3. Fertilitätserhalt bei Krebs

Mein / Unser Kinderwunsch nach Krebs

Vielleicht haben Sie ja schon vor der Diagnose daran gedacht, demnächst oder in der Zukunft eine Familie zu gründen oder noch ein Kind zu bekommen. Möglicherweise waren Sie sogar schon „am Basteln“ und plötzlich schlägt die Diagnose Krebs wie ein Blitz in Ihr Leben ein.

Wut und Traurigkeit kommen vielleicht hoch, dass Ihnen „das Schicksal einen Strich durch die Rechnung“, durch Ihre Planung macht. Auch wenn im Moment andere Dinge im Vordergrund stehen wie der Beginn der Behandlung und es Ihnen jetzt vielleicht sogar „eigenartig“ vorkommt trotz der Erkrankung über einen Kinderwunsch nachzudenken, so ist es dennoch wichtig, diesen Wunsch jetzt – vor Behandlungsbeginn – Ihrem:Ihrer behandelnden Ärzt:in mitzuteilen.

Möglicherweise haben Sie noch gar nicht darüber nachgedacht, ob Sie einmal Kinder bekommen und eine Familie gründen wollen. Dennoch sollten Sie möglichst zeitnah mit Ihrem:Ihrer behandelnden Ärzt:in darüber sprechen, wie sich Ihre onkologischen Therapien auf Ihre Fruchtbarkeit auswirken, selbst wenn Ihnen dieses Thema im Moment absolut nachrangig erscheint. Sie möchten sich vielleicht für die Zukunft alle Möglichkeiten offenhalten.

Gleich nach der Diagnose Möglichkeiten zum Schutz der Fruchtbarkeit besprechen

Die Krebserkrankung zu heilen ist das oberste Ziel jeder Behandlung. Die verwendeten Medikamente bzw. Chemotherapeutika können jedoch erhebliche Auswirkungen auf Ihre Fruchtbarkeit haben, was manchmal vielleicht in der onkologischen Aufklärung wenig Raum findet. Die Beratung zum Fruchtbarkeitserhalt ist jedoch wichtig für Sie, da sich durch die Weiterentwicklung der onkologischen Therapien die Heilungs- und Überlebenschancen in den letzten Jahren deutlich erhöht haben. Daher ist zu erwarten, dass die Erfüllung Ihres Kinderwunsches nach erfolgter Therapie in der weiteren Lebensplanung eine wichtige Rolle spielen kann und Sie daher auch besonders an Möglichkeiten interessiert sein könnten, einerseits Ihre Fruchtbarkeit zu erhalten bzw. wiederherzustellen oder andererseits mit den Möglichkeiten der modernen Kinderwunschtherapie die gewünschte Schwangerschaft zu erzielen.

Entscheidend ist dabei: Jeder Tag zählt! Sofort nach der Diagnosestellung der Krebserkrankung benötigen Sie ein individualisiertes Therapiekonzept, wobei Zeit eine ganz entscheidende Rolle spielt: Die Maßnahmen müssen nämlich meistens in der kurzen Zeitspanne zwischen der Diagnose und dem Beginn der Chemo– oder Strahlentherapie stattfinden. Mitunter gehen wertvolle Tage und Wochen verloren, bis Sie in ein Kinderwunschzentrum zugewiesen werden.

Das heißt konkret:

  • Die 1. Entscheidung, ob fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen bei Ihnen durchgeführt werden sollen, finden in einem kleinen Zeitfenster, zwischen Krebsdiagnose und Behandlungsbeginn, statt.
  • Die 2. Entscheidung, ob Sie tatsächlich schwanger werden wollen, steht erst einige Zeit nach Ende der Krebsbehandlung an; meist wird (vor allem bei Frauen) empfohlen, danach noch 2 Jahre zuzuwarten. Für diese Entscheidung haben Sie also reichlich Zeit – und für diese Entscheidung empfehlen wir, sich nochmals ausführliche onkologische Beratung und möglicherweise auch ein Gespräch mit einer Psychoonkolog:in zu organisieren.
Erfahrungen einer Betroffenen

“Mir hat es geholfen mich sofort nach Diagnosestellung mit dem Thema Krebs und Kinderwunsch zu befassen – da Krebstherapien häufig erhebliche Schäden an der Fruchtbarkeit anrichten, müssen VOR Therapiebeginn die Möglichkeiten einer Fertilitätsprotektion besprochen und ggf. eine davon zeitnah durchgeführt werden – bei dieser Entscheidung geriet ich in einen großen emotionalen Konflikt zwischen Angst um mein eigenes Leben versus Angst vor ungewollter Kinderlosigkeit.”

Elke, 34
Betroffene von Brustkrebs

Mögliche Maßnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit bzw. zur Erfüllung meines späteren Kinderwunsches

Prinzipiell müssen die Möglichkeiten bei allen bösartigen Erkrankungen erwogen werden, bei denen eine Therapie mit Bestrahlung, Chemotherapie oder Hormontherapie zum Einsatz kommt. Alle diese Behandlungsformen können Auswirkungen auf Ihre Fruchtbarkeit haben, da es zu einer dauerhaften Schädigung der Eizellen in den Eierstöcken bzw. der Samenzellen in den Hoden kommen kann.

Beim Mann

  • Kryokonservierung von Samenzellen Anlegen eines Samendepots nach Abgabe einer oder mehrerer Proben durch Masturbation.
  • Kryokonservierung von Samenzellen aus dem Hodengewebe

Bei der Frau

  • Medikamente zum Schutz der Eierstöcke unter Chemotherapie
  • Die operative Verlagerung der Eierstöcke
  • Kryokonservierung von Eierstockgewebe (Ovarian Tissue Banking“- OTB)
  • Kryokonservierung von Eizellen / Embryonen nach hormoneller Stimulation
Broschüre "Krebs und Kinderwunsch"
Ein kleiner Leitfaden der Österreichischen Krebshilfe zur Entscheidungshilfe für den Kinderwunsch bei einer Krebserkrankung. Download

Wie bereits erwähnt: Es ist ganz besonders wichtig, dass Sie möglichst frühzeitig über all diese Möglichkeiten Bescheid wissen, da das Zeitfenster für die Maßnahmen oft sehr klein ist! Scheuen Sie sich daher nicht, sofort mit einem Kinderwunschzentrum Kontakt aufzunehmen, um rasch einen Beratungstermin zu vereinbaren – hier zählt zwischen Krebsdiagnose und Behandlung jeder Tag!

Genauere Informationen zu den verschiedenen Möglichkeiten und wer Sie diesbezüglich beraten kann, erhalten Sie im Download „Krebs und Kinderwunsch“. Das Thema Fertilitätserhalt speziell beim Mammakarzinom wird zudem in der kostenlosen Online-Schulung „Kinderwunsch bei Brustkrebs“ genauer behandelt.

Geprüft Univ.-Prof. Dr. Heinz Strohmer: Stand Februar 2023 | Quellen und Bildnachweis
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