3. Sichtbare Veränderungen

Haarausfall durch die Krebstherapie

Haarausfall ist oft auch gut nach außen hin sichtbar. Vielen Frauen ist er deshalb unangenehm. Es kann Ihnen helfen, wenn Sie sich schon im Vorfeld auf den Haarausfall vorbereiten.

Haarausfall vorbeugen durch Kühlhauben

Einige Praxen bieten Kühlhauben an, die während der Chemotherapie für einige Stunden aufgesetzt werden. Durch die starke Kälte an der Kopfhaut gelangt das gegebene Medikament nicht bis zu den Haarwurzeln. Das kann dazu führen, dass weniger Haare ausfallen. Diese Methode ist nicht bei allen Medikamenten möglich und nicht immer erfolgreich. Ihre OnkologInnen können Sie beraten, ob die Methode für Sie sinnvoll ist.

Fallen mir sofort die Haare aus?

Nachdem Sie das erste Mal Chemotherapie erhalten, fallen Ihnen nicht sofort die Haare aus. Meistens beginnen die Haare nach 1-3 Wochen auszufallen. Diese Zeit können Sie nutzen, um sich auf die Veränderung vorzubereiten.

Sich auf den Haarausfall vorbereiten

Der Haarausfall macht die Erkrankung nach außen sichtbar. Sie können sich auf verschiedene Arten auf den Haarausfall vorbereiten:

  • Perückenfachgeschäft aufsuchen: Sie können bereits vor dem Beginn der Behandlung in ein Perückenfachgeschäft gehen. So können sich die Angestellten ein gutes Bild von Ihren natürlichen Haaren machen und Ihre Perücke entsprechend gestalten.
  • Kurzhaarschnitt: Besonders Patientinnen mit langen Haaren kann es helfen, sich vor Beginn der Behandlung eine Kurzhaarfrisur schneiden zu lassen. Dadurch ist der Übergang zur Perücke nicht so groß.
  • Familie einbeziehen: Nehmen Sie Ihre Familie ins Perückenfachgeschäft oder zum Frisör mit. Durch den offenen Umgang in Ihrer Familie normalisieren Sie den Haarausfall.
Mag. Claudia Altmann-Pospischek, Partnerschaft und Brustkrebs
Haare sind für viele ein Zeichen von Schönheit, Weiblichkeit und Vitalität. Es tut weh, sie zu verlieren. Aber: Haltet Euch immer vor Augen, dass sie wieder wachsen. Nach dem Haarverlust stellt sich die Frage: Zweithaar, Kopfbedeckung oder Glatze? Da gibt es kein Richtig oder Falsch. Jede Frau sollte das tun, wozu ihr Bauch „ja“ sagt. Für mich war die Perücke während der Chemo-Zeit meine beste Freundin.
Mag.a Claudia Altmann-Pospischek
Brustkrebs-Betoffene

Wann wachsen meine Haare wieder nach?

Der Haarausfall durch die Chemotherapie ist nicht dauerhaft:

  • 4-5 Wochen nach der letzten Chemotherapie fangen die Haare wieder an zu wachsen.
  • 4 Monate bis zur Kurzhaarfrisur: Wie schnell die Haare wachsen, ist individuell verschieden. Zu Beginn wachsen die Haare oft lockig, selbst bei Frauen mit glatten Haaren.
  • Innerhalb von 2 Jahren ist die Haartextur meist dieselbe wie zuvor.

Sie möchten mehr über mögliche Auswirkungen einer Krebstherapie auf Haut und Haare erfahren? In unserer Schulung Haut und Haare während der Krebstherapie wird erklärt welche möglichen Auswirkungen es gibt und wie sie diesen vorbeugen können. Zudem erhalten Sie praktische Tipps zum Schminken und wie Sie mögliche Nebenwirkungen mit Make-up gekonnt kaschieren können.

Lymphödeme

Lymphödeme können nach der Brustoperation oder als Folge der Strahlentherapie auftreten. Heute versucht man bei der Brustoperation nur die Lymphknoten zu entnehmen, bei denen es wirklich nötig ist. Dadurch sind Lymphödeme als Nebenwirkung der Brustkrebstherapie seltener geworden.

Was ist ein Lymphödem?

Ein Lymphödem entsteht, wenn sich Flüssigkeit im Gewebe staut. Normalerweise wird solche Flüssigkeit über die sogenannten Lymphgefäße abtransportiert. Daher kommt der Name Lymphödem. Lymphödeme entstehen, wenn die Lymphgefäße beeinträchtigt sind. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn bei einer Brustkrebsoperation Lymphknoten entfernt werden. Diese verbinden die Lymphgefäße. Wenn die Lymphknoten entfernt werden, bildet sich somit eine „Sackgasse“ für die Flüssigkeit und sie staut sich. Die Bestrahlung kann die Lymphgefäße ebenfalls beeinträchtigen.

Lymphödemen vorbeugen

Sie können einiges tun, um Lymphödeme zu vermeiden.

  • Keine einschneidenden BHs oder Rucksäcke tragen: Sie sorgen dafür, dass die Flüssigkeit schlechter abfließt.
  • Schutz vor Verletzungen: Wenn sich eine Wunde entzündet, kann das eher zu Lymphödemen führen. Wenn Sie sich doch verletzen, können Sie die Wunde zum Beispiel bei Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt versorgen lassen.
  • Maßvolle Bewegung und Sport: Wenn Sie Ihre Muskulatur während Bewegung anspannen, pumpen Sie Flüssigkeit über Ihre Venen zurück zum Herzen. So verringern Sie Lymphödeme. Muskelkater hingegen führt zu mehr Flüssigkeit im Gewebe. Treiben Sie deshalb regelmäßig Sport mittlerer Intensität, beispielsweise Joggen, Schwimmen oder Radfahren.

Lymphödeme behandeln

Bei manchen Frauen entwickelt sich dennoch ein Lymphödem. Auch hier stehen Ihnen einige Optionen zur Verfügung:

  • Manuelle Lymphdrainage: Dabei handelt es sich um eine medizinische Massage. Sie lässt die Lymphflüssigkeit leichter abfließen. Eine manuelle Lymphdrainage können Sie von PhysiotherapeutInnen und medizinischen MasseurInnen durchführen lassen.
  • Bandagierung des Arms: Bei ausgeprägten Lymphödemen können Sie Verbände und Bandagen nutzen. Sie drücken die Flüssigkeit aus dem Arm. In der Rehabilitation lernen viele Patientinnen, Verbände und Bandagen selbstständig anzuwenden. Alternativ werden sie von Pflegekräften angelegt.
  • Kompressionsstrumpf: Kompressionsstrümpfe funktionieren ähnlich wie Verbände und Bandagen und sind oft einfacher zu verwenden. Man zieht den Strumpf einfach über den betroffenen Arm.

Gekonnt reagieren

Durch eine Glatze oder sichtbare Kompressionsstrümpfe wird die Erkrankung auch für Außenstehende ersichtlich. Möglicherweise begegnen Ihnen Menschen, die damit nicht umgehen können und mit auffälligen Blicken oder unüberlegten Bemerkungen reagieren.

Mit Blicken von Fremden und Bekannten umgehen

Vielen Frauen mit Brustkrebs ist es unangenehm, als solche erkannt zu werden. Wenn Sie das Gefühl haben, oft von Fremden angeschaut zu werden, können Ihnen zwei Strategien helfen:

  • Blicke wahrnehmen und nicht interpretieren: Wie deuten Sie Blicke? Häufig denken wir, dass andere uns negativ bewerten und deshalb schauen. Oft ist das jedoch nicht der Fall. Überlegen Sie, ob Sie selbst andere häufig negativ bewerten. Selbst wenn Sie Menschen sehen, die sichtbar erkrankt sind, nehmen Sie es wahrscheinlich bloß wahr und urteilen nicht. Warum sollten es also andere Menschen tun?
  • Ablenkung: Sie können Ihre Aufmerksamkeit auch auf andere Dinge lenken. Hören Sie beispielsweise beim Einkaufen in der Stadt ein Hörbuch. Genießen Sie beim Mittagessen in der Cafeteria Ihr Essen und das Gespräch mit Ihren KollegInnen anstatt nach Blicken zu schauen.
Sonja Maras, Partnerschaft und Brustkrebs
Menschen meinen es meistens nicht böse wenn sie „schauen“. Geht man mit Glatze so muss man sich natürlich darauf einstellen, dass geschaut oder getuschelt wird. Ich bekam eigentlich immer nur Komplimente.
Sonja Maras
Brustkrebs-Betroffene

Mit unangebrachten Kommentaren umgehen

Zwei Techniken können Ihnen gegen unangemessene Kommentare helfen:

  • Eine innere Schutzschicht aufbauen: Lassen Sie unangenehme Kommentare an sich abprallen. Unangemessenes Verhalten von anderen sagt deutlich mehr über die andere Person aus als über Sie.
  • Den Ball schlagfertig zurückspielen: Diese Taktik erfordert oft mehr Übung und Selbstbewusstsein, ist jedoch sehr effektiv. Fragen Sie Ihr Gegenüber, was er oder sie für ein Problem mit Ihrem Körper hat. Viele Menschen verlassen sich bei unangemessenen Kommentaren darauf, dass sie hingenommen werden. Wenn eine kritische Frage kommt, werden sie oft kleinlaut.

Wie kann ich gekonnt auf neugierige Fragen reagieren?

Fragen Sie sich im Vorfeld, wie viel Sie mit Ihren Mitmenschen über sich und Ihre Erkrankung teilen möchten. Wenn Sie sich damit wohlfühlen, können Sie ehrlich auf die Fragen antworten.

Wenn Sie mit der fragenden Person nicht über Ihre Gesundheit sprechen möchten, ist das auch in Ordnung. Sagen Sie zum Beispiel einfach: „Diese Frage ist mir zu persönlich“.

Mehr Tipps zum schlagfertigen Umgang mit unüberlegten Bemerkungen oder unpassenden Fragen erhalten Sie in unserer Online-Schulung „Schlagfertigkeit für KrebspatientInnen“

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Geprüft von Prof.in Dr.in Beate Schultz-Zehden und Dr.in Eliane Sarasin-Ricklin: Stand Oktober 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.