4. Medizinischer Schutz vor Infektionen

Wie schützen mich Impfungen vor Infektionskrankheiten?

Impfungen sind ein ausgezeichnetes Mittel sich vor Infektionskrankheiten zu schützen. Die tödliche Erkrankung Pocken konnte durch Impfungen bereits ausgerottet werden. Impfungen trainieren das Immunsystem gezielt darauf, einen Krankheitserreger zu erkennen und zu bekämpfen. Dazu werden meist nur kleine Teile eines Erregers oder abgeschwächte Erreger verabreicht.

Eine Impfung kann milde Beschwerden wie Abgeschlagenheit oder Fieber auslösen, jedoch nicht die Erkrankung selbst. Nach einer Impfung verlaufen Infektionen leichter oder die Erkrankung bricht gar nicht erst aus. Diesen „Trainingseffekt“ sieht man auch daran, dass viele früher typischen Kinderkrankheiten wie Masern und Mumps heute in ihrer vollen Ausprägung nur noch bei Ungeimpften vorkommen – teilweise mit schweren Folgen.

Die meisten ansteckenden Erkrankungen werden von Mensch zu Mensch übertragen. Je mehr Menschen geimpft sind, desto schwerer kann sich ein Erreger verbreiten und neue Menschen anstecken. Dadurch sind auch Menschen geschützt, die sich nicht impfen lassen können. Ähnlich schützen die Impfungen Ihres Umfelds auch Sie. Dieser Effekt wird Herdenimmunität genannt.

Impfungen bei vulnerablen Gruppen

Impfungen wirken, indem sie das Immunsystem dazu bringen, selbst eine Abwehr aufzubauen. Dazu muss das Immunsystem zumindest teilweise funktionieren. Ist es sehr stark geschwächt, wirken Impfungen weniger gut. Sie können dennoch sinnvoll sein, unter anderem wenn das Immunsystem absehbar schwächer werden wird, beispielsweise durch:

  • Transplantationen: Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Nierenfunktion so weit geschwächt ist, dass eine Niere transplantiert werden soll. Nach der Transplantation wäre das Immunsystem wegen der medikamentösen Immunsuppression noch schwächer als vor der Transplantation. Dadurch ist es noch anfälliger für Infektionen und eine Impfung ist weniger wirksam. Deswegen sollte vor der Transplantation geimpft werden, da die Schulung des Immunsystems durch die Impfung auch nach der Transplantation weiter anhält.
  • Chemotherapie: Eine Chemotherapie kann oft kaum aufgeschoben werden. Jedoch kann zwischen Chemotherapiezyklen geimpft werden, wenn das Immunsystem stärker ist. So bietet die Impfung auch in weiteren Chemotherapiezyklen Schutz.

Während einer immunsuppressiven Therapie wie zum Beispiel einer Chemotherapie oder nach Transplantationen sollten keine Lebendimpfungen gegeben werden. Nähere Informationen dazu sowie zum Unterschied zwischen Lebend- und inaktivierten Impfungen erhalten Sie in der Schulung „Impfungen bei chronischen Erkrankungen“ in Lektion 4 „Impfungen bei Immunschwäche durch Therapien“.

Wann wird die passive Immunisierung zum Schutz vor Infektionskrankheiten eingesetzt?

Eine passive Immunisierung ist immer dann nötig, wenn das Immunsystem eine schwere Erkrankung nicht ausreichend abwehren kann und eine aktive Immunisierung nicht möglich ist:

  • Sehr schwaches Immunsystem: Das Immunsystem ist zu geschwächt, um durch die Impfung eine Immunität gegen den Erreger aufzubauen. Gleichzeitig würde die Impfung eine zu große Belastung für das geschwächte Immunsystem darstellen. Eine passive Immunisierung schützt auch dann, wenn das Immunsystem zu schwach für eine Impfung ist.
  • Unbekannter Erreger: Kennt das Immunsystem den Erreger noch nicht durch eine vorherige Infektion oder eine Impfung, kann es schlechter auf ihn reagieren. Es bildet keine genau auf den Erreger zielenden Antikörper . Diese fehlenden spezifischen Antikörper können als passive Immunisierung verabreicht werden.
  • Starke Infektion: Ist das Immunsystem zu schwach oder eine Infektion wird zu spät behandelt, kann sich eine Infektion ausbreiten. Dann können Antikörper die Behandlung unterstützen.
  • Kontakt mit Erkrankten: Eine schnelle passive Immunisierung kann eine Erkrankung verhindern, wenn Sie mit Erkrankten in Kontakt gekommen sind.

Diesen Kurs bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.
4.9/5 - (13)
AT-12150 Sep.2024 | Geprüft Univ.-Prof.in Dr.in Elisabeth Förster-Waldl: Stand Oktober 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Herdenimmunität
Wenn viele Menschen einer Gruppe eine Infektionskrankheit schon durchgemacht haben oder gegen diese Krankheit geimpft sind, kann Herdenimmunität erreicht werden. Das heißt, dass sich die Krankheit nicht mehr oder nur langsam weiter ausbreiten kann. Dadurch werden auch Menschen geschützt, die nicht geimpft werden können. Das können zum Beispiel Menschen mit einem schwachen Immunsystem, schwangere Frauen oder Neugeborene sein.
Immunsuppression
Unterdrückung des körpereigenen Immunsystems oder Abschwächung des Immunsystems. Diese Wirkung kann im Rahmen einer Therapie erwünscht oder eine Nebenwirkung sein.
Lebendimpfung
Lebendimpfstoffe enthalten abgeschwächte, funktionsfähige Viren, die in den Körper eingebracht das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern stimulieren. Lebendimpfstoffe können unter Umständen, besonders bei immungeschwächten Personen, krankheitsähnliche Symptome auslösen. Im Unterschied dazu siehe „Totimpfstoff“.