2. Vulnerable Gruppen verstehen

Wer gehört zu einer vulnerablen Gruppe und was bedeutet das?

Vulnerable Gruppen haben bei Infektion ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, da ihr Immunsystem geschwächt ist. Wenn das Immunsystem geschwächt ist, kann es schlechter Krankheitserreger abwehren. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können sein:

  • Ältere Menschen: Mit dem Alter kann das Immunsystem schwächer werden. Dies hat auch die COVID-19-Pandemie gezeigt, von der ältere Menschen besonders betroffen waren.
  • Menschen mit chronischen Erkrankungen: Viele chronische Erkrankungen, darunter zum Beispiel Diabetes oder Krebserkrankungen, können das Immunsystem schwächen.
  • Menschen mit Immunschwäche: Eine Immunschwäche kann entweder angeboren oder beispielsweise durch Medikamente ausgelöst sein. Nach einer Transplantation werden zum Beispiel Medikamente gegeben, die das Immunsystem unterdrücken (= Immunsuppressiva ). Sie verhindern, dass das neue Organ abgestoßen wird.

Auf einen Menschen können mehrere Gründe für ein schwächeres Immunsystem gleichzeitig zutreffen. Diese Menschen sind oft besonders gefährdet. Wie hoch das Risiko für Infektionen ist, hängt immer von der individuellen Erkrankung ab.

Ich bin mir unsicher, ob ich einer vulnerablen Gruppe angehöre. Wie finde ich das heraus?

Nicht alle Menschen höheren Alters oder mit chronischen Erkrankungen haben ein schwaches Immunsystem. Überlegen Sie, wie oft im Jahr Sie an einer Infektion leiden. Wenn Sie in einem Jahr mindestens viermal wegen schwerwiegender Infektionen mit Antibiotika behandelt wurden, könnte eine Immunschwäche vorliegen. Fragen Sie Ihre Behandler:innen, wie hoch Ihr individuelles Risiko ist und warum. Besonders häufige Ursachen sind eine Chemotherapie , Diabetes oder seltener (angeborene) Immundefekte. Auch Stress kann das Immunsystem schwächen, jedoch in der Regel nur vorübergehend – solange der Stress anhält.

Warum ist das Risiko bei diesen Personen erhöht?

Das Immunsystem ist komplex und besteht aus vielerlei Teilen. Drei sehr wichtige Bestandteile sind T- und B-Lymphozyten, welche zu den weißen Blutkörperchen gehören, sowie die angeborene Immunabwehr:

  • T-Lymphozyten bekämpfen essentiell Erkrankungen durch Viren, zum Beispiel bei Grippe (Influenza) oder auch COVID. Bei einigen Erkrankungen sind die T-Lymphozyten vermindert, darunter HIV.
  • B-Lymphozyten & deren sezernierte Antikörper bekämpfen vor allem Erkrankungen durch Bakterien, beispielsweise eitrige Lungenentzündungen.
  • Angeborene Immunabwehr: Dazu zählen sehr viele verschiedene Arten von Zellen (zum Beispiel Granulozyten) und Eiweißen. Sie schützen uns unter anderem vor Erkrankungen durch Salmonellen. Salmonellen können in rohen tierischen Lebensmitteln vorkommen, zum Beispiel in Eiern und Fleisch.

Wie wird mein Infektionsrisiko bestimmt?

Indem Ihre Behandler:innen herausfinden, welcher Teil Ihres Immunsystems geschwächt ist, können sie Sie gezielt und individuell vor Infektionen schützen. Dazu befragen sie Sie unter anderem zu ihren Vorerkrankungen, Medikamenten und fertigen ein Blutbild an.

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AT-12150 Sep.2024 | Geprüft Univ.-Prof.in Dr.in Elisabeth Förster-Waldl: Stand Oktober 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Immunsuppressiva
Immunsuppressiva sind Therapeutika, die das Immunsystem beeinflussen und herunterregulieren. So können überschießende Immunreaktionen verhindert werden. Jedoch sind Patient:innen dann auch anfälliger für infektiöse Erkrankungen.