten häufig?

Zielgerichtete Therapien sind einerseits häufig orale Therapien, das heißt, es können Nebenwirkungen des Magen-Darm Trakts auftreten, ähnlich wie bei der Chemotherapie, leichte Übelkeit oder Erbrechen.

Andererseits sind manche Medikamente als Infusionen verabreicht, wie beispielsweise ein Antikörper, der gemeinsam mit einer Induktionstherapie kombiniert wird. In diesem Fall kann es manchmal auch zu einer Verstärkung der Nebenwirkungen der Chemotherapie kommen, auch zu einer Verlängerung des stationären Aufenthalts.

Bei welchen Symptomen sollte ich unbedingt meine Ärztin/meinen Arzt kontaktieren?

Wenn Sie eine zielgerichtete Therapie als orales Medikament einnehmen, sollten Sie einen Arzt informieren, wenn Sie dieses Medikament zum Beispiel erbrechen. Er wird Sie dann anleiten was zu tun ist, um dies zu verhindern und sowohl Ihre Übelkeit als auch die Verträglichkeit zu verbessern. Selbstverständlich sollten Sie niemals Eigendosierungen vornehmen, das heißt das Medikament nochmal einnehmen.

Was kann ich selbst gegen Nebenwirkungen tun?

Was können Sie selbst dazu beitragen, um die Nebenwirkungen für zielgerichtete Therapien zu minimieren? Sie können sich regelmäßig und gut ernähren, Sie können einen regelmäßigen Tagesablauf haben, in dem Sie die oralen Medikamente immer zu einer bestimmten Zeit einnehmen. Damit ist eine bestmögliche Wirkung mit geringer Nebenwirkung vergesellschaftet.

Hier geht es zum Video-Interview: Zielgerichtete Therapie bei AML

Nachsorge und unterstützende Maßnahmen bei AML

Welche Nachsorgemaßnahmen sind wichtig?

Nach Abschluss Ihrer Therapie sind noch weitere Kontrollen an Ihrer hämatologischen Abteilung notwendig. Wir untersuchen Patienten, die sich nach Behandlung ihrer akuten myeloischen Leukämie in kompletter Remission befinden, im ersten Jahr etwa alle drei Monate, danach alle sechs Monate. Jedoch bleiben Patienten auch in weiterer Folge in regelmäßigem Kontakt mit ihrer Abteilung.

Warum sollte ich die Nachsorge unbedingt einhalten?

Die Nachsorge einer akuten myeloischen Leukämie ist wichtig, da nach der Behandlung einer Leukämie leider nicht alle Patienten in Remission bleiben. Es treten Rezidive auf und dieser Rückfall der Erkrankung muss möglichst frühzeitig erkannt werden.

Andererseits können auch im Verbleib einer Remission Spätfolgen auftreten, die beispielsweise durch die Chemotherapie bedingt sind. Um diese frühzeitig festzustellen, sind Sie regelmäßig zu Nachsorge Kontrollen an Ihre Abteilung bestellt.

Was kann ich selbst zu einem guten weiteren Verlauf beitragen?

Sie selbst als Patient sind die Zentralfigur und immens wichtig für den Erfolg Ihrer Behandlung. Um eine Behandlung zu einem Erfolg werden zu lassen, ist Ihre Therapietreue notwendig. Es ist die Treue zu den Ambulanz Kontrollen und die regelmäßig Einnahme aller Medikamente notwendig. Das wird nicht immer leicht sein, aber es trägt wesentlich dazu bei, Sie von dieser Erkrankung zu heilen.

Was ist Rehabilitation und wie kann sie mir helfen?

Rehabilitation ist eine Maßnahme zur Wiedereingliederung in den Normalzustand. Nach Behandlungen und schweren Erkrankungen. Wir haben in den letzten Jahren auch zunehmend onkologische Rehabilitation nach Behandlung von bösartigen Erkrankungen, die uns zur Verfügung stehen.

Was erwartet mich bei einer Rehabilitation?

Bei einer onkologische Rehabilitation erwartet Sie Folgendes: Es werden Ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten verstärkt und verbessert. Sie machen Entspannungsübungen, erhalten psychologische Beratungsgespräche und Ernährungsberatung, die Ihnen helfen wieder ganz gesund zu werden.

Wieso können mir Bewegung und Entspannung helfen und welche Methoden sind empfehlenswert?

Schon während der Behandlung Ihrer Leukämie ist eine regelmäßige körperliche Betätigung notwendig. An unserer Abteilung finden Sie zum Beispiel Ergometer-Therapien, aber auch Physiotherapien, die Ihnen zur Verfügung stehen. Nach Abschluss Ihrer Behandlung können Sie Ihren körperlichen Zustand durch verschiedene Trainingsmöglichkeiten vollkommen wiederherstellen. Dazu sind leichtes Ausdauertraining, aber auch Yoga sehr gut geeignet.

Wie kann ich mit Ängsten vor/während der Behandlung umgehen?

Bei Diagnosestellung einer akuten Leukämie reagieren viele Patienten als erstes mit Angst, Unverständnis und Verzweiflung. Wenn Ihnen Ihr Arzt die Behandlungsmethoden gut erklärt, können diese Ängste minimiert werden. Sie können auch zusätzliche Therapiemöglichkeiten erhalten, um mit diesen Ängsten umzugehen, wie zum Beispiel psychoonkologische Betreuung.

Was ist Psychoonkologie und wie kann sie mir helfen?

Bei der Behandlung werden natürlich Gespräche mit Ihrem Arzt oder dem Pflegepersonal helfen. Psychoonkologisches Personal ist jedoch speziell dafür geschult mit Ihren Ängsten und der Verzweiflung umzugehen, welche mit dieser Krankheit verbunden sind und können Ihnen auf diesem Weg auch zusätzlich helfen.

Wo kann ich noch Unterstützung finden?

Wenn Sie an einer akuten Leukämie erkrankt sind, ist jede Hilfe, die Sie in Anspruch nehmen können, immens wichtig. Neben den Ärzten, dem Pflegepersonal und der psychoonkologischen Betreuung, sind auch Ihre Familie und Freunde sehr wichtig.

Damit verbunden ist natürlich, dass Sie Ihre Familie und Freunde über die Erkrankung aufklären und mit Ihnen darüber sprechen. Gerade für Eltern, Partner und Kinder ist ein Teilnehmen an Ihrer Erkrankung wichtig, um sie komplett zu verstehen.

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Geprüft OÄin Dr.in Elisabeth Koller: Stand April 2022 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.