5. Neues Körperbild stärken

Akzeptanz lernen

Es kann sein, dass Sie am Anfang mit Ihrem veränderten Körper hadern. Sie können sich helfen, ihren Körper mehr zu akzeptieren, indem Sie Ihr Selbstvertrauen stärken.

Den eigenen Körper akzeptieren

Ihren Körper zu akzeptieren kann Ihnen dabei helfen, sich besser und zufriedener zu fühlen. Wir haben für Sie einige Tipps zusammengestellt:

  • Stärken Sie Ihr Selbstvertrauen: Sie können Ihr Selbstvertrauen mit Affirmationen stärken. Welche Eigenschaften schätzen Sie an sich selbst? Sagen Sie sich, was für eine schöne, kluge, unabhängige oder selbstbewusste Frau Sie sind.
  • Legen Sie den Fokus auf positive Reaktionen: Nehmen Sie Komplimente an. Seien Sie nicht bescheiden und relativieren Sie die Komplimente nicht.
  • Kommen Sie in Bewegung: Wenn Sie Ihren Körper im Einsatz erleben, können Sie Ihn besser akzeptieren.
  • Gehen Sie liebevoll mit Ihrem Körper um: Pflegen Sie sich und Ihren Körper. Achten Sie auch auf Körpersignale. Wenn sich etwas gut oder schlecht anfühlt, nehmen Sie es bewusst wahr. Tun Sie dann das, was sich für Sie richtig und gut anfühlt.
  • Probieren Sie Neues aus: Neue Kleidung und Frisuren auszuprobieren kann Ihnen dabei helfen, auch Ihren Körper neu zu entdecken.
  • Nehmen Sie Hilfe an: Wenn Sie zusätzliche Unterstützung benötigen, können Ihnen Körper- und PsychotherapeutInnen helfen. Mit ihnen können Sie gezielt Problemen angehen. Ihre BehandlerInnen können Ihnen gute TherapeutInnen empfehlen.
Sonja Maras, Partnerschaft und Brustkrebs
Meine Narben will ich gar nicht verstecken, denn sie zeigen mir auch, wie stark mein Körper und ich sind.
Sonja Maras
Brustkrebs-Betroffene

Sich vor anderen Menschen weniger unwohl fühlen

Fragen Sie sich, vor welchen Menschen Sie sich aufgrund Ihres Körpers unwohl fühlen. Sind es ArbeitskollegInnen, die Ihnen nicht nahestehen, enge Freunde oder die Partnerin/der Partner? Das kann die Art und Weise beeinflussen, wie Sie mit diesen Gefühlen umgehen können.

Diese Gefühle sind häufig. Oft liegt ihnen Scham zugrunde. Wir fühlen Scham, wenn andere etwas sehen, was wir nicht zeigen möchten. Wenn wir Gefühle unterdrücken, werden sie stärker. Nehmen Sie deshalb dieses Gefühl wahr und versuchen Sie, es zu akzeptieren. So wird die Scham weniger.

Mit welchen Übungen kann ich mein Selbstwertgefühl stärken?

Sie stärken Ihr Selbstbewusstsein jedes Mal, wenn Sie sich selbst herausfordern und Ihre Komfortzone verlassen. Tun Sie Dinge, die Ihnen leicht unangenehm sind. Mit der Zeit werden Sie immer mutiger und selbstbewusster.

Welche Herausforderungen für Sie die richtigen sind, ist individuell verschieden. Einige Vorschläge sind:

  • Im Spiegel betrachten: Schauen Sie sich sehr genau im Spiegel an. Betrachten Sie dabei jeden Körperteil.
  • Gesehen werden: Lassen Sie sich von anderen betrachten. Das beginnt schon, wenn Sie durch die Stadt gehen. Sie können auch beim Essen zuhause mit Freunden die Perücke weglassen.

Sie können sich zusätzlich im Rahmen einer Psychotherapie unterstützen lassen. Dort lernen Sie weitere nützliche Übungen und können Denkmuster hinterfragen, die Ihrem Selbstbewusstsein schaden.

Negative Gedanken hinterfragen

Oft sind wir selbst diejenigen, die unserem Selbstbewusstsein schaden. Wir sagen uns zum Beispiel, dass wir nicht schön oder nicht wertvoll sind. Werden Sie sich solcher Gedanken bewusst, indem Sie sich achtsam selbst beobachten. Was denke ich? Woher kommen die Gedanken? Hinterfragen Sie dann diese Gedanken. Stimmen diese Gedanken? Würden das auch meine FreundInnen über mich sagen? Was würden mir meine FreundInnen stattdessen sagen? Was habe ich schon für positives Feedback, Lob und Wertschätzung bekommen? Nehmen Sie sich regelmäßig ein paar Minuten Zeit, negative Gedanken auf diese Weise zu hinterfragen.

Körpergefühl neu aufbauen

Im Anschluss an die Brustkrebstherapie kann es sein, dass Ihnen Ihr Körper anfangs fremd vorkommt. Es gibt viele Wege, wie Sie sich in Ihrem Körper wieder zuhause fühlen können.

Ihr Körper hat viel geleistet – Schenken Sie ihm die Aufmerksamkeit die er verdient hat

Die Erkrankung und Therapie haben Sie und Ihren Körper vor eine große Herausforderung gestellt. Schenken Sie Ihrem Körper Liebe und Aufmerksamkeit. Achten Sie dabei auf die Signale Ihres Körpers. Lassen Sie sich Zeit beim Entdecken der Bedürfnisse Ihres Körpers und tun Sie nur das, was sich für Sie gut anfühlt. Einige Inspirationen können sein:

  • Achtsamkeit: Sie hilft Ihnen dabei, Ihren Körper bewusst und ohne Wertung wahrzunehmen. Sehen Sie dazu auch Lektion 1, Kapitel Körperbild und Lebensqualität.
  • Selbstfürsorge: Pflegen Sie Ihren Körper und gönnen Sie sich Ruhepausen, wenn Sie sie benötigen.

Wie können mir Sport und Bewegung helfen mein Körperbild zu verbessern?

Sport hat viele positive Wirkungen, die Sie für sich nutzen können:

  • Sport macht Spaß: Bewegung setzt Glückshormone frei. Wählen Sie Sportarten, die Ihnen besondere Freude bereiten. Beginnen Sie z.B. wieder mit dem Sport, den Sie vor der Erkrankung ausgeübt haben oder probieren Sie neue interessante Sportarten aus.
  • Sport stärkt die Selbstwirksamkeit: Mit Sport können Sie selbst aktiv werden und Ihre Situation selbst verbessern. Das verleiht Unabhängigkeit und Stärke.
  • Sport macht und hält gesund: Bewegung ist bei einigen Erkrankungen wirksamer als so manches Medikament. Sport stärkt das Herz-Kreislauf- und das Immunsystem. Er beugt Osteoporose und psychischen Erkrankungen vor und vieles mehr.

Wenn Sie sich durch Bewegung glücklich, stark und gesund fühlen, können Sie sich auch in Ihrem Körper wohler fühlen.

Welche Sportart ist für mich die richtige?

Egal ob Drachenboot fahren, Yoga oder Qigong. Wichtig ist, dass Sie eine Bewegungsform wählen, die Ihnen Spaß macht und die Sie regelmäßig durchführen können. Zum Schnuppern leitet Prof. Dr. Schultz-Zehden im Video eine Yogaübung und mehrere Qigong-Übungen an. Wenn Sie auf den Geschmack gekommen sind, suchen Sie sich ein Team in Ihrer Nähe, denn gemeinsam macht es gleich noch mehr Spaß.

Über die Veränderungen sprechen

Ein unterstützendes Umfeld mit dem man offen über Körperbildveränderungen sprechen kann, ist eine wichtige Stütze. Zusätzlich können für manche Patientinnen professionelle Unterstützung oder der Austausch mit anderen Betroffenen hilfreich sein.

Veränderungen und damit verbundene Gefühle und Bedürfnisse ansprechen

Das Wichtigste ist, dass Sie sich trauen Ihre Gefühle und Bedürfnisse anzusprechen. Ihre Mitmenschen können sonst nur raten, was Sie beschäftigt. Sie freuen sich darüber, wenn Sie sich Ihnen mitteilen. Nur so können sie Sie bestmöglich unterstützen.

Bleiben Sie dabei ehrlich und beschreiben Sie, wie Sie die Situation erleben, was Sie dadurch fühlen und was Sie sich von Ihren Mitmenschen wünschen.

  • Zum Beispiel indem Sie ihnen mitteilen, dass Sie sich über Besuch freuen, aber daheim keine Perücke tragen wollen. Ihre FreundInnen wissen so, worauf Sie sich einstellen können. Und Ihnen allen fällt es so leichter, offen über offensichtliche Veränderungen zu sprechen.
  • Aber auch wenn Sie für die Zeit des Besuches die Erkrankung vergessen und über ganz etwas anderes sprechen wollen, ist das ein legitimer Wunsch. Auch diesen können Sie Ihrem Umfeld mitteilen.
Christa Bleyer, Brustkrebs Betroffene, Parnterschaft und Brustkrebs
Das wichtigste für meinen Partner Kurt und mich ist, darüber sprechen und unseren Humor nicht zu verlieren.
Christa Bleyer
Brustkrebs-Betroffene

Ihre Partnerin/Ihr Partner kann Sie dabei unterstützen

Auch in der Partnerschaft ist es wichtig, Veränderungen und damit verbundene Ängste offen anzusprechen. Beschreiben Sie Ihre Gefühle und was bestimmte Reaktionen bei Ihnen auslösen mit Ich-Botschaften („Wenn du das tust/sagst fühle ICH mich gesehen/unterstützt/verletzt/unsicher/wütend/allein…“). So lassen sich Missverständnisse besser vermeiden und gemeinsam Lösungen finden. Wenn Sie die Erkrankung als Team bewältigen, können Sie als Paar gestärkt aus der Erkrankung hervorgehen. PsychoonkologInnen können Sie dabei unterstützen.

Weitere Informationen dazu finden Sie auch in unserem Kurs „Partnerschaft und Brustkrebs“.

Was ist Psychoonkologie und wie kann sie mir helfen?

PsychoonkologInnen sind auf die psychologische Unterstützung von KrebspatientInnen spezialisiert. Diese können Sie bei der Krankheitsbewältigung unterstützen. Dazu gehört auch, dass Sie mit den körperlichen Veränderungen besser zurechtkommen. Ihre OnkologInnen können Ihnen den Kontakt zu PsychoonkologInnen vermitteln.

Mit anderen Betroffenen austauschen

Vielen Frauen hilft es, sich mit anderen erkrankten Menschen auszutauschen. Mit anderen Patientinnen können Sie beispielsweise in der Rehabilitation oder in Selbsthilfegruppen ins Gespräch kommen und sich gegenseitig unterstützen. Sie können zum Beispiel gemeinsam mit Mitpatientinnen zur Wassergymnastik gehen. Den veränderten Körper im Schwimmbad zu zeigen kann Überwindung kosten. Gemeinsam ist es einfacher, sich der Herausforderung zu stellen.

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Geprüft von Prof.in Dr.in Beate Schultz-Zehden und Dr.in Eliane Sarasin-Ricklin: Stand Oktober 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.