3. Emotionen bei Brustkrebs

Angst nach der Diagnose Brustkrebs

Ungewissheit schafft Angst, das ist völlig normal. Sie müssen aber nicht an der Angst verzweifeln, sondern können sich gegenseitig helfen und Hilfe von außen holen.

Die Zeit nach der Untersuchung

Gerade die Zeit nach der Untersuchung bringt Ungewissheit mit sich. Es ist wichtig, dass Sie sich in dieser Phase immer wieder bewusst Auszeiten gönnen. Planen Sie einen Kaffeeklatsch mit FreundInnen, sehen Sie gemeinsam einen Film an, unternehmen Sie etwas mit Ihren Liebsten. Wichtig ist, dass Sie sich bewusst Zeit geben, nur im Hier-und-Jetzt zu sein und nicht an die Untersuchung zu denken. Es macht keinen Unterschied, ob Sie sich heute Gedanken zur Untersuchung machen oder erst morgen, wenn die Ergebnisse da und nutzbar sind.

Sonja Maras, Partnerschaft und Brustkrebs
Wir haben früher versucht am Tag vor Befundbesprechungen gemeinsame Unternehmungen zu machen, aber da konnte ich mich nicht richtig fallen lassen und das genießen. So habe ich einfach meinen Netflix-Tag geschaffen. Das ist der Tag vor der Befundbesprechung, wo ich mir durch schöne Filme und Serien in eine Art Parallelwelt flüchten kann und darf. So gelingt es mir viel besser, dass ich Abstand halten kann.
Sonja Maras
Brustkrebs-Betroffene

Auf Erfahrungen in der Vergangenheit zurückgreifen

In schwierigen Zeiten kann es hilfreich sein gemeinsam zurückzublicken. Sie haben vermutlich schon viele Herausforderungen gemeinsam gemeistert. Nutzen Sie die Erfahrungen und Ressourcen aus der Vergangenheit. Überlegen Sie sich:

  • Wie sind wir mit anderen Krisen umgegangen?
  • Was war damals hilfreich?
  • Was war vielleicht nicht hilfreich?
  • Wer hat geholfen? (FreundInnen/Freunde/Verwandte)

Mit Zukunftsängsten umgehen

Es ist vollkommen normal, dass Sie in einer Situation großer Ungewissheit Angst verspüren. Wichtig ist es, dass Sie Ihre Zukunft überschaubar definieren. Denken Sie nicht über die nächsten 30 Jahre nach. Je ferner sie planen, desto unsicherer können Sie sich fühlen. Einigen Sie sich lieber gemeinsam auf einen überschaubaren Zeitraum, beispielsweise bis zur nächsten Behandlung, und schmieden Sie Pläne für diesen.

Ärger und Wut bei Brustkrebs

Wut ist eines der intensivsten Gefühle. Erkennen Sie gemeinsam, woher Ihre Wut rührt und wie Sie damit umgehen können.

Mit Wut umgehen

Manchmal verspüren Betroffene und Angehörige Wut. Diese Wut ist oft gegen keine Person gerichtet, sondern auf die Situation an sich. Sie kann aber dazu führen, dass Betroffene und Angehörige reizbar und zornig werden. Sprechen Sie in solchen Fällen offen miteinander und erinnern Sie sich, wie Sie in anderen Situationen mit Ihrer Wut umgegangen sind. Hat eine Umarmung oder eine Wanderung im Wald geholfen? Geben Sie einander die Chance die Gründe für Ihre Wut zu verstehen. Sagen Sie zum Beispiel:

„Ich weiß nicht wieso, aber ich bin so zornig. Die Situation macht mir zu schaffen. Wie gehst du damit um?“

Sonja Maras, Partnerschaft und Brustkrebs
Bei schlechten Befunden zieht es einem wirklich den Boden unter den Füßen weg und man muss sich erst wieder sammeln. Und danach muss ich mal alles für mich rauslassen. Da geht es mir am allerbesten, wenn er mich einfach mal in den Arm nimmt und ich mich so richtig ausheulen kann. Meine Wut, meine Enttäuschung, meine Ängste, meine Befürchtungen einfach mal rauslassen kann.
Sonja Maras
Brustkrebs-Betroffene

Mit Veränderungen umgehen

Während der Behandlung befinden Sie sich gemeinsam in einer ungewohnten Situation. Es kann sein und ist vollkommen normal, dass Sie und Ihre Partnerin sich vorübergehend oder auch dauerhaft verändern. Vielleicht legte Ihre Partnerin vor der Erkrankung großen Wert auf ihr Aussehen. Jetzt kann es wichtiger sein beispielsweise den ersten Schultag ihres Kindes mitzuerleben und die Kleidergröße wird zweitrangig. Versuchen Sie diese Veränderungen zu verstehen und sprechen Sie offen über Ihr Empfinden.

Peter Altmann, Partnerschaft und Brustkrebs
Was uns enorm geholfen hat, war unser Humor. Als Claudia nach der ersten Chemo Perücke tragen musste, waren wir im Supermarkt und ich habe gefragt: “Brauchen wir noch Haarshampoo?”. Claudia hat geantwortet: “Im Moment weniger”, und wir sind im Supermarkt gestanden und haben beide laut losgelacht und das hat das Eis gebrochen.
Peter Altmann
Partner einer Brustkrebs-Betroffenen

Konflikte vermeiden

Brustkrebs belastet Sie und Ihre/n PartnerIn. Vermeiden Sie, dass die Krankheit zum Auslöser großer Konflikte wird.

Vorwürfe vermeiden

Der Ton macht bekanntlich die Musik.

  • Formulieren Sie Ihre Aussagen als ICH-Botschaften, nicht als DU-Botschaften.
  • Hören Sie Ihrer Partnerin/Ihrem Partner zu.
  • Lassen Sie die Emotionen und die Information, die Ihre Partnerin/Ihr Partner äußert, zu. Reagieren Sie auf sie, anstatt sie sofort abzutun. Sagen Sie zum Beispiel:

„ICH fühle mich gerade ungerecht behandelt. MIR würde helfen, wenn … Wie hast du das empfunden? Was kann ich tun, damit du dich besser fühlst?“

Verstehen, was meine Partnerin sagt

Gerade bei schwierigen Themen wie Angst, Krankheit oder Tod neigen wir dazu, schnelle Antworten zu geben. Oft fühlen sich Sprechende dadurch aber unverstanden. Hören Sie Ihrer Partnerin/Ihrem Partner bis zum Ende zu, anstatt gleich Lösungen anzubieten. Sagen Sie nicht: Denk positiv. Reden Sie über das, was wirklich Sache ist. Suchen Sie erst danach gemeinsam nach Lösungen.

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Geprüft Dr.in Gabriele Traun-Vogt: Stand Oktober 2021

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.