4. Immunglobulinersatztherapie

Immunglobulinersatztherapie bei Immundefekten

Die Immunglobulintherapie ist eine Ersatztherapie. PatientInnen bekommen Immunglobuline von immungesunden SpenderInnen über eine Infusion verabreicht.

Was passiert bei einer Immunglobulinersatzherapie?

Die Begriffe Immunglobuline und Antikörper beschreiben dasselbe. Sie sind Eiweißstrukturen, die vom Körper als Reaktion auf Antigene gebildet werden.

Immunglobuline

  • werden aus dem Plasma von immungesunden SpenderInnen gewonnen.
  • werden EmpfängerInnen über die Vene (intravenös, IV) oder unter die Haut (subkutan, SC) verabreicht.
  • ersetzen die Antikörper, die die Empfängerin/der Empfänger selbst nicht bilden kann.
  • bauen einen Schutz im Körper der Empfängerin/des Empfängers auf und schützen sie/ihn vor Infektionen.

In der Schulung „Immundefekte verstehen“ können Sie mehr über Antikörper und ihre Funktionen erfahren.

Wer bekommt Immunglobuline?

Die Immunglobulintherapie kommt zum Einsatz, wenn Menschen keine oder nur wenige eigene Antikörper bilden können und deshalb Beschwerden entwickeln. Da Antikörper Teil der erworbenen Immunantwort sind, können sehr viele Defekte des adaptiven Immunsystems mit dieser Therapie gut behandelt werden. Im Kurs „Immundefekte verstehen“ werden die Teile des Immunsystems, also die angeborene und erworbene Immunabwehr, genauer erklärt.

Erfolgschancen der Immunglobulintherapie

Die Erfolgschancen der Immunglobulintherapie sind sehr gut, besonders bei früher Diagnose und frühzeitig begonnener Therapie. Infektionen werden unter dieser Therapie viel seltener. Somit kann eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden.

Verabreichungsformen der Immunglobuline

Es gibt zwei Arten der Verabreichung für die Immunglobulinersatztherapie. Zum einen kann das Präparat über eine Infusion in die Vene der Armbeuge (d.h. intravenös) gegeben werden. Zum anderen können die Immunglobuline unter die Haut (d.h. subkutan) verabreicht werden.

Intravenöse Verabreichung

Die intravenöse Therapie mit Immunglobulinen erfolgt in einer Ordination oder Ambulanz durch medizinisches Personal. Über eine Infusion wird das Präparat über die Vene der Ellenbeuge verabreicht. Die Infusion läuft, je nach Dosis und Infusionsgeschwindigkeit, über mehrere Stunden. Da die Immunglobuline über die Vene direkt in die Blutbahn gelangen, kommt es zu einem raschen und hohen Anstieg der Immunglobulinkonzentration. Die intravenöse Form der Therapie wird in Abständen von 3-4 Wochen wiederholt.

Vorteil der intravenösen Therapie

Der Vorteil der intravenösen Verabreichung liegt darin, dass PatientInnen sich vollständig auf die Durchführung durch ihre Ärztin/den Arzt verlassen können. Insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit oder Mobilität, sowie für Menschen, die sich die Immunglobuline nicht selbst verabreichen möchten, ist diese Verabreichungsform gut geeignet.

Subkutane Verabreichung der Immunglobuline (Heimtherapie)

Bei der subkutanen (lat. für „unter die Haut“) Verabreichungsform werden die Immunglobuline ins Unterhautfettgewebe verabreicht. Im Gegensatz zur intravenösen Therapie wird hier oft eine kleinere Menge auf einmal zugeführt. Das Präparat bildet dann einen kleinen Vorrat unter der Haut und wird von dort aus langsam ins Gewebe abgegeben.

Die subkutane Infusion wird mit einer kleinen Pumpe oder einer Spritze durchgeführt und dauert, je nach Anwendung, Dosis pro Anwendung und Infusionsgeschwindigkeit unterschiedlich lange (von wenigen Minuten bis beispielsweise 40-60 Minuten). Aufgrund der geringeren Menge wird sie häufiger wiederholt als die intravenöse Infusion.
Nach einer Schulung, in der die Utensilien und der Vorgang erklärt werden, können PatientInnen diese Therapie zuhause selbstständig durchführen. Deshalb spricht man hier auch von „Heimtherapie“.

Vorteil der subkutanen Therapie

Der Vorteil der subkutanen Verabreichung liegt in der Flexibilität. PatientInnen bleibt es freigestellt, wann und wo sie sich die Immunglobuline verabreichen. Die Therapie kann auch auf Reisen erfolgen, dabei sollte aber auf eine sterile Umgebung geachtet werden.

Nebenwirkungen der Immunglobulinersatztherapie

Im Allgemeinen zeichnet sich die Immunglobulintherapie durch eine sehr gute Verträglichkeit aus. Gerade dann, wenn schon einige Therapiesitzungen erfolgt sind, profitieren PatientInnen in der Regel von einem Gewöhnungseffekt- je öfter sie die Immunglobuline bereits erhalten haben, desto weniger Nebenwirkungen treten auf.

Nebenwirkungen der intravenösen Therapie

Bei der intravenösen Therapie wird eine große Menge innerhalb einer Therapiesitzung verabreicht. Wenn die Immunglobuline zu schnell verabreicht werden, kann es zu Nebenwirkungen kommen. Aus diesem Grund muss die Geschwindigkeit der Infusion gut eingestellt werden und wird von der Ärztin/dem Arzt sorgsam überwacht.

Häufige Nebenwirkungen sind:

  • Müdigkeitsgefühl
  • Blutdruckschwankungen/ Kreislaufprobleme

Wie kann ich mit Nebenwirkungen der intravenösen Therapie umgehen?

Um Kreislauf- und Blutdruckschwankungen bei einer intravenösen Therapie vorzubeugen, ist eine ausreichend große Trinkmenge vor der Infusion wichtig. Der Richtwert für Erwachsene liegt bei 1,5-2 Litern pro Tag.

Nebenwirkungen der subkutanen Therapie

Auch die subkutane Heimtherapie wird nach einer Eingewöhnungsphase immer besser verträglich. Da hier ein kleiner Vorrat unter die Haut gespritzt wird, kommt es im Gegensatz zur intravenösen Therapie eher nur zu Nebenwirkungen am Ort der Einspritzstelle.
Mögliche, normale Nebenwirkungen sind:

  • Hautrötung
  • Schwellung (durch den Vorrat unter der Haut)

Wie kann ich mit Nebenwirkungen der subkutanen Therapie umgehen?

Jede Einspritzstelle in die Haut kann eine Eintrittspforte für Infektionen darstellen. Daher ist sauberes Arbeiten bei der Heimtherapie sehr wichtig. Dies wird durch gute Desinfektion der Hände und der Einspritzstelle erreicht.  Zu Beginn einer Heimtherapie werden diese und andere wichtige Informationen genau erklärt.

Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt

Ihr Arzt unterstützt Sie, die für Sie richtige Therapie zu finden. Für Diagnose und weitere Informationen zu Therapieoptionen und Nebenwirkungen kontaktieren Sie Ihre behandelnde Ärztin/Ihren behandelnden Arzt.

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Geprüft Prof. Dr. Hermann Wolf: Stand Juli 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.