5. Bewegung und Sport bei Krebs

Ich bewege mich weiter - Sport und Bewegung für junge Patient:innen

Moderne Therapiekonzepte mit immer individuelleren Behandlungsmethoden verbessern die Heilungs- und Überlebenschancen junger Krebspatient:innen. Sie können aber auch zum vermehrten und verstärkten Auftreten von Akut- und Langzeitnebenwirkungen führen. Durch Studien konnte gezeigt werden, dass etwa zwei Drittel junger Patient:innen unter therapiebedingten Spätfolgen leiden. Dazu gehören unter anderem psychische und körperliche Probleme wie z.B. Polyneuropathie (Therapie-bedingte Nervenschädigungen), chronische Schmerzen, Erschöpfungszustände oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Letztere zählen zu den häufigsten Langzeitfolgen im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter.

Zahlreiche Studien aus dem Bereich der Erwachsenenonkologie zeigen, dass durch regelmäßige körperliche Aktivität krankheits- und therapiebedingte Nebenwirkungen verbessert werden können. Dazu zählt nicht nur die sportliche Aktivität, sondern jede Form von Bewegung, also auch die Bewegung im Alltag. Bewegung und Sport wirken sich positiv auf die kardiovaskuläre Fitness, Muskelkraft und Körperzusammensetzung, aber auch auf Fatigue (chronische Müdigkeit), Ängstlichkeit, Depressivität, psychosoziale Beschwerden und Belastungen (im Bereich Ausbildung, Beruf, Familie), das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität aus. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf ein geringeres Rezidivrisiko (Risiko für das Wiederauftreten einer Krankheit) durch regelmäßige und ausreichende körperliche Aktivität.

Bewegung und Sport haben auf verschiedenen Ebenen positive Auswirkungen:

Körperliche Ebene

  • Erhalt bzw. Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit
  • Verbesserung der allgemeinen Fitness
  • Stärken der Immunabwehr
  • Verringerung der Fatigue-Symptomatik

Emotionale Ebene

  • Neues Selbstvertrauen gewinnen
  • Positiver Einfluss auf Stimmung und Wohlbefinden
  • Akzeptanz bzw. aktive Auseinandersetzung mit dem eigenen veränderten Körper
  • Mut machen, wieder unter Menschen zu gehen
  • Einen eigenen Beitrag zur Genesung leisten

Soziale Ebene

  • Freude und Spaß an der Bewegung
  • Gemeinsam Sport treiben
  • Austausch von Erfahrungen und Informationen mit anderen Betroffenen
  • Kommunikation fördern

Welche Bewegung ist gut für mich?

Das Spektrum an Bewegungsmöglichkeiten ist groß. Welche Bewegungsform für Sie in Frage kommt, hängt von Ihren persönlichen Zielen und Vorlieben ab. Zudem müssen die individuelle medizinische Therapie (z.B. nach Operationen) und eventuelle krankheitsbedingte Situationen (z.B. Knochenmetastasen) bedacht werden. Grundsätzlich gilt: Bevor Sie mit sportlicher Aktivität und regelmäßigem Training beginnen, halten Sie in jedem Fall mit Ihrem:Ihrer behandelnden Ärzt:in Rücksprache.

Es muss aber nicht immer gleich klassischer Sport sein, wenn Sie sich dazu noch nicht in der Lage fühlen. Auch ausreichend Bewegung, also körperliche Aktivität im Alltag, hat einen unmittelbaren positiven Effekt auf Ihre Gesundheit. Zur Alltagsbewegung gehören z.B. vermehrtes Radfahren, etwa zur Arbeit, zum Einkaufen oder zu Freunden, aber auch Stiegen steigen, statt mit dem Aufzug zu fahren oder die Rolltreppe zu nehmen. Schon eine Station früher aus Bus oder Bahn auszusteigen und den Rest des Weges zu Fuß zu gehen, führt zu mehr Bewegung im Alltag.

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Erfahrungen eines Betroffenen

“Mit der Diagnose stellt sich alles auf den Kopf. Der mögliche Tod wird plötzlich Teil des eigenen Lebens. Der Berufsalltag legt eine Vollbremsung hin, und Deadlines für Projekte werden durch Termine für Untersuchungen, Befundbesprechungen und Chemosessions abgelöst. In dieser Zeit funktioniere ich nur mehr, ich arbeite meine Krankenhaus -und Arzttermine ab und versuche nebenbei fit zu bleiben. Eine knappe Woche nach jeder Chemogabe kann ich wieder langsam meine Laufrunden drehen. Ich bin genau halb so schnell wie vor der Erkrankung.

Ich lerne in dieser Zeit aber auch viel über mich und meine Beziehungen. Meine Freundin steht zu mir, und nicht einmal das Lachen vergeht uns. Aber natürlich tut es weh, wenn Freunde Babynamen googeln, während man selbst ergoogelt, dass eines der Medikamente mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit unfruchtbar macht.

Ist die Behandlung dann irgendwann vorbei, steht man vor einem Loch. Ich sollte glücklich sein, aber ich kann nicht so einfach zurück in den Alltag. Das ist ein langer Prozess, und so ganz wird man nie mehr der Alte. Nun, mit ein paar Jahren Abstand, sehe ich die Erkrankung als prägenden, hoffentlich vergangenen, Teil meines Lebens.”

David
Betroffener

Geprüft Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, MBA, MMSc: Stand Februar 2023 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.