Symptome erkennen
Epileptische Anfälle sind in aller Regel schmerzlos. Betroffene erinnern sich hinterher meist nicht an den Anfall selbst. Fokalen Anfällen können Auren vorangehen.
Aura bei fokalen Anfällen
Fokale (=herdförmige) Anfälle können sich manchmal durch eine sogenannte Aura ankündigen. Die Aura (griech. Wahrnehmung eines Lufthauchs) ist eine Art Vorgefühl.
Sie kann sich je nach betroffener Gehirnregion verschieden äußern.
- Temporallappen:
- Übelkeit (epigastrische Aura) mit anschließender Vergesslichkeit
- Geruchsstörungen (olfaktorische Aura)
- Geschmacksstörungen (gustatorische Aura)
- Zucken einzelner Muskeln
- Scheitellappen:
- Kribbelgefühle, Taubheitsgefühle, Nadelstiche
- Hinterhauptlappen:
- Visuelle Halluzinationen
Der epileptische Anfall
Ob mit oder ohne Aura, der epileptische Anfall selbst wird von Betroffenen in der Regel nicht bewusst erlebt. Sie erinnern sich nach dem Anfall nicht mehr an den Anfall selbst. Lediglich Außenstehende können den Anfall beobachten, der sich als Verkrampfung und Zucken des Körpers äußert.
Ist ein epileptischer Anfall schmerzhaft?
Dass ein epileptischer Anfall mit Schmerzen verbunden ist, kommt äußerst selten vor. Allerdings können Betroffene sich während des Anfalls verletzen, wenn Sie sich zum Beispiel an Gegenständen stoßen oder sich in die Zunge beißen. Muskelkater kann ebenfalls die Folge eines Anfalls sein.
Zwischen Anfällen
Abseits von Anfällen spüren Betroffene meist nichts von der Epilepsie. Auren und kleinere muskuläre Zuckungen können gegebenenfalls wahrgenommen werden. Allerdings werden viele kleinere Anzeichen einer Epilepsie oft übersehen.
Keine Angst vor Anfällen
Anfälle können für Außenstehende oft schrecklich aussehen. Der gesamte Körper krampft und zuckt! Für die Betroffenen selbst ist der Anfall hingegen nicht schmerzhaft. Tatsächlich erinnern sie sich hinterher meist nicht einmal an ihn.
Obwohl Anfälle nicht gefürchtet werden müssen, sollten sie möglichst vermieden werden. Mit der richtigen Behandlung ist dies in den meisten Fällen gut möglich.
Wieso Anfälle manchmal gefährliche Konsequenzen haben können und wie Sie diese vermeiden können, erfahren Sie in der Lektion „Leben mit Epilepsie”.
Fokale oder generalisierte epileptische Anfälle
Fokale Anfälle betreffen meist einzelne Körperteile, generalisierte Anfälle den gesamten Körper. Betroffene nehmen Anfälle nicht bewusst wahr, sodass die ärztliche Diagnose sich meist auf Fremdberichte stützt.
Unterschiede zwischen fokalen und generalisierten Anfällen
Um klinisch zu unterscheiden, ob Betroffene fokale oder generalisierte Anfälle erlitten haben, sind die behandelnden ÄrztInnen meist auf Augenzeugenberichte angewiesen (sogenannte Fremdanamnese). Die Betroffenen selbst erinnern sich in der Regel nicht an das Geschehen. Meist berichten BeobachterInnen von Verkrampfungen und Zuckungen (sogenannter tonisch-klonischer Anfall). Diagnostisch können FachärztInnen zum Beispiel eine Hirnstromkurve ableiten, um das elektrische Geschehen im Gehirn zu beurteilen.
Absencen
Absencen (franz. Abwesenheit) sind generalisierte Anfälle, die Kinder und Jugendliche betreffen können. Während einer Absence wirken Betroffene geistig abwesend. Da der Anfall spontan auftritt und meist sehr schnell wieder spontan abklingt, bleibt er meist lange Zeit undiagnostiziert. Typischerweise beschreiben Außenstehende (wie Lehrkräfte) Betroffene einfach als geistig abwesend, verträumt.
Nach dem epileptischen Anfall
Generalisierte epileptische Anfälle sind überwältigende Ereignisse. Entsprechend sind Betroffene nach einem Anfall oft zunächst verwirrt und benötigen Zeit sich neu zu orientieren.
Sich nach einem epileptischen Anfall neu orientieren
Generalisierte epileptische Anfälle sind für den Körper überwältigende Ereignisse. Folgende harmlose Folgen können sich danach ergeben:
- Terminalschlaf: Betroffene können nach einem Anfall in einen harmlosen Tiefschlaf verfallen.
- Postiktaler Dämmerzustand: Betroffene können bis zu einer Stunde lang benötigen, um sich wieder zu orientieren.
Sich nach einem epileptischen Anfall erinnern
Während eines generalisierten epileptischen Anfalls sind Betroffene in aller Regel nicht bei Bewusstsein. Nach dem Anfall erinnern sich Betroffene nicht mehr an den Anfall selbst.
Als Außenstehender bei einem epileptischen Anfall helfen
Früher versuchte man bei Anfällen aktiv einzugreifen. Forschungen haben gezeigt, dass diese Versuche nicht hilfreich sind. Bringen Sie Betroffene daher gegebenenfalls in eine stabile Seitenlage und entfernen Sie scharfe oder gefährliche Objekte in der Nähe.
Langfristige Folgen eines epileptischen Anfalls
Anfälle können folgende langfristige Folgen haben:
- Gedächtnisstörungen können durch wiederholte Anfälle verursacht werden. Eine regelmäßige Medikamenteneinnahme verhindert dies in der Regel.
- Verletzungen des Körpers sind möglich, wenn sich Objekte mit Kanten, wie Tische oder Stühle in der Nähe befinden.
Worauf Sie als BeobachterIn achten können
Wenn Sie als BeobachterIn schriftlich festhalten, wie der Anfall begann, wie er verlief, helfen Sie dadurch den MedizinerInnen bei der Diagnosefindung.
Geprüft Ao. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Luef (verstorben 2024): Stand August 2022 | Quellen und Bildnachweis