Bei Brustkrebs im Gespräch bleiben
Die Diagnose Brustkrebs stellt Sie beide vor neue Herausforderungen. Es fällt leichter diese als Paar zu bewältigen, wenn Sie im Gespräch miteinander bleiben und schwierigen Themen nicht aus dem Weg gehen.
Partner einer Brustkrebs-Betroffenen
Schwierige Themen ansprechen
Versetzen Sie sich in Ihre Partnerin/Ihres Partners hinein. Äußern Sie Ihr Bedürfnis nach einem Gespräch, aber respektieren Sie das Empfinden Ihres Gegenübers. Sagen Sie zum Beispiel:
„ICH habe ein Thema, das ich gern KURZ ansprechen würde. Vielleicht ist es für dich wichtig, vielleicht nicht. Sag DU mir, wann und wie das Gespräch für dich okay wäre.“
Brustkrebs-Betroffene
Der richtige Zeitpunkt für ein schwieriges Gespräch
Wenn Ihre Partnerin/Ihr Partner einem schwierigem Gesprächsthema ausweicht, drängen Sie nicht zu einem Gespräch. Finden Sie stattdessen heraus, wie Sie ihr das Gespräch erleichtern könnten. Fragen Sie zum Beispiel:
- Was würde dir helfen?
- Wann wäre ein Gespräch gut für dich?
- Möchtest du, dass wir das Gespräch zu zweit führen? Soll das Behandlungsteam/eine Freundin/ein Freund/PsychoonkologIn dabei sein?
Den richtigen Gesprächsrahmen finden
Für schwierige Gespräche am Tisch zusammensitzen? Falls es Ihnen schwerfällt, herausfordernde Themen so anzusprechen, versuchen Sie es doch einmal in einem anderen Rahmen. Tatsächlich fallen herausfordernde Gespräche meist leichter, wenn man sich nicht Angesicht zu Angesicht gegenübersitzt. Eine typische Situation in der Gespräche leichter in Gang kommen ist beispielsweise bei einem Spaziergang. Die äußerliche Bewegung beim Spaziergang kann zudem auch innerlich einiges in Bewegung bringen.
Gute Kommunikation in der Partnerschaft bei Brustkrebs
Gerade in schwierigen Lebensphasen ist es wichtig, gut miteinander zu kommunizieren. Indem Sie einige einfache Kommunikationstipps beachten, können Sie Missverständnisse vermeiden.
Gute Kommunikation = Abwesenheit schlechter Kommunikation
Verallgemeinernde Du-Botschaft wie „Aber du hast schon wieder nicht“ kommen beim Gegenüber meist als vorwurfsvoller Angriff an. Wenn Sie ein paar häufige Fehler vermeiden, wird Ihre Kommunikation klarer und für Ihr Gegenüber leichter annehmbar:
- ICH statt DU: Zeigen Sie mit dem verbalen Finger nicht auf Ihr Gegenüber. Äußern Sie stattdessen eigene Wünsche und Bedürfnisse, z.B. „Ich fühle mich…“
- JETZT statt IMMER/NIE: Verallgemeinern Sie Kritik nicht. Beziehen Sie sich auf konkrete Fälle.
- FRAGEN: Fragen Sie Ihr Gegenüber, wie sie/er zu einer Situation steht, oder wie sie/er sich fühlt.
Als Angehörige/r eigene Bedürfnisse äußern
Als Angehörige/Angehöriger möchten Sie für die Betroffene der sprichwörtliche „Fels in der Brandung“ sein. Das ist gut, aber auch Sie sind ein Mensch und nicht aus Stein. Es ist durchaus möglich, dass auch Ihnen von Zeit zu Zeit alles etwas viel wird. Denken Sie dann nicht „DU bist wichtig und ICH bin unwichtig“. Teilen Sie Ihrer Partnerin auch mit, wie es Ihnen geht. Sagen Sie zum Beispiel:
„Mir geht es auch nicht gut. Ich weiß, du bist betroffen. Aber bitte, verliere mich auch nicht aus dem Blick. Ich brauche jetzt etwas Raum.“
Die richtigen Worte finden bei Brustkrebs
Auch schwierige Themen müssen manchmal angesprochen werden. Tun Sie es so, dass es Ihnen beiden möglichst leichtfällt.
Wenn sich die/der PartnerIn zurückzieht
Werben Sie immer wieder um ein Gespräch. Versuchen Sie, Ihrer Partnerin/Ihrem Partner ein Gespräch möglichst leicht zu machen. Fragen Sie sie/ihn unter welchen Bedingungen ein Gespräch für sie/ihn am einfachsten wäre. Wichtige Faktoren könnten zum Beispiel sein:
- Sitzen oder Stehen: “Sollen wir spazieren gehen? Sollen wir uns zusammensetzen?”
- Beteiligung: “Sollen wir jemanden dazu nehmen?”
- Zeit: Schlagen Sie eine Zeitangabe vor, beispielsweise: “Können wir sieben Minuten darüber reden? Das würde…“
Wenn Verdacht auf eine Depression besteht…
Manchmal ziehen sich Betroffene nicht nur vorübergehend zurück. Ein länger andauernder Rückzug kann auch durch eine Depression begründet sein. Scheuen Sie sich nicht, bei Verdacht auf Depression, psychiatrische Beratung zu suchen. Sie entscheiden dann selbst, ob eine Behandlung für Sie infrage kommt. Psychiatrische Medikamente können auch bei Schlafstörungen und Angst helfen.
Veränderungen am Körper
Manche betroffene Frauen machen sich oft Sorgen, dass ihr veränderter Körper unattraktiv auf ihre Partnerin/ihren Partner wirken könnte. Oftmals nehmen das ihre PartnerInnen jedoch gar nicht so wahr. Die langjährige Liebe und der Körper der Betroffenen „überstrahlen“ meist kleine Veränderungen. Für PartnerInnen ist der Rückzug der Patientin meist belastender als irgendwelche körperlichen Veränderungen. Sprechen Sie daher offen miteinander. Zögern Sie auch nicht, sich Hilfe durch eine Psychoonkologin/einen Psychoonkologen, die Krebshilfe oder in einer onkologischen Rehabilitation einzuholen.
Brustkrebs-Betroffene
Geprüft Dr.in Gabriele Traun-Vogt: Stand Oktober 2021