2. Infektionsvermeidung und Antiinfektiva

Hygiene und Vorsorge bei Immundefekten

Ein guter Schutz vor Infektionen ist für Menschen mit einem Immundefekt sehr wichtig. Durch einfache Maßnahmen wie Händewaschen und Desinfektion können Keime unschädlich gemacht werden.

Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen

Die meisten Krankheitserreger können nur dann überleben, wenn sie sich in einem Wirt (zum Beispiel dem Menschen) aufhalten. Sie verteilen sich über Hautkontakt oder Tröpfchen (beim Husten) und gelangen von Mensch zu Mensch. Andere Keime können besonders hartnäckige Sporen bilden und überleben lange in der Umwelt, selbst bei eisigen Temperaturen.

Vorsichtsmaßnahmen im Alltag

Auf die folgenden Punkte können Sie im Alltag besonders achten, um sich bestmöglich zu schützen:

  • Häufiges und gründliches Händewaschen mit Seife. Seife befreit die Hände sogar von hartnäckigen Sporen.
  • Bei Großveranstaltungen oder Menschenmassen einen Mundnasenschutz tragen.
  • Bei Gartenarbeiten Handschuhe tragen, besonders dann, wenn Sie mit nassem Holz oder Kompost in Berührung kommen.
  • Beim Essen sollten Sie darauf achten, Gemüse und Fleisch gründlich durchzukochen und Rohkost (Obst und Salat) vor dem Verzehr sorgsam zu waschen.

Vorsorge und Isolation ersetzen Behandlung nicht

Trotz aller Sorgfalt kann durch Vorsicht und Hygienemaßnahmen allein kein umfassender Infektionsschutz erreicht werden. Isolation und Schutz können eine Behandlung nicht ersetzen. Deshalb muss ein Immundefekt unbedingt behandelt werden.

Zudem ist es Ziel, die Einschränkungen des Alltags für PatientInnen mit Immundefekt möglichst gering zu halten. Mit einer Therapie können auch Konzertbesuche und ein Einkauf im Supermarkt wieder gefahrlos möglich werden.

Was Angehörige tun können

Aus Rücksicht sollten Angehörige auch streng auf erste Anzeichen von Krankheit achten. Im Falle von Krankheitsgefühl (Husten, Schnupfen, Fieber) soll, um die Person mit Immundefekt zu schützen, der Kontakt mit dieser lieber verschoben werden.

Impfungen für Menschen mit Immundefekten

Neben den Hygienemaßnahmen spielt ein umfassender Impfschutz eine wichtige Rolle in der Vorbeugung von Infektionskrankheiten.

Wer sich impfen lassen sollte

Grundsätzlich schützt jede Impfung zum einen die geimpfte Person selbst, zum anderen aber auch die Mitmenschen dadurch, dass die Übertragungskette von Infektionen unterbrochen wird. Es ist deshalb gerade für Menschen mit geschwächter Immunabwehr wichtig, dass sowohl diese selbst, als auch ihre Angehörigen einen umfassenden Impfschutz erhalten.

Empfohlene Impfungen für Betroffene

Es gibt verschiedene Arten von Impfstoffen. Allen gemeinsam ist, dass der Körper nach einer Impfung Antikörper bildet, die im Falle eine Infektion schnell und effektiv reagieren und den Krankheitserreger bekämpfen.

Unterschieden werden die Kategorien Lebendimpfstoff und Totimpfstoff. Während bei Lebensimpfstoffen keine Auffrischung notwendig ist, werden Totimpfstoffe in mehreren Impfdosen verabreicht.

Lebendimpfstoffe

Impfungen mit Lebendimpfstoffen werden für Menschen mit schwerem Immundefekt der adaptiven Immunität (T- und B-Zellfunktion) nicht empfohlen. Über die Möglichkeit, Impfungen mit Lebendimpfstoffen zu verabreichen, muss individuell entschieden werden. Lebendimpfstoffe beinhalten aktive Krankheitserreger. Obwohl diese Krankheitserreger abgeschwächt sind, können sie für Menschen mit Immundefekt gefährlich werden. Beispiele für Lebensimpfstoffe sind

  • Masern
  • Mumps
  • Röteln
  • Varizellen (=Windpocken)

Totimpfstoffe

Generell werden alle Impfungen mit Totimpfstoff für Menschen mit einem Immundefekt dringend empfohlen. Sie enthalten nämlich nur kleine Bestandteile von Krankheitserregern oder inaktivierte Krankheitserreger. Diese sind nicht in der Lage, sich zu vermehren und sind auch für Menschen mit Immundefekt nicht gefährlich. Zu den Totimpfstoffen gehören unter anderem:

  • Hepatitis A und B,
  • Pneumokokken,
  • Meningokokken
  • Influenza-Impfung für Erwachsene
  • Covid-Impfung

Eine Liste mit wichtigen und empfohlenen Impfungen speziell für Menschen mit Immundefekten, finden Sie weiter unten auf dieser Seite als Download.

Wirkt die Impfung?

Wenn Sie sich dafür interessieren, ob eine Impfung erfolgreich war und ob Ihr Körper nach der Impfung ausreichend Antikörper gebildet hat, können Sie den Impferfolg durch eine Blutentnahme prüfen lassen. Falls nur eine geringe Menge an Antikörpern gebildet wurde, kann eine frühe Auffrischungsimpfung notwendig sein.

Antiinfektiva bei Immundefekten

Neben Hygienemaßnahmen und Impfstoffen können auch Medikamente eingesetzt werden, um Infektionen vorzubeugen. Dies bezeichnet man als Infektionsprophylaxe.

Infektionen vorbeugen

Antiinfektiva sind Medikamente, die einer Infektion vorbeugen (= Infektionsprophylaxe). Hierzu zählen vor allem

  • Antibiotika (gegen bakterielle Erreger)
  • Antimykotika (gegen Pilzinfektionen)
  • Virostatika (gegen Viren)
  • antiparasitäre Mittel (gegen Parasiten)

Da bakterielle Infektionen und Pilzinfektionen eine übergeordnete Rolle spielen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem hier besonders gefährdet sind, kommen Antibiotika und Antimykotika in der Infektionsprophylaxe häufig zum Einsatz.

Einnahme von Antiinfektiva

Die Prophylaxe, beispielsweise ein Antibiotikum, nehmen Sie als Patientin/Patient täglich bis wöchentlich ein. Das Medikament enthält eine geringere Dosis als bei der Therapie einer akuten Infektion. In der Regel nehmen Sie das Medikament so lange ein, wie die Abwehrschwäche besteht. Im Falle eines genetisch bedingten Immundefekts ist eine lebenslange Einnahme notwendig.

Wirksamkeit von Antiinfektiva

Antibiotika sind immer nur gegen eine bestimmte Gruppe von Bakterien wirksam. Somit sind Sie gegen alle Bakterien derjenigen Gruppe geschützt, die mit dem ausgewählten Antibiotikum abgedeckt werden können. Die Auswahl des Medikaments erfolgt dabei nach der Häufigkeit, in der bestimmte Gruppen von Erregern vorkommen.

Die medikamentöse Prophylaxe kommt auch dann zum Einsatz, wenn fehlende Bestandteile des Immunsystems nicht ersetzt werden können. In diesem Fall wird diese „Lücke“ im Immunsystem dann durch die medikamentöse Prophylaxe „geschlossen“.

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Geprüft Prof. Dr. Hermann Wolf: Stand Juli 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.