Entzündungen und Depression
Körper und Psyche sind in vielen Fällen gemeinsam an der Entstehung von Krankheiten beteiligt. So auch bei der Depression: Entzündungsprozesse im Körper können die Krankheit begünstigen.
Erhöhte Entzündungswerte
Die Depression geht häufig auch mit erhöhten Entzündungswerten im Blut einher, beispielsweise der erhöhten Anzahl von:
- CRP (kurz für C-reaktives Protein, ein Eiweißstoff)
- Interleukine (Peptidhormone, also körpereigene Botenstoffe)
- weiße Blutkörperchen (auch Leukozyten genannt)
Wo sitzen die Entzündungen?
Im Gehirn
Entzündungen im Gehirn können zur Neurodegeneration führen. Neurodegeneration bedeutet, dass die menschlichen Gehirnzellen nicht mehr richtig funktionieren. Dies beeinträchtigt auch die Signalübertragung zwischen den Zellen, also den Orten, an denen Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und Noradrenalin wirken.
Im gesamten Körper
Entzündungen können aber auch systemisch, also im ganzen Körper, sein. Dies kann insbesondere dann die Psyche beeinträchtigen, wenn es dem Immunsystem nicht gelingt, die Entzündungen einzudämmen und dadurch die Entzündungen chronisch verlaufen.
Weitere Informationen zu Ursachen und Entstehung von Depression finden Sie in unserem Kurs “Depression verstehen”.
Welche Lebensmittel begünstigen Entzündungen?
Entzündungen im Körper können gefördert werden durch:
- Fast Food
- Frittiertes Essen
- Fertigprodukte
- Gesättigte Fettsäuren (in tierischen Lebensmitteln, wie Fleisch, Wurst und Milch)
Welche Lebensmittel schützen vor Entzündungen?
Freie Radikale sind Stoffe, welche die Zelle schädigen können. Beim „oxidativen Stress“, beispielsweise durch Entzündungen, herrscht ein Ungleichgewicht in den Zellen. Es gibt zu viele freie Radikale.
Sogenannte Antioxidantien helfen, die freien Radikale einzudämmen. Sie können das Immunsystem stärken und vor Entzündungen schützen. So wird das Gleichgewicht wieder hergestellt. Antioxidantien kann der Körper unter anderem durch folgende Lebensmittel aufnehmen:
- Obst und Gemüse
- Vollkornprodukte
- pflanzliche Öle
Die Rolle des Darms bei Depressionen
Zwischen Darm und Gehirn findet bei uns Menschen ein Informationsaustausch statt. Psychische Krankheiten wie die Depression können so über die Ernährung und die Darmgesundheit mitbeeinflusst werden.
Darmflora/Darmmikrobiom
Die Darmflora bezeichnet alle Mikroorganismen, die den menschlichen Darm besiedeln. Diese helfen bei der Verdauung und der Aufnahme der Nährstoffe aus dem Essen. Es ist wichtig, dass ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Arten von Darmbakterien herrscht.
Dysbiose – das natürliche Gleichgewicht im Darm ist gestört
Eine Dysbiose beschreibt Abweichungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien, also ein Ungleichgewicht im Mikrobiom. Das kann sich negativ auf die Verdauung und die Gesundheit auswirken. Gründe für ein solches Ungleichgewicht sind:
- Verminderte Artenvielfalt der Mikroorganismen im Darm
- Ungleichgewicht der Bakterienpopulationen: „Gute Bakterien fehlen“
- Verdrängung gesunder Bakterien durch andere Bakterienarten
Darm-Gehirn-Achse bei Depression
Die Kommunikation zwischen Gehirn und Darm verläuft in beide Richtungen. Die „Hauptleitung“ zwischen Darm und Gehirn bildet hierbei der Nervus Vagus, ein Hirnnerv. Über die Darm-Gehirn-Achse können Stimmung, Appetit und psychische Erkrankungen beeinflusst werden.
Nahrung für die Darmbakterien
Mit unserer Nahrung ernähren wir auch die Mikroorganismen im Darm. Dadurch lässt sich indirekt steuern, welche Bakterienarten sich dort vermehrt ansiedeln. Um eine ausgewogene Darmflora zu erhalten, empfiehlt sich eine ballaststoffreiche Ernährung. Reich an Ballaststoffen sind zum Beispiel Hülsenfrüchte und Salat.
Probiotika
Probiotika sind Nahrungsergänzungsmittel, die eine ausgewogene und gesunde Darmflora fördern. Sie beinhalten Bakterien und Pilze, die zu den erwünschten Bewohnern des menschlichen Darms gehören. Diese helfen bei der Zerkleinerung von Nahrungsmitteln und erleichtern dem Körper dadurch die Aufnahme von Nährstoffen. Außerdem können sie schädliche Darmbakterien verdrängen.
Die Rolle des Gehirns bei Depression
Das Gehirn ist das Organ, in dem psychische Krankheiten „sitzen“. Sie haben dort ihren Ursprung und entstehen häufig durch Veränderungen der Signalübertragung im Gehirn. Durch gesunde Ernährung kann die Gehirnfunktion gefördert werden.
Wichtige Nährstoffe für die Gehirnfunktion
Einige Nährstoffe können als Bausteine für das Nervensystem dienen. Sie beeinflussen die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und damit die Gehirnfunktion.
- Omega 3 Fettsäuren
- steigern die Gedächtnisfunktion
- sind beispielsweise enthalten in: Walnüssen, Leinsamen, Fisch und Fischöl
- Komplexe Kohlenhydrate
- liefern Energie und sind damit wichtig für den Erhalt aller Hirnfunktionen
- sind beispielsweise enthalten in: Vollkornbrot- und Nudeln, Kartoffeln, Hülsenfrüchten
- Ballaststoffe
- schützen die Darmflora und reduzieren Entzündungen
- sind beispielsweise enthalten in: Vollkornbrot- und Nudeln, Obst, Gemüse
- Sekundäre Pflanzenstoffe
- wirken Entzündungen entgegen, schützen die Nervenzellen und fördern die Gedächtnisfunktion
- sind beispielsweise enthalten in: Beeren, Trauben, grünem Tee
„Nahrung fürs Hirn“
Um das Gehirn optimal zu versorgen, sollte eine Mischkost angestrebt werden. Das bedeutet, möglichst „bunt“, also vielfältig und farbenfroh, zu essen und viel Gemüse, Obst und Eiweiß (Proteine) zu sich zu nehmen. Lebensmittel mit gesättigten Fettsäuren und Zuckerhaltiges fördern Entzündungsprozesse. Diese sollten Sie daher nur in Maßen genießen.
Serotonin steigern
Serotonin, das „Glückshormon“ ist ein wichtiger Botenstoff. Durch den Verzehr von serotoninhaltigen Lebensmitteln den Serotoninspiegel im Blut anzuheben, wirkt sich allerdings nicht auf die Depression aus. Serotonin kann nämlich die „Schranke“ zwischen Blutkreislauf und Gehirn nicht passieren. Es kann also aus dem Blut nicht ins Gehirn gelangen.
Damit Serotonin auch im Gehirn ausgeschüttet werden kann, und somit auch die Depression beeinflussen kann, werden einige Baustoffe im Gehirn Schritt für Schritt in Serotonin umgebaut. Ein wichtiger Baustoff dafür ist Tryptophan. Tryptophan kann die Schranke zum Gehirn passieren. Dort kann es dann zu Serotonin umgebaut werden. Deshalb sind tryptophanhaltige Lebensmittel wichtig, um die Serotoninbildung im Gehirn zu erhalten.
Tryptophanhaltige Lebensmittel sind zum Beispiel:
- Nüsse
- Fleisch
- Getreide
- Eier
Geprüft Priv.-Doz.in DDr.in Sabrina Mörkl: Stand November 2021 | Quellen und Bildnachweis